Zugspitz Ultratrail 2013 – Phönix reckt sein Haupt

…und zum Dritten!
zum dritten Male fand 2013 der Zugspitz Ultratrail über 100 km statt, und zum dritten Mal war ich dabei.
Beim Lauf selbst ist alles beim, zwiefach bewährten, Alten geblieben, für mich bildete der diesjährige ZUT das erste Highlight der Saison, und somit einen Testfall für das Projekt Phönix.

…und zum Dritten!
zum dritten Male fand 2013 der Zugspitz Ultratrail über 100 km statt, und zum dritten Mal war ich dabei.
Beim Lauf selbst ist alles beim zwiefach bewährten Alten geblieben, für mich bildete der diesjährige ZUT das erste Highlight der Saison, und somit einen Testfall für das Projekt Phönix.

„….zum zweiten….und zum…..“
Hätte tatsächlich ein Auktionator versucht, am Morgen vor dem Start seinem Beruf nachzugehen, ein frustrierendes Erlebnis wäre ihm sicher gewesen. Einige hundert Läuflinge harrten des Startsignals. Je nach Temperament, Abgeklärtheit und Schlafentzug beschäftigten sie sich entweder damit, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben, oder sie hüpften hibbelig umher.
Der arme Auktionator, er hätte die echte Mona Lisa für zweifuffzich ausrufen können: der Geist eines jeden Läuflings war von einem, und zwar genau einem Gedanken voll ausgelastet, nämlich der Vorfreude auf einen schönen Tag in der Bergwelt.

Von der letztjährigen Spannung in Bezug auf die Nahrungssituation (wird man Cola ausschenken) war nichts zu spüren, der ZUT hat sich den Ruf eines Laufes mit karger Kost erworben. Wobei „karg“ relativ zu sehen ist. Wer sich biegende Tische à la UTMB oder Sri Chinmoy erwartet, sieht sich dem Mangel ausgesetzt. Wer unbedarfter herangeht – oder gar den Nur-Wasser-und-nichts-als-Wasser-KUT als Maßstab heranzieht, wähnt sich im siebenten Himme. Er freut sich über Bananen und weiteres Obst, Brot, Käse, Kuchen, Wurst, Gurken und fallweise Suppe mit Nudeln drin. Wie schon der große nichtlaufende Physiker Einstein treffend erkannte: alles ist relativ.

Verhungert ist meines Wissens bislang niemand.
Ob am Gerücht, der Sponsor High Five würde gegen den Ausschank von Cola intervenieren, was dran ist?
Diesen No-Cola Standard, mit dem der ZUT sich vom Immer-Cola-Standard abhebt, nutzen einzelne Verpflegungspunkte, um eben doch das begehrte Getränk vorzuhalten. Das erinnert mich an das Prinzip der „Bückware“, welche Händler unter dem Ladentisch für besondere Kunden bereithielten.

Eindeutig anders als sonst war dieses Mal das Wetter.
Über den Winter, der sich bis weit in den Juni hinein hartnäckig an der mitteleuropäischen Landschaft festklammerte, ist schon genug geschrieben worden, weshalb auch ich mich weiterer Worte enthalte. Dauerregen in den Wochen vor dem Lauf – in größeren Höhen als Schnee – ließ mich um die Streckenführung fürchten. Es hätte uns eine Schlechtwetterroute treffen können. Indes, wir hatten Glück: die ZUT-Website meldete einige Tage vor dem Lauf weitgehende Schneefreiheit.

Schneefrei bedeutet „getauter Schnee“, und das wiederum „Wasser“. Kurzum, es war rutschig, dieses zudem höchst variantenreich.
Nur Schlamm, wie letztes Jahr beim UTMB, das wäre langweilig gewesen. Weitere Rutschvariationen bot die Vielfalt an Schnee, nassem Gras, nassen Steinen, nassem Holz, und mehr Matsch.
Am wenigsten griffig sind nach meiner Erfahrung übrigens die in Wanderwege versunkenen nassen Steine.
Und wo nichts rutscht, kann es immerhin noch rollen: Steine und Erdkrümel helfen auch dem technisch unbedarften Läufling, den Unterschied zwischen Gleit- und Rollreibung zu verstehen.
Den technisch Interessierten sei kundgetan, dass vereinzelt sogar Haftreibung aufgetreten sein soll. Das ist dann, wenn der Läufling nicht nur glaubt, sicheren Halt zu haben.

Wie trügerisch der Glaube an sich sein kann, zeigte sich beim Blick auf Kleidung der Teilnehmer.
Katzenhafte Reflexe hatten mich bislang weitgehend vor der Peinlichkeit bewahrt, braune Flecken auf den Beinkleidern erklären zu müssen.
Sei’s drum, dieses Jahr holte ich vieles nach. Einmal Schnee, einmal Gras, zweimal Steine und mindestens einmal Matsch brachten mich zu Fall. Spielte Schlafdefizit eine Rolle? Ausreichend gepennt hatte ich beileibe nicht.
Egal, ich nutzte die Vielfalt der Sturzmöglichkeiten weidlich aus, um dem Untergrund gesund und unverletzt näher zu kommen.

Wo der Boden hohe Ansprüche an den Läufling stellte, war das Wetter deutlich weniger sommerlich als sonst – was mir ausgesprochen entgegenkam. Gefühlt um 15 Grad, das ist „meine“ Temperatur. In den Wolken laufend, war die Aussicht natürlich eingeschränkt, äußerst hohe Luftfeuchtigkeit machte das Atmen schwer. Und die Tropfen auf der Stirn – Schweiss oder Nebel? Ich tippte auf beides.
Ein Stündchen Regen ward uns übrigens beschert, sonst erfreute uns (Von Nebel bzw. Wolken abgesehen) trockene Luft. Im Laufe der Nacht klarte es dann auf, um den langsameren Läuflingen eine traumhafte Bergnacht mit abschließendem Sonnenaufgang zu bescheren.

„Mein“ Projekt Phönix erwies sich beim ZUT als Erfolg. Mit 22:24:20 Stunden war ich über zwei Stunden früher im Ziel als 2012 – Phönix entstieg der Asche, um sein Haupt zu recken!

KUT 2013 Höllisch gut!

„Auf die Plätze, fertig, Spaß“. Mit diesen Worten aus dem Mund von Eric Tuerlings begann der Keufelskopf Ultra Trail 2013. Ein Trail über 85 Kilometer, der sich in den fünf Jahren seines jungen Lebens einen legendären Ruf in Ultrakreisen erworben hat.

Tagesmenu: Lohnmedaillon an artgerecht gehaltenen Trailschuhen auf einer Grasborste
Tagesmenu: Lohnmedaillon an artgerecht gehaltenen Trailschuhen auf einer Grasborste
„Auf die Plätze, fertig, Spaß“. Mit diesen Worten aus dem Mund von Eric Tuerlings begann der Keufelskopf Ultra Trail 2013. Ein Trail über 85 Kilometer, der sich in den fünf Jahren seines jungen Lebens einen legendären Ruf in Ultrakreisen erworben hat.

Zu verdanken ist dies zum Beispiel dem unermüdlichen Bemühen von Eric, im Vergleich zum Vorjahr hier eine kleine Schwierigkeit zusätzlich einzubauen, dort noch einige Höhenmeter zu finden (dazu später mehr), und den allseits beliebten Sprüchen an der Strecke. Bei Kilometer 43 finden wir, rechnerisch vollkommen korrekt, die Information, es sei „nur noch ein Marathönchen“ zu laufen

Kurz vor dem Ziel erfahren wir dann, der KUT sei „Wie Urlaub, nur mit Schmerzen“.
Hand aufs Herz, wer wollte da widersprechen?

Wobei die Schmerzen rein physischer Natur sind, denn die Strecke selbst ist dem passionierten Trail-Läufling ein einziges Labsal. Nur dort, wo es gar nicht anders geht, weichen wir auf Schotterstraßen aus, und der Asphaltanteil ist so gering, dass der Würgereflex schon aus Zeitmangel ausbleibt. Straße. Pfui!
Nein, beim KUT erkundet man eine der schönsten Ecken der „Preußischen Berge“ vorwiegend auf Wegen, die so schmal, klein und unwegsam sind, dass ich nicht erstaunt war, als Fuchs und Has‘ vorbeikamen, um mich nach dem Weg zu fragen. Sie wollten sich eine gute Nacht wünschen, und hatten sich verlaufen.

Obendrein sind die Wege mit Wurzeln, Steinen, Matsch und knackigen Steigungen bzw. Gefällen das, was man dem Trailneuling zeigen sollte, der „koordinativ anspruchsvolles“ Geläuf kennenlernen will.
Oft kann man aus mehreren Möglichkeiten wählen: Umknicken, Ausrutschen, Wegrutschen. Auf Hintern, Nase, Seite fallen oder sich entkräftet am Seil nach oben ziehen. Gerne darf zur Abkühlung einer der bereitgestellten Bäche betreten werden. Für Weicheier liegen manchmal Trittsteine bereit, auf denen der Könner elegant ausrutscht.

Trailrunning eben.

Genuss.

Ein schöner Tag am Busen der Natur!

Wie es sich für einen Märchenwald geziemt, meinte es der Wettergott gnädig mit uns. Die Temperaturen waren mit gefühlten zehn bis zwanzig Grad wunderbar zum Laufen, und dass der drei Tage zuvor noch angekündigte Regen ausblieb, wird niemand bedauert haben.

Wobei es in der Woche vor dem KUT es ordentlich geregnet hatte; Eric erzählte beim Briefing vor dem Start vergnügt, wir dürften uns auf eine matschige Strecke einstellen.
Eigentlich mag ich Schlamm nicht, uneigentlich bin ich spätestens seit dem UTMB im letzten Jahr von solchem Kleinmut geheilt: es ist mir wurscht. Rutsche ich eben, was soll’s. Schöne Entwicklung der Läuflingspersönlichkeit!

A propos Persönlichkeit: das Vorjahr hatte eine ganze Latte von Verbesserungsmöglichkeiten aufgedeckt. Wer mich nochmal Jammern lesen möchte, darf es gerne hier tun. Wesentlicher Punkt, und elementarer Bestandteil des Projekts Phönix, den ich mir für 2013 vorgenommen hatte, war: ins Ziel kommen.

Um es kurz zu machen *: ich habe beim neuen Anlauf regelmäßig und ausreichend gegessen, mithin immer genug Kraft in den Beinen.
Vor allen Dingen hat meine Einstellung gepasst. Jenes mentale Dings, das mich ehedem gerne etwas länger an Verpflegungspunkten verweilen ließ, als es zur unmittelbaren Befriedigung meiner leiblichen Bedürfnisse notwendig war. Statt noch viertelstundenlang herumzulungern, habe ich meinen Kram gepackt und zog weiter.

Der schönste Moment kam, als ich an der Stelle vorbeilief, an der ich im Vorjahr ausgestiegen bin. Zum Glück befand ich mich am Waldrand, mit meinem breiten Grinsen hätte ich kaum zwischen den Bäumen hindurchlaufen können.
Klar habe ich mich gequält, natürlich „tat es weh“, streckenweise wenigstens, nur: es hat Spaß gemacht. Es mag paradox klingen, wenn ich schreibe, dass das Weiterlaufen auch dann leicht war, wenn es schwer fiel. Der erfahrene Läufling versteht mich.

Für mein persönliches Fazit darf ich mir auf die Schulter klopfen, Projekt Phönix läuft gut!
Gebraucht habe ich übrigens 14:15:12.

Ich hatte weiter oben eine Anmerkung zu den Höhenmetern versprochen. Allgemein herrscht die Auffassung, Eric würde eifrig Höhenmeter suchen und finden. Freilich, es wurden von Jahr zu Jahr mehr. Wer sich die Mühe macht, nachzusehen, stellt fest: 2012 waren es 3200, dieses Jahr werden 3400 angegeben.
Auch ich hing der Vorstellung an, Eric Tuerlings würde Alternativen mit mehr Höhe suchen.

Indes: ich glaube nicht mehr daran.

Ich bin davon überzeugt, dass Eric die Höhenmeter keineswegs sucht. Nein, das wäre zu einfach. Er hat einen Weg gefunden, Höhenmeter zu züchten.

Irgendwo, tief im finsteren Walde verborgen, liegt das geheime Labor des Eric Tuerlings. In unheimlichen Vollmondnächten, wenn kein Lufthauch die nebelverhangenen Hänge überstreicht und sich Werwölfe furchtsam die Decke über den Kopf ziehen, schlägt die Stunde des Eric T. Dann züchtet er junge Höhenmeter für den nächsten KUT.

2014 werden es wieder ein paar mehr sein. Freuen wir uns drauf!

Bilder vom Lauf, und einen weiteren Bericht gibt es bei laufticker.de.

* so kurz war’s dann doch nicht.

Grand Défi des Vosges 2013

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Mitte April, wenn selbst der längste Winter langsam die Endlichkeit seiner Existenz einzusehen beginnt, lädt ein kleiner Verein in Niederbronn-les Bains zum Trailrunning ein.
Dabei hat man am Sonntag die freie Wahl aus Strecken zwischen rund 12, 26 und 53 km, letzterer der Grand Défi des Vosges, dessen Grandesse seit 2012 vom Grand Défi des Seigneurs mit 73 km überstrahlt wird, der Samstags stattfindet.
Das wiederum eröffnet ambitionierten Läuflingen ein herrliches Doppelpack-Wochenende.

Ich ambitionierte mich hin zum bescheideneren Grand Défi. Es ist schon hart, sich für den älteren, aber kleineren Bruder zu entscheiden. Vielen anderen ging es genauso, und das scheint sich herumgesprochen zu haben. Ein freundlicher Holzfäller muss Mitleid mit unserer Läuflingspsyche gehabt haben, denn beim Start eröffnete man uns die frohe Botschaft, dass wir wegen Forstarbeiten eineinhalb Kilometer dazukriegen. Ohne Aufpreis!
Folglich herrschte allgemein Konsens darüber, dass die Strecke fünnefundfünnefzich Kilometer betrage. Eine schöne Zahl, fürwahr!

Und so machten wir uns um acht Uhr auf, die schöne Landschaft zu erkunden. Rauf, runter auf Schotterwegen und vielen schönen Single Trails – Läuflingsherz, was begehrst du mehr?

Kühle vielleicht? Der Winter war unter Auslassung jeglichen Frühlings spontan in Sommer übergegangen. Freitags noch frierend, teilte das Thermometer am Sonntag mollige sechsundzwanzig Grad mit. Gefühlt waren es ungefähr fünfzig. Mindestens.

Am Morgen vor dem Start gelang es mir übrigens, das Wettergeheimnis des Défi zu ergründen. Wer den Défi ein paarmal gelaufen ist, der weiss: am Renntag ist das Wetter schön. Trocken und sonnig ist’s, und zwar auch dann, wenn es vorher wochenlang regnete.
Ein ahnungslos umherstehender Vosgirunner – das ist der Verein, der die Défis veranstaltet, musste mir Rede und Antwort stehen. Er gestand während der hochnotpeinlichen Befragung, dass man regelmäßig zum Gott des Wintersberg, der höchsten Erhebung der Gegend, beten würde.
Jedoch hege ich den Verdacht, dies ist nur die halbe Wahrheit. Ohne in Vollmondnächten geopferte Jungfrauen macht doch kein Gott schönes Wetter.
Andererseits: wo findet man heutzutage noch opferbereite Jungfrauen? Vielmehr: überhaupt Jungfrauen? Ein abendfüllendes Thema, welches den Rahmen dieser Erörterung sprengen würde. Ich bin froh, dass ich wieder zum Laufen überleiten kann.

Wie läuft man sowas, wenn der Märzen mehr schnupfend als laufend verging? Ganz einfach, man tut es so, wie Wolfgang, Bernhard (beide LT Hemsbach) und ich es taten. Als erfahrener Ultraläufling kennt man alle Tricks aus dem FF. Mangelndes Träning, Unpässlichkeit, Magenverstimmungen, Blasen, gebrochene Beine, Arme, Rippen, selbst das Ableben sind leicht zu überwindende Hürden, wenn man weiss, wie es geht.

Der Geheimtipp, dessen Schleier ich nunmehr lüfte, lautet: aktives Leiden.
Wir waren sehr aktiv.

Ich daselbst bewegte mich gar auf völlig neuem Terrain, denn ich hatte erstmals eine Kamera dabei. Weltpremiere für mich! Ich ermahnte mich von Zeit zu Zeit, die Kamera aus der Tasche herauszufummeln, ein Bild zu schießen, dabei möglist nicht hinzufallen, bevor ich weiterlaufe. Dabei bestand die größte Herausforderung darin, überhaupt ans Fotografieren zu denken.



…und nächstes Jahr laufe ich in ganz kurzen Klamotten. Wenn überhaupt bekleidet!

50 km Rodgau

Der 50 km Lauf des RLT Rodgau Ende Jaunuar ist so etwas wie das inoffizielle Jahrestreffen der Ultraszene. Für die einen ein langer Träningslauf, während andere, in der Nachsaison fleißiger träniert habend, schon den Saisonbeginn feiern.
Damit man auf fünfzig Kilometer kommt, muss die 5 km lange Runde nach Adam Riese zehn mal umrundet werden. Klingt langweilig? Im Grunde schon, wäre da nicht der Zeitpunkt, zu dem die Veranstaltung stattfindet. Ende Januar, das liegt bekanntlich mitten im Winter.

Und das bedeutet wiederum: In Rodgau ist es kalt und rutschig. Ich gehe einen Schritt weiter, indem ich behaupte: ein Läufling war nur dann in Rodgau, wenn er fror und rutschte.
Meistens ist noch Wind. Wer die Strecke kennt, weiss, was ich meine: auf der freien Fläche pustet es dann kräftig. Nicht dieses Jahr allerdings.
Dafür boten gut drei der fünf Kilometer eine geschlossene Schneedecke, die je nach Abschnitt fröhliche Abwechslung bot: mal festgetrampelt auf Eis, dann wieder etwas weicher, damit die Füße Löcher strampeln konnten. Wer Lust hatte, konnte die Bedeutung des Wortes Propriozeption (Eigenwahrnehmung) am eigenen Leib erfahren. Mal ein wenig rutschen, dann wieder freudig in eine Unebenheit. Für Beine und Gleichgewichtssinn gab es einiges zu tun!

Soviel, dass ich mich zu einem Adjektiv inspiriert sah: einen Lauf, bei dem es kalt, und die Strecke rutschig ist, nenne ich fortan „rodgau“. Rodgau war dieses Jahr sehr rodgau.
Was wiederum gut ist. Wäre Rodgau weniger rodgau, weil man den Lauf zum Beispiel im Mai veranstaltet, dann, ja dann würden wir von einem popeligen Fuffziger auf einer stinklangweiligen Fünfkilometerrunde reden. Da kommt doch keiner. Ultras wollen leiden. Je rodgau ein Lauf ist, desto besser.

Und Rodgau ist meistens rodgau, deshalb ist der Rodgauer Fünfziger ein fest etablierter Anziehungspunkt für Ultras, dessen Attraktivität sich in steigenden Teilnehmerzahlen zeigt.
Es erstaunt mich immer wieder, wie gut es dem RLT gelungen ist, damit Schritt zu halten. Mittlerweile starten über achthundert Läuflinge, die von den freundlichen Helfern bestens betreut werden. Sie waren eifrig damit beschäftigt, die sehr schwere Strecke mit viel Einsatz (Split streuen, Eis hacken) für die Läuflinge wenigstens einigermaßen laufbar zu machen. „Es“ war stärker als sie, der Weg wurde im Laufe des Tages eher noch rutschiger.

Parkplätze sind übrigens knapp – kein Problem, die freundlichen Einweiser geben Tipps, wo sich das Auto in der näheren Umgebung legal abstellen lässt. Es wäre schließlich zu dumm, nach fuffzich Kilometern in der Kälte zu einem längst abgeschleppten Auto zu laufen.

Laufen, genau. Von der „Infrastruktur“ zu Start und Ziel liegt ein runder Kilometer, der per Pedes zurückgelegt werden will. Die meisten legen sich warme Klamotten bereit (dafür steht etwas Grillhütten-Ähnliches im XXL-Format zur Verfügung). Umziehen gestaltet sich dank steifer Beine (vom Laufen) und Finger (von der Kälte), nun, sagen wir: interessant. So mancher Läufling erwarb seine Daunenjacke einzig zu dem Zweck, den Weg „zurück“ in leidlichem Komfort zurückzulegen. Ich phantasierte in meiner letzten Runde davon, mein Chauffeur (den ich nicht habe) stünde mit dem vorgeheizten Rolls-Royce (den ich auch nicht habe) direkt nach der Ziellinie bereit, um mich gepflegt nach Hause zu chauffieren. Ist schließlich sein Job als Chauffeur. Schon die Berufsbezeichung „Chauffeur“, die sich vom Französischen „Heizer“ (frz. chaud = heiss) herleitet, schickt warme Schauder über meinen Rücken.
Mangels Rolls und Chauffeur griff ich notgedrungen auf meine warme Kleidung zurück. Selbst das: ein Labsal!

Vor den Siegerzeiten in 3:08 (Männer) bzw. 4:04 Stunden (Frauen) kann ich nur ehrfürchtig erstarren. Ich selbst lief 5:05:26, womit ich aus meiner bescheidenen Sicht mehr als zufrieden bin, hatte ich mich im Winter doch mehr auf Athletik konzentriert.

Wie ich schon sagte: Du warst nur in Rodgau, wenn es kalt und rutschig, also rodgau, war. 2013 war Rodgau sehr rodgau. Hurra, ich war in Rodgau!

Gelita Trail Marathon Heidelberg

Heidelberg. Eine der schönsten Städte Deuschlands gestattete sich über Jahre hinweg einen Makel auf der ansonsten blütenweißen Weste: es gab keinen Marathon. Gut, der „halbe“ ist dank Kessellage zwar großzügig mit Höhenmetern versehen, aber es ist eben kein Marathon.

2013 wird sich das ändern, auch Heidelberg wird dann über einen Marathon verfügen. Und was für einen! 1800 Höhenmeter sprechen für sich.
Von der Schönheit Heidelbergs und seiner Umgebung wird man sich am Philosophenweg, der Thingstätte und dem Weissen Stein überzeugen können. Sofern man (noch) kann.
Nach rund 35 Kilometern trachtet dann die Himmelsleiter danach, auch noch das letzte Quäntchen Energie aus des Läuflings müden Beinen zu saugen.

Mit 60 Euro Teilnahmegebühr gehört der Trailmarathon beileibe nicht zu den Sonderangeboten, dafür erhält der Läufling allerdings einen Gegenwert in Form der wunderschönen Strecke. Auch der Termin am 27. Oktober passt perfekt, um sich zum Saisonabschluss etwas besonderes zu gönnen.

Gelita Trailmarathon Heidelberg
27. Oktober 2013