T.J. Murphy, seines Zeichens mehrfacher Finisher des IronMan auf Hawaii, beschreibt in seinem Buch „In der Box“ seinen persönlichen Einstieg in die Welt des CrossFit. „In der Box“ kam mir sehr gelegen, denn mir war der Begriff CrossFit ab und an begegnet, mehr wusste ich nicht darüber, war aber neugierig.
Wie gesagt, „In der Box“ ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und kein Buch über CrossFit. Dennoch gelingt es Murphy sehr gut, die zugrundeliegende Philosophie von CrossFit darzulegen. Auf einen Nenner gebracht, geht es um „GPP – general physical preparedness“, also darum, den Körper auf alle möglichen und unmöglichen Erfordernisse vorzubereiten. Dies geschieht in sogenannten Boxen, die alles mögliche sein können, von Scheunen über Lagerhallen bis zu dem Raum unterhalb einer Brücke (im Sunshine State Kalifornien geht das!).
Er stellt gerne den bodenständigen, urwüchsigen Charakter von CrossFit heraus, den er den herausgeputzten Studios mit ihren Geräten entgegenstellt: Klimmzüge, Sprünge auf und von Kisten, Gewichthebeübungen mit Langhanteln und Kettlebells sind nur einige Elemente von CrossFit.
„Wie geht es in einer CrossFit Box zu?“ ist die nahe liegende nächste Frage. Murphy bringt es anhand von Musikrichtungen auf den Punkt: Death Metal vs. Studio Pop. Also eher laut, eher aggressiv. Wenn er den Umgangston der Trainer mit den Trainierenden beschreibt, wundert es mich nicht, dass CrossFit bei Ex-Militärs beliebt ist. Strafübungen fürs Zuspätkommen. Also nur für Rambos? Vielleicht. Murphy entkräftet diesen Eindruck weder, noch erhärtet er ihn.
Er selbst fand über Knieprobleme, die ihn dazu zwangen, seine Läuferkarriere an den Nagel zu hängen, zu CrossFit. Die Begegnungen anderer Menschen mit dieser Trainingsform, sind mindestens ebenso interessant zu lesen. Was mich störte: es liest sich oft wie ein Erweckungserlebnis. Das scheint dem Autor bewusst zu sein, denn er wirft die Frage auf, ob es sich bei CrossFit um eine Kirche handele. Nein, tut es nicht.
Klar ist für ihn jedoch, dass das Gemeinschaftsgefühl, speziell innerhalb einer Box, sehr stark ist. Er beschreibt eindrücklich, dass das Trainingskonzept (auch) auf Gruppendynamik setzt.
Das zeigt sich etwa im Abschnitt über die zweite Säule von CrossFit: Ernährung. Der Autor geht kurz auf die Grundprinzipien des Ernährungssystems ein (Paläo- und Sears-Diät), um sie danach in den Kontext von CrossFit zu setzen. Auch hier: Gruppendynamik, ich fühlte mich an das erinnert, was ich über Weight Watchers gelesen hatte.
Die Stärke des Buches liegt für mich darin, dass Murphy die Fragen des Lesers selbst stellt, um ihn auf seine Reise in die CrossFit-Welt mitzunehmen. Er schreibt ehrlich, dass diese Art des Trainings gerade wegen der hohen Intensitäten, mit denen trainiert wird, nichts für jeden ist. Dieses Hinterfragen macht sympathisch, und zumindest mich neugierig auf CrossFit.
Er legt seine eigenen Zweifel offen, ob CrossFit den ursprünglichen, bodenständigen Charakter wird bewahren können, obwohl kürzlich eine Partnerschaft mit Reebok eingegangen wurde. Spätestens darin wird deutlich, dass „In der Box“ ein subjektiver Erfahrungsbericht ist.
Ein kurzes Glossar und, vor allem, ein Übungsverzeichnis aus kurzen, bebilderten Anleitungen schließen „In der Box“ ab.
Mein größter Kritikpunkt richtet sich gegen die Sprache. Sie ist mir über weite Strecken zu einfach. Der Satzbau ist simpel. Es muss wirklich nicht allerhöchste Raffinesse sein, ein bisschen mehr davon hätte gut getan.
Fazit: Liest man „In der Box“, ist es, als würde man einen Bekannten fragen: „Du machst doch CrossFit. Was ist das denn?“. Und erhält eine zufrieden stellende Antwort.
Autor: T.J. Murphy
Verlag: Riva
ISBN-10: 3868833056
ISBN-13: 978-3868833058
16,99 €