Neulich war ich zum Training in einem Studio eingeladen. Wir hielten uns in der Ecke mit den freien Gewichten auf, also Kettlebells und Langhantel, als rhythmische Klänge an mein Ohr drangen. neugierig geworden, blickte ich durch eine Scheibe in den Nebenraum, wo meine verwunderten Augen eine Gruppe Menschen erblickten, die im Takte der Musik Bewegungen auf kleinen Trampolins ausführte. Angeleitet wurden sie von einer Art Vortänzerin, welche verschiedenartige Hopser beispielhaft vorgab. Dazu machte sie im halbminütigen Abstand lustschreiartige Geräusche, die wie „WOHOUUU“ klangen.
Irritiert wandte ich mich wieder meinem eigenen Tun zu, währenddessen ich über das eben gesehene – und meine Haltung dazu – nachsann.
Zumba, Jumping, Spinning oder Synchronschwimmen, all das lässt mich an „Tanzen in der Gruppe“ denken. Als ob Tanzen alleine nicht schlimm genug wäre. Ich bin nicht nur ein leidenschaftlicher Nichttänzer, ohne jegliches Rhythmusgefühl – an dieser Stelle gestatte ich mir den Hinweis, dass ich bewusst nicht Taktgefühl geschrieben habe – obendrein reagiere ich recht sensibel auf Musik, die mir nicht gefällt.
Ist es die Musik, die mich abtörnt?
Nein.
Ganz sicher würde mir zumbige Bewegung selbst dann nicht zusagen, wenn man meine Lieblingsmusik spielen würde. Dennoch, das heißt, obwohl ich versuche, Musik aus der Betrachtung auszublenden, will mir dieses nicht recht gelingen. Musik scheint mir eine Facette zu sein, in der sich ein Grundprinzip von Zumba & Co ausdrückt. Denn ob Zumba, Indoor Cycling, BodyPump oder anderes, all diese Aktivitäten haben eine Sache gemein: einer macht’s vor, alle anderen ahmen die Bewegungen nach. Selbe Übung, selbe Musik -der Takt wird vorgegeben.
Ich will hier nicht die große Klatsche mit der Aufschrift Gleichschritt herausholen. Es wird natürlich nicht militärisch-zackig im gleichen Schritt marschiert, gleich getaktet sind die Bewegungen allerdings schon. Das ist anders als beispielsweise beim gemeinsamen Laufen mit anderen, wo jeder dem eigenen Tritt frönt. Und es unterscheidet sich vom Workout zusammen mit Freunden: zusammen lachen, für sich trainieren.
Fremdbestimmtheit ist das entscheidende – das unterscheidende – Stichwort. Beim Fitness Can-Can schwingen alle Beine in dieselbe Richtung, alle gleich weit, damit auch keiner aus dem Takt kommt. Dem Takt, den die Musik vorgibt. Dazu macht man die Bewegung, die die Übungsleiterin vormacht. Man macht nach, statt selbst zu machen.
Mir fehlt Individualität bei diesen Geschichten. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch, weshalb mir Individualität am Herzen liegt. Würde ich mich einen Individualisten nennen? Nein, das wäre mir nicht nur zu dogmatisch, vor allem klingt es zu bewusst in meinen Ohren. Bekennendes Individuum, das gefällt mir besser.
Sollte ein Individuum während des kollektiven Schwitzens Lust auf einen Purzelbaum bekommen: Im zumbigen Umfeld würde das wohl für Irritationen sorgen. Zugegeben, auf einer längeren Laufrunde wirkte es auf Mitläufer gleichfalls kurios, jedoch ohne den Beigeschmack eines Ausbruchs aus dem Kollektiv.
Deshalb ist mir nicht zumbig zumute.