Test Sub Zero Softshell Jacke

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Sub Zero Softshell Windproof Thermal Jacket

Der englische Hersteller Sub Zero hat sein Portfolio konsequent auf das Zwiebelschalenprinzip hin ausgelegt, bei dem jede der übereinander getragenen Kleidungsschichten eine bestimmte Aufgabe (Feuchtigkeitstransport, Wärme, …) übernimmt. Zum Schutz vor Wind und Wetter setzt Sub Zero auf Jacken aus Softshell-Material.
Ich habe das Sub Zero Softshell Windproof Thermal Jacket ausprobiert.

Beschreibung
Sub Zero Softshell Windproof Thermal Jacket
Das von Sub Zero verwendete Softshell-Material besteht aus zwei zusammen laminierten Gewebelagen. Außen aus einer Mischung aus Polyester und Elastan gefertigt, ist diese Schicht winddicht und halbwegs wasserfest. Die Innenlage aus dünnem Fleece ist leicht angeraut, was sie einigermaßen warm macht.

Von der Ausstattung her folgt die im Rücken länger geschnittene Jacke dem üblichen Muster mit Klettverschlüssen an den Ärmeln, Schnurzug im Bund und einem abgedeckten Reissverschluss. Zwei sehr geräumige Taschen (innen mit Netzfutter) an den Seiten bieten genug Platz für Taschentücher, Handschuhe und was man sonst noch herumtragen will. Am linken Oberarm findet sich eine weitere Tasche, die groß genug ist, um Handy oder ähnliches aufzunehmen. Die Reissverschlüsse machen alle einen sehr guten Eindruck. Sie sind etwas schwergängig, ich kann mir vorstellen, dass dies an der Wasser- und Winddichtheit liegt. Der Haupt-RV hat ein supergriffiges Zugteil. Wenn’s schon schwer geht, bekommt man einen gescheiten Griff. Sehr schön!

Der Kragen hat mich auf Anhieb begeistert: schön hoch, anliegend (aber nicht zu eng), und mit dem gleichen wunderbar weichen Material umsäumt, das auch den Windschutz des Reissverschlusses bildet, Reissverschlussgarage inklusive.

Material außen: 97% Polyester, 3% Elastan
Material innen: 100% Polyester Fleece
Average weight: 516 g (Größe M, gewogen)
Farbe: Schwarz

Test
Erster Eindruck
Was mir gleich auffiel, ist die wunderbare Haptik der Jacke. Der Außenstoff fühlt sich toll an, ich fühlte mich spontan an eine dünne Wildlederjacke erinnert. Ein echter Handschmeichler!
Weil sich – Elastan sei Dank! – das Material den Bewegungen sehr gut anpasst, kommt mir der Begriff „zweite Haut“ in den Sinn. Nichts engt ein, nichts drückt, alles schön und angenehm.

Größe M passt mir wie angegossen, mit einem Wermutstropfen: die Ärmel müssten mindestens drei, vier Zentimeter länger sein. Selbst wenn ich die Arme nur herunter hängen lasse, enden sie knapp hinter den Handgelenken. Das schaut nicht nur affenartig aus, es wird auch kalt an den Unterarmen.

Laufen, Wandern
Bedingungen: ca. -5 bis +10 °C, bedeckt, windig, teilweise Regen
Drunter: Craft Zero Longsleeve, bei kaltem Wetter zusätzlich Craft Shift Pullover
Als ich die Jacke neu hatte, war der Winter gerade auf höhere Temperaturen von zehn Grad über Null eingestellt. Dass es mir in der Softshell arg warm werden würde, hatte ich erwartet. Ausprobiert habe ich sie trotzdem auf einem kurzen Läufchen; meine Neugier war größer als die Vernunft. Freilich habe ich geschwitzt! Allzu atmungsaktiv ist sie übrigens nicht, schon bei leichtem Trab fühlte ich mich feucht.

Als der Winter mit Temperaturen um und knapp unter Null, dazu frischem Wind, endlich zurückkehrte, schlug die Stunde der Sub Zero Softshell. Mit einer oder zwei Schichten drunter war mir mollig warm, egal was das Wetter tat.

Und der herrlich hohe Kragen wurd‘ mein Freund an windig kalten Tagen.

Laufen ist meiner Meinung nach nicht die Domäne dieser Jacke. Es geht zwar, wenn’s kalt wird sogar sehr gut, nur kommt mir der Einsatzbereich auf richtig kaltes, windiges Wetter begrenzt vor. Um einen Vergleich zu haben, zog ich einmal die Kombination aus duperdünner Windjacke und Pulli, also reine Laufklamotten, an. Die Softshell wirkte dagegen mehr nach „Jacke“.
Das heisst: Laufen geht zwar, muss aber nicht immer sein. Ganz anders beim Wandern. die Sub Zero Softshell wurde flugs zu meiner Lieblingsjacke dafür. Entweder trug ich sie von Beginn an, was natürlich von Wetter und Situation abhing, oder sie wartete im Rucksack auf die nächste Rast.
Leichter Regen perlt an der Außenseite der Jacke ab. Damit Wasser durchkommt, hätte ich mich deutlich länger draußen aufhalten müssen.

Und der herrlich hohe Kragen wurd‘ mein Freund an windig kalten Tagen.

Fazit
Die Sub Zero Softshell ist eine echte Universaljacke. Ein Generalist unter den Kleidungsstücken, wenn man so will.
So lange es weder wie aus Eimern gießt, saukalt ist oder Tempotraining ansteht, macht man mit ihr alles richtig: winddicht, leidlich warm, hält sie bei Regen trocken.
Über die Länge der Ärmel hatte ich schon gemeckert, ansonsten: Klasse Teil.
Kaufen kann man Sub Zero übrigens im Internet unter http://www.subzero.co.uk/

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Und der herrlich hohe Kragen wurd' mein Freund an windig kalten Tagen.

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angeraute Innenseite

Ausgleichssport (4): Seilhüpfen

Seilhüpfen. Ich kann mich noch an die Schule erinnern. Wir hatten Hanfseile, die in der Mitte etwas dicker waren, um mehr Schwung hinzukriegen. Ich meinerseits war zwar nie in der Mitte dick gewesen, stand mit den Dingern aber auf Kriegsfuß. Das Mistseil hatte nichts Sinnvolleres im Sinn, als sich in meinen Füßen zu verheddern. Dabei sollte es elegant unter diesen hindurchschwingen.
Voller Bewunderung bestaunte ich Leute, die es draufhatten. Unfassbar. Leichtfüßig, die Sohlen kaum vom Boden abhebend, das Seil in atemberaubendem Tempo schwingend, konnten sie sogar noch lächeln.
Faszinierend. Und doch unerreichbar.
„Unerreichbar? Das werden wir sehen!“ ermahnte ich mich vor ein paar Monaten, um flugs ein Hüpfseil zu kaufen.

Ich befasse mich mit Seilhüpfen. Jahrzehnte nach der Schule. Allein wes Grundes?

Seilhüpfen ist ein erstklassiges Koordinationsträning. Selbst die einfachsten Hüpfer brauchen eine ganze Weile bis sie richtig sitzen, besonders für einen koordinativ-motorisch herausgeforderten Menschen, wie ich einer bin.
Ich habe etliche Sitzungen (ein Scherzchen, ich saß wahrlich nicht) gebraucht, bis ich endlich mehr als zwanzig Umdrehungen am Stück himbekam. Zwischenzeitlich habe ich den Dreh raus.

Wenn ich mich erinnere, wie weh mir die Waden nach dem Träning taten, ist klar, welchen Vorteil des Läuflings Leib aus dieser Träningsform zieht. Neben etlichen anderen.

Ich zähle kurz auf:
– der Puls lässt sich ordentlich nach oben treiben
– wie gesagt: die Koordination
– und die Beine (Waden- und Fußmuskulatur)
– Handgelenke und Unterarme sind beteiligt, und nicht nur die: der ganze Körper ist dabei. Die kleinen Sprünge beanspruchen die gesamte Streckmuskulatur des Körpers, Rückenmuskeln inklusive.

Möglichkeiten, um es sich schwerer zu machen, sind reichlich vorhanden. Auf der nach oben offenen IQMS (Ich Quäle Mich Selbst) – Skala liegt die Bandbreite zwischen Null (ich liege im Bett, das Seil neben mir) und „kurz vor der Schnappatmung“.

Ich selbst nutze das Seil gerne, um die aktiven Pausen beim Kettlebelltraining zu gestalten (natürlich schön langsam), als Koordinationsträning, wobei ich mir zum Ziel gesetzt habe, Elemente aus dem Lauf-ABC ins Hüpfen einzubauen.

Auch dann, wenn nur wenig Zeit ist, greife ich zwischenzeitlich lieber zum Seil als zu den Schuhen. 5 bis 10 Minuten sind beim Laufen so gut wie nichts, beim Rope Skipping (um den zeitgemäßen Begriff zu verwenden) reden wir von einer ordentlichen Träningseinheit, die fürs Laufen wiederum mehr bringt, als, eben Laufen.

Eines klappt nicht, jedenfalls nicht bei mir: diese Träningsform eignet sich nicht für den frühen Morgen. „Koordination“, das kann ich nach dem Aufstehen nichtmal schreiben. Geschweige denn tun.
Tagsüber, oder abends ist dann Gelegenheit für Träning nach dem Motto „flinke Füße für den schnellen Fuß“.

Get fit to Run

Get fit to run. Für das Laufen fit zu werden? Läuft man denn nicht, um fit zu werden?
Genau diesen scheinbaren Widerspruch löst das Autorenteam schon im Vorwort auf, als der Anspruch des Buches definiert wird, dem am Laufen interessierten genau das Handwerkszeug zu liefern, dass er benötigt, bevor er überhaupt mit dem Laufen beginnt. Denn, so die Autoren, Laufen als Sport setzt eine gewisse Fitness voraus. Mit diesem Anspruch ist der thematische Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen sich gleichermaßen informativ wie vergnüglich lesen lässt.

Die scheinbar verschiedenen Kapitel Motivation, Ernährung, Regeneration und Functional Training summieren sich zu einem Rundumpaket, aus dem sich Anfänger ebenso bedienen können wie erfahrene Läufer. Der Untertitel fokussiert hingegen: „Functional Training für Läufer“. Ich will mir an dieser Stelle einen Seitenhieb nicht verkneifen: Was in aller Welt hat die Leute geritten, diesen Untertitel zu wählen? Der Schwerpunkt liegt eben gerade nicht nur auf F.T.! Soll ich mich ärgern, weil von zweihundertfünfzig Seiten nur die Hälfte funktionell trainiert? Oder „danke“ sagen, denn ich würde ungern auf den Rest verzichtet haben? Beim Umblättern der letzten Seite war mir klar: klasse Buch, irreführender Untertitel.

Allen Abschnitten gemein ist eine kurze Einführung in die jeweiligen Grundlagen und ein Selbsttest. Ich habe mich manchmal an Psychotests erinnert gefühlt – „Wie schlagfertig sind Sie?“, und musste Schmunzeln. Darauf, dass man leistungsfähiger wird, wenn man an den meisten Tagen ausgeschlafen ist, wird man auch ohne Fragebogen kommen. Einzig der Test zur Beweglichkeit wirkte auf mich so, dass ich aus der Auswertung direkt Maßnahmen würde ableiten können.

Richtig schick: die Informationen zu den jeweiligen Grundlagen. In ihnen zeigt sich die fundierte Kenntnis des jeweiligen Autors, der sprachlich leicht verständlich bleibt, ohne ins Oberflächlich-Unpräzise abzudriften.
Es gibt für mich ein wichtiges Kriterium, ob ich ein Buch mag oder nicht. Ich frage mich: habe ich Lust auf den nächsten Satz, auf die folgende Seite? Oder muss ich mich quälen? Lese ich nur weiter, weil mir der mühsam herausgefilterte Inhalt nutzt? Vermag ich fachlich zu folgen? Ja, ich konnte folgen. Ja, ich habe sehr gerne weitergelesen!

Ich will besonders herausstellen, dass man keiner Weise irgendeinem Dogma anhängt. Vorfußlauf? Mittelfuß? Ich zitiere freudig aus dem Kapitel über Bewegung: „In den letzten Jahren haben Autoren immer wieder davon berichtet, den einen ultimativen und erfolgreichen Laufstil gefunden zu haben.“ Zwei Sätze weiter: „Wir machen ihnen bewusst keine Vorgabe, wie sie laufen sollen!“ Danke dafür.

Das macht es mir leicht, über die ein klein wenig zu laut gerührte Werbetrommel hinwegzusehen, zumal die vorgestellten Übungen gut beschrieben sind. Ich würde mir jedoch etwas aussagekräftigere Bilder wünschen, vielmehr ist mir nicht immer auf Anhieb klar geworden, welche der drei Fotos die Bewegungsfolge zeigen, und welche eine alternative Ausführung.

Sinnvoll gruppiert und in ein schlüssiges Gesamtkonzept eingebettet, rühren die Übungen an das Gewissen der meisten Läufer.
Zunächst allgemeines Aufwärmen gefolgt von laufspezifischen Übungen. Es folgen je nach Wunsch Lauf-ABC, Kraft- und Schnelligkeitsübungen. Netterweise wird man von den Autoren auch nicht allein gelassen, wenn es darum geht, die Übungen in den Trainingsalltag einzubinden. Sie schlagen vor, einzelne Elemente an den Beginn einer Trainingseinheit zu stellen: „Movement Prep“, „Running Prep“ et cetera. Zusammen fast eine halbe Stunde, und das vor dem „richtigen“ Lauftraining. Danach zehn Minuten Regeneration. Profi müsste man sein. Oder früher aufstehen. Aber Recht hat das Buch, denn der Kreis schließt sich, sobald ich wieder an den Titel denke: get fit to run.

Lauftraining besteht aus mehr als Laufen. Zum Beispiel aus der Lust am Laufen.

„Weshalb willst du überhaupt Laufen?“ Ein cooler Gedanke, in einem Buch über Sport das Gebiet von Motivation und mentalem Training zumindest anzuschneiden. Vor allem der Neuling tut gut daran, diesen Abschnitt zu lesen, um sich über seine Motive klar zu werden. Der Tag, an dem jede Lust, den Hintern auch nur aus dem Bett, geschweige denn in den nasskalten, regnerischen Tag zu schieben, kommt bestimmt. Glücklich, wer weiss, wozu er trainiert. Noch glücklicher, wer seine Ziele erreicht. Der Kopf läuft mit!

Wie wir dem Körper helfen können, Belastungen besser – schneller? – wegzustecken, behandeln die Autoren im Teil über Regeneration. Der Leser lernt, welche Vorgänge im Körper währenddessen ablaufen, und welche Faktoren Einfluss nehmen. Die Autoren bringen das auf eine griffige Formel „Arbeit + Pause = Erfolg“. Auch schaffen Graumann, Beuke & Co. zuerst eine Wissensbasis, auf die man zurückgreifen kann, wenn man die Regenerationsmaßnahmen näher beleuchten möchte.

Fazit: ein gutes, thematisch rundes Buch über „Fit werden zum Laufen“.

Projekt Phönix (2): wie läuft’s?

Das Projekt Phönix, das mich zu einem „besseren“ Läufling machen soll, läuft seit dem 5. November des letzten Jahres. Da kann ich kurz innehalten, und mich fragen: was hat sich geändert?

Was wollte ich überhaupt verändern?
Ein besserer Läufling werden, das war und ist mein Ziel.
Besseres Träning, mehr Träningsdisziplin. Freilich erwarte ich mir auch bessere Zeiten bei Wettkämpfen. Der Lohn der Mühen darf sich gerne in Ergebnislisten niederschlagen.

Und wie sollte das gleich wieder vonstatten gehen?
Ich zitiere den ersten Artikel der Serie zum Projekt Phönix, denn ich bin ein faules Stück und stehe dazu!
– Aufbauträning ab 5. November. Schwerpunkt Athletik (Kettlebells, Seilhüpfen und Gelenkmobilisation, vier- bis sechsmal wöchentlich). Wenig Laufen, vielleicht zweimal in der Woche, ab Januar dann mehr.
– ich bilde einen Träningssockel. Darunter verstehe ich die tägliche Dosis Träning, die ich zu mir nehme.
– schöne Saisonplanung. Das Zeug mit den Mikro- und Makrozyklen…
– ganz wichtig: ich führe wieder ein Träningstagebuch!

Ach wie ist es schön, wenn ich mein Träningstagebuch ansehe, das ich in einer hübschen Tabelle meines Computers pflege. Und wie ich mich freue, wenn ich etwas neu eintragen kann. Wie herrlich, wenn ich den Plan mit dem ausgeführten Träning vergleiche! Selbst wenn ich mal weniger tränierte als geplant: egal.
Denn erstens klappte es auf Anhieb, einen Träningssockel zu bilden, und zweitens habe ich eine schöne Kontrolle über die Zyklisierung: bei den Makrozyklen bedeutet das, drei Wochen langsam steigern, dann eine Woche locker. Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert, wenn ich schwarz auf weiss sehe, dass ich tatsächlich so träniert habe, wie ich sollte.

Angefangen habe ich damit, dass ich viermal in der Woche ein Kettlebellprogramm absolvierte. Nicht immer die gleiche Abfolge, schließlich will ich Spaß dabei haben. Darüber, was ich genau treibe, schreibe ich in einem eigenen Artikel. Dazu kommt ein bis dreimal Laufträning wöchentlich.

Was ich als Morgenmuffel nur empfehlen kann: erstmal mit Gelenkmobilisation hübsch aufwärmen. Mein träger Leib lässt sich austricksen, wenn ich schon im Bett mit leichten Übungen beginne.
Ob es daran liegt oder am Bellen, ich bin weniger verspannt als sonst. Bürojobs lassen Nackenmuskeln gerne aushärten wie Beton im Sommer. Eine Woche vor dem Computer, und der Rücken ist hart wie Siegfrieds Haut nach dem gemeinsamen Bad mit dem Drachen. Und jetzt? Locker und luftig. Meistens jedenfalls.
Klar, dass ich kettlebelltechnisch Fortschritte mache. Ist nicht das primäre Ziel, aber ich nehm’s gerne mit! Genauso übrigens beim Seilhüpfen. Meine Güte, wenn ich mir vorstelle, wie krampfig das zu Beginn nicht funktioniert hat. Mittlerweile wage ich gar herumzuspielen.

Was bringt’s?
Das wichtigste zuerst: ich spüre wieder Leidenschaft! Wenn ich an das Träning der beiden letzten Jahre zurückdenke, kommen mir eher Gedanken an „Einheitsbrei“ in den Sinn als Erinnerungen an Würze und Abwechslung. Mal zwischendrin Gas zu geben, die Sau rauslassen! Dann wieder fröhlich Bellen! Und den Fortschritt dokumentieren. Tief durch, ein, ausatmen. Die Vögel zwitschern…nein, das nicht, wir haben noch Winter.

Höheres Tempo scheint mir zumindest auf kurzen Strecken leichter zu fallen. Ich drücke mich absichtlich vorsichtig aus, weil ich keine Ahnung habe, ob das Bellen alleine einen Beitrag geleistet hat, ob ich mehr Biss entwickelte, oder, oder, oder.
Wieso das Bellen? Vor drei Wochen habe ich bei den Swings meinen Pulsgurt getragen. Ich staunte nicht schlecht, dass die Herzfrequenz in dem Bereich lag, in dem ich Tempoträning mache. Gepaart mit Seilhüpfen wird es sich zumindest nicht nachteilig ausgewirkt haben.
Wo ich mir sehr sicher bin: Bellen hilft bergauf und bergab. Sonntag im hügeligen Odenwald merkte ich deutlich, dass mich die Kraftanstrengung bergauf weniger anstrengte als sonst. Ich mache mir ein Kompliment für den letzten Satz: „die Kraftanstrengung strengt mich weniger an“. Da klopf‘ ich mir selbst auf die Schulter und frage mich, ob ich eine Fußballkarriere anstreben soll. Die nötige Rhetorik bringe ich mit.

Aber ich schweife ab. In der nächsten Zukunft will ich den Anteil des Laufens am Träning steigern. Ich bin mir noch unschlüssig, wie weit ich das Ergänzungsträning reduziere. Ob ich das Ergänzungsträning reduziere. Bis jetzt hatte ich allenfalls sieben Stunden in der Woche träniert, da ist genug Raum nach oben. Bellen und Laufen, eine schöne Kombination für eine Träningseinheit mit großem Nachteil: es dauert länger. Und das bedeutet, noch früher aufzustehen. Ich bin Morgenmuffel.

Beim Laufen selbst ist sicher, dass ich stärker differnziere. Hatten wir ja schon: ein Bergträning sei ein Bergträning, Tempo sei Tempo und herumgekaspert wird sowieso. Wenn ein hübsches Hügelchen in der Landschaft herumsteht, werde ich ihn mir gönnen!

Morgen ist in Rodgau ein erster Test kurz vor Saisonbeginn. Lange Läufe hatte ich kaum gemacht, der längste vor einer knappen Woche. Und selbst das keine drei Stunden. Andererseits meine ich, dass ich insgesamt besser vorbereitet bin als, sagen wir: letztes Jahr. Ist das „gefühltes Träning“?
Egal, ich werde sehen was passiert. Freu‘ mich drauf. Und werde berichten.

Tabata – das Wunderträning?

Tabata. Klingt in meinen Ohren wie ein Klamottenladen. Das mag daran liegen, dass ich früher öfter an einem solchen mit Namen Zapata vorbeikam. In Wahrheit handelt sich bei Tabata jedoch weniger um die hohe Kunst, sich trendig zu kleiden, sondern um, so der Anspruch, eine hoch wirksame und sehr effektive Trainingsmethode. Über Tabata wird viel geschrieben, zum Großteil gleichermaßen euphorisch wie unreflektiert.
Erdacht wurde die Methode nach dem Japaner Izumi Tabata, womit die Herkunft des Namens erklärt wäre.

Was ist Tabata?
Tabata zählt zur Gruppe der HIIT (high-intensity interval training) Verfahren. Die Methode geht auf eine Studie des namensgebenden Izumi Tabata zurück, die anno 1996 die Effekte ebensolcher HIIT-Trainings untersuchte. Zusammenfassung Tabata Studie
Darin tränierte eine Gruppe viermal wöchentlich nach der Tabata-Methode (die damals noch nicht so hieß), am fünften Tag waren 30 Minuten „zügig“ angesagt, bevor wiederum vier Tabata-Einheiten folgten. Was tat die Kontrollgruppe? Fünfmal bei 70% der Sauerstoffkapazität. Also Vollgas gegen „zügig“.
Wichtigstes Ergebnis: die Tabata-Tränierenden konnten ihre Sauerstoffkapazität deutlicher steigern.

Wie funktioniert Tabata?
20 Sekunden volle Kanne im Wechsel mit 10 Sekunden aktiver Erholung. Izumi Tabata schlägt vor, diese Sequenz 8 Mal durchzuführen, nach vier (!) Minuten wäre das Träning vorbei.
Lohnt kaum, sich umzuziehen. Wenigstens kann man sich vorher noch aufwärmen. Kann? Muss! Volle Kanne heisst wirklich: alles was geht. In der Studie triezten sich die Sportler bei 170% VOmax! Das bedeutet: mehr Leistung, obwohl der Körper keinen weiteren Sauerstoff mehr verarbeiten kann.

Tabata – ein Mythos hinterfragt
Wenn wir genau hinsehen, was damals untersucht wurde, werden wir keinen Hinweis auf Fettverbrennung finden. Addieren wir außerdem die Zeit, in der die Tabata-Tränierenden sich aufgewärmt haben (10 Minuten vor jeder Sitzung), plus 2 Minuten zum Abkühlen danach, kommen wir zusätzlich auf über 70 Minuten „normales“ Träning in der Woche. Versprechungen (damit meine ich auch solche, die man sich selbst macht) in der Art „viermal Tabata in der Woche, das sind 16 Minuten in denen ich mich anstrenge. Flugs werde ich topfit“ zieht das logischerweise den Boden unter den Füßen weg.
Und: hochintensives Träning ist offenkundig wirklich hochintensiv. Siehe oben: Hundertsiebzig Prozent. Das ist, mit Verlaub, an der Kotzgrenze.

Davon abgesehen: die Wirkung hängt davon ab, wie fit man schon ist. Mein Vorteil an dieser Stelle: ich bin schlecht genug, dass ich mich leicht steigern könnte. Wenn, ja wenn ich lupenrein HIIT tränieren würde. Ich habe keine Ahnung, ob und wie der gemeine Läufling von weniger als vier Einheiten in der Woche profitiert.

Zuweilen stolpere ich über Träningsprogramme, die ebenfalls das Schlagwort „Tabata“ tragen. Oft auch im Zusammenhang mit Kraftträning, Kettlebell Workouts, und was es sonst noch gibt. Man präsentiert gerne eine Übersicht: 20 Sekunden Arbeit gefolgt von 10 Sekunden Pause. Dieses 8 Mal durchführen.
Wie war das gleich wieder in der Studie? Tabata setzt auf 20 Sekunden an der Kotzgrenze! Kurze Intervalle mit Pausen sind bestimmt anstrengend, keine Frage. Aber eben nur dann „Tabata“, wenn, ja wenn entsprechend träniert wird. Nicht überall, wo Tabata draufsteht, ist auch Tabata drin.

Tabata und vergleichbare HIIT-Träningsmethoden wirken also innerhalb der Rahmenbedingungen, für die sie untersucht wurden. Ein System des Körpers wird durch den Träningsreiz überlastet, folglich reagiert es durch Anpassung.

Tabata, ein Wundermittel? Nein. Kein Wunder, oder?
Tabata, nur ein fauler Zauber? Auch nicht. Wer es konsequent umsetzt (und wenn die Rahmenbedingungen stimmen), darf sich aber freuen, wenn sich andere über erstaunliche Steigerungen „wundern“.
Mich deucht, diese „Weisheit“ kann man auf die meisten Träningsmittel, -methoden und was weiss ich noch übertragen: Kaum macht man es richtig, wirkt es. Ein Wunder, ein Wunder!