Grand Défi des Vosges 2013

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Mitte April, wenn selbst der längste Winter langsam die Endlichkeit seiner Existenz einzusehen beginnt, lädt ein kleiner Verein in Niederbronn-les Bains zum Trailrunning ein.
Dabei hat man am Sonntag die freie Wahl aus Strecken zwischen rund 12, 26 und 53 km, letzterer der Grand Défi des Vosges, dessen Grandesse seit 2012 vom Grand Défi des Seigneurs mit 73 km überstrahlt wird, der Samstags stattfindet.
Das wiederum eröffnet ambitionierten Läuflingen ein herrliches Doppelpack-Wochenende.

Ich ambitionierte mich hin zum bescheideneren Grand Défi. Es ist schon hart, sich für den älteren, aber kleineren Bruder zu entscheiden. Vielen anderen ging es genauso, und das scheint sich herumgesprochen zu haben. Ein freundlicher Holzfäller muss Mitleid mit unserer Läuflingspsyche gehabt haben, denn beim Start eröffnete man uns die frohe Botschaft, dass wir wegen Forstarbeiten eineinhalb Kilometer dazukriegen. Ohne Aufpreis!
Folglich herrschte allgemein Konsens darüber, dass die Strecke fünnefundfünnefzich Kilometer betrage. Eine schöne Zahl, fürwahr!

Und so machten wir uns um acht Uhr auf, die schöne Landschaft zu erkunden. Rauf, runter auf Schotterwegen und vielen schönen Single Trails – Läuflingsherz, was begehrst du mehr?

Kühle vielleicht? Der Winter war unter Auslassung jeglichen Frühlings spontan in Sommer übergegangen. Freitags noch frierend, teilte das Thermometer am Sonntag mollige sechsundzwanzig Grad mit. Gefühlt waren es ungefähr fünfzig. Mindestens.

Am Morgen vor dem Start gelang es mir übrigens, das Wettergeheimnis des Défi zu ergründen. Wer den Défi ein paarmal gelaufen ist, der weiss: am Renntag ist das Wetter schön. Trocken und sonnig ist’s, und zwar auch dann, wenn es vorher wochenlang regnete.
Ein ahnungslos umherstehender Vosgirunner – das ist der Verein, der die Défis veranstaltet, musste mir Rede und Antwort stehen. Er gestand während der hochnotpeinlichen Befragung, dass man regelmäßig zum Gott des Wintersberg, der höchsten Erhebung der Gegend, beten würde.
Jedoch hege ich den Verdacht, dies ist nur die halbe Wahrheit. Ohne in Vollmondnächten geopferte Jungfrauen macht doch kein Gott schönes Wetter.
Andererseits: wo findet man heutzutage noch opferbereite Jungfrauen? Vielmehr: überhaupt Jungfrauen? Ein abendfüllendes Thema, welches den Rahmen dieser Erörterung sprengen würde. Ich bin froh, dass ich wieder zum Laufen überleiten kann.

Wie läuft man sowas, wenn der Märzen mehr schnupfend als laufend verging? Ganz einfach, man tut es so, wie Wolfgang, Bernhard (beide LT Hemsbach) und ich es taten. Als erfahrener Ultraläufling kennt man alle Tricks aus dem FF. Mangelndes Träning, Unpässlichkeit, Magenverstimmungen, Blasen, gebrochene Beine, Arme, Rippen, selbst das Ableben sind leicht zu überwindende Hürden, wenn man weiss, wie es geht.

Der Geheimtipp, dessen Schleier ich nunmehr lüfte, lautet: aktives Leiden.
Wir waren sehr aktiv.

Ich daselbst bewegte mich gar auf völlig neuem Terrain, denn ich hatte erstmals eine Kamera dabei. Weltpremiere für mich! Ich ermahnte mich von Zeit zu Zeit, die Kamera aus der Tasche herauszufummeln, ein Bild zu schießen, dabei möglist nicht hinzufallen, bevor ich weiterlaufe. Dabei bestand die größte Herausforderung darin, überhaupt ans Fotografieren zu denken.



…und nächstes Jahr laufe ich in ganz kurzen Klamotten. Wenn überhaupt bekleidet!