Kennt ihr das? Ihr erzählt von einem Vorhaben oder einem vergangenen Erlebnis, woraufhin euer Gegenüber fragt: "Und, was macht das mit dir?".
Ich frage mich da eher: Was ist dieses Es, und wie kommt Es dazu, etwas mit mir zu machen?
Vorgeplänkel
Strenggenommen könnte ich es (!) mir einfach machen, indem ich sage: Schon klar, wie mein Gegenüber die Frage gemeint hat, allerdings wäre damit nichts erreicht. Weshalb nicht? Manchmal ist es notwendig, sich mit scheinbaren Spitzfindigkeiten zu befassen, damit unausgesprochene Annahmen an die Oberfläche geholt werden.
Stellen wir uns folgendes Gespräch vor:
"Ich habe mich zu einem 100 km-Lauf angemeldet, auf den ich trainiere."
"Und, was macht das mit dir?"
Was macht das - was eigentlich, der Lauf oder das Training? - denn? Vor allem, wie kommt man darauf, solch ein Lauf könnte etwas machen? Welche Grundannahmen könnten so einer Frage...nun, eben zugrunde liegen?
Küchenpsychologische Interpretationen lasse ich an der Stelle genauso weg wie weitgreifende Vermutungen über die Geisteswelt solcher Formulierungen. Keep it simple, du Simpel, sage ich mir und überlege einfach, welche Konsequenz sich aus der Formulierung ergibt. Und, fürwahr, es konsequenzt gar konsequent.
Deswegen finde ich mein Nachdenken sinnvoll. Fände ich es sinnlos, würde ich es bleiben lassen. Vermutlich. Wahrscheinlich. Vielleicht.
Außerdem macht (mir) so etwas Freude!
Das Es, das machen und ich
Alternativ zur Frage findet sich auch die Feststellung "Es macht was mit dir", oder verschiedene Varianten davon.
Bauen wir das Ding - den Satz - auseinander, so kommen drei Punkte zum Vorschein: Es, das Machen und ich selbst.
Mir kommt's befremdlich vor, dass ich dabei zu einer rein passiven Rolle verdammt bin, in der ich mich keineswegs wohl fühle. Wenn mit mir gemacht wird, mache ich nicht, kann nichts tun. Weder dafür, noch dagegen, folglich bin ich fremdbestimmt, eine unerträgliche Vorstellung. Ich als ohnmächtiges Objekt ohne eigenen Willen, ohne Handlungsmacht.
Nääää. Bäh. Dieser doofe Hunderter benutzt mich!
Er benutzt mich? Einfach so? Wie kann denn ein Lauf, eine Sportveranstaltung, überhaupt irgend etwas tun? Es ist doch eher so, dass er selbst gemacht wurde und wird, nämlich von denjenigen, die ihn organisieren ebenso wie von den Teilnehmern (in dem Fall also auch ich).
Und der soll was tun? Wie denn? Wie kann dieses Es ein handelndes Subjekt sein? Vor allem frage ich, ob der Hunderter auch etwas macht, wenn ich selbst nichts tue.
Spielen wir's mal durch. Erstens melde ich mich zum Lauf an, trainiere darauf und laufe ihn durch. Was, bitteschön, hat der Lauf selbst getan? Nichts! Ich tat. Ich trainierte, lief und finishte. Der Lauf war es, der getan wurde, und nicht ohne Grund gibt es das Tun(!)wort namens laufen, was mir den Gedanken nahe legt, dass ich den Lauf mache, meinen Lauf, um es deutlich zu machen.
Also alles klar? Nicht ganz.
auf geht’s, wir machen
Gar so leicht mag ich mich nicht von der Angel lassen, denn es dürfte auf der Hand liegen, dass sowohl das Training auf den Lauf hin, der Lauf selbst und das erfolgreiche Finish ihre ureigene Wirkung auf mich ausüben. Ich habe selbst erlebt, wie es sich anfühlt, bei derlei Aktionen das selbstgesetzte Ziel im wahrsten Sinne des Wortes zu erreichen.
Geil. Gai-El! Und wie!
Von den ersten Trainingsläufen angefangen über die wachsende Selbstsicherheit, die das Vertrauen in die Erreichbarkeit des Ziels stärkt - Ich kann's schaffen!, den wachsenden Ehrgeiz - Ich kann's in der Wunschzeit schaffen!, bis zu diesen wunderbaren paar Hundert Metern vor dem Ziel, bei denen klar ist, das nichts, aber auch gar nichts, mich davon abhalten kann, diese verfickte Ziellinie zu überschreiten. Und natürlich die Zeit danach, in der sich Stolz, Freude, Zufriedenheit zu einem überaus angenehmen Gefühlscocktail mischen.
Freilich wirkt es auf mich!
Was macht’s?
Mein Fazit heißt deswegen, dass es (fällt euch auf, dass ich dieses "es in zwei Bedeutungen verwende? Einmal als jenes es, das angeblich was macht. Und dann das es als Platzhalter für irgendwas.) kein handelndes "Es" gibt. Der Hunderter ist hier deutlich friedlicher als der Klischeehund, der nach Aussage von Herr- oder Frauchen bekanntlich auch nichts macht, bevor er herzhaft zubeißt: Er macht nichts.
Anders wird es für mich stimmig.
Ich wirke über den Lauf auf mich selbst.
Dieweil mir der Satz ziemlich verschwurbelt vorkommt, versuche ich es nochmal ausführlicher: Ich laufe den Lauf. Dadurch "mache" ich ihn, genauso wie ich zum Beispiel eine Wanderung mache. All das, einschließlich der Vorbereitung hat Auswirkungen auf mich - Trainingseffekt kennen wir alle, oder? - und so bin ich derjenige, der etwas macht.
Ich mache etwas.
Es macht nichts.
Caro Haraldo,
puh, man könnte sagen – schreiben, man könnte es einfacher schreiben, machen, ist mir zu kompliziert . Ich mache es einfach – Punkt – hinterfrage nicht – Punkt !
Trotzdem – wie immer – habe ich es schon gesagt ? Gut geschrieben, habe alles verstanden, wenngleich die Gedanken für mich ein bisschen um die Ecke sind !!
Ciaooooooooooooo
Hi Margitta,
tjaaa….es ist zu schwierig, wenn ich es mir zu einfach mache. Denn dann bleibt so vieles verdeckt. 😉
Danke für’s Lesen, Durchhalten und mit-um-die-Ecke denken!
Ciao,
Harald