Olümpia

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Olümpia...

Olümpia. Mythos und Medienereignis – jedenfalls bis vor kurzem. Olümpia, nur dem sportlichen Wettstreit verpflichtet, der Welt alle paar Jahre vom Olümpischen Kommitee dargebracht. Ich mag so gerne an etwas wie Olümpia glauben, etwas das nur von hehren Idealen getragen wird, so ganz im Gegensatz zur durchkommerzialisierten Welt. Olümpia, der idealistische Gegenentwurf zu, ach, eigentlich zu allem.
Einzig eine kleine Meldung, die vor den Spielen zu lesen war, erschütterte meinen Glauben an die tiefe Reinheit der olümpischen Bewegung ein wenig. Der Name „Olümpia“ sei geschützt, so liess das Olümpische Kommitee einige Anwaltskanzleien verbreiten, und daher könne man leider nicht dulden, dass etwa eine Bäckerei „olümpische Wochen“ ausriefe, um Zuckerwerk mit den Olümpischen Ringen feilzubieten. Nein, Ring und Name seien jenen vorbehalten, die reinen Geistes sind. Niemals dürften Wort und Symbol durch die Profitgier eines Londoner Bäckers besudelt werden.
Ebenso hieß es an die Adresse der Menschheit: du sollst kein Bild machen von den heiligen Stätten des Sportes. Es sei denn, das olümpische Kommitee – oder seine irdischen Stellvertreter – hätte die Unbeflecktheit des Fotografen festgestellt. Ein geringer Ablass könne im Zweifel die Reinigung herbeiführen. Zum Glück für die sterblichen Erdenbürger nahmen einige Medienkonzerne die Qualen der Katharsis auf sich, damit die Welt am Wettkampf teilhaben könne.

Indes: das Böse schläft nicht, und so müssen wir uns die Frage stellen, ob denn das Olümpische Komitee die Unschuld der Spiele wird bewahren können? Die prophetische Gabe des LauferEis erlaubt uns den Blick in die Zukunft.

Olümpische Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016.
Eingedenk der Verlautbarung durch das IOC, die Nennung des Namens „Olümpia“ werde zu Exkommunikation und Armut bis in die siebte Generation führen, umschreiben ihn findige Geschäftsleute mit „jene erlauchte Feier, der wir gerade beiwohnen“. Indes erkennt ein Gericht die betrügerische Absicht. Weil der genannte Satz sich eindeutig auf die Olümpischen Spiele bezöge, sei er dem Nennen des Namens gleichzusetzen. Die Sünder werden durch die IIOC, die Inquisition des Internationalen Olümpischen Komittees, peinlich befragt, worauf sie ihre Vergehen bekennen, und Besserung geloben.
Um die konsumierende Menschheit vor dem unlauteren Anblick des lautersten aller Symbole zu schützen, plant das IOC, gemeinsam mit Google einen Chip zu entwickeln. Dieser wird den Sehnerv eines Menschen in jenem Moment unterbrechen, in dem sein Auge unrein dargestellte Olümpische Ringe wahrnimmt. Als unrein gelten dabe all jene Abbilder, für die kein gültiger Ablassbrief vorliegt.

Olümpische Sommerspiele 2024.
Knapp zwei Wochen vor der feierlichen Eröffnung erschüttert ein Erdbeben die Welt. Eine Stadt in Griechenland behauptet, sie habe den Namen Olümpia schon weit vor unserer Zeitrechnung für eine Kultstätte genutzt, selbst sportliche Wettkämpfe hätten einige hundert Jahre lang stattgefunden. Wissenschaftler sprechen von einer eindeutigen, geradezu erdrückenden Quellenlage zugunsten der Griechen.
Nach zwölf Tagen der Ungewissheit einigt man sich nur Minuten vor dem Entzünden des Olümpischen Feuers auf einen Vergleich: die Stadt gewährt, gegen Lizenzgebühren, ihren Namen weiterhin zu verwenden. Für Zeit seit den ersten Olümpischen Spielen im Jahr 1896 erhält sie die Gebühren rückwirkend. Damit das IOC finanziell handlungsfähig bleibt, werden im Laufe der folgenden Wochen unzählige Alternativen diskutiert. Das Rennen macht ein Vorschlag, der die Menschheit verpflichtet, während der Dauer der Olümpischen Spiele mindestens eine Stunde täglich gemeinsam Werbung der Sponsoren anzusehen. Schnell etabliert sich im Volksmund dafür der Name „Freudendienst“.

Und das hehre Ideal Pierre de Coubertins, die Jugend der Welt möge sich frei von Hass und Gewinnstreben im sportlichen Wettkampf messen, war gerettet.