Kilometerschilder, oder: wo bin ich?

Ich scheue mich, zu einem verstaubten Klischee zu greifen, indem ich meinen Beitrag mit der Anmerkung eröffne, mit dem ersten Marathon sei es wie mit dem ersten Sex. Dem Standard folgend, würde ich Sätze nachschieben, in denen Worte vorkommen wie “nie vergessen”, “unerfahren”, “nicht allzu schön, aber unvergesslich”.

Stattdessen stelle ich schlicht fest: die meisten Läufer werden sich an ihren ersten Marathon erinnern. Immer. Und. Ewig. Oder so.
Bei mir war es 2001 in Würzburg. Besonders sind mir bei meinen ersten Marathons die ersten 10, 12 Kilometer im Gedächtnis geblieben, in denen ich vollkommen unsicher war, ob ich zu schnell oder zu langsam laufe, denn damals war der gemeine Läufer hauptsächlich mit Beinen und Stoppuhr unterwegs. Keine Rede von sophistischen GPS-Puls-Fettverbrennungs-vitalfunktionüberwachenden Minicomputern am Handgelenk. „Kilometerschilder, oder: wo bin ich?“ weiterlesen

Mit Musik läuft alles besser. Teil 2

Nachdem ich in meinem ersten Beitrag zum Thema Läufe nach ihrer Musik eingeteilt hatte, überlegt ich mir: wie hätt’ ich es denn gerne? Keine einfache Frage, liebe Läuflinge. Denn wir wissen alle, dass Stimmungsschwankungen während eines Laufes dazu unseren Wunsch nach Ruhe, zwischenmenschlicher Kommunikation oder eben nach Musik in etwa genauso berechenbar machen wie die Flugroute eines Schmetterlings auf einer blühenden Frühlingswiese. Situationsabhängig kann uns der gleiche Song beflügelnd vorantreiben, oder in eine tiefe Krise stürzen. „Mit Musik läuft alles besser. Teil 2“ weiterlesen

Die Frau in mir

Was habe ich über Witze gelacht, die das Klischee der Frau bedienen. Nicht einer bestimmten Frau, sondern der Frau schlechthin, die, das haben wir aus besagten Witzen gelernt, nicht in der Lage ist, ein paar Klamotten aus dem Schrank zu greifen, um sich anzuziehen. Ich sehe die Situation förmlich vor mir: Eine Dame steht vor einem übervollen Kleiderschrank.
Der zugehörige Mann wartet, fragt höflich den Status ab “wann kommst du….?”, um als Antwort zu bekommen “ich weiss nicht, was ich anziehen soll”. Üblicherweise werden im Anschluss unterschiedlichste Kombinationen erörtert, erwogen und wieder verworfen. „Die Frau in mir“ weiterlesen

Mit Musik läuft alles besser. Teil 1

Ich rede von der musikalischen Untermalung bei Laufveranstaltungen. Dem Klangteppich. Ein- und Ausstimmung. Stimmungsmacher oder -töter, je nach Deckungsgrad von Musik, persönlichem Geschmack und Gemütsverfassung.

Nach einer breit angelegten Studie unter reger Beteiligung des laufenden Teils der Weltbevölkerung (na gut, ich habe ein wenig nachgedacht) können wir Klang-Lauf-Veranstaltungen in drei Kategorien einteilen:

a) der volkstümlich-zünftige Lauf

b) der vereinsmäßig-rockige Lauf

c) der kommerziell-glamouröse Lauf „Mit Musik läuft alles besser. Teil 1“ weiterlesen

Sport macht Worte

Sprache lebt. Eigentlich bedarf es keines weiteren Beispiels dafür, dass neue Worte hinzukommen, während andere in Vergessenheit geraten. Dieses besondere Wort scheint mir jedoch eine Erwähnung wert, denn es deutet viel darauf hin, dass es seinen Ursprung in der Welt des Sports hat.
Ich rede von einem Begriff, der die deutsche Sprache, seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts bereichert: dem “sehrsehr”.
Der Urheber dieses wunderschönen Neologismus liegt im Dunkel der Geschichte verborgen; ich meine mich zu erinnern, dass es zuerst in Interviews mit Sportlern auftauchte: “es war ein sehrsehr harter Wettkampf”.
Sehrsehr ähnelt dem vervielfältigten Dank (vielen, vielen Dank) und dem verstärkten Lob (ganz, ganz toll), wird jedoch wie ein einzelnes Wort ausgesprochen. „Sport macht Worte“ weiterlesen