Liebe Biotechnologen…

Die Biotechnologie bringt erstaunliche Dinge hervor: Mäuse mit Menschenohr auf dem Rücken, Klonschafe, oder Mais, der sich per SMS meldet, wenn er reif ist. Kinderkram. Kümmert euch doch bitte um wichtige Themen!

Ich bin wirklich verblüfft, was die Biotechnologie so hervorbringt.
Spontan kommt mir das Klonschaf Dolly von vor Jahrzehnten in den Sinn. Klasse Sache, so ein Schaf vom Fließband.
Und der Genmais. Wenn es bei Mais bleibt, denn ich nehme an, bei dieser Pflanze ist es besonders einfach, weshalb sie den Anfang macht. In ein paar Jahren kommt eine SMS vom Apfelbaum, weil er geerntet werden möchte.

War da nicht mal eine Maus, der ein menschliches Ohr am Rücken wächst? Manche Mütter behaupten ihren Sprösslingen gegenüber ja, sie hätten auch hinten Augen – was ich persönlich für eine schamlose Lüge halte. So weit ist die Gentechnik auch wieder nicht.

Trotzdem sind sie beeindruckend, diese Spielereien.

Fingerübungen.

Aphorismen, verfasst in der Sprache der Natur.

Liebe Biotechnogenetiker, ich finde, ihr habt lange genug herumgealbert. Der Ernst des Lebens wartet.
Nehmt euch endlich eines wirklich wichtigen Problems an.

Warum, so frage ich mich, verhält sich der menschliche Körper so wenig kohärent? Hautflächen sind bereit, Hornhaut als Schutzschicht zu bilden, wenn sie mechanischer Belastung ausgesetzt sind. Ein wenig Gartenarbeit führt zu Schwielen an den Händen. Wenn ich fleißig mit der Kettlebell trainiere, muss ich meine Handflächen mit ebensolchem Fleiß pflegen. Und der Läufling an sich kennt das Thema Fußpflege zur Genüge.

Alles passt sich an Belastungen an.

Fast alles.

Außer Brustwarzen.

Brustwarzen wollen abgeklebt werden. Es ist ihnen offenkundig vollkommen egal, dass andere Körperteile schon längst den Vorzug des Anpassens erkannt haben. Überleben durch Anpassung? Brustwarzen als Spezies wären schon längst ausgestorben. In der Zeitung könnten wir lesen, das letzte Brustwarzenpaar sei beim London Marathon des Jahres 1992 verendet. Die Überresste in Form eines befleckten Laufshirts würden wir im British Museum bewundern können.
Weniger zur Arterhaltung, sondern zum Vermeiden unangenehmen Reibens kleben wir brav ab. Vor jedem größeren Lauf.

Aber: ich verspreche mir viel von der Biotechbranche. Es kann ja nicht so schwer sein, Brustwarzen zu schaffen, die bei Reibung langsam aber sicher eine Schicht Hornhaut entwickeln. Handflächen können es. Fußsohlen auch. Bitte auch Brustwarzen.

Irgendwer wird jetzt wahrscheinlich den Gedanken hegen, Hornhaut auf den Brustwarzen könnte möglicherweise das Säugen des Nachwuchses erschweren.
Ich möchte dem entgegenhalten, dass ich – Geschlecht: Mann – keineswegs die Absicht habe, jemals einen Säugling zu säugen. Ich denke, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass ich hier für die meisten Geschlechtsgenossen spreche. Wenn es um die Erhaltung der menschlichen Art durch Fortpflanzung und Aufzucht geht, finde ich die serienmäßig mitgelieferten Werkzeuge sinnvoll zwischen Mann und Frau aufgeteilt. Ich möchte die mir mitgegebenen Werkzeuge behalten. Da bin ich ganz konservativ.
Kurzum: ich brauche meine Brustwarzen nicht als Öffnungen für die Nahrungszufuhr junger Menschen. Demnach darf der männliche Nippel ohne Funktionseinbußen Hornhaut entwickeln.

Und die Frauen?

Ach, das Genderthema, dem ich mich gern stelle. Es spricht nichts dagegen, die Bildung von Hornhaut während der Stillzeit zu unterbinden. Eine kleine Erschwernis in der Aufgabenstellung – aber, liebe Genetiker, ich bin sicher, dass ihr auch das hinkriegt.

Rasant wie der Fortschritt hinfort schreitet, kann es nicht mehr allzu lange dauern.
Ich für meinen Teil verzichte jedenfalls darauf, Aktien von Pflasterfabriken zu kaufen. Wenn Nippel nicht mehr schutzbedürftig sind, wird der Verkauf von Pflastern einbrechen.

Zuvor gilt es, die Biotechnologiebranche auf den rechten Weg zu bringen.

Freiheit für Läufer – Hornhaut auf die Nippel!

4 Gedanken zu „Liebe Biotechnologen…“

  1. Ich als Frau kann nur sagen, das Problem stellt sich gar nicht, wenn ich den richtigen Sport-BH trage. Das wäre doch was für euch Männer… einen männlichen Sport-BH der das Brustwarzen-Reiben verhindert. Wie es sich anhört auf jeden Fall eine Markt-Lücke. Ob man damit Erfolg haben könnte… 😉

    Liebe Grüße Anna

    1. Sport-BH für Männer, warum nicht? Deine Erfindung braucht aber eine andere Bezeichnung, weil’s ja kein “B” gibt, das zu halten wäre.
      Ich stünde als Testperson zur Verfügung, falls du den Markt angehen willst 😉

      Liebe Grüße,
      Harald

Kommentare sind geschlossen.