Die ersten Tage nach meiner Meniskus-OP vor einer Woche führten mir sehr deutlich vor Augen, dass es ganz allgemein von Vorteil ist, regelmäßig Sport zu treiben. Nicht für den Sport, für das Leben tränieren wir, könnte ich frei nach Seneca behaupten.
Ich skizziere kurz den Kontext, damit das Folgende deutlich rüberkommt: Die Operation war ambulant durchgeführt worden, demnach konnte mich am selben Tag wieder heim. Mit Krücken wohlgemerkt, auf dass in der ersten Woche nur rund zwanzig Kilogramm auf dem Knie lasten sollten. Ich war also vom Zwei- zum Vierbeiner geworden, oder zum Dreibeiner mit Zusatzbein, wenn man so will. Der Alltag zeigte mir, wie hilfreich die durch langjährige, regelmäßige körperliche Ertüchtigung aufgebauten Fähigkeiten doch sind. Wahre Vorteile des Sports.1
So fiel schnell auf, dass zügiges Gehen mit Krücken ein vortreffliches Training für die Arm- und Schultermuskulatur ist. Stützhaltung an den Ringen mit nach unten gestreckten Armen bereitete gut darauf vor, indes, wie ich schnell feststellte, nicht gut genug. Es hätte ruhig mehr sein dürfen. Dafür bewährten sich die einbeinigen Deadlifts und Balanceübungen auf einem Bein auf das Vortrefflichste! Dinge vom Boden aufheben, Schuhe anziehen: Kein Problem. Gar keins! Auch beim Treppensteigen war ich hinauf kaum langsamer als sonst, setzte ich doch das gesunde Bein zwei Stufen nach oben, kurz Abstoßen usw.. Bergab ging es dann doch gemächlicher zur Sache, wobei auch meine Vorsicht eine Rolle spielte. Wäre ja wirklich doof, mit neuen Verletzungen gleich wieder das Gesundheitssystem zu bemühen. So nett die Leute im Krankenhaus auch waren, in deren beruflichem Betätigungsfeld wollte ich sie so schnell dann doch nicht wieder sehen.
Als ebenfalls hervorragend hatte sich Seilhüpfen erwiesen; einbeinig mache ich künftig deutlich mehr als bislang. Warum? Es ist doch anders, ausschließlich auf einem Bein zu springen, als ein paar Hüpfer links, ein paar rechts und das immer fort. Aber: Dies ging von Tag zu Tag besser! Rein praktisch gesehen stößt die Hüpftechnik übrigens in manchen Situationen an ihre Grenzen: Die gefüllte Teetasse hüpfend aus der Küche zum Esstisch zu tragen führte dazu, dass ich wieder zurück hüpfte, um anschließend, in der selben Fortbewegungsart, mich mit dem Küchentuch in der Hand immer wieder bückend (einbeinige Deadlifts, sofern man von „Lifts“ sprechen will) die Teespritzer vom Fußboden zu wischen, erneut zum Tisch zu begeben.
Im Übrigen verzichte ich nicht ganz auf Training, schließlich kann ich den Oberkörper auch gut im Sitzen trainieren. Zu diesem Behufe hatte ich mir einen Tag vor dem OP-Termin einen stabilen Stuhl, eine leichte Kettlebell, Expander und Griffkrafttrainer bereitgestellt.
Alles in Allem deckte die Woche der Einschränkung zwar ein paar kleine Lücken auf, zeigte in Summe aber klar den Nutzen eines leidlich leistungsfähigen Körpers. Oder, wie das Motto von Georges Hébert, des Urvaters von Parcour, lautet: Ètre fort pour ètre utile. Stark sein, um nützlich zu sein. Nützlich auch für sich selbst. Eigennutz mit sehr positivem Aspekt!
- Ich hatte zunächst den Gedanken gehabt, mich bei Nietzsche zu bedienen: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben. Bloß fiel mir ums Verrecken kein Nachteil von Sport ein. ↩︎
Ach ja, Mr. Kettlebell, warum kommt mir das alles sooooooooooo bekannt vor ??? Rate mal !! Weil ich jetzt vor fast 15 Jahren genau das Gleiche durchgemacht hatte, weiß, wie es geht, weiß, was wann kommt, weiß, dass man geduldig sein muss und weiß auch, dass alles wieder gut werden wird.
Und bei dir auch, wenn du vernünftig bist, aber Männer sind ja in der Regel ALLE sehr vernünftig und SEHR geduldig, warum solltest du da eine Ausnahme sein ?
Nein, Spaß, ich wünsche dir gute Besserung, pass gut auf dich auf, übernimmt dich nicht und übe dich in Geduld, dann wird alles wieder gut – versprochen.
Mitfühlende Grüße von ganz oben
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Warum mag es dir bekannt vorkommen….? Hättest du die Antwort nicht bereits gegeben, ich würde sie vermutet haben! Ich bin geduldig, ich versprech’s! Und ich vermag, auch kleine Dinge zu genießen, so wie den Spaziergang heute, der eigentlich nur ’ne Viertelstunde hätte dauern sollen, wegen des schönen Wetters gönnte ich mir eine Runde, die mich auch durch den Herbstwald führte. Gut 4 km, auch als Test gedacht. Das Knie hat nicht gemeckert!
Danke für die mitfühlenden Grüße 🙂
Harald