Unnatural Running

Da ist er schon wieder. In irgendeinem Magazin. Ein weiterer Schuhproduzent treibt die Sau durchs dorf: Natural Running. Es ist DER Super-Hyper-Mega-Giga-Tera-Exatrend der letzten Tage, Wochen, Monate, was weis denn ich. Natural Running – natürliches Rennen. Ich dachte immer, Laufen sei an sich eine natürliche Art der Fortbewegung. Bei den meisten Leuten schaut es in der Tat natürlich aus; selbst Ultraläufer wirken, trotz oft eigenwilligem Schlappschritt, immer natürlich. Beinahe, als sei „Laufen“ dem Menschen per Evolution in die Wiege gelegt worden. Aber ich lasse mich natürlich gerne eines Besseren belehren.

Das Gegenteil zum Natural Running ist wohl Unnatural Running. Wir Läuflinge haben das offenkundig vor der Entdeckung des natürlichen Laufens betrieben. Unnatural Running ruft in meinem Hirn sofort Monty Python’s Ministry of Silly Walks in Erinnerung. Eine gute Idee, so ein Ministerium für Unnatürliches Laufen, dessen Sinn und Zweck darin bestünde, unnatürliche Laufstile zu entwickeln, erforschen, ihre Auswirkungen auf Konjunktur und Mensch zu untersuchen. Sollte man dem Kanzleramt vorschlagen. Noch besser, der EU. Ein EU-Ministerium für natürliches und unnatürliches Laufen! Ob John Cleese zur Verfügung stünde? Vielleicht sollte man erwägen, einen Griechen ins Amt zu bitten. Schon wegen des symbolischen Gehalts in der aktuellen Krise. Als Maskottchen böte sich Pheidippides an. Ist der damals eigentlich natürlich von Marathon nach Athen, bzw. von Athen nach Sparta gerannt? Englisch konnte er wohl nicht, andererseits blieb ihm mangels Ballen- und Fersengelpolster, ohne Mehrfachdämpfung, Pronationsstütze und Gore-Tex kaum die Alternative des Unnatural Running.

Wie dem auch sei, Running an sich ist also keinesfalls natural, es muss entdeckt, propagiert, gelernt und praktiziert werden. Und, machen wir uns nichts vor, das geht nur mit speziellen Schuhen. Die haben weniger Sprengung als andere Laufschuhe, weniger Dämpfung…. Ist es natürlich, wenn ich mit meinen natürlichen Rennschuhen auf einem unnatürlichen Untergrund – Asphalt – laufe? Geht das auch in der Stadt, oder nur in der Natur? Vom Laufband will ich nicht reden.
Wobei die Schuhkonstruktion ja nur der Anfang sein kann. Natürlicher wären natürliche oder naturidentische Materialien. Ich stelle mir Espandrille ähnliche Natur-Rennschuhe vor.
Wobei mir, vom Hype abgesehen, die Sache an sich sympathisch ist. Natural Running Schuhe sind schlussendlich einfachere Schuhe, bei denen meine Füße auch mitkriegen, was gerade läuft. Für mich gehört zum natürlichen Laufen allerdings entscheidend dazu, dies vorwiegend im passenden Geläuf zu tun. Also weniger Asphalt oder Schotter, sondern soviel wie möglich Single Trails (früher Trampelpfade genannt), Wurzelwege, oder einfach mal querfeldein.

Was mache ich eigentlich am Wochenende? Natürlich Laufen!

Kilometerschilder, oder: wo bin ich?

Ich scheue mich, zu einem verstaubten Klischee zu greifen, indem ich meinen Beitrag mit der Anmerkung eröffne, mit dem ersten Marathon sei es wie mit dem ersten Sex. Dem Standard folgend, würde ich Sätze nachschieben, in denen Worte vorkommen wie „nie vergessen“, „unerfahren“, „nicht allzu schön, aber unvergesslich“.

Stattdessen stelle ich schlicht fest: die meisten Läufer werden sich an ihren ersten Marathon erinnern. Immer. Und. Ewig. Oder so.
Bei mir war es 2001 in Würzburg. Besonders sind mir bei meinen ersten Marathons die ersten 10, 12 Kilometer im Gedächtnis geblieben, in denen ich vollkommen unsicher war, ob ich zu schnell oder zu langsam laufe, denn damals war der gemeine Läufer hauptsächlich mit Beinen und Stoppuhr unterwegs. Keine Rede von sophistischen GPS-Puls-Fettverbrennungs-vitalfunktionüberwachenden Minicomputern am Handgelenk. „Kilometerschilder, oder: wo bin ich?“ weiterlesen

Mit Musik läuft alles besser. Teil 2

Nachdem ich in meinem ersten Beitrag zum Thema Läufe nach ihrer Musik eingeteilt hatte, überlegt ich mir: wie hätt‘ ich es denn gerne? Keine einfache Frage, liebe Läuflinge. Denn wir wissen alle, dass Stimmungsschwankungen während eines Laufes dazu unseren Wunsch nach Ruhe, zwischenmenschlicher Kommunikation oder eben nach Musik in etwa genauso berechenbar machen wie die Flugroute eines Schmetterlings auf einer blühenden Frühlingswiese. Situationsabhängig kann uns der gleiche Song beflügelnd vorantreiben, oder in eine tiefe Krise stürzen. „Mit Musik läuft alles besser. Teil 2“ weiterlesen

Die Frau in mir

Was habe ich über Witze gelacht, die das Klischee der Frau bedienen. Nicht einer bestimmten Frau, sondern der Frau schlechthin, die, das haben wir aus besagten Witzen gelernt, nicht in der Lage ist, ein paar Klamotten aus dem Schrank zu greifen, um sich anzuziehen. Ich sehe die Situation förmlich vor mir: Eine Dame steht vor einem übervollen Kleiderschrank.
Der zugehörige Mann wartet, fragt höflich den Status ab „wann kommst du….?“, um als Antwort zu bekommen „ich weiss nicht, was ich anziehen soll“. Üblicherweise werden im Anschluss unterschiedlichste Kombinationen erörtert, erwogen und wieder verworfen. „Die Frau in mir“ weiterlesen

Mit Musik läuft alles besser. Teil 1

Ich rede von der musikalischen Untermalung bei Laufveranstaltungen. Dem Klangteppich. Ein- und Ausstimmung. Stimmungsmacher oder -töter, je nach Deckungsgrad von Musik, persönlichem Geschmack und Gemütsverfassung.

Nach einer breit angelegten Studie unter reger Beteiligung des laufenden Teils der Weltbevölkerung (na gut, ich habe ein wenig nachgedacht) können wir Klang-Lauf-Veranstaltungen in drei Kategorien einteilen:

a) der volkstümlich-zünftige Lauf

b) der vereinsmäßig-rockige Lauf

c) der kommerziell-glamouröse Lauf „Mit Musik läuft alles besser. Teil 1“ weiterlesen