WeatherWool Al’s Anorak

Ich stehe ja drauf, neue Sachen auszuprobieren. Als mich Ralph DiMeo von WeatherWool vor einiger Zeit fragte, ob ich denn mal einen Prototypen von Al’s Anorak testen will, habe ich selbstredend “yes” gerufen. Erste Eindrücke….

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Ich stehe ja drauf, neue Sachen auszuprobieren, vor allem dann, wenn sich die Gelegenheit zum Blick über den Tellerrand des gemeinen Läuflings ergibt. Das heißt für mich: kennenlernen, was bei anderen Aktivitäten drinnen und draußen verwendet wird. Vielleicht ergibt sich ein Transfer zum Laufen, oder meine Neugier erschließt mir andere Sportarten mit viel Spaß.

Ich sage nur: Kettlebell.

Heute geht es um WeatherWool.
Ralph DiMeo hatte mich vor geraumer Zeit gefragt, ob ich denn mal einen Prototypen von Al’s Anorak testen wollte. Yes, of course! habe ich selbstredend gerufen. Und so erreichte mich eben jener Anorak – der nicht Al gehört, sondern nach ihm benannt ist – Mitte September, auf dass ich ihm den kommenden Monaten auf den Zahn fühle.

Zuerst fielen mir zwei Dinge auf: erstens ist das Teil sakrisch schwer und zweitens das tarnfarbene Muster. Beides hat seinen Ursprung darin, dass Laufen nicht vorrangiges Entwicklungsziel war. Wobei mir die Farbe recht gut gefällt; in gewisser Weise passt sie besser zum naturnahen Sport Trailrunning als die üblichen knallbunten Farben (Schwarz, das vielen bekanntlich bunt genug ist, eingeschlossen). Beim Anprobieren schien mir der Stoff, obgleich kein Merino, ausgesprochen weich – und siehe da, selbst ich Mimose könnte den Anorak auf der bloßen Haut tragen.

Theoretisch.

Praktisch lasse ich es bleiben, weil es untenherum doch ziemlich hereinzieht. Der Prototyp hat Größe L, während ich sonst M trage, da ist es recht locker um die Hüften. Davon abgesehen fühle ich mich von Anfang an rundum geborgen, als säße ich von einer warmen Wolldecke umhüllt am offenen Kamin. Wind, zumindest der leichte Wind den ich bisher erlebte, kommt nicht durch, ich bin gespannt wie es bei schlechtem Wetter wird. Mehr als Niesel brauchte der Anorak bislang nicht abhalten – kein Problem.
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Mit den langen Seitenreißverschlüssen und der Knopfleiste ist gute Belüftung kein Thema, ich trage den Poncho-Modus gerne. Die Produktionsmodelle sollen übrigens Zweiwege-Reißverschlüsse bekommen.

Was ich besonders zu schätzen lernte, sind die gut durchdachten Ärmel: lang genug, dass ich keine Handschuhe brauche, weil ich meine Pfoten gar schildkrötenmäßig einziehen kann. Außerdem sind die Bündchen weit genug, um sie über die Ellenbogen schieben zu können.
Weniger glücklich bin ich mit der viel zu großen Kapuze. Aufgesetzt bleibt zuviel Raum um den Kopf (nein, ich trage keinen Hut, dessen Krempe noch Platz finden müsste), während sie abgenommen nach hinten zieht. Eine, besser noch zwei Nummern kleiner wäre besser.Als_Anorak_hood

In der Summe lässt sich das Teil in einem weiten Temperaturbereich tragen; Sauwetter muss sich noch einstellen um die Wasserqualitäten zu erleben.

Werde ich Al’s Anorak zum Laufen tragen?

Testweise sicher, als echte Laufbekleidung ist er wirklich zu schwer.

Zum Wandern aber auf jeden Fall, und, worauf ich mich besonders freue: nach dem Laufen. Ich habe da so eine Vision, in der ich nach einem herbst- oder winterlichen Lauf an mein Auto komme, wo ich mir flugs ein wärmendes Kleidungsstück, nein, die Wolldecke, überwerfe.

Ein cooles warmes Teil.Als_Anorak_field

non olet

“non olet” – es stinkt nicht – soll Kaiser Vespasian gesagt haben, als man ihn fragte, ob ihm die Latrinensteuer nicht etwas anrüchig vorkäme. Er sprach vom Geld. Auch Merinowolle sagt man nach, sie würde keine Gerüche annehmen. Nichts leichter, als das herauszufinden, dachte ich mir: dreißig Grad, fünf Tage, ein T-Shirt.

Lodenwalker
Den römischen Kaiser Vespasian kennen die meisten, wenn sie ihn kennen, von seinem Ausspruch “Pecunia non olet”. Und er hatte natürlich recht, denn auch bei anrüchigen Geschäften eingenommenes Geld stinkt nicht. Für ihn war die Latrinensteuer eine saubere Sache, um die zu seiner Zeit recht leeren Staatskassen zu füllen. Heutzutage würden wir von der Pipi-Tax sprechen, die uns trotz des niedlichen Namens gewaltig stinken würde.

Nicht stinken soll angeblich auch Merinowolle, der man nachsagt, sie würde Gerüche ähnlich ungern annehmen wie der srichwörtliche schweizer Beamte ein Bestechungsgeld: allenfalls, wenn der Drang groß genug wird.

Nun denn, ich habe meine neu entdeckte Freundschaft zu Merino anlässlich eines Kurzurlaubs genutzt, um meine Neugier zu befriedigen. Zu diesem Behufe griff ich (mental gestärkt, doch hauttechnisch immer noch äußerst sensibel) zum weichsten Merino-Shirt im Schrank, welchselbiges mir vom Hersteller Lodenwalker netterweise zu Testzwecken zur Verfügung gestellt wurde. Übrigens: Egal wie gut die englischen Sprachkenntnisse sein mögen, Walker wird genau so ausgesprochen, wie es hier steht: Walker. Der Name rührt von der Verarbeitung des Materials her, und manch ein Mensch, der in den zweifelhaften Genuss autoritärer Erziehung gekommen ist, kennt den davon abgeleiteten Begriff Durchwalken. Wer sich jetzt verstohlen an die Backe gefasst hat – das ist jene, auf der er / sie sitzt, nicht die Wange – darf gerne in Kindheitserinnerungen schwelgen.

“Schläge haben mir nicht geschadet!”

Ach nee. Und wieso fasst du dir dann trauma-induziert an den Arsch?

Walken ist jedenfalls für Loden gedacht, Lodenwalker walkt seit ein paar hundert Jahren, eben Loden. Und produziert T-Shirts aus Merino. Eines davon durfte mich in den Kurzurlaub begleiten: Fünf Tage in die Vulkaneifel.
Ich hatte zwei Dinge im Gepäck: erstens Wechselklamotten, und zweitens den festen Vorsatz, das Shirt täglich zu tragen. Die Wechselshirts wären nur zum Einsatz gekommen, wenn meine Ausdünstungen die Blätter hätten welk, den Asphalt weich und Menschen bewusstlos werden lassen.

Damit der olfaktorische Selbstversuch nicht an allzu günstigen Temperaturen scheitern möge, hatte ich in der Vulkaneifel ordentlich einheizen lassen: Sonne mit locker dreißig Grad machte es unnötig, auf die vulkanische Fußbodenheizung zurückzugreifen.

Allabendlich, wenn ich mich des Leibchens entledigte, führte ich einen Schnüffeltest durch, bei dem ich mich aus Sicherheitsgründen anfangs auf das Bett setzte. Sollte ich ob des Miefs rücklings umkippen, würde ich wenigstens weich fallen.

Jedoch: nichts.

Gar nichts.

Im Sinne von: überhaupt nichts.

Weder am ersten, noch am zweiten auch nicht am dritten Abend. Nun muss ich einschränkend dazusagen, dass ich nicht gerade olfaktorisch hochbegabt bin. Höchste Konzentration war also angesagt, sämtliche anderen Sinne blendete ich aus, um eventuell ein kleines Gerüchlein zu erhaschen.

Wirklich nichts.

Erst nach dem fünften Tag ununterbrochenen (ok, nachts nicht) Tragens, als ich wieder zuhause war, konnte ich mir einreden, es könnte eventuell das Versprechen auf die Andeutung eines Quäntchens Aroma vorliegen.

Ich ließ das Shirt über Nacht draußen hängen. Am nächsten Morgen: keinerlei Geruch außer der Nachtfrische.

Non olet.

Es stinkt wirklich nicht.

Ein Hauch von Nichts

“Ein hübsches kleines Nichts, dass Sie da beinahe anhaben” sagt James Bond zu Tiffany Case – womit er ihr Negligé meint. Durchsichtig sind sie zwar nicht, die superleichten Daunenteile von PHD, aber….

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“Ein hübsches kleines Nichts, dass Sie da beinahe anhaben” sagt James Bond zu Tiffany Case – womit er ihr Negligé meint, und sich auf dessen Transparenz bezieht. Durchsichtig sind sie nicht, die superleichten Daunenteile von PHD, was, wenn ich sie trage, auch kaum jemanden stören dürfte. Dafür bieten sie erheblich mehr Kälteschutz als das eingangs erwähnte Nachtgewand.

PHD – Peter Hutchinson Designs – ist ein britischer Spezialist für Daunenkleidung und -schlafsäcke, der sich im High-End Bereich des Marktes etabliert hat. Zum Beispiel hat die Daune in den Teilen, die man mir netterweise zur Verfügung gestellt hat, eine Bauschkraft von 1000 cu.in. je Unze. 800 cu.in. sind hochwertig. Wir reden von 1000.
Übersetzen wir die Zahlenspielerei ins praktische Erleben, heißt das: je größer die Zahl, desto wärmer wird’s bei gleichem Gewicht.
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Jacke und Weste sind Teil der Sommerkollektion, die PHD ins Leben gerufen hat, als man feststellte, dass sich bei einem Daunenlabel im Sommer naturgemäß eine leichte Delle einstellt. Es gibt dann weniger zu tun, wogegen sich etwas tun lässt: Ausrüstung für die kühlen, nicht kalten Tage.

Nach meiner Einschätzung (was bin ich für die Schafskälte der letzten Tage, und den doch recht kühlen Endmai dankbar, so konnte ich wenigstens einen groben Eindruck gewinnen), sind Weste und Jacke ungefähr so warm wie ein dickes Fleece, dafür aber windgeschützt.

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Das Schwergewicht: SummerLite Down Jacket
In der Tat, mit 180 Gramm im Vergleich zur Weste ein rechter Brummer – die Pointe mit der Weste hebe ich mir für später auf. Passt mir super, und ist top verarbeitet. Ich hatte sie mir auch mal nach einem Lauf übergeworfen, als es mit 12, 13 Grad frisch genug war, und fand mich hinreichend mollig eingepackt.
Was alle Daunenklamotten auszeichnet, ist natürlich das Packmaß. Zum Größenvergleich nimmt man gerne Obst, in diesem Fall würde ich von einem durchschnittlich großen Apfel sprechen.

Warum ausgerechnet Obst, hat mir noch keiner erklären können. Ich würde lieber das bewährte Maß namens Körbchengröße heranziehen, schon alleine wegen des empirischen Ermittelns der Vergleichsgröße am lebenden Objekt…

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Magersüchtig: WaferLite Down Vest
Wir sprechen von 85 g Wärme. Das reicht an kühlen Sommerabenden locker, mit ein bisschen was drunter auch im Herbst. Richtig genial als zusätzlicher Wärmespender fürs Gebirge, unter einer Wind- oder Regenjacke.
Bei der Gestaltung hat PHD das Streben nach geringem Gewicht auf die Spitze getrieben: kurzer Reißverschluss, keine Tasche, kein Zug im Saum. Leicht und warm war das Ziel, und das haben sie ohne Kompromisse umgesetzt: das Ding wiegt praktisch nix. Eigentlich sollte man immer eine Kettlebell dabei haben, damit es nicht wegfliegt.

Die Körbchengröße?

Nach meiner Schätzung AA.

Roughstuff Deubelskerl

Ich liebe es, wenn es funktioniert. “Es” ist in diesem Fall das Material, aus dem meine Klamotten sind – und mit Loden wiederum ein echter Klassiker unter den Stoffen. Von Rough Stuff gibt es mit dem Deubelskerl eine Jacke, die für alles taugt. Auch zum Laufen?

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Ich liebe es, wenn es funktioniert. Eifrige Freunde des A-Teams werden sich an den Ausspruch von Hannibal erinnert fühlen: sein Satz Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert hat es zum geflügelten Wort gebracht. “Es” ist in meinem Fall jedoch das Material, aus dem meine Klamotten sind – und mit Loden wiederum ein echter Klassiker unter den Stoffen.

Tobias Stork von Rough Stuff hat Loden aus der jagdgrünen Ecke herausgeholt, um eine Reihe erstklassiger, funktioneller Kleidungsstücke zu schaffen. Sportlich gestaltet, gibt es mit dem Deubelskerl eine Jacke, die für alles taugt. “Dem” Deubelskerl? Ich gerate in sprichwörtlichen sprachlichen Zweifel. Es heißt der Deubelskerl, Jacken sind aber weiblich. Die Deubelskerlin?

Liest zufällig ein Germanist mit?

Besser, ich wende mich dem eigentlichen Thema zu.

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Beschreibung
Die Deubelskerl genannte Jacke (mit der Formulierung ziehe ich mich aus der Affäre) besteht, mit Ausnahme von Kleinkram wie Netztaschen oder Reißverschlüssen, ganz und gar aus Loden – also Schurwolle.
Insgesamt vier Taschen (zwei Napoleontaschen und zwei mit Netz hinterlegte Taschen) bieten reichlich Stauraum und “Handwärme”.
Neben dem üblichen Schnurzug im Saum, und der verstellbaren Kapuze (Größe mit Schnurzug am Hinterkopf und, wie üblich, am Umfang), ist ein weiterer Zug am Hals vorhanden. Mit ihm lassen sich Kopf und Hals noch besser vor den Unbilden des Wetters schützen. Aber dazu später mehr.

Material: Loden – 100% gewalkte Schurwolle
Netzfutter: 100% Polyester
Gewicht: 800g (Größe M, gewogen)
Farbe: schwarz

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Test
Erster Eindruck
Ja, es ist Loden, also würde ich die Jacke nicht auf der bloßen Haut tragen wollen. Davon abgesehen gefällt mir, wie der Stoff fällt: etwas steifer als dünnere Materialien, und doch weich. Ich fasse sie (die Jacke!) gerne an, so warm und weich im Griff ist sie (die Jacke!).
Die Passform ist für mich perfekt, der Saum liegt locker an, so dass ich mich gut und locker bewegen kann. Richtig cool finde ich die Länge der Ärmel: etwas länger als üblich, reichen sie knapp bis zur Handmitte. So kann ich die Finger zum Wärmen bequem einfahren – Schildkrötentaktik!

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Der absolute Hammer ist die Kapuze. Kapuzen sind ein Thema für sich, im Falle des (der?) Deubelskerl ein echtes Bravourstück. Zunächst einmal passt sie mir perfekt – und dann sind da noch die drei Einstellmöglichkeiten. Klar, einmal ums Gesicht herum kennt man von den meisten Hoodies. Hinten am Kopf lassen sich Kapuzen an vielen der besseren Jacken enger oder weiter stellen. Was ich zum ersten Mal sehe, ist ein weiterer Schnurzug am Hals. Ob auf- oder abgesetzt, der Hals bleibt warm, und nichts zieht.
Bevor mich die Begeisterung davonträgt: der Reißverschluss geht schön weit nach oben, zumindest das Kinn muss nicht frieren.

Napoleontaschen finde ich seit jeher super: leicht zugänglich und ausreichend groß (ein Notizbuch DIN A6 passt rein). Gar riesenhaft sind im Vergleich die Haupttaschen weiter unten. DIN A5 ringt ihnen ein müdes, unterfordertes Schmunzeln ab. Na gut, ich hab’s verstanden…

Bedingungen: zwischen -3 und +12°C; Schnee, Regen, Nebel, Sonne. Teilweise windig
Drunter: T-Shirt, dünnes langärmliges Baselayer (Craft Active).

Wo fange ich an? Vielleicht mit der Feststellung, dass Loden nicht vollkommen winddicht ist, sondern ein wenig Luft durchlässt. Für mich ist das diesseits von Sturm und zu magerer Unterschicht (nicht soziologisch gemeint) genau so wie ich es haben will. Allzu dichte Stoffe lassen mich schnell an Hitzestau denken, und das Lodenlüftchen macht gerade sportliche Aktivitäten sehr ersprießlich. Ein Bekannter von mir trägt die Jacke auch zum Radfahren, und ist begeistert!

Regen, damit erzähle ich wahrscheinlich niemandem etwas Neues, lässt Loden zwar nass (und demnach schwerer) werden, es bleibt aber trotzdem warm. Wenn es richtig gießt, würde ich mir wahrscheinlich eine Regenjacke drüberziehen (drunter wäre eine Alternative, das müsste man mal ausprobieren), leichten Regen oder Schnee kratzt weder Jacke noch ihren Träger.

Warm ist das Ding allemal, beim Laufen reichte mir ein dünnes Baselayer drunter auch bei Minusgraden. Wenn ich weniger aktiv war (Deubelskerlchen begleitete mich zum Stadtbummel, beim Wandern, und auch sonst fast überallhin), habe ich über meine normalen Klamotten einfach eine Weste gezogen – gerne stilecht die Lodenweste von Rough Stuff, das ging dann locker auch bei Minusgraden.

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Am anderen Ende der Skala habe ich die großen Reißverschlüsse der seitlichen Taschen zur Belüftung verwendet. Dank Netzfutter kann ordentlich Wärme abgeführt werden. Das so ein Detail, zu denen mir sofort gut durchdacht einfällt. Von der Kapuze und den Ärmeln habe ich ja schon geschwärmt.
Ich ließ tatsächlich öfter mal die Handschuhe zuhause, um unterwegs die Schildkrötentaktik anzuwenden.

Waschen brauche ich die Deubelskerl übrigens immer noch nicht, obwohl ich den Winter über öfter mit ihr laufen war.
Wolle stinkt eben kaum einmal, und falls doch, genügen normalerweise ein paar Tage des Lüftens.
Meistens hatte ich sie übrigens jenseits sportlichen Tuns an, sie schaut einfach zu cool aus, um sie nur dafür zu nutzen.

Fazit
Loden mag für Laufkleidung noch unüblich sein, angesichts der Eigenschaften hat es der Stoff meiner Meinung nach verdient, dass sich dies ändert. Vor allem dann, wenn eine derart gut durchdachte, vielseitige Jacke daraus hergestellt wird.
Was taugt zum Laufen, Wandern, Radfahren, Pferde Stehlen, Stadtbummel? Genau. Ein Deubelskerl. Oder sein weibliches Gegenstück.

Mehr Info: Roughstuff
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Buffalo Teclite Shirt

Buffalo Systems aus Sheffield schert sich wenig um Konventionen. Das Schichtenprinzip wird in einem einzigen Kleidungsstück umgesetzt, das man direkt auf der Haut trägt, und zur Belüftung dient eine Unzahl von Reißverschlüssen.
Ich wollte nicht widerstehen, und habe dem Teclite Shirt auf den Zahn gefühlt.

Buffalo Teclite Shirt 1Drei Schichten lautet das eherne Gesetz, will der aktive Mensch sich korrekt gekleidet in der Natur bewegen: während die Basisschicht Feuchtigkeit von der Hautoberfläche ableitet, dient eine weitere, darüber liegende, der Wärmedämmung. Über dieser wiederum schützt eine Hülle vor Wind und Regen.

So weit, so bekannt.

Buffalo Systems realisiert alle drei Schichten in einem. Das klingt nach vollmundigem Marketingblabla, ist es jedoch keineswegs. Weshalb nicht? Hierzu machen wir einen kurzen Ausflug in die Theorie.
Drei Schichten, bedeutet nicht notwendigerweise drei verschiedene Kleidungsstücke, sondern eben drei Schichten, von denen jede eine bestimmte Funktion erfüllt.
Buffalo Systems nutzt eine Kombination aus Faserpelz und Pertex. Ersterer ruht mit den feinen Spitzen auf der Haut, wodurch erstens Feuchtigkeit leicht verdunstet, um nach außen geleitet zu werden, weiterhin isoliert die Luftschicht zwischen den Fasern. Pertex wiederum, ein sehr leichtes Gewebe, schützt vor Wind und Wetter. Ganz wasserdicht ist Pertex übrigens nicht, lediglich wasserabweisend.
Deshalb dringt bei längerem Regen Wasser hindurch; es soll, so die Überlegung, gar nicht erst bis zur Haut vordringen, weil die Feuchtigkeit im Fell hängenbleibt, um dortselbst zu verdunsten. Das klappt bei leichtem Regen, sagt Buffalo.

Klingt interessant, oder?

Buffalo Teclite Shirt 3
Beschreibung
Das Teclite Shirt ist aus einem leichteren (sprich: nicht ganz so warm wie etwa das Mountain Shirt) Faserpelz gefertigt, der sich auch für intensivere Aktivitäten eignet. Die verstellbare Kapuze (ebenfalls aus Faserpelz / Pertex) ist außen am Stehkragen befestigt. Eine Känguruhtasche nimmt Landkarten auf, was Teilnehmer von Orientierungsläufen und Mountain Marathons freuen wird. Darunter befindet sich eine Tasche, die von beiden Seiten per Reißverschluss zugänglich ist und somit als Muff dient. Außerdem kann der Hüftgurt eines Rucksacks auch durch diese Tasche verlaufen. Lange Reißverschlüsse an den Seiten erleichtern das An- und Ausziehen und dienen der Belüftung. Mit dem Riemen im Inneren der Mufftasche lässt sich die Jacke enger an den Körper ziehen, außerdem befindet sich ein verstellbarer Zug im Jackensaum.

Material: Pertex® 4 Ripstop shell
Fast wicking Teclite micro-pile lining
Gewicht: 510g
Farbe: dunkelblau

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Test
Erster Eindruck
Gefühlt fühlt sich der Außenstoff der Jacke – nein: des Shirts – dünn an. Durch dickes Dornendickicht würde ich damit nicht laufen wollen. Ansonsten: superflauschigweiches Innenleben, und eine Vielzahl an Reißverschlüssen. Die beiden großen an der Seite bleiben zum Anziehen tunlichst offen, und, ganz wichtig: erst in die Ärmel schlupfen, dann ist das restliche Überstülpen ein Kinderspiel. Mit passt die Jacke – nein: das Shirt – wie angegossen. Damit die Funktion gewahrt bleibt, müssen Kleidungsstücke dieses Typs recht knapp sitzen. Buffalo Systems liefert deshalb nicht in den grob gestuften Größen S,M,L usw., sondern nach einem System, welches sich am Brustumfang orientiert. Es lohnt sich, genau zu messen!
Die Kapuze passt perfekt, und die Ärmel lassen sich über die Ellenbogen nach oben schieben – Teil des Klimatisierungsprinzips: Belüftungsöffnungen auf und zu, statt Schichten an- und ablegen.

Bedingungen: zwischen -5 und +13°C; Schnee, Regen, Nebel, Sonne. Teils sehr kräftiger Wind
Drunter: T-Shirt, dünnes langärmliges Baselayer (Craft Active Extreme) – oder nichts.
Eigentlich habe ich die Jacke schon seit dem vorletzten Jahr. Und wer sich an den vergangenen Winter erinnert, kann sich gut vorstellen, warum ich erst jetzt über mein Teclite Shirt – nein, es ist keine Jacke – berichte: das Wetter war nicht schlecht genug. Knapp zehn Grad und Niesel war in etwa das Übelste, was Shirt und ich “erdulden” mussten; kaum geeignet, um die Grenzen des Shirts auszuloten.

Buffalo Teclite Shirt 5Zum Glück gestalteten sich Herbst und Winter dieses Mal anders, und ich kann schlichtweg sagen, dass das Shirt bei jedem Einsatz perfekt funktionierte.
Neugierig, wie ich auf das ungewöhnliche Ein-Kleidungsstück-Mehrschichtensystem war, habe ich mich beim ersten längeren Lauf über die Kombination aus Wind, Schnee und deutlich unter Null gefreut. Alle Reißverschlüsse dicht, ebenso den Schnurzug im Saum und den Hüftgurt fest, Kapuze aufgesetzt – und mir war mollig warm. Bei stürmischen Böen war ein wenig Belüftung zu spüren, aber nicht so, dass es unangenehm oder gar kalt geworden wäre. Mir ist das lieber als völlig winddichte Schichten, unter denen sich die Hitze staut.
Die dünne Basisschicht war, wie ich bei einem späteren Versuch feststellen konnte, unnötig gewesen. Wenn überhaupt etwas darunter, dann nur der Hygiene wegen.

Ist das Wetter etwas besser gelaunt, sagen wir: um oder knapp über Null Grad, schlägt die Stunde der Belüftungsöffnungen. Ärmel nach oben, Brustreißverschluss auf, ebenso die Mufftasche sind ein guter Anfang, doch die großen Öffnungen an den Seiten machen den Reiz dieses Typs Kleidung aus. Fein in der Länge justierbar (es sind schließlich Zweiwege-Reißverschlüsse) geht zwischen ganz dicht und nur unten geschlossen alles. Dreizehn Grad und Sonnenschein fallen natürlich nicht mehr unter den Begriff artgerechter Einsatz, aber es geht, und das sogar recht gut. Ich brauchte nicht einmal zum Äußersten greifen: Shirt im Poncho-Modus tragen, also die seitlichen Reißverschlüsse von unten her komplett öffnen.

Richtig cool finde ich die Möglichkeit, auf seitlichen Wind zu reagieren. Dort, von wo es pustet, bleibt der RV geschlossen, auf der anderen Seite entweicht die Hitze. Klasse!

Unterm Strich bleibt der Eindruck, dass ich über einen sehr großen Temperatur- und Wetterbereich immer ein angenehmes Körperklima beibehalten konnte. Wo mir normalerweise die Wahl bleibt, etwas zu warm oder ein wenig zu kühl angezogen zu sein, beziehungsweise eine Kleidungsschicht an- oder auszuziehen, hantierte ich fröhlich mit Reißverschlüssen herum. Sehr angenehm, wie ich finde, denn mir wird recht schnell warm beim Laufen.

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Fazit
Interessanter Ansatz, der sehr gut funktioniert. Für lange Ultras (UTMB zum Beispiel), bei denen entweder mit Dauerregen zu rechnen ist, oder Regenkleidung zur Pflichtausrüstung zählt, genügt das Teclite alleine nicht. Da braucht’s dann entweder eine zusätzliche Regenjacke, oder eben doch die Kombination aus mehreren separaten Schichten.
Für alles drunter ist das Teclite eine echte Universalwaffe.

Müsste ich mich zwischen Oktober und März auf ein einziges Kleidungsstück festlegen, das hätte Teclite gute Chancen.

Mehr Info: Buffalo Systems