Wie testet man Bewegungsqualität – und wie lässt sie sich verbessern? Dies war Thema eines Workshops in der Münchener Kraft- und Bewegungsakademie am Wochenende.
Wie testet man Bewegungsqualität – und wie lässt sie sich verbessern? Unter dem etwas sperrigen Titel Einblick in Assessment und Korrektur für Fitnesstrainer fand gestern und heute ein Workshop in der Münchener Kraft- und Bewegungsakademie (KraBA) statt.
Wozu das Ganze?
Wer sich bewegen will, muss in der Lage sein, grundlegende Bewegungsmuster mit geringem Verletzungsrisiko auszuführen. Anders ausgedrückt: was willste rennen, wennze nichtmal ordentlich stehen kannst?
Dazu kommt natürlich, dass gut sein zwar sehr schön ist, besser werden indes – eben besser.
Und wie es bei jedem sinnvollen Prozess Brauch ist, steht an dessen Beginn eine Standortbestimmung. Sie legt Schwachpunkte offen, auf die sich Korrekturmaßnahmen konzentrieren.
Genau darum ging’s.
FMS Screening, Korrektur und Alternativen
FMS – Functional Movement System – ist ein relativ bekanntes Testverfahren für, eben Bewegungsqualität. Es besteht aus sieben leichten Übungen (habe ich leicht geschrieben? Doch, ich stehe dazu.), und dem dazu gehörenden Testkit. Am eigenen und Kollegenleib durchgeführt, lernten wir sie mit kritischem Auge, welches wir auf die jeweiligen Probanden warfen, zu bewerten. Am Ende eines solchen Tests steht wie üblich ein Ergebnis welchselbiges schnurstracks die Frage nach seiner Interpretation und den abzuleitenden Maßnahmen aufwirft.
Also?
Also gilt es, ein zu Tage gefördertes Defizit kann mit Hilfe von Korrekturübungen vermindert werden. Wer Verbesserungen für sich selbst oder einen betreuten Sportler herbeiführen will, kennt die Trickkiste und weiss, welche Korrekturen in welcher Reihenfolgt sinnvoll zum Einsatz kommen.
Wenn es zum Beispiel jemandem an Rumpfstabilität fehlt, braucht er nicht an komplexen Bewegungsmustern feilen. Erst eine solide Basis schaffen.
Nur FMS?
FMS ist eine Marke, ist ein wirtschaftliches Unternehmen – und das so vermarktete Verfahren ist eben nur ein Verfahren.
Wer Robert Rimoczi und Moritz Rammensee kennt (die beiden haben den Workshop durchgeführt), weiß, dass eine Aussage in der Art von das ist FMS, das ist gut, macht das genau so in ihren Workshops nicht vorkommt. Im Gegenteil hinterfragen sie Verfahren, Methoden, und seine Aussagekraft kritisch. Da schwebt der Geist Poppers im Raum, der wissenschaftliche Theorien falsifiziert haben wollte – und natürlich Kant: habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Ohne Schwulst: gerade dann, wenn Begriffe wie Studie oder wissenschaftlich in Marketingbroschüren vorkommen, ist es eine Pflicht, sie nicht unreflektiert zu übernehmen.
Und was lernten wir?
FMS ist gut, aber eben (wer hätt’s gedacht?) auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Es hat ebenso Stärken wie es in einzelnen Punkten Grund zum Zweifel bietet.
Alternativen drängen sich auf, die besser auf einen bestimmten Sport zugeschnitten sind. Weil Robert und Moritz, wie auch die meisten Teilnehmer, die Kettlebellwelt ihr sportliches Zuhause nennen, haben sie vier Übungen zu einem spezifischen Test zusammengestellt. Ich sage bewusst nicht „entwickelt“, denn die Übungen gab’s vorher schon.
Wie gesagt: kritisch-reflektiertes Vorgehen.
Wer die eineinhalb Tage mitgemacht hat, konnte Sonntag Mittag zwei Dinge an sich feststellen: Hirnsausen von der Menge der erhaltenen Informationen. Es gibt ja Leute, die das Gehirn mit einem Muskel vergleichen. Der bekannte Nachbrenneffekt setzte bei mir auf der Heimfahrt ein. Die Muskeln selbst, Sehnen und überhaupt alles war außerdem ziemlich platt. Dabei wollte ich mich noch schonen. Egal.
In meinem Heim wurde ich von meinen Kettlebells freudig begrüßt, so dass ich ihnen gleich zwei neue Beschäftigungen demonstrierte. Mit einer leichten Kugel.
Als Läufling erleidet man bisweilen ein Zipperlein, besonders bei lange nicht praktizierten Praktiken. Therapie einfacher Fälle ist Routine, und doch lässt sie sich verbessern.
Als Läufling erleidet man bisweilen ein Zipperlein, besonders bei lange nicht praktizierten Praktiken. Therapie einfacher Fälle ist Routine, und doch lässt sie sich verbessern.
Was war geschehen? Nach einem kürzlich genossenen Trainingslauf zeigte sich, dass der Ansatz meiner Achillessehne aus irgendeinem Grunde verärgert war. Schleimbeutel nicht schleimig genug? Tempo ungewohnt hoch? Was auch immer: der Ansatz schmerzte leicht. Wie man das so kennt, tat er das nach dem Aufstehen besonders gerne, leichte Bewegung beruhigte das System wieder.
Kurz bei Herrn Vonhof nachgeschlagen (ich mache an dieser Stelle leichten Herzens und voller Überzeugung nochmal auf sein Buch „Fixing Your Feet“ aufmerksam, von mir hier rezensiert), hat sich meine Vermutung „irgendwas mit Schleimbeutel“ bestätigt.
Damit war die Behandlung auch klar, Einreiben mit VoltarenIbutopMobilat, möglichst kein Tempotraining (habe ich Seilhüpfen auf der Tabuliste stehen? Sollte ich auch tun), und nach ein paar Tagen ist alles wieder gut.
So weit, so gut.
Jedoch: wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
Nach diesem Motto schlug eines der in All umherirrenden Inspirationspartikel in mein Hirn ein, dortselbst eine Spur der Beglückung hinterlassend.
Wenn, so ließ es mich denken, Sehnenansätze schlecht durchblutet sind, und ein Mehr an Blut die Heilung fördert, sollte künstlich verstärkte Durchblutung die ganze Geschichte beschleunigen.
Flugs griff ich zur Zahnbürste, mit deren Hilfe ich das VoltarenIbutopMobilat zweimal täglich einmassierte. In teils kreisenden Bewegungen, teils zärtlich längs jener Sehne, die den einzigen Schwachpunkt des griechischen Helden darstellte.
Subjektiv gesehen war’s erstens recht angenehm, zweitens schien mir die Genesung in der Tat schneller voranzuschreiten, denn drei Tage später war’s weg.
Mein Tipp zum Schluss: nehmt entweder eine alte Zahnbürste – oder nicht eure eigene…
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Angeblich hat Lenin dies sinngemäß gesagt. Nun macht der Ausspruch Wladimir Iljitsch Lenin zwar nicht zum geistigen Wegbereiter der Leistungsdiagnostik, als Einstieg ins Thema taugt er allemal.
Wo der politsch Interessierte Kontrolle meint, wenn er von Kontrolle spricht – und der Betriebswirt sogleich mahnend den Finger hebt, auf dass nur ja niemand ans „Controlling“ denken möge, denn das klänge schließlich nur so ähnlich – denken technisch vorbelastete Menschen an Regelungsprozesse und Feedbackschleifen.
Als Otto Normalhuster sag‘ ich mir: wenn ich im Sport besser werden will, sollte ich mir ansehen wie gut ich bin. Dann kann ich mein Training entsprechend steuern, gegebenenfalls korrigieren, trainieren, wieder nachprüfen und so weiter.
Bei der Leistungsdiagnostik geht es um Standortbestimmung.
Ist erst der Standort wohlbekannt, erschließt sich schnell das Fitnessland.
Sorry, der musste sein.
Will ich wissen, wo ich leistungsmäßig stehe, muss ich mir zunächst klar darüber werden, was ich unter „Leistungsfähigkeit“ verstehe. Es schwirren schön strukturierte Definitionen dessen herum, was „Kondition“ denn nun sei – das verdient bei Gelegenheit einen eigenen Artikel – welcher Aspekt interessiert mich denn am meisten? Als Läufling besonders beweglich zu sein mag mich mit Stolz erfüllen, nur trägt das kaum zu einer guten Zeit bei. Davon abgesehen dürften die meisten Läuflinge im FMS-Screening eher unterdurchschnittlich abschneiden.
Um Kraft und Beweglichkeit brauchen wir uns also nicht unbedingt kümmern.
Der gemeine Läufling braucht, wenn er seine läuflingshafte Leistungsfähigkeit einschätzen möchte, stattdessen eine Aussage darüber, wie leistungsfähig sein aerober und anaerober Stoffwechsel ist.
Dieser zeigt sich letzten Endes in guten Laufleistungen, womit wir das Thema „Leistungsdiagnostik“ etwas eingrenzen können: entweder versucht man, der Leistungsfähigkeit über standardisierte Laufprotokolle auf die Spur zu kommen, oder man misst bestimmte Werte im Labor (auch dabei wird meist gelaufen).
Übrigens, ich schaue durch die Läuflingsbrille. Andere Sportler sind herzlich zum Mitlesen eingeladen – zumindest bei den Ausdauersportarten ist der Transfer inklusive.
Hingeschaut: Parameter und Messwerte
Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich die erfassten Werte en Detail beschreiben würde. Sie mit ihren gegenseitigen Abhängigkeiten darzustellen, erst recht. Deshalb beschränke ich mich darauf, die wichtigsten Größen kurz anzureißen – womit ich mehr oder minder elegant die Klippen umschiffe, die die Grenzen meines Wissens bilden.
Nebenbei bemerkt, bleibt es trotz der maritimen Begriffe im letzten Satz beim Laufen.
Die Herzfrequenz misst beinahe jeder, allüberall und immerdar – ich nicht immer. Wie sie mit der Leistung einerseits, und der Leistungsfähigkeit andererseits zusammenhängt, kann beinahe als Allgemeinwissen gelten: Je mehr wir uns anstrengen, desto schneller schlägt das Herz. Dabei gibt es weitgehend einen linearen Zusammenhang (d.h. eine gerade Linie) zwischen Geschwindigkeit und Puls, wobei fittere Menschen in der Regel bei gleicher Leistungsabgabe einen niedrigeren Puls haben.
Vollkommen richtig ist die Aussage zur Herzfrequenz nicht, denn im Bereich der anaeroben Schwelle weist die Gerade einen Knick auf. Das Tempo steigt, der Puls indes nicht im gleichen Maße wie vorher.
Unser fleißig Blut pumpendes Herz tut damit vor allem eines: es transportiert Sauerstoff für den Energiestoffwechsel des Körpers. Je mehr Sauerstoff der Körper aufnehmen und verarbeiten kann, desto mehr Energie wird bereitgestellt. Mithin liefert die maximale Sauerstoffaufnahme (VO_2 max) eine wunderbare Antwort auf die Frage, wie fit der Läufling denn sei.
Und wenn zuwenig Sauerstoff vorhanden ist, um die geforderte Leistung zu bringen? Kurzzeitig haben wir alle schon Sport mit Sauerstoffschuld – also anaerob – betrieben. Unschön ist dabei der Müll, den der körper in Form von Laktat produziert. Lässt sich schön im Blut nachweisen.
In Wirklichkeit sind die Prozesse deutlich komplizierte, für unsere Zwecke genügt es, die vier Begriffe im Kopf zu behalten, wovon wir drei messen können:
Puls
Laktat (über die Auswertung des Blutes)
VO_2 max (über die Auswertung der Atemgase)
Werfen wir also einen Blick auf verschiedene diagnostische Methoden.
Nicht nur für den Hausgebrauch: Leistungsdiagnostik im Feld
Cooper-Test: wie weit kommst du in zwölf Minuten?
Die späten 1960er Jahre brachten nicht nur die freie Liebe hervor, Kenneth H. Cooper hatte zu jener Zeit die Idee für einen Fitnesstest: 12 min laufen, die gelaufene Strecke festhalten und daraus auf die maximale Sauerstoffaufnahme schließen. Das Ergebnis seiner Forschungsarbeit ist eine hübsch übersichtliche Tabelle, in der sich, wie gesagt, anhand der zurückgelegten Strecke der VO_2 max Wert ablesen lässt.
Wobei der Zusammenhang mit der aeroben Leistungsfähigkeit, so eine Studie der Universität Heidelberg, nur bei den fitteren Probanden besteht.
Unabhängig davon ist Cooper einfach durchzuführen – und liefert einen guten Eindruck des persönlichen Fitnesslevels. Alles, was man dafür braucht, sind Stoppuhr, ebene Strecke und ein hinreichend genauer Wegmesser. Die heimische Tartanbahn ist ideal.
Beim Schreiben frage ich mich gerade, ob das Interesse an Ausdauerleistung mit der freien Liebe zusammenhängt. Vielleicht sollte man sich mit Coopers Lebenswandel etwas näher befassen…
Conconi-Test:
Noch ein C, diesmal ein Radfahrer, Biochemiker und Sportwissenschaftler: Francesco Conconi. Für den Test bedarf es etwas mehr als bei Cooper, denn hier wird das Tempo alle 200 Meter um 0,5 km/h gesteigert – sinnvoll beginnt man mit etwa 10 bis 12 km/h. Außerdem muss der Puls erfasst werden.
Während das heutzutage verhältnismäßig (Garmin & Co sei Dank) leicht zu bewerkstelligen ist, habe ich mich vor zehn, zwölf Jahren mit Pulsuhr und Fahrradbegleitung auf die Tartanbahn begeben.
Zweihundert Meter einhalten waren kein Thema, als Schrittmacher fuhr der Radler neben mir. Die Herausforderung bestand indes in der Kommunikation, musste ich ihm doch meinen Puls zum Aufschrieb übermitteln.
Ab ungefähr 180 Schlägen begnügte ich mich mit einer hingekeuchten letzten Ziffer, kurz darauf war das Ende des Artikulierens erreicht, denn ich benötigte meinen Mund als letztes Loch, um aus ihm zu pfeifen. Kurz nach oben gereckte Finger mussten genügen.
Für die Auswertung zeichnet man ein Diagramm, in welchem man den Puls über der Geschwindikgeit aufträgt. Am Knick des Graphen (siehe oben), bei welchem die Herzfrequenz kaum noch steigt, lässt sich die anaerobe Schwelle ablesen.
Wissenschaftlich: Messen im Labor
Was im Feld funktioniert, klappt natürlich genauso im Labor, wo die interessanten Werte direkt aus Blut bzw. Atemgasen erfasst werden. Diagnosezentren gibt es in den meisten größeren Ansiedlungen, ich für meinen Teil würde darauf achten, dass die Messung in meiner Sportart erfolgt. In der Kölner Orthoparc-Klinik lässt sich z.B. nicht nur Laufen und Radfahren, sondern auch Rudern. Bei der Gelegenheit übrigens: danke für die Zusammenarbeit (Korrekturlesen etc.)!
Bis aufs Blut: Laktatmessung
Für den Läufling unterscheidet sich die Laktatmessung kaum vom Conconi-Test. Rein körperlich gesehen, denn auf dem Laufband läuft es sich, nunja, wie auf einem Laufband. Laufen, kurz anhalten, um sich Blut aus dem Ohrläppchen abzapfen zu lassen, und weiter geht’s mit mehr Tempo. In der Tat zwingt die Blutentnahme zu einem Stufenprotokoll, bei dem die Geschwindigkeit nach jeder Unterbrechung um einen definierten Wert gesteigert wird, um dann konstant zu bleiben.
Ergebnis? Laktatwerte, VO_2 max und der schöne Graph mit der anaeroben Schwelle.
Mehr als Pustekuchen: Spiroergometrie
Die meisten Sportler atmen bei sportlicher Betätigung regelmäßig ein und aus (zum Glück, ich will mir die Alternative gar nicht vorstellen….). Anders als das kostbare Läuflingsblut kommt man an die Atemgase auch während der Belastung recht einfach heran, indem man eine Maske über Mund und Nase stülpt. Das macht sich nicht nur in Fernsehreportagen über Spitzensportler sehr gut im Bilde, es erlaubt auch ein Rampenprotokoll: Das Tempo steigt kontinuierlich.
Aus den ausgeatmeten Gasen wird unter anderem die Atemfrequenz, das Minutenvolumen und die Sauerstoffaufnahme erfasst, woraus weitere Parameter berechnet werden – unter anderem unsere schon bekannte Sauerstoffkapazität VO_2 max.
Und dann? Was macht man mit den Ergebnissen
Werte sind schön und gut, wie schließen wir den Regelkreis, der ja seit der Einleitung offen vor sich hinbaumelt?
Gute Trainingspläne geben vor, wie intensiv welche Einheiten trainiert werden müssen. Da stehen Begriffe wie Grundlagenausdauer 1 und 2, Intensivausdauer und ähnliches mehr. Sie basieren auf den in der Leistungsdiagnose ermittelten Parametern, so liest man dann beispielsweise, dass der Puls beim Grundlagentraining 1 etwa 75 bis 85 Prozent der anaeroben Schwelle betragen soll.
Kein Problem, wenn dieser Wert bekannt ist!
Geht’s auch ohne? Diskussion
Kann man Leistung ohne Leistungsdiagnostik steigern? Klar kann man. Spitzensportler lassen wir hier mal außen vor, viele „sehr gute“ Sportler trainieren ohne Diagnostik. Genug Erfahrung und Eigenwahrnehmung helfen weiter, und oft ist weniger die Steuerung, sondern die Trainingsdisziplin der Faktor, der einer Verbesserung im Wege steht.
Ein Test kann auch einfach zeigen, dass die gefühlte Belastung stimmt. Diese Art von Bestätigung ist zumindest eine schöne Bestätigung.
Und wer auf Zahlen steht, findet reichlich Futter für die Tabellenkalkulation.
Doch Obacht: die Diagnose ist nur ein Teil des Regelkreises.
Besser wird, wer besser trainiert!
Tretet durch die Literatüre: Lesestoff
Marquardt: Die Laufbibel, Hamburg 2007
Martin et al.: Handbuch Trainingslehre, Schorndorf 1991
Neumann et al.: Optimiertes Ausdauertraining, Aachen 2007
Zintl, Ausdauertraining, München 2009 http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8585/
Wikipedia: Artikel zu Conconi-Test, Cooper-Test, Laktat, Spiroergometrie, Leistungsdiagnostik
Jüngst entdeckte ich auf Youtube ein Video, in dem ein paar Jungs aus Manchester demonstrieren, wie sie sich für ihren Sport – Parcours – fit machen.
Und wie fit sie sind, da kann ich nur den Hut ziehen und mich tief verneigen!
Davon abgesehen finde ich die Übungen sehr inspirierend. Manche der Übungen hilft dem Läufling, besonders dem Trail-Läufling, auch weiter, und es spricht ja einiges dafür, dem Träning Würze zu verleihen. Einfach dadurch, dass man ganz banale Gegenstände an der Laufstrecke, oder geeignete Abschnitte für zusätzliche Reize (miss-)braucht. Ehrlich, von den Übungen im Clip, die wie Turnübungen aussehen, würde ich kaum eine hinkriegen (meine Lieblingsstelle ist die mit dem Pfahl, ab 2:17….). So manch andere erinnert mich an Stichworte wie „allgemeine Athletik“ oder „Sprungübungen“. Ausserhalb der gewohnten Umgebung (Turnhalle?) macht’s mehr Spaß!
Welche Farbe haben eure Laufschuhe? Nein, nicht die Farbe, die sie beim Kauf hatten, sondern jene, die ihr seht, wenn ihr jetzt (jetzt!) nachseht. Meine sind größtenteils von einer graubraungrünen Schicht überzogen, durch die die serienmäßige Farbe gleichermaßen tapfer wie erfolglos hindurchzuschimmern versucht.
Und weil sich im Innern gerne Teile der heimischen Natur Moos, Tannennadeln, Hölzchen, Kleinlebewesen zu einem meiner Ansicht nach wenig schützenswerten Biotop zusammenfinden, sehe ich mich zeitweilig genötigt, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Weil’s nervt, wenn Fauna sich in Füße bohrt.
Also Schuhe putzen.
Wirklich? Schuhe? Putzen?
Schauen wir uns die Dinger in ihrem natürlichen Lebensraum genauer an: artgerecht gehalten, tragen wir sie bei jedem Wetter nach draußen. Wenn ich von meiner mitteleuropäisch geprägten Läuflingsexistenz ausgehe, ertragen sie nicht nur mein Körpergewicht, sondern Temperaturen zwischen minus zwanzig, und, wenn es hoch kommt, vielleicht mal plus vierzig Grad Celsius.
Sie werden mit Sand, Staub, Erde, Dreckwasser, Schlamm und allem anderen besudelt, was der Untergrund eben so hergibt. Als ob das nicht genügen würde, helfen des Läuflings Füße durch eifrige Schweißproduktion mit, Laufschuhe in Objekte von auserlesener farblicher und olfaktorischer Zusammensetzung zu verwandeln.
Zudem dringen kleine Steine, Moos- und Graspartikel und was weis ich noch in sie ein. Wenn ich meine Latschen davon befreie, beschleicht mich zuweilen der Anflug eines schlechten Gewissens. Zerstöre ich möglicherweise ein wertvolles Biotop? Mache ich mich des Artensterbens schuldig?
Bislang hat noch jedes Mal mein Bedürfnis, in bröckchenfreien Schuhen unterwegs zu sein, obsiegt.
Also doch saubermachen, nur: wie?
Dreckkrusten außen machen nicht nur das Laufen unschön, sie neigen dummerweise auch dazu, sich dort abzulösen, wo sie Kollateralverschmutzungen anrichten. In Wohnungen, Autos, und eben sonst, wo es Teppiche gibt. Und so nehme ich mir ein Beispiel an den Wandersleuten. Die schlagen seit Generationen ihre Schuhe gegeneinander, dass der Schmutz nur so spritzt!
Und innen? Bei meinen gefühlten Anschlägen auf die Biodiversität nehme ich die Innensohle heraus, entferne alles, was stören oder gar Blasen bilden könnte, um dann das Gleiche mit dem Restschuh zu tun. Hartnäckige Grassamen, Stacheln oder Dornen, die sich in die Polsterung gebohrt haben, werden ausgezupft.
Damit wäre der mechanische Teil erledigt. Und der Rest wie Gerüche oder Farbveränderungen, vulgo Dreckschlieren? Hier scheinen sich die Geister zu scheiden. Neue Schuhe kaufen, Waschmaschine oder Handwäsche? Und welches Waschmittel? Etliche Treffer der Google-Suche nach dem Stichwort „Laufschuhe reinigen“ warnen eindringlich davor, sie in die Waschmaschine zu stecken. Nienicht, auf gar keinen Fall!
Das häufigste Argument, sagt, die Temperatur sei zu hoch, möglicherweilse könnte sich der Klebstoff auflösen. Ich kann dem nicht folgen. Nehmen wir einen hübsch heißen Sommertag, sagen wir: 35°C Außentemperatur. Wir lassen außer Acht, dass der Asphalt, auf dem wir laufen, eventuell noch wärmer ist. Von innen versuchen die Füße gegenzuhalten, sagen wir, mit knapp unter 30°C (wer mehr wissen will: Temperaturverteilung menschlicher Körper. Ich kenne niemanden, Badwater Finisher ausgenommen, der jemals über temperaturgeschädigte Klebeverbindungen berichtet hätte. Sicherheitshalber werde ich ein paar Schuhhersteller fragen, für welche Temperaturen sie ihre Produkte auslegen.
Was ich sagen will: die Temperaturen in der Waschmaschine sind auch nicht höher als im normalen Leben eines Schuhs. Nein, Schuhe sind natürlich keine Kochwäsche!
Ich vermag mir weder unter mechanischen, thermischen, noch chemischen Aspekten ein Risiko für die Schuhe vorstellen, das sie mehr schädigen kann als ….. Laufen.
Stark, damit meine ich wirklich starrrrrrrk, also total verdreckte Latschen, bei welchen sich der Dreck schon in der Polsterung festgesetzt hat, um im Laufe der folgenden Monate herauszubröseln, kommen bei mir in die Waschmaschine. Separat, bei 30° ohne Waschmittel.
Handwäsche mit sanfter Seife (was auch immer das ist, vermutlich Schmierseife) wird ebenso häufig propagiert, wie man von der Waschmaschine abrät. Dazu empfiehlt die Arbeit mit einer nicht allzu harten Bürste – die Variante mit Drahtbürste in der Bohrmaschine scheidet also aus. Ich bin für derlei schlicht zu faul. Was nicht abfällt, oder in der Waschmaschine entfleucht, bleibt halt dran. Kein strahlendes Weiss, keine leuchtenden Farben. Sei’s drum.
Trocknen können die Schuhe, wenn ich sie denn einer Feuchtreinigung unterzogen habe, an ihrem angestammten Lagerort. In der Zwischenzeit, bis sie wieder einsatzfähig sind, darf eines der anderen Paare herhalten. Ich weiss nicht, was ich täte, wenn ich nur einen Satz hätte, oder wenn ich mein Lieblingspaar unbedingt und schnellstmöglich wieder nutzen wollte. Wahrscheinlich würde ich dem Vorschlag folgen, sie mit Papier auszustopfen, um das Ensemble (Innensohlen irgendwo obendrauf!) in einen trockenen Raum oder die Nähe einer Heizung zu stellen, selbstredend würde ich die Grenzen der thermischen Belastbarkeit respektieren…
Mikrowelle geht leider nicht, die ist nur für Pudel.