Als ich neulich den Gladiator Bag testweise in meinen Fängen hatte, erinnerte mich seine Form an einen Dackel. Ein Gedanke, der mich einerseits schmunzeln, mich im selben Augenblick jedoch ernsthaft an einen tierischen Träningspartner denken ließ.
Warum, so fragte ich mich, sollte ich es nicht mit einem Hund versuchen?
Zumal, das möchte ich vorausschicken, in meiner Nachbarschaft ein geeignetes Exemplar wohnt. Helene von der Wiesenweide ist eine zauberhafte Dackeldame mit kurzem, tizianroten Haar. Ob die adlig Geborene zum gemeinsamen Schweißvergießen ausführen dürfte? Zaghaft trug ich mein Ansinnen ihrem Herrchen vor. Selbstverständlich, gab er zur Antwort, ein wenig Sport hat sie schon lange nötig!
Dergestalt offene Türen eingerannt habend, versagte ich mir den Gedanken zu äußern, der mir auf den Lippen lag: wo doch auch Herrchen etliche überflüssige Pfunde, beinahe gar einen Zentner zuviel mit sich herumträgt. Sei’s drum, das Einverständis ist gegeben, und nur das zählt.
Es kann nicht schaden, im Zusammenhang mit dem Gladiator Bag meine diesbezügliche Vorliebe für Dackel zu erläutern. Zunächst einmal weisen Dackel eine ähnliche Größe auf, während das eine Ende des Bags vom Schweif des Hundes, das andere hingegen von dessen Schnauze widergespiegelt wird. Selbige Schnauze ist entscheidend: sie liegt wunderbar griffig in der geschlossenen Hand.
Am äußeren Umfang eines Gladiator Bags befinden sich bekanntlich drei weitere Griffmöglichkeiten, von denen zwei ihre Entsprechung in den Beinpaaren des Hundes finden. Gerade ein kurzbeiniger Teckel könnte also für sportliches Tun kaum besser geeignet sein! Lange Zeit schwankte ich, ob ich des zusätzlichen Griffes wegen nicht besser nach einem Rüden ausschau halten sollte, entschied mich schlussendlich jedoch für ein Weibchen – der Größenunterschied zu den zusammengenommenen Beinen schien mir für ernsthaftes Träning ungeeignet.
Nun galt es noch ein Problem zu lösen: Das Gewicht.
Ich war an einen Gladiator Bag mit zwölf Kilogramm Gewicht gewöhnt, während Helene lediglich derer acht auf die Waage bringt.
Was tun?
Meine Recherchen führten mich zu Michael W. aus Wuppertal-Oberbarmen, der es als Hundeflüsterer zu bescheidenem Ruhm gebracht hat. An ihn wandte ich mich mit meinem Problem. Ich war nicht wenig erstaunt, als er mir eröffnete, dass solche Gewichtsveränderungen in Züchterkreisen durchaus üblich seien. Durch eine kräftige Gewichtssteigerung könne, erklärte er mir, ein mäßig begabter Dackel auf Hundeschauen durchaus als kleinwüchsiger Schäferhund durchgehen.
Er schien meinen zweifelnden Blick bemerkt zu haben, denn er kramte aus seinen Unterlagen ein Album hervor, welches die von ihm aufgestellte Behauptung anhand von Fotos und Urkunden eindrucksvoll belegte.
Seine Methode besteht darin, den natürlichen Fressdrang des Hundes dahingehend zu beeinflussen, dass dieser Appetit auf eine speziell von ihm erdachte Quarzsandmischung entwickelt. Diese würde sich durch biophysische Prozesse gleichmäßig im hundischen Leib verteilen, und so zur gewünschten Gewichtszunahme führen. Die Dosierung war übrigens sehr simpel: einfach die fehlende Masse an Quarzsand zufüttern.
In der Folge des Einflüsterns durch Herrn W. begann Helene tatsächlich den von ihr hochgeschätzten Sand als Nachtisch zu verlangen. Ihr Gewicht stieg und stieg, bis sie eines Tages die 12 kg erreicht hatte. Nach einem weiteren Wochenendworkshop mit Hundehypnose kannte sie nur ein Ziel: Gewicht halten.
Das Träning konnte beginnen.
Wir hatten unglaublich viel Freude, wenn wir im Garten miteinander herumtollten. Helene schien zu spüren, wenn eine Träningseinheit anstand, denn an diesen Tagen rannte sie mir auf ihren kurzen Beinchen besonders schnell entgegen. Ich gebe zu, dass der Anfang nicht frei von Schwierigkeiten war, weil Helene sich nach den Schleuderübungen auf meinen Nacken zu erbrechen pflegte. Doch dies legte sich zum Glück recht schnell.
So hätte es immer weitergehen können.
Hätte, denn nach einem Vierteljahr musste ich das Hunde-Experiment abbrechen.
Zwei Monate im Träning fiel mir eine leichte Steifheit in Helenes rankem Körper auf. Zuerst dachte ich an verklebte Faszien, welche ich mit gezielten Übungen zu lockern hoffte. Eine Hoffnung, die mich leider trog. Helene wurde zusehends ungelenk. Ein Besuch beim Tierarzt offenbarte das Unglaubliche: der Quarzsand in ihrem kleinen Körper hatte sich mit Wasser, welches sie trank und dem von einer nahe gelegenen Baustelle herbeigewehten Zement zu Mörtel verbunden.
Nun steht Helene starr und steif, mit ruckartig wedelndem Schweif auf der Fensterbank, von wo aus sie mit traurigen Augen auf die Stätte unseres Glückes schaut. Ich glaube, das Wort Dackelblick bekommt erst jetzt, erst durch sie seine wahre Bedeutung. Natürlich, so haben mir alle konsultierten Fachleute, vom Veterinär über Herrn W. bis zum Bauingenieur versichert, baut Mörtel sich im Hundekörper binnen einiger Woche ab, doch gemeinsamen Sport wird es danach nicht mehr geben.
Denn mit 8 Kilogramm ist Helene ein allzu leichtes Mädchen.