Welche Farbe haben eure Laufschuhe? Nein, nicht die Farbe, die sie beim Kauf hatten, sondern jene, die ihr seht, wenn ihr jetzt (jetzt!) nachseht. Meine sind größtenteils von einer graubraungrünen Schicht überzogen, durch die die serienmäßige Farbe gleichermaßen tapfer wie erfolglos hindurchzuschimmern versucht.
Und weil sich im Innern gerne Teile der heimischen Natur Moos, Tannennadeln, Hölzchen, Kleinlebewesen zu einem meiner Ansicht nach wenig schützenswerten Biotop zusammenfinden, sehe ich mich zeitweilig genötigt, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Weil’s nervt, wenn Fauna sich in Füße bohrt.
Also Schuhe putzen.
Wirklich? Schuhe? Putzen?
Schauen wir uns die Dinger in ihrem natürlichen Lebensraum genauer an: artgerecht gehalten, tragen wir sie bei jedem Wetter nach draußen. Wenn ich von meiner mitteleuropäisch geprägten Läuflingsexistenz ausgehe, ertragen sie nicht nur mein Körpergewicht, sondern Temperaturen zwischen minus zwanzig, und, wenn es hoch kommt, vielleicht mal plus vierzig Grad Celsius.
Sie werden mit Sand, Staub, Erde, Dreckwasser, Schlamm und allem anderen besudelt, was der Untergrund eben so hergibt. Als ob das nicht genügen würde, helfen des Läuflings Füße durch eifrige Schweißproduktion mit, Laufschuhe in Objekte von auserlesener farblicher und olfaktorischer Zusammensetzung zu verwandeln.
Zudem dringen kleine Steine, Moos- und Graspartikel und was weis ich noch in sie ein. Wenn ich meine Latschen davon befreie, beschleicht mich zuweilen der Anflug eines schlechten Gewissens. Zerstöre ich möglicherweise ein wertvolles Biotop? Mache ich mich des Artensterbens schuldig?
Bislang hat noch jedes Mal mein Bedürfnis, in bröckchenfreien Schuhen unterwegs zu sein, obsiegt.
Also doch saubermachen, nur: wie?
Dreckkrusten außen machen nicht nur das Laufen unschön, sie neigen dummerweise auch dazu, sich dort abzulösen, wo sie Kollateralverschmutzungen anrichten. In Wohnungen, Autos, und eben sonst, wo es Teppiche gibt. Und so nehme ich mir ein Beispiel an den Wandersleuten. Die schlagen seit Generationen ihre Schuhe gegeneinander, dass der Schmutz nur so spritzt!
Und innen? Bei meinen gefühlten Anschlägen auf die Biodiversität nehme ich die Innensohle heraus, entferne alles, was stören oder gar Blasen bilden könnte, um dann das Gleiche mit dem Restschuh zu tun. Hartnäckige Grassamen, Stacheln oder Dornen, die sich in die Polsterung gebohrt haben, werden ausgezupft.
Damit wäre der mechanische Teil erledigt. Und der Rest wie Gerüche oder Farbveränderungen, vulgo Dreckschlieren? Hier scheinen sich die Geister zu scheiden. Neue Schuhe kaufen, Waschmaschine oder Handwäsche? Und welches Waschmittel? Etliche Treffer der Google-Suche nach dem Stichwort „Laufschuhe reinigen“ warnen eindringlich davor, sie in die Waschmaschine zu stecken. Nienicht, auf gar keinen Fall!
Das häufigste Argument, sagt, die Temperatur sei zu hoch, möglicherweilse könnte sich der Klebstoff auflösen. Ich kann dem nicht folgen. Nehmen wir einen hübsch heißen Sommertag, sagen wir: 35°C Außentemperatur. Wir lassen außer Acht, dass der Asphalt, auf dem wir laufen, eventuell noch wärmer ist. Von innen versuchen die Füße gegenzuhalten, sagen wir, mit knapp unter 30°C (wer mehr wissen will: Temperaturverteilung menschlicher Körper. Ich kenne niemanden, Badwater Finisher ausgenommen, der jemals über temperaturgeschädigte Klebeverbindungen berichtet hätte. Sicherheitshalber werde ich ein paar Schuhhersteller fragen, für welche Temperaturen sie ihre Produkte auslegen.
Was ich sagen will: die Temperaturen in der Waschmaschine sind auch nicht höher als im normalen Leben eines Schuhs. Nein, Schuhe sind natürlich keine Kochwäsche!
Ich vermag mir weder unter mechanischen, thermischen, noch chemischen Aspekten ein Risiko für die Schuhe vorstellen, das sie mehr schädigen kann als ….. Laufen.
Stark, damit meine ich wirklich starrrrrrrk, also total verdreckte Latschen, bei welchen sich der Dreck schon in der Polsterung festgesetzt hat, um im Laufe der folgenden Monate herauszubröseln, kommen bei mir in die Waschmaschine. Separat, bei 30° ohne Waschmittel.
Handwäsche mit sanfter Seife (was auch immer das ist, vermutlich Schmierseife) wird ebenso häufig propagiert, wie man von der Waschmaschine abrät. Dazu empfiehlt die Arbeit mit einer nicht allzu harten Bürste – die Variante mit Drahtbürste in der Bohrmaschine scheidet also aus. Ich bin für derlei schlicht zu faul. Was nicht abfällt, oder in der Waschmaschine entfleucht, bleibt halt dran. Kein strahlendes Weiss, keine leuchtenden Farben. Sei’s drum.
Trocknen können die Schuhe, wenn ich sie denn einer Feuchtreinigung unterzogen habe, an ihrem angestammten Lagerort. In der Zwischenzeit, bis sie wieder einsatzfähig sind, darf eines der anderen Paare herhalten. Ich weiss nicht, was ich täte, wenn ich nur einen Satz hätte, oder wenn ich mein Lieblingspaar unbedingt und schnellstmöglich wieder nutzen wollte. Wahrscheinlich würde ich dem Vorschlag folgen, sie mit Papier auszustopfen, um das Ensemble (Innensohlen irgendwo obendrauf!) in einen trockenen Raum oder die Nähe einer Heizung zu stellen, selbstredend würde ich die Grenzen der thermischen Belastbarkeit respektieren…
Mikrowelle geht leider nicht, die ist nur für Pudel.
Glaube ich.