Ich stehe ja drauf, neue Sachen auszuprobieren, vor allem dann, wenn sich die Gelegenheit zum Blick über den Tellerrand des gemeinen Läuflings ergibt. Das heißt für mich: kennenlernen, was bei anderen Aktivitäten drinnen und draußen verwendet wird. Vielleicht ergibt sich ein Transfer zum Laufen, oder meine Neugier erschließt mir andere Sportarten mit viel Spaß.
Ich sage nur: Kettlebell.
Heute geht es um WeatherWool.
Ralph DiMeo hatte mich vor geraumer Zeit gefragt, ob ich denn mal einen Prototypen von Al’s Anorak testen wollte. Yes, of course! habe ich selbstredend gerufen. Und so erreichte mich eben jener Anorak – der nicht Al gehört, sondern nach ihm benannt ist – Mitte September, auf dass ich ihm den kommenden Monaten auf den Zahn fühle.
Zuerst fielen mir zwei Dinge auf: erstens ist das Teil sakrisch schwer und zweitens das tarnfarbene Muster. Beides hat seinen Ursprung darin, dass Laufen nicht vorrangiges Entwicklungsziel war. Wobei mir die Farbe recht gut gefällt; in gewisser Weise passt sie besser zum naturnahen Sport Trailrunning als die üblichen knallbunten Farben (Schwarz, das vielen bekanntlich bunt genug ist, eingeschlossen). Beim Anprobieren schien mir der Stoff, obgleich kein Merino, ausgesprochen weich – und siehe da, selbst ich Mimose könnte den Anorak auf der bloßen Haut tragen.
Theoretisch.
Praktisch lasse ich es bleiben, weil es untenherum doch ziemlich hereinzieht. Der Prototyp hat Größe L, während ich sonst M trage, da ist es recht locker um die Hüften. Davon abgesehen fühle ich mich von Anfang an rundum geborgen, als säße ich von einer warmen Wolldecke umhüllt am offenen Kamin. Wind, zumindest der leichte Wind den ich bisher erlebte, kommt nicht durch, ich bin gespannt wie es bei schlechtem Wetter wird. Mehr als Niesel brauchte der Anorak bislang nicht abhalten – kein Problem.
Mit den langen Seitenreißverschlüssen und der Knopfleiste ist gute Belüftung kein Thema, ich trage den Poncho-Modus gerne. Die Produktionsmodelle sollen übrigens Zweiwege-Reißverschlüsse bekommen.
Was ich besonders zu schätzen lernte, sind die gut durchdachten Ärmel: lang genug, dass ich keine Handschuhe brauche, weil ich meine Pfoten gar schildkrötenmäßig einziehen kann. Außerdem sind die Bündchen weit genug, um sie über die Ellenbogen schieben zu können.
Weniger glücklich bin ich mit der viel zu großen Kapuze. Aufgesetzt bleibt zuviel Raum um den Kopf (nein, ich trage keinen Hut, dessen Krempe noch Platz finden müsste), während sie abgenommen nach hinten zieht. Eine, besser noch zwei Nummern kleiner wäre besser.
In der Summe lässt sich das Teil in einem weiten Temperaturbereich tragen; Sauwetter muss sich noch einstellen um die Wasserqualitäten zu erleben.
Werde ich Al’s Anorak zum Laufen tragen?
Testweise sicher, als echte Laufbekleidung ist er wirklich zu schwer.
Zum Wandern aber auf jeden Fall, und, worauf ich mich besonders freue: nach dem Laufen. Ich habe da so eine Vision, in der ich nach einem herbst- oder winterlichen Lauf an mein Auto komme, wo ich mir flugs ein wärmendes Kleidungsstück, nein, die Wolldecke, überwerfe.