Cool zu sein versucht fast jeder, doch nur wenigen ist echte, wahre Coolness vergönnt. James Bond? Höre ich wirklich James Bond als archetypisch coolen Typen nennen?
Ach was.
Verglichen mit einem echten Trailrunner ist 007 ein armseliges Nervenbündel.
Diese pflegen bekanntlich eine spezielle Form der läuferischen Fortbewegung, sie ist wilder, bunter, tougher als alles andere. Man(n) trägt Zottelhaare und Bärte von einer Art, die jedem Hipster bittere Zähren in die Augen treibt, wenn er seine eigene Unterlegenheit erkennt: das werde ich nie erreichen.
Und bunt, wie gesagt.
Und tough.
Sehr tough.
Man komme mir nicht mit Tough Guys und den gleichnamigen Girls, die ich aus purer Verachtung mit Apostroph schreibe: Tough Guy’s und Tough Girl’s. Schon diese Kindergeburtstagsatmosphäre mit künstlichen Hinternissen, an denen adrett kostümierte Faschingsprinzessinnen etwas sportartiges zu treiben glauben. Fehlen bloß noch die Papierhütchen. Artifizielle Schikanen werden nach der Veranstaltung abmontiert, weil es das Ordnungsamt so will.
Angeblich soll es Wasserbecken geben, in die man für ein mildes Ekelgefühl absichtlich Pferdeäpfel geworfen hat. Wie niedlich.
Wenn ich als Trailrunner Bock auf tierische Exkremente habe, laufe ich über eine Weide für Kampfstiere, um den dort grasenden Stier durch eiskalt demonstrierte Coolness zum Defäkieren zu zwingen. Danach stupse ich ihn mit der Schnauze in seinen eigenen Fladen. Nur so zum Spaß.
Das ist tough.
Für den Stier.
Und es ist authentisch.
Für uns Trailrunner ist Authentizität nämlich oberstes Gebot. Da wird keine Wildheit vorgetäuscht, nein, die Helden sind von einer Wildheit, in deren Schreibweise des Läuflings eiserner Wille eingemeißelt ist: WiLLdheit, jawoll! Ein Blick des Trailrunners, und Chuck Norris rennt weinend zu seiner Mama.
Stahlhart soll er sein, der Blick?
Von wegen. Wir reden von einem Blick, der jeden Vergleich mit so weichem Material wie Stahl verweigert.
Ein Trailrunnerblick kann Gedichte in Diamanten ritzen.
Diese unsere Trailrunnercoolness ist, ich gebe es zu, nicht immer zu erreichen, weil selbst unsereins nur wenig an den Rahmenbedingungen unseres Tuns etwas tun kann.
Sonne, schönes Wetter, angenehme Wege sind uns peinlich wie ein offener Hosenlatz bei der Entgegennahme des Nobelpreises. Es kann passieren, nur reden wir nicht gerne darüber.
Besonders doof ist es, wenn das Wetter nicht mitspielt. Wem, bitteschön, sollen wir von unseren unsäglichen Strapazen berichten, wenn die Fotos Postkartenstimmung verbreiten? Schon klar: Höhenmeter werden nicht weniger. Und Hitze fördert bekanntlich diesen herrlich ausgezehrten Gesichtsausdruck.
Dennoch sind warme Temperaturen nicht nur physikalisch uncool.
Echte Trailrunnercoolness verlangt einen Hauch Nehberg gewürzt mit einer Prise Shackleton. Survival – gerade noch in der Komfortzone. Ergo erfreut sich der Trails runnende Läufling über Sauwetter, weil ihm schlechtes Wetter gutes Wetter ist.
Da ist es dem trailrunnercoolen Trailrunner ein wahres Labsal, wenn kühles Wetter glaubhafte Trailrunnerbewegung an der sehr frischen, feuchten und windigen Luft verspricht. Unwegsame Wege dazu – denn die Benutzung von Wegen ist ein widerwilliges Zugeständnis der Trails runnenden Gemeinschaft an den eigenen Namen, der eben Trails als Laufuntergrund voraussetzt. Indes bin ich der Meinung, dass das letzte Wort hierzu noch nicht gesprochen sein darf.
So, und zwar genau so sieht das Wetter aus, wenn der trailende Läufling tiefe Trailrunnercoolness empfindet.
O Sterbliche, erzittert in Ehrfurcht!
Chuck, du kannst wieder unter dem Bett hervorkriechen, um mir ein Glas handgemolkene Eisbärenmilch im trailrunnerblickgravierten Diamantglas zu servieren.
Danach gehst du nach draußen und tröstest die Stiere.