„Auf die Plätze, fertig, Spaß“. Mit diesen Worten aus dem Mund von Eric Tuerlings begann der Keufelskopf Ultra Trail 2013. Ein Trail über 85 Kilometer, der sich in den fünf Jahren seines jungen Lebens einen legendären Ruf in Ultrakreisen erworben hat.
Zu verdanken ist dies zum Beispiel dem unermüdlichen Bemühen von Eric, im Vergleich zum Vorjahr hier eine kleine Schwierigkeit zusätzlich einzubauen, dort noch einige Höhenmeter zu finden (dazu später mehr), und den allseits beliebten Sprüchen an der Strecke. Bei Kilometer 43 finden wir, rechnerisch vollkommen korrekt, die Information, es sei „nur noch ein Marathönchen“ zu laufen
Kurz vor dem Ziel erfahren wir dann, der KUT sei „Wie Urlaub, nur mit Schmerzen“.
Hand aufs Herz, wer wollte da widersprechen?
Wobei die Schmerzen rein physischer Natur sind, denn die Strecke selbst ist dem passionierten Trail-Läufling ein einziges Labsal. Nur dort, wo es gar nicht anders geht, weichen wir auf Schotterstraßen aus, und der Asphaltanteil ist so gering, dass der Würgereflex schon aus Zeitmangel ausbleibt. Straße. Pfui!
Nein, beim KUT erkundet man eine der schönsten Ecken der „Preußischen Berge“ vorwiegend auf Wegen, die so schmal, klein und unwegsam sind, dass ich nicht erstaunt war, als Fuchs und Has‘ vorbeikamen, um mich nach dem Weg zu fragen. Sie wollten sich eine gute Nacht wünschen, und hatten sich verlaufen.
Obendrein sind die Wege mit Wurzeln, Steinen, Matsch und knackigen Steigungen bzw. Gefällen das, was man dem Trailneuling zeigen sollte, der „koordinativ anspruchsvolles“ Geläuf kennenlernen will.
Oft kann man aus mehreren Möglichkeiten wählen: Umknicken, Ausrutschen, Wegrutschen. Auf Hintern, Nase, Seite fallen oder sich entkräftet am Seil nach oben ziehen. Gerne darf zur Abkühlung einer der bereitgestellten Bäche betreten werden. Für Weicheier liegen manchmal Trittsteine bereit, auf denen der Könner elegant ausrutscht.
Trailrunning eben.
Genuss.
Ein schöner Tag am Busen der Natur!
Wie es sich für einen Märchenwald geziemt, meinte es der Wettergott gnädig mit uns. Die Temperaturen waren mit gefühlten zehn bis zwanzig Grad wunderbar zum Laufen, und dass der drei Tage zuvor noch angekündigte Regen ausblieb, wird niemand bedauert haben.
Wobei es in der Woche vor dem KUT es ordentlich geregnet hatte; Eric erzählte beim Briefing vor dem Start vergnügt, wir dürften uns auf eine matschige Strecke einstellen.
Eigentlich mag ich Schlamm nicht, uneigentlich bin ich spätestens seit dem UTMB im letzten Jahr von solchem Kleinmut geheilt: es ist mir wurscht. Rutsche ich eben, was soll’s. Schöne Entwicklung der Läuflingspersönlichkeit!
A propos Persönlichkeit: das Vorjahr hatte eine ganze Latte von Verbesserungsmöglichkeiten aufgedeckt. Wer mich nochmal Jammern lesen möchte, darf es gerne hier tun. Wesentlicher Punkt, und elementarer Bestandteil des Projekts Phönix, den ich mir für 2013 vorgenommen hatte, war: ins Ziel kommen.
Um es kurz zu machen *: ich habe beim neuen Anlauf regelmäßig und ausreichend gegessen, mithin immer genug Kraft in den Beinen.
Vor allen Dingen hat meine Einstellung gepasst. Jenes mentale Dings, das mich ehedem gerne etwas länger an Verpflegungspunkten verweilen ließ, als es zur unmittelbaren Befriedigung meiner leiblichen Bedürfnisse notwendig war. Statt noch viertelstundenlang herumzulungern, habe ich meinen Kram gepackt und zog weiter.
Der schönste Moment kam, als ich an der Stelle vorbeilief, an der ich im Vorjahr ausgestiegen bin. Zum Glück befand ich mich am Waldrand, mit meinem breiten Grinsen hätte ich kaum zwischen den Bäumen hindurchlaufen können.
Klar habe ich mich gequält, natürlich „tat es weh“, streckenweise wenigstens, nur: es hat Spaß gemacht. Es mag paradox klingen, wenn ich schreibe, dass das Weiterlaufen auch dann leicht war, wenn es schwer fiel. Der erfahrene Läufling versteht mich.
Für mein persönliches Fazit darf ich mir auf die Schulter klopfen, Projekt Phönix läuft gut!
Gebraucht habe ich übrigens 14:15:12.
Ich hatte weiter oben eine Anmerkung zu den Höhenmetern versprochen. Allgemein herrscht die Auffassung, Eric würde eifrig Höhenmeter suchen und finden. Freilich, es wurden von Jahr zu Jahr mehr. Wer sich die Mühe macht, nachzusehen, stellt fest: 2012 waren es 3200, dieses Jahr werden 3400 angegeben.
Auch ich hing der Vorstellung an, Eric Tuerlings würde Alternativen mit mehr Höhe suchen.
Indes: ich glaube nicht mehr daran.
Ich bin davon überzeugt, dass Eric die Höhenmeter keineswegs sucht. Nein, das wäre zu einfach. Er hat einen Weg gefunden, Höhenmeter zu züchten.
Irgendwo, tief im finsteren Walde verborgen, liegt das geheime Labor des Eric Tuerlings. In unheimlichen Vollmondnächten, wenn kein Lufthauch die nebelverhangenen Hänge überstreicht und sich Werwölfe furchtsam die Decke über den Kopf ziehen, schlägt die Stunde des Eric T. Dann züchtet er junge Höhenmeter für den nächsten KUT.
2014 werden es wieder ein paar mehr sein. Freuen wir uns drauf!
Bilder vom Lauf, und einen weiteren Bericht gibt es bei laufticker.de.
* so kurz war’s dann doch nicht.
Herrlich!! Die Höhenmeterzucht gehört verboten. 🙂 Und psst, schreib nie wieder darüber, am Ende kommen noch andere Veranstalter auf diese Idee!
Kannst Du nicht ein Buch veröffentlichen??
Wir würden gern mal ein Wochenende zum CouchingSeminar buchen 😀
Beste Grüße
Anett
Hallo Anett,
ich kann mir sogar vorstellen, dass Eric seine Höhenmeter verkauft! Am Ende legen ein paar Sponsoren zusammen – und der welthöchste Berg steht auf Sylt!
Die Idee mit dem Buch gefällt mir, ich grübele, kaue auf der Idee herum,… kommt irgendwann, versprochen!
Das Seminar übrigens auch 😉
Viele Grüße,
Harald
Hallo Harald,
damit bin ich auch auf Deinem Blog gelandet. Dies wird jetzt auch öfters geschehen 🙂 Toller Bericht der Lust auf 2014. Leider gibt es so viele schöne Läufe… 🙂
Hallo Heiko,
willkommen auf meinem Blog!
Du hast vollkommen recht, wir haben die Qual der Wahl… 😉
Hallo Harald,
grinsender Phönix auf dem Keufelskopf. Super!
Junge Höhenmeter. Genau, und nächstes Jahr wachsen die
über sich hinaus.
Ein klein wenig Wehmut beim Betrachten des Lohnmedaillons.
Aber so Schuhe hab ich ja auch. Auch die 72 km waren großartig.
Dein Projekt Phönix zeigt verherende Wirkung. KuSuH unter 24 h? 😉
Ich freu mich drauf!
Viele Grüße aus Köln
Christoph
Hallo Christoph,
schön von dir zu lesen! 🙂
Das Medaillon holst du dir nächstes Jahr. DM Trail findet in Reichweiler statt, noch ein Motiv mehr, an den Start zu gehen (und ins Ziel zu kommen).
Egal wie es kommt, auch 72 km sind bei der Strecke knackig-genussreich (kenne ich noch vom letzten Jahr).
KuSuH unter 24 h? Du lässt mich ins Träumen geraten. In dem Fall würde ich Phönix ein Denkmal setzen.
Freu‘ mich auf den KuSuH!
Viele Grüße aus Heidelberg,
Harald
sehr schoener bericht zu einem tollen trail event …
in den preussischen bergen (nicht im pfaelzerwald, wie ich freitagabend noch belehrt wurde, dieser faengt wohl erst hinter bzw. oestlich von kusel an *klugscheiss*) 😉
gruss aus boeblingen
andreas
Hi Andreas, vielen Dank für die Blumen.
Preussische Berge, wieder was gelernt – steht ja sogar bei Eric auf der Seite. Ich habe es flugs korrigiert. 🙂
Ich habe auf deiner Website gesehen, dass du 2011 auch den KuSuH gelaufen bist – machst du dieses Jahr auch wieder mit?
Grüße aus Heidelberg,
Harald
So, so, im letzten Jahr bist du ausgestiegen, umso erfreulicher dass du in diesem die Kurve gekriegt hast, denn oft ist es so: “ Wer einmal aussteigt, steigt immer aus “ , kein Dahingerede, sondern das habe ich bei anderen oft genug erlebt. Männer sind also scheinbar doch (meist) keine Weicheier, halten tapfer durch wie Frauen und freuen sich zurecht über ihren Erfolg.
Gut gemacht – bin stolz auf dich – 14 Stunden für 85 km ?
Give me five !! 😉
*KLATSCH* Gave you five – vielen Dank! 🙂
Den Aussteige-Virus, wie du ihn beschreibst, habe ich auch bei anderen nicht kennen gelernt. Ist ja schrecklich. Was tun die Leute, um ihn wieder loszuwerden, den Virus?
Und, ja, es waren 14 sehr schöne Stunden für 85km! 🙂
Hallo Harald,
vielen Dank für diesen wirklich lesenswerten Bericht.
An einigen Stellen habe ich mich selber wieder erkannt.
Und ich freue mich jetzt schon wieder auf 2014
Viele Grüße,
Simon aus Kassel
Hallo Simon,
es freut mich, dass dir mein Bericht gefallen hat.
2014 bin ich auch wieder dabei!
Viele Grüße aus Heidelberg,
Harald