Lippenbekenntnisse – das Schmalzbrot

Fragte ich eine Gruppe von Menschen, welche typische Sportnahrung ihnen  spontan einfiele, so würde wohl hauptsächlich Gels, Riegel und  vielleicht noch Bananen genannt. Schmalzbrot käme, wenn überhaupt, nur aus den Mündern derjenigen, die konkrete Erfahrungen vorzuweisen haben. So wie ich zum Beispiel. „Lippenbekenntnisse – das Schmalzbrot“ weiterlesen

Lippenbekenntnisse – Ein Sportler lernt Ernährung

Essen bedeutet mir etwas mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Gourmet bin ich gewiss nicht, weiß leckeres Futter aber durchaus zu schätzen. Noch lieber allerdings bewege ich mich. Essen und Bewegung ist eine wunderbare Kombination, die mich bislang vor Fettleibigkeit ebenso bewahrt hat, wie vor dem Hungertod.
Rückblickend erkenne ich allerdings, dass ich beim Thema "Ernährung" einen blinden Fleck habe, auf dem ich allmählich sehend werde. „Lippenbekenntnisse – Ein Sportler lernt Ernährung“ weiterlesen

Mein Abendbrot. Hommage an eine banale Köstlichkeit.

Wenn ich erkältungsbedingt schon trainingspausiere, kann ich doch wenigstens ernährungsmäßig auf dem rechten Weg wandern. Also gab’s gestern abend ein – Tomatenbrot. Und ich war begeistert.

Essen. Facebook ist bekanntlich voll davon. Über dreiundneunzig Prozent aller dort geposteten Bilder zeigen Speisen, gefolgt Katzenfotos (vierundachtzig Prozent) und Katzen beim Essen (siebenundvierzig Prozent). Fotos von Katzen als Essen landen mit nur 0,7 Prozent weit abgeschlagen am unteren Ende der Rangliste.

Dafür bestehen wiederum mehr als drei Viertel aller Kommentare aus Klugscheißereien. Zum Beispiel klugdefäkiert man gerne, dass die Zahlen oben weit mehr als hundert Prozent ergeben.

Essen scheint also vielen Menschen wichtig.

Theoretisch auch mir, besonders dann, wenn ich Hunger habe.

Ich gebe aber zu, dass ich (ja, selbst ich als Sportler) oft zu faul bin, mir ein gescheites Mahl zu bereiten. Hunger ist akut, Essen machen braucht hingege Zeit, also gibt’s was Schnelles. Und kaum eine Mahlzeit geht schnella als drei Esslöffel Nutella.
Das ist natürlich übertrieben, gar so schlimm ist es nicht, denn auch als bekennender Fauler Sau ist mir der Zusammenhang zwischen Ernährung und Wohlbefinden geläufig. Bekanntlich macht ja die Dosis das Gift, und auf Dauer hilft nur Hirnpower, also die Kunst, verstandesmäßige Erkenntnis in Verhaltensänderungen umzusetzen.

Wie praktisch ist doch da eine kleine Erkältung, die mich vom Trainieren ab-, und zur gesünderen Lebensführung anhält.

Also griff ich gestern abend nicht zum Käse am Stück, auch nicht zu Keksen oder dem beinahe obligatorisch gewordenen Spiegelei, sondern ich folgte meinem Bedürfnis, etwas „Leichtes“ zu mir zu nehmen. Ein Tomatenbrot sollte es sein. Eigentlich zwei.

Zwei Scheiben Kommißbrot fanden ihren Weg aus dem Tiefkühlfach in den Toaster, um anschließend dünn mit Frischkäse bestrichen zu werden (mehr dazu im Haushaltstipp). Salz und Pfeffer druff, Cocktailtomaten halbiert und darauf verteilt: welch ein Genuss!

Haushaltstipp: Frischkäse verklebt Brot und Tomaten, wodurch die Dinger beim Essen nicht runterkullern. Aus dem selben Grund erst Salz und Pfeffer drauf. Genial, was? 🙂

Was soll ich sagen? Klasse war’s, und lag nicht schwer im Magen.

Hach, das einfache Essen. Ich bin nicht der erste Mensch, der darüber schreibt: schon Otto Wallkes, der bekannte Experte für gesundes Leben beschrieb in einem seiner bekannten Vorträge die Zubereitung eines Tomatenbrotes. Aus Sicht der beteiligten Tomaten eher ein Gematsche, für meine Begriffe hätte er auch eine Dose mit passierten Tomaten auf dem Brot verschmieren können. Das Ergebnis seines Tuns sah wirklich aus, als müsste man fragen, was den passierten Tomaten denn passiert sei, denn die appetitlich-rote Urexistenz der Tomaten war längst passé.

Ganz anders Wolfram Siebeck, der, ganz dem einfachen Leben verpflichtet, wie man ein simples Butterbrot zu schmieren habe. Nicht irgendein Brot, versteht sich, sondern ein echtes Poilâne-Brot. Darauf bretonische Bauernbutter, auf welche Knoblauch und Trüffeln geschnippelt werden. Oder gehobelt. Möglicherweise gar geraspelt. Als zweitoberste Schicht empfiehlt er einen Gruyère. Zur Deckschicht schweigt er sich seltsamerweise aus, der Wolfram. Angesichts der gewählten Zutaten für ein so scheinbar bodenständiges Mahl, und in Anbetracht seiner extatisch-detailverliebten Beschreibung von Herstellungsprozess und Zutaten glaube ich zu wissen, weshalb: mir scheint, ihm ist peinlich von seiner autoerotischen Erfahrung zu berichten. Und davon, dass er das Brot mit seinem eigenen Ejakulat, nun, deckt.

Jedem Tierchen sein Pläsierchen, sag‘ ich nur.

Käsebrote machen mich sexuell nicht an, weshalb ich eher Senf nehmen würde.

Oder Merrettich.

Und dann beim Abendrot
mach‘ ich das Abendbrot

Wer kennt sie nicht, diese witzige Weise aus dem Jahre 1929, und wir hoffen, dass nicht die Rede vom Sonntag, den Fünfzehnten war. In diesem Falle wäre zwei Tage zuvor Freitag der dreihzehnte gewesen, an dem es bekanntlich einen üblen Börsencrash gegeben hatte. Mit genug Pech für die Dame, war der Süße am Freitag pleite, das Segelboot verpfändet und die Segeltour nicht das Einzige, was an diesem Wochenende ins Wasser fiel.

Tja, Abendbrot hatte sie auf dem Plan.
Da kommt mir in den Sinn – ja, in den Sinn kommt es, sonst nichts! – dass vielerorts selbst dann von Abendbrot die Rede ist, wenn überhaupt kein Brot auf dem Tisch steht. Solche Benennungen werden einem ja praktisch in die Wiege gelegt, von klein auf praktiziert, bis sie in Fleisch und Blut übergehen. So wie ein Tempo auch dann dankbar genommen wird, wenn das Dargereichte von Softis stammt. Eine Einladung zum Abendbrot ist dann immer mit einem gewissen Risiko verbunden.

„Magst du zum Abendbrot kommen?“
„Gerne, was gibt’s denn?“
„Spaghetti.“

Da bin ich beinahe froh, dass bei uns zuhause von Abendessen die Rede war.

Ich hatte gestern zum Abendessen ein Abendbrot.

Verkörpert durch ein Tomatenbrot.

Fürwahr eine gute Entscheidung!