Ausgleichssport (4): Seilhüpfen

Seilhüpfen. Ich kann mich noch an die Schule erinnern. Wir hatten Hanfseile, die in der Mitte etwas dicker waren, um mehr Schwung hinzukriegen. Ich meinerseits war zwar nie in der Mitte dick gewesen, stand mit den Dingern aber auf Kriegsfuß. Das Mistseil hatte nichts Sinnvolleres im Sinn, als sich in meinen Füßen zu verheddern. Dabei sollte es elegant unter diesen hindurchschwingen.
Voller Bewunderung bestaunte ich Leute, die es draufhatten. Unfassbar. Leichtfüßig, die Sohlen kaum vom Boden abhebend, das Seil in atemberaubendem Tempo schwingend, konnten sie sogar noch lächeln.
Faszinierend. Und doch unerreichbar.
“Unerreichbar? Das werden wir sehen!” ermahnte ich mich vor ein paar Monaten, um flugs ein Hüpfseil zu kaufen.

Ich befasse mich mit Seilhüpfen. Jahrzehnte nach der Schule. Allein wes Grundes?

Seilhüpfen ist ein erstklassiges Koordinationsträning. Selbst die einfachsten Hüpfer brauchen eine ganze Weile bis sie richtig sitzen, besonders für einen koordinativ-motorisch herausgeforderten Menschen, wie ich einer bin.
Ich habe etliche Sitzungen (ein Scherzchen, ich saß wahrlich nicht) gebraucht, bis ich endlich mehr als zwanzig Umdrehungen am Stück himbekam. Zwischenzeitlich habe ich den Dreh raus.

Wenn ich mich erinnere, wie weh mir die Waden nach dem Träning taten, ist klar, welchen Vorteil des Läuflings Leib aus dieser Träningsform zieht. Neben etlichen anderen.

Ich zähle kurz auf:
– der Puls lässt sich ordentlich nach oben treiben
– wie gesagt: die Koordination
– und die Beine (Waden- und Fußmuskulatur)
– Handgelenke und Unterarme sind beteiligt, und nicht nur die: der ganze Körper ist dabei. Die kleinen Sprünge beanspruchen die gesamte Streckmuskulatur des Körpers, Rückenmuskeln inklusive.

Möglichkeiten, um es sich schwerer zu machen, sind reichlich vorhanden. Auf der nach oben offenen IQMS (Ich Quäle Mich Selbst) – Skala liegt die Bandbreite zwischen Null (ich liege im Bett, das Seil neben mir) und “kurz vor der Schnappatmung”.

Ich selbst nutze das Seil gerne, um die aktiven Pausen beim Kettlebelltraining zu gestalten (natürlich schön langsam), als Koordinationsträning, wobei ich mir zum Ziel gesetzt habe, Elemente aus dem Lauf-ABC ins Hüpfen einzubauen.

Auch dann, wenn nur wenig Zeit ist, greife ich zwischenzeitlich lieber zum Seil als zu den Schuhen. 5 bis 10 Minuten sind beim Laufen so gut wie nichts, beim Rope Skipping (um den zeitgemäßen Begriff zu verwenden) reden wir von einer ordentlichen Träningseinheit, die fürs Laufen wiederum mehr bringt, als, eben Laufen.

Eines klappt nicht, jedenfalls nicht bei mir: diese Träningsform eignet sich nicht für den frühen Morgen. “Koordination”, das kann ich nach dem Aufstehen nichtmal schreiben. Geschweige denn tun.
Tagsüber, oder abends ist dann Gelegenheit für Träning nach dem Motto “flinke Füße für den schnellen Fuß”.

6 Gedanken zu „Ausgleichssport (4): Seilhüpfen“

  1. Cooler Artikel, durchweg Stellen zum Schmunzeln. Beim Satz mit der nach oben offenen IQMS Skala musste ich laut vor mich hin lachen. Köstlich! 🙂

  2. So ein Plastikseil hatte ich auch – ging vor kurzem leider kaputt.
    Ich kann zum Glück in einem geeigneten Hausflur hüpfen.

  3. Guten Morgen und Danke für die Blumen zum Blog! 🙂
    Ich frage mich mittlerweile selbst, wieso ich weiland die Zwangsregistrierung eingestellt habe. Egal, weg ist sie!

    Beim Seilhüpfen hast du mir einiges voraus! Halt’ mich auf dem Laufenden, ob du es noch genauso hinbekommst wie als Kind.
    Ich bin stolz drauf, dass ich es noch auf meine alten Tage gelernt habe. Macht riesig Spaß, wenn’s klappt!

    Mit welchem Seil hüpfst du?

  4. Oh, das scheint ja zu klappen, nichts ist schlimmer, als wenn man kommentieren möchte – und es geht nicht, aber das Problem ist ja jetzt gelöst.

    Du hast mich mit dem Seilspringen auf eine gute Idee gebracht, ich habe es schon als Kind geliebt, entweder alleine oder an einem großen Seil mit anderen gemeinsam, ob ich es heute noch kann, wird sich zeigen, das Seil liegt bereit, ich werde es versuchen, bin selbst sehr gespannt, aber ich glaube nicht, dass man das verlernt !!

    Morgens geht bei mir überhaupt nicht – da geht es mir genau wie dir.

    Schöner Blog – und danke fürs Verlinken !! 😎

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