Problemerhaltungsstrategie

Die meisten von uns kennen Leute mit Problemen. Nicht direkt problembeladene Existenzen, sondern eine spezielle Art Mensch mit typischem Problem. Ihr wisst schon: zu dick, zu dünn, zu unfit,… Oft, sehr oft gehen sie mit ihrem ganz persönlichen Problem auf eine ganz allgemeine Weise um, und das sehr erfolgreich. Sehen wir uns ein Musterbeispiel an: Geschlechts- und altersneutral, anonym und soooo häufig, dass manch einer manch einen wiedererkennen könnte... „Problemerhaltungsstrategie“ weiterlesen

Lippenbekenntnisse – das Schmalzbrot

Fragte ich eine Gruppe von Menschen, welche typische Sportnahrung ihnen  spontan einfiele, so würde wohl hauptsächlich Gels, Riegel und  vielleicht noch Bananen genannt. Schmalzbrot käme, wenn überhaupt, nur aus den Mündern derjenigen, die konkrete Erfahrungen vorzuweisen haben. So wie ich zum Beispiel. „Lippenbekenntnisse – das Schmalzbrot“ weiterlesen

Lippenbekenntnisse – Ein Sportler lernt Ernährung

Essen bedeutet mir etwas mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Gourmet bin ich gewiss nicht, weiß leckeres Futter aber durchaus zu schätzen. Noch lieber allerdings bewege ich mich. Essen und Bewegung ist eine wunderbare Kombination, die mich bislang vor Fettleibigkeit ebenso bewahrt hat, wie vor dem Hungertod.
Rückblickend erkenne ich allerdings, dass ich beim Thema "Ernährung" einen blinden Fleck habe, auf dem ich allmählich sehend werde. „Lippenbekenntnisse – Ein Sportler lernt Ernährung“ weiterlesen

Loretta beim Sport

"Warum redest du nur pausenlos über Frauen, Stan?"
"Weil ich eine sein möchte..."
"Was?"
"Ich möchte eine Frau sein. Ich möchte, daß ihr... daß ihr mich von jetzt an Loretta nennt."

An diesem Ausschnitt aus Monty Python's Film Das Leben des Brian lässt sich erkennen, dass der Wunsch zum Wechsel des Geschlechts nicht wirklich neu ist. Während man sich damals jedoch auf ein eher theoretisches Konstrukt - er / sie kann zwar keine Babys bekommen, hat allerdings das Recht dazu - beschränken musste, hat man es heutzutage einfacher. Dann aber trifft man sich beim Sport... „Loretta beim Sport“ weiterlesen

Sport oder Sex?

Neulich erzählte ich einer Bekannten, wie sehr es mir gefällt, wenn ich nach dem Training im Bett liege, und der ganze Körper sich benutzt anfühlt. „Wie nach dem Sex“ war ihr Kommentar dazu. Sind beide Zeitvertreibe tatsächlich Alternativen zueinander? Soll ich Unvergleichliches vergleichen? Klar soll ich!

Neulich erzählte ich einer Bekannten, wie sehr es mir gefällt, wenn ich nach dem Training im Bett liege und sich der ganze Körper benutzt anfühlt. „Wie nach dem Sex“ war ihr Kommentar dazu.

Wobei ich nicht ganz korrekt zitiere, denn ihre Aussage war „Wie nach gutem Sex“.

Dabei handelt es sich um eine Formulierung, die ich umso weniger verstehe, je länger ich darüber nachdenke – was jetzt nicht heißen soll, ich verstünde sie ohne Grübeln. Strenggenommen kann ich mit dem Begriff guter Sex überhaupt nichts anfangen. Was soll denn in diesem Zusammenhang „gut“ heißen? Da drängt sich mir schon dir Frage auf, ob wir das Gegenteil von schlecht, oder von böse meinen. Und wer bei aufdrängen im letzten Satz an Notzucht, mindestens aber an Nötigung denkt, lenkt seine Gedanken möglicherweise in Richtung böse. Das wiederum lag mir vollkommen fern. Ich halte zunächst fest, dass unklar ist, wie das Attribut gut im sexuellen Bereich von böse oder schlecht abzugrenzen wäre.

Unabhängig davon können wir uns fragen, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Sex ein guter würde? Ist dies dann der Fall, wenn alle Beteiligten zufrieden sind (ich spare mir den Kalauer mit befriedigt)? Wohl kaum, denn wir müssen zumindest die Möglichkeit von einander widersprechenden Einschätzungen in Betracht ziehen. Ich stelle mir ein postkoitales Bettgeflüster vor:

Hach, ich fand’s super!
Naja. Vielleicht sollte ich anfangen zu rauchen, dann könnte ich wenigstens die Zigarette danach genießen.

War dieser Sex gut oder nicht?

Bevor ich also lang und breit hin und her überlege, mir die Finger wund und das Hirn matt tippe, verzichte ich lieber auf die weitere Erörterung sexueller Güte und widme mich der eingangs eröffneten Frage, inwieweit irgendein Sex mit Sport gleichzusetzen sei.

Dabei löse ich mich nicht völlig von der guten Sache, denn theoretisch könnte ein Gütemerkmal im Erschöpfungszustand danach liegen. Je kaputter, desto besser.
Oder? Würde jemand ernsthaft darauf abzielen?
Dann brauchte man bloß ein wenig Sport treiben, bevor man es treibt – schon wird der Sex „besser“. Oder umgekehrt: Poppen vor dem Sport (gleich Vorermüdung), und das Training wird schöner gewesen sein.

Nur wenige Argumente lassen sich so locker aushebeln.

Übrigens sind die verbrauchten Nährstoffe verwandt mit dem Ermüdungszustand, und als Kriterium ebenso nutzlos. Ich bin zu faul, es selbst zu suchen, aber irgendwo in den unendlichen Weiten des weltweiten Netzes findet sich die Information, wie viele Kilojoule stündlich / minütlich / … bei verschiedenen Formen der Leibesbenützung (einschließlich Sex) verbrannt werden. Konsequenterweise sollte dann auch der Vergleich zu Garten- oder Fließbandarbeit gezogen werden. Damit böten sich interessante Auswahlmöglichkeiten, um chemische Energie in Wärme zu verwandeln:

Lass‘ uns das Mittagessen verarbeiten. Sollen wir im Garten ein Vogelhäuschen aufstellen, oder im Häuschen vögeln?

Auch Ermüdung und Energie ist, scheint mir, eine Sackgasse. Wenigstens komme ich dadurch auf den Gedanken, von der Bewegungsseite her in das Thema einzudringen. Ich vermag mir weder Sex noch Sport ohne Bewegung vorstellen, weshalb ich diese Facette als nächste betrachte.

Sie liefert mir ein erstes Abgrenzungsmerkmal weil sich Sport, im Gegensatz zum Sex, ohne Beteiligung fremder Organismen durchführen lässt. Den Spruch „Masturbation ist Sex mit dem einzigen Menschen, den du wirklich liebst“ kenne ich natürlich auch. Auch Mannschaftssportler werden einwenden, dass obige Aussage nur für Individualsportarten gilt, womit ich beinahe genötigt sein könnte, Masturbation als Individualsportart zu verstehen, den ich Teamsportarten gegenüberstelle. Ich könnte. Aber ich tue es nicht.

Stattdessen verweise ich auf die Ausgangssituation, in der von Sport alleine, und Sex nicht alleine die Rede war. Dabei halte ich bewusst offen, wer denn nun bei Sport und Sex zu den Akteuren zählt. Zu zweit oder in Kleingruppen, in Massen, Geschlechter bunt gemischt oder sortenrein – mir egal. Mir genügt eine einzelne Dame, und ich bin zufrieden. Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Knorkator hat im Song Klonen* übrigens eine interessante Vision für die Narzissten unter uns formuliert. Noch ist das allerdings Zukunftsmusik. Buchstäblich.

Also nochmal: Sex zu zweit (siehe oben) oder Sport alleine (auch siehe oben). Und dann der Zustand danach. Schön und gut, nach beiden Aktivitäten kann sich Ermattung einstellen. Da schreit eine Stimme in mir: Wie sieht es beim Sex mit Progression aus?
Wenn ich Sport treibe, kann ich länger / schneller laufen, Rad fahren, schwimmen, usw., ich kann Gewichte erhöhen und die Übungen schwieriger gestalten.
Bietet Sex ähnliche Gestaltungsmöglichkeiten, lässt sich das SAID**-Prinzip auf ihn anwenden? Ist es demnach notwendig, dass ich bei der Partnerwahl auf den Trainingsstand achte? Vielleicht ein kleines Assessment davor? Während Sportpartner sich leicht einschätzen lassen – was ist deine Marathonbestzeit?, fällt es mir schwer, vor der geschlechtlichen Paarung eine vergleichbare Frage zu formulieren, die den Informationsbedarf hinreichend zu befriedigen vermag.
Außerdem: so arschig es ist, einem langsameren Trainingspartner davonzulaufen, so uncharmant dürfte es sein, mitten im Akt zu sagen: sorry, aber wir brechen an der Stelle ab, unser Leistungsunterschied ist einfach zu groß. Davon abgesehen dünkt es mich verzerrt, den Leistungsgedanken ins Bett zu übertragen. Vielleicht sehe ich das durch die romantisch-verklärte Brille, aber seit ich erfahren habe, dass selbst Popstars ihren Status nicht durch außergewöhnliche Leistungen im Schlafzimmer erreicht haben, fühle ich mich in meiner Ansicht bestätigt.

Keine Progression beim Sex.

Auch der Wettbewerbsgedanke liegt ihm fern. Freilich ließen sich Pornolympische Spiele denken, die mannigfaltige Formen der Bewertung zulassen. Da brauchen wir nicht erst nach dem mächtigsten Gemächt und den größten Körbchen Ausschau halten – manch ein Mann würde gerne ein Körbchen von der Olympiasiegerin bekommen – sondern ganz simpel nach Zeit und anderen zahlenmäßig erfassbaren Größen im leiblichen Miteinander suchen. Wer ist zuerst fertig? Oder wer hält länger durch? Ein One-Night-Stand als Wettkampf, worin die Nacht als Zeitraum zwischen Sonnenunter- und Aufgang definiert wird, erhielte schon durch jahreszeitliche und geographische Schwankungen besondere Würze. Ich bin sicher, dass Bewohner der Polarregionen mit ihren monatelangen Polarnächten als Favoriten in den Kampf gehen dürften.

Kampf?

Vom Kampf der Geschlechter ist ja oft zu lesen, aber Sex als Kampf? Der Begriff impliziert doch eine Gegnerschaft, die nicht recht zum Charakter des Liebesaktes passen will. Wenn wir hier ein Miteinander anstelle des Gegeneinander voraussetzen, bleibt auch der Wettbewerb auf der Strecke, und damit die Olympischen Liebesspiele.

Kein schneller, höher, weiter und keine B-Note.

Keine Stilnote, obwohl sich theoretisch Haltungsnoten einführen ließen, wobei sich postwendend die Frage stellt, wer denn den die Noten vergeben soll? Selbst wenn alles auf Video aufgezeichnet, und von den Akteuren des Akts im Nachgang analysiert würde, müsste immer noch geklärt werden, an welchem Maß sie sexuelle Darbietung zu messen sei. An der Komplexität der eingenommenen Positionen nebst benutzten Werkzeugen vielleicht? Dazu fällt mir die Rockband Lüde & die Astrosein. Sie besang im Song Keine Lust eine scheinbare Kreativität mit den Worten „nackt vor’m Kühlschrank, Spiegel und Ketten – ohne Standard in den Betten„. Von dieser Warte aus können wir eine Brücke zum Functional Training schlagen, wo man der selben Logik folgt: wenn eine Hantel gut ist, und Balanceübungen auch, dann muss es noch besser sein, wenn man auf dem Bosu-Ball Gewichthebeübungen ausführt. Bis jemand vorschlägt, auch Gesangsübungen dabei auszuführen, ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Erlaubt ist, was gefällt – was bedeutet, dass der persönliche Geschmack schnell eine unziemliche Rolle im quantifizierten Liebesspiel übernimmt.
Das kannste schon so machen, aber dann isses halt Kacke.
Eine Substanz, deren Verwendung zur sexuellen Erregung übrigens kein Geringerer als Marquis de Sade (ja, genau der!) in seinem Buch Die hundertzwanzig Tage von Sodom überaus detailliert beschrieben hat.

Was er wohl zur Frage „Sex oder Sport oder Sex oder Sport oder…“ zu sagen gehabt hätte?

Will ich es wirklich wissen?

Ich glaube schon, kann ihn nur nicht mehr fragen.

Und ich stelle fest, dass ich nicht weiter komme. Zu verschieden sind für mich beide Tätigkeiten, zu unvergleichlich trotz herbeiredbarer Gemeinsamkeit, die sich im Vorhandensein körperlicher Aktivität erschöpft.

Und der benutzte Körper, womit ich den jeweils eigenen meine?

Es führen offenbar nicht nur viele Wege nach Rom, sondern es gibt auch mehr als nur ein Rom. Dafür ist vor allem das, was im Kopf vorgeht, ganz anders. Egal wobei.

Nun bin ich vom Schreiben erschöft.

Das ist wie nach dem…..Schreiben!

* Knorkator – Klonen
** SAID: Specific Adaption to Imposed Demands