Warum du diesen Artikel nicht lesen solltest

Ich hätte auch einen anderen Titel wählen können, etwa "Zehn Gründe, diesen Artikel nicht zu lesen", wobei zwölf, sieben, oder dreißig Gründe ebenso gut gewesen wären. Mein Arbeitstitel war übrigens "Warum ich Artikel wie diesen (fast) nicht mehr lese", und schon sind wir beim Thema, weil ich an mir eine zunehmende Unlust zum Konsum (!) bestimmter Publikationen wahrnehme.
Was stört mich daran eigentlich?  „Warum du diesen Artikel nicht lesen solltest“ weiterlesen

Vorsätzlich?

So ein Jahresswechsel ist faszinierend: ich lege mich schlafen, wache auf – und alles ist wie zuvor. Bei mir.
Andere Menschen hingegen hatten die radikale Neuausrichtung zu just diesem Datum vor Monaten vorsätzlich beschlossen. Und deshalb ist seit vorgestern alles anders. Wirklich?

So ein Jahresswechsel ist faszinierend: ich lege mich schlafen, wache auf – und alles ist wie zuvor. Wieso auch nicht, es ändert sich ja bloß die Jahreszahl im Datum, das ich schreibe. Ein banaler Vorgang, der das menschliche Konstrukt namens Kalender wiedergibt.

Nichts Besonderes also.

Für mich.

Andere Menschen hingegen hatten die radikale Neuausrichtung ihres Lebenswandels zu just diesem Datum vor Monaten vorsätzlich beschlossen. Und deshalb ist seit vorgestern, jenem Tag, an welchem sich viele der kleinen Raupen Nimmersatt über Nacht in einen wunderschöner Schmetterling verwandelten alles anders.

Wirklich?

Bleibt das auch so?

Ich hege Zweifel.

Zweifel an der Veränderung, an der Dauer des Zustands und letztlich an der Motivation, die vor Wochen oder gar Monaten zu dem geführt hatten, was der Volksmund gute Vorsätze für das Neue Jahr nennt.
Tja, diese Vorsätze.
Schon sprachlich scheinen sie mir der guten Sache – sprich: einer vom Vorsetzenden herbeigewünschten, ersehnten, erträumten, meist jedenfalls keineswegs erstrebten oder gar hingearbeiteten Änderung – eher hinderlich denn förderlich zu sein.
Nehmen wir an, ein Mensch setzt sich vorsätzlich einen Vorsatz vor. Dieser macht dann, was Vorsätze ihrem Namen nach eben tun: er sitzt. Und zwar vor besagtem Menschen, ihm deshalb im Wege herum. Das macht ihn gewissermaßen zum Vorsitzenden, vielleicht auch zum Vorgesetzten, was die Sache nicht unbedingt erleichtert, denn so ein Vorgesetzter zeichnet sich im Gegensatz zur Führungskraft dadurch aus, dass er Anweisungen gibt, die zu befolgen sind. Der Philosoph spricht hier vom normativen Ist, während sich der Bürger an die härtest mögliche Formulierung obrigkeitlicher Anordnungen erinnert fühlt, die bekanntlich ohne Wenn und Aber zu befolgen sind. Wen interessieren schon Interessen und Motive desjenigen, der zu folgen hat.

Da werfen wir einen kurzen Blick ins Lexikon, Stichwort Motivation, wo wir uns den Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation vor Augen halten. Intrinsisch motivierte Menschen tun etwas, weil sie Lust dazu haben. Ich kenne genau einen Menschen, der von einem auf den anderen Tag mit dem Rauchen aufhörte: Ich hab‘ keinen Bock mehr zu rauchen. Die halbe Schachtel Zigaretten wurde irgendwann weiterverschenkt.

Extrinsch Motivierte handeln, weil sie es müssen. Oder glauben, es zu müssen.

Ich will niemandem was unterstellen, aber diese Vorsetzerei riecht förmlich nach Ach, ich glaube ich muss was für meine Gesundheit tun. Ich bin ja so dick. Weniger Essen und mehr Sport. Ab dem ersten Januar melde ich mich im Studio an.

Äh. Nur mal angenommen, solch ein Satz fällt Anfang Oktober. Wie genau darf ich mir das vorstellen? Jemand findet sich jetzt nicht fit, und will ein Vierteljahr weiterfressen und auf der Couch herumliegen?

Das kann nicht funktionieren.

Wenn derjenige am 1.Januar wirklich den Weg zu sportlicher Betätigung findet, wird er ihn kurze Zeit später verloren haben.

Intrinsisch geht anders. Vielmehr: es geht überhaupt.

Es gibt keinen Vorsatz, der vorne herumsitzt. Was soll er ohne Beine auch anderes tun? Mit Beinen, welche ihm die Lust des Menschen an der Veränderung macht – sie ist ihrerseits tiefer Einsicht in ihre Notwendigkeit geschuldet – gibt es anstelle des Vorsatzes einen Vorgang. Und weil der Mensch Lust im Sinne von Freude empfindet, wird aus dem Vorhaben ein Vorspiel. Schließlich soll die Chose Spaß bereiten.

Ich habe leicht Reden, bin ich doch sportlich?

Klar habe ich das – was den Sport betrifft.

Nur, dass ich nicht bloß von der Bewegung spreche, sondern von Verhaltensänderungen. Dass die verflucht schwierig herbeizuführen und noch schwerer beizubehalten sind, weiß ich selber. Von außen angestoßen – ich muss Sport treiben! – wird’s nichts. Nicht, wenn du musst. Da hilft auch keine Datumskrücke. Wenn du willst, wird ein Schuh draus, in diesem Fall wahrscheinlich ein Laufschuh.

Glaubst du zu müssen – lass‘ es, und genieße die anderen Dinge, die dir wirklich Spaß machen.

Wenn du willst – tu‘ es. Jetzt.

Viel Spaß beim Vorspiel!

Weisheit aus den Binsen: Laufen im Winter

Es ist später Herbst, der Winter naht, und das wiederum löst bei massenhaften Medien eine Zwangshandlung aus, welche in Artikeln mit Tipps für das Laufen in der kalten Jahreszeit mündet. Bahnbrechende Erkenntnis ist da eher selten, stattdessen bricht sich zumeist ein erstaunliches Misstrauen in den gesunden Menschenverstand der Leserschaft Bahn.
Na gut, schreib‘ ich halt auch was zum Thema. Zieht euch schon mal warm an…

Es ist später Herbst, der Winter naht, und das wiederum löst bei massenhaften Medien eine Zwangshandlung aus, welche in Artikeln mit Tipps für das Laufen in der kalten Jahreszeit mündet. Ich vermute, das hat die Inspiration zu „alle Jahre wieder“ geliefert.

Alle Jahre wieder.

Platscht das Schlagzeilending.

Auf die Titelseite nieder:

Laufen im Winter – so überlebst du die kalte Jahreszeit!

Frohgemut erwirbt der gemeine Läufling das Fitnessmagazin, von dem er sich herausragende Informationen zum Thema erwartet. An dieser Stelle schreite ich kurz ein, indem ich auf einen relativ einfachen Sachverhalt hinzuweisen mir gestatte: Wirklich Neues wird nur derjenige erfahren, der sich an den letzten Winter nicht mehr erinnert. Auch nicht an den davor. Und davor. Dem vielmehr die grundlegende Idee von Winter als Jahreszeit (ich bin so frei, und schließe den Spätherbst ein) fremd geworden ist.

Für jenen ist vieles neu.

Das sind die Menschen, die beim ersten Auftreten des Wortes Schneeflocke jedwedes Autofahren oberhalb von Schritttempo verweigern. Alle anderen dürfen keinen bahnbrechenden Erkenntnisgewinn erwarten. Eher bricht sich in den meisten Artikeln ein erstaunliches Mißtrauen in den Verstand der Leserschaft Bahn.
Aber was soll’s, ich schreibe auch ein paar Zeilen zum Thema.

Zieht euch warm an….

Denn es ist – Winter.

Das Winterhalbjahr – so benannt, obwohl dem Winter als einer von vier gleichberechtigten Jahreszeiten von Rechts wegen nur drei Monate zustehen – ist vielen Menschen noch aus der Kindheit in Erinnerung. Es war die Zeit, in der widerspenstige Eltern dem Kleinkind immer wieder die Mütze auf den Kopf zwangen. Selbst wiederholtes Herunterreißen verbunden mit nachdrücklichen Unmutsäußerungen verloren sich im elterlichen Trotz.

Die Mütze blieb drauf.

Später dann, als das kleine Wesen älter und rationalen Argumenten zugänglich wurde, erklangen Ermahnungen als Vorboten des Weihnachtsläutens im kindlichen Ohr:

Achte auf warme Füße.

Denk‘ an Schal, Mütze, Handschuhe.

Den Winter unserer Breiten kann man sich vorstellen wie Sommer mit weniger Wärme und Licht, dafür mehr Niederschlag. Und zweitweise wenig griffigem Untergrund. Was viele nicht wissen: das ist jedes Jahr so, da verhält er sich ganz traditionsbewusst, der Winter. Wahrscheinlich wird er durch seine eigene Kälte faul, ideenarm und innovationsresistent.

Oder er hält Winterschlaf.

Deshalb, lieber Läufling, brauchst du dir keine Sorgen wegen des seit Monaten ungewohnten Wetters machen, das ist vollkommen normal. Außerdem hast du Glück, weil es Menschen mit viel Weitblick und Sachverstand gut mit dir meinen. Sie versorgen dich zu Beginn der kalten Jahreshälfte mit allen Weisheiten der sieben Weisen, damit du den Winter überlebst. Nein, nicht per Auswanderung oder im Wohnzimmer, sondern (ich weiß, du wirst es kaum fassen), als wie sonst trainierender Läufling!

Du bekommst jetzt, exklusiv von mir, die sieben besten Tipps für das Laufen im Winter!

Tipp 1
Wenn es dort, wo du läufst, kalt ist, ziehe dich bitte warm an.

Tipp 2
Handschuhe sind ein gutes Mittel gegen kalte Hände.

Tipp 3
Eine warme Mütze schützt den Kopf vor der Kälte. Wenn sie die Ohren bedeckt, hält sie diese warm.

Tipp 4
Auch wenn die Sonne scheint, solltest du es vermeiden, dich nach dem Lauf im Gras auszuruhen. Im Sommer geht das, im Winter ist es zu kalt dafür.

Tipp 5
Das weiße Zeug, das manchmal von oben herabfällt, nennt sich Schnee. Er ist eigentlich harmlos, kann aber manchmal etwas glatt sein. Pass‘ also auf, dass du nicht ausrutscht. Vielleicht greifst du zu den Schuhen mit etwas Profil.

Tipp 6
Wenn es windig ist, regnet oder schneit, hilft dir eine winddichte, eventuell wasserabweisende Jacke. Selbst wenn es hageln sollte, ist ein Helm etwas übertrieben.

Tipp 7
Im Winter wird es später hell, dafür früher wieder dunkel. Nimm dir daher eine Lampe mit, wenn du damit rechnen musst, bei Dunkelheit zu laufen. Das Prinzip ist dasselbe wie im Sommer, nur die Uhrzeiten sind andere.

Wenn du diese Ratschläge beherzigst – im nicht-sportlichen Alltag schaffst du es wahrscheinlich auch, dich selbstständig dem Wetter entsprechend zu kleiden – hast du gute Chancen, auch diesen Winter zu überleben.

Sporno? Spex? Hauptsache rhythmische Bewegung!

Die Hitzewelle hatte mich träge, antriebslos werden lassen. Jeglicher Trieb war erschlafft. Als mich die Sonne am kühlen Samstag morgen stürmisch küsste, war mir klar: es wird ein heißes Wochenende.

Die Hitzewelle letzten Wochen hatte es in sich gehabt. Ich verbrachte meine Tage ohne Kreislauf, der sich rundweg geweigert hatte, das Bett zu verlassen. Wenigstens konnte auf diese Weise ein Teil von mir das tun, was dem Rest auch gut gefallen hätte: liegen bleiben.
Es waren Temperaturen, für die selbst völlige Nacktheit noch zu dick angezogen ist.
Ich war träge, matt, müde, antriebslos geworden. Antrieb? Ein jeglicher Trieb war erschlafft.

Libido, was ist das?

Es muss ein Schreibfehler sein, Lido schreibt man ohne bi.

Alle sonstige Körperlichkeit war von mir gewichen, rhythmische Bewegungen führten gerade mal meine Beine aus, wenn ich auf dem Fahrrad saß.

Sport, was ist das?

Muss es nicht Spott heißen, wo mein Zustand jeder Beschreibung spottet?

Der Samstag morgen war anders, das spürte ich sofort, als er mir zunächst kühle Unnahbarkeit entgegenhielt, während mich die Sonne den ganzen Tag lang stürmisch küsste. Es versprach, ein heißes Wochenende zu werden. Doch noch blieb ich cool, genoss das Blasen des Sturms. Bald schon wurde es feucht, ein leichter Regen hatte eingesetzt. Ich saß ruhig auf dem Balkon, scheinbar unbeeindruckt von der mich wollüstig bedrängenden Natur.

Tu‘ es!

Lauf‘ mich!

Ich hielt mich zurück, kostete die Spannung aus, war leicht bekleidet: Gänsehaut, endlich wieder Gänsehaut!

In der Nacht dann, es war halb eins, nahm ich sie endlich, fiel leidenschaftlich über meine Kuschelkugeln her. Eine halbe Stunde voller Begierde im steten Wechsel unserer Lieblingsstellungen. Wir tanzten den Reigen der Positionsfolge, den Turkish Get-Up, gleich mehrfach. O ja, ich stand mehr als einmal, und zwar auf, bevor wir gemeinsam niedersanken. Und wieder aufstanden. Und wieder, und wieder.

Ermattet fiel ich in seligen Schlummer.

Der Sonntag begann ebenso kühl wie der Samstag. Halb zog sie mich, halb rannt‘ ich hin, drang in sie ein – die Natur natürlich, was sonst? Lasziv wandte sich die Strecke vor mir am Boden, und ich bestieg sie mit beiden Beinen. Hätte ich sie links liegen lassen sollen, mitten im Wald? Ich keuchte, schnaufte, freute mich, ergoss Körperflüssigkeit in Form von Schweiß über sie, denn zwischenzeitlich war auch sie heiss geworden.

Nach dem gemeinsamen Akt strahlte die Sonne, ich war gelöst und glücklich.

Doch etwas fehlt in meinem Bericht. Ein Wort, ohne das Bukowski kaum auskommen konnte. Hat DeSade es benutzt? Ich kann mich nicht erinnern. Irgendwas mit -icken.

Egal, ich war -aufen.

Und das war geil!