Träume, Licht und Schatten

Wir leben in einer schönen Zeit, in der wir uns vom gemütlichen Wohnzimmer aus einen Überblick über die Versuchungen in Form von, sagen wir: Sportbekleidung, verschaffen können. Weltweit. Wenn es allerdings darum geht, solchen Versuchungen nachzugeben, trennt sich, wie man so schön sagt, oft die Spreu vom Weizen.

Wir leben in einer schönen Zeit, in der wir uns vom gemütlichen Wohnzimmer aus einen Überblick über die Versuchungen in Form von, sagen wir: Sportbekleidung, verschaffen können. Weltweit. Wenn es allerdings darum geht, solchen Versuchungen nachzugeben, trennt sich, wie man so schön sagt, oft die Spreu vom Weizen.

Ich muss mich dann daran erinnern, dass wir das Jahr Zweitausendundsechzehn schreiben. Und immer wenn ich das tue, sehe ich mich gezwungen, anzuerkennen, dass einige Menschen den Schlag namens „Internet“ noch nicht gehört haben. Obzwar er seit mindestens zwanzig Jahren deutlich vernehmbar dröhnt.

Wovon ich rede?

Von einem meiner Lieblingsthemen: Unternehmen und Kommunikation.

Am besten zeige ich das anhand zweier Traumleibchen, wie für meinen Leib nebst zugehöriger Seele geschneidert – und dem Versuch ihrer habhaft zu werden. Oder zumindest Informationen zur Beschaffung zu erhalten.

Da gab es vom italienischen Hersteller Montura das Trail Move Maglia, ein wunderbares T-Shirt, wie ich es mir für Trails wünsche: tolles Material, langer Frontreißverschluss, große Netztaschen vorne und, das ist der Clou: es ist mit einem Bolero gepaart, der im Falle des Falles zusätzlichen Wetterschutz bietet.
Auf einer japanischen Website gibt es Bilder davon.

Wie gesagt: ein Traum.

Mein Traum.

Schade, dass das Teil seit geraumer Zeit nur noch restpostenhaft erhältlich ist – nicht in meiner Größe. Was also liegt näher, als beim Hersteller höflich nachzufragen, ob man an eine Neuauflage denkt. Der muss schließlich wissen, ob ich mir Hoffnung machen darf. Leider habe ich nicht damit gerechnet, dass Montura zwar tolle Klamotten konzipiert, aber keine Lust hat, mit potentiellen Endkunden in Kontakt zu treten (wozu haben die eigentlich ein Kontaktformular auf der Website?). Kurzum: man fand mich keiner Antwort für würdig.

Klar, höre ich da jemanden sagen, ein Unternehmen hat ein Marketing-, Vertriebs-, PR-, Kommunikationskonzept. Manche setzten eben ausschließlich auf den Handel als Schnittstelle zum Markt. Wahrscheinlich gibt es hierfür auch einen denglischen Begriff wie „Point of Interest“. Als einzelner Anfrager falle ich halt durchs Raster. Wo käme man denn hin, wenn man jeden bedienen wollte, der den vorgegebenen Pfad verlässt? Montura setzt auf Alpstationen , ein Konzept, dessen Name meines Wissens Flagship Store heißt, eine direkte Anfrage in der Zentrale ist nicht vorgesehen. Selbst wenn ich tausend Shirts auf diesem Wege hätte ordern wollen: es ist der falsche Weg.

Tatsächlich?

Ist er das?

Erwarte ich Unmögliches, wenn ich eine dargebotene Kommunikationsmöglichkeit nutze? Ist es nicht vielmehr so, dass ich mich als Verbraucher heutzutage sehr gut informieren kann über das, was am weltweiten Markt verfügbar ist (und war), und auf Grund dieser Informiertheit einen anderen Anspruch an die Qualität der Kommunikation haben kann? Ein Anspruch, aus dem sich eine Herausforderung für Unternehmen ableitet, welche da schlicht lautet: ihr müsst Schritt halten!

Ihr müsst damit rechnen, dass ein chilenischer Sportverein zwanzig Hosen bestellt, die euer globales Marketing eigentlich für den koreanischen Markt vorgesehen hat. Und wisst ihr was? Die haben Recht. Ihr produziert das, ihr macht es bekannt weil ihr es verkaufen wollt – also sorgt gefälligst dafür, dass die Chilenen ihre Hosen bekommen.

Globalisierung nennt man das.

Liebe Unternehmen: ihr befürwortet die Globalisierung, also globalisiert auch euch selbst.

Erzähle mir bitte niemand von einer Vielzahl an Anfragen, die nicht handhabbar sei, von Unternehmen schon mal gleich gar nicht.

Erzähle mir bitte niemand davon, dass Leute wie ich nur Einzelfälle sind – ich bin versucht, von bedauerlichen Einzelfällen zu sprechen. Bedauernswerte, arme Seelen, die den Ruf der Wirtschaft störe meine Kreise nicht ignorieren. Egozentriert erwarten wir allen Ernstes, dass man unsere Wünsche erfüllt; Wünsche, die man selbst geweckt hat. Sollen wir doch das kaufen, was man uns anzubieten bereit ist.

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.

Von wegen.

Wir spielen das Spiel nicht, weil es auch anders geht. Weil es Händler und Hersteller gibt, die das Spiel des Kunden spielen.

Auf den Tisch kommt, was der Kunde essen möchte. Er will das serviert bekommen, was er auf der Speisekarte findet – kein Ding, wenn Zutaten fehlen: darüber lässt sich reden. Genau das muss der Wirt aber auch tun. Wie gesagt: es geht.

Und wie es geht, zeigt eine sehr schöne Erfahrung mit einem anderen Traumleibchen.

Der britische Hersteller Ashmei fertigt es.

Ein Hoodie aus einem Merino-Mischgewebe (hier ein Link dorthin), mit – und jetzt kommt’s – Daumenlöchern und einem zusätzlich aus dem Ärmel herausstülpbaren Handschuh. Von so etwas träume ich seit Ewigkeiten. Die Kapuze lässt sich übrigens mit einem Knopf fixieren, damit sie nicht durch Gebaumel nervt.

Ich hatte ein paar Fragen zur Größe und zu ebenjenen integrierten Handschuhen, von denen auf der Website leider keine Fotos vorhanden sind. Am späten Abend kurz angechattet (ja, Website mit Chat), am nächsten Tag hatte ich eine Email im Posteingang, in welcher man nach kurzem Bedauern darüber, dass man nicht persönlich da war, meine Frage nett beantwortete. 24 / 7 brauche ich wirklich nicht, ich muss nicht nachts um halb eins sofort Antwort bekommen. Ein, zwei Tage kann ich mich vor allem bei kleinen Unternehmen gedulden. Meine nächste Frage stellte ich übrigens zu Geschäftszeiten, so dass ein schöner Dialog mit Hannah zustande kam.

Ich werde mir das Ashmei-Hoodie gönnen, um meinen ersten Auftritt als Coach Siggi zu feiern.

Viel Licht.

Erfüllter Traum.

Ashmei zeigt stellvertretend für viele andere, dass es geht!

Gute Kommunikation mit dem Markt ist möglich.