Eine Sache gefällt mir an der Bloggerei besonders gut: ich finde auf meinen Streifzügen im Internet immer wieder hochinteressante Unternehmen, die meist mindestens ein Produkt im Sortiment haben, bei dem ich in spontanen Jubel ausbreche.
Hill People Gear aus Western Colorado ist ein typisches Beispiel dafür. Bevor ich alter Gearfreak auf das Objekt meiner Begeisterung zu sprechen komme, stelle ich euch Hill People Gear – und die Hill People vor.
die Story
Eigentlich wollte ich gerade schreiben, dass HPG aus einem scheinbar einfachen Impuls heraus entstanden ist: Wir wollen es besser machen. Ich muss grinsen, denn den selben Satz könnte ich bei jedem Artikel dieser Serie unterbringen, wahrscheinlich habe ich das auch getan.
Ich formuliere es etwas anders: HPG ist von Idealismus getrieben (japp, genau das ist der Kern dieser Serie, denn hier in der Spitze der Maslow’schen Bedürfnispyramide halten Gründer ein Stelldichein). Ein Idealismus, der von der Liebe zur Natur und zum Leben draußen getrieben ist, und der zusammen mit Kreativität und den hervorragendn Eigenschaften moderner Materialien erstklassige Produkte hervorbringt.
Wer die Website von HPG – Hill People Gear – besucht, kommt sehr schnell darauf, dass hier echte Outdoormenschen am Werk sind. Leute, die begeistert in der Natur aktiv sind – egal ob es sich um Wandern, Angeln, Jagen oder Mountainbiken handelt. Es entstand unter anderem aus dem Bedürfnis heraus, einen Kontrapunkt zu trendigen super- irgendwas (hier bitte nach Lust und Laune irgendein Attribut einsetzen: superleicht, superbunt, super….) Ausrüstungsgegenständen zu setzen. Die Macher von HPG legen ihren Schwerpunkt auf einfache und zuverlässige Ausrüstung, die auch optisch im besten Sinne zeitlos ist.
Fehler sind ja bekanntlich lehrreich, wenn auch bisweilen schmerzhaft. Wir dürfen „die Hills“ dazu beglückwünschen, dass sie vor der Gründung schon andernorts Erfahrungen machen durften. Evan Hill deutet auf seine Vorgeschichte in der DotCom-Ära. Ein oft gemachter Fehler vieler Dotcoms sei gewesen, zuviele Dinge gleichzeitig tun zu wollen: Zu viele Geschäfte, zuviele Produkte, zuviele Marketing-Aktionen.
Deshalb gilt für HPG die Devise: eins nach dem anderen.
Ein Portrait von Hill People Gear wäre unvollständig, würde ich das Logo außen vor lassen. Das Wappentier – besser gesagt: den Wappenschädel hatte Evan anno 1994 in der Wildnis gefunden. Im Laufe der folgenden Jahre fanden Reflektionen über die unterschiedlichsten Dinge ihren künstlerischen Ausdruck in Verzierungen des Schädels, der heute das Unternehmen symbolisiert.
Damit man einen Eindruck davon bekommt, wie HPG tickt, empfiehlt es sich, auf deren Website vorbeizuschauen. Im dortigen Forum wird sehr offen diskutiert, und zwar auch über Konkurrenzprodukte. Dass Evan selbst mitredet, zeigt mir, weshalb ich kleine Unternehmen mag: sie sind authentisch.
die Macher
Der studierte Anthropologe Evan Hill, Mastermind von HPG, „entstammt“ den Dotcoms in Seattle. Wer – wie ich – die coole Zeit damals miterlebt hat, weiss was er meint, wenn er sagt Ich habe viel darüber gelernt, was man nicht tun soll, und ein wenig darüber, wie einem etwas gelingen kann. Irgendwie war ihm immer klar gewesen, dass er eines Tages sein eigenes Ding machen würde. Womit er allerdings nicht gerechnet hat: sein eigenes Baby lebt in einer völlig anderen Branche.
Wer, wie Evan und seine Mitstreiter Scot Hill und Brooke Edwards, an der Nahtstelle der Rocky Mountains und dem Colorado Plateau lebt, wird beinahe zwangsläufig zu irgendeiner Form von Outdoor-Aktivität verführt. Ihn treibt das Bestreben, mit einfachen, elegant-effizienten Lösungen dieses Land zu durchstreifen. Wenn er sagt, dass er seine Ausrüstung in zwanzig Jahren vielleicht auf ein asketisches Minimum reduziert haben könnte, spricht das in meinen Augen für ein Verständnis von Effizienz, das sich wohltuend von der üblichen Erbsenzählerei abhebt.
Draußen, bedeutet Evan & Co weniger die Aktivität an sich. Ihnen geht es darum, das Land zu erfahren. Klar spielt auch die Jahreszeit eine Rolle, und so findet man eine lange Liste von Lieblingsbeschäftigungen: Wandern, Skitouren, Mountainbiking und Touren mit Auto und Motorrad.
Wer so authentisch und fokussiert rüberkommt wie HPG, zieht einen entsprechenden Kundenkreis an: Leute, die ähnlich ticken. Keine Frage: Evan hat Spaß an seinem Job.
die Produkte
Von HPG gibt es eine ganze Reihe von Dingen, die Läuflinge glücklich machen können. Fronttaschen zum Beispiel. Der geneigte Mitteleuropäer stellt zunächst konsterniert fest, dass deren ursprünglicher Daseinszweck im diskreten Transport von Schusswaffen besteht. Verständlich, dass man derlei Verteidigungsutensil lieber griffbereit an der Brust mit sich herumträgt, als im Rucksack. Aber es dreht sich eben nicht nur um die Knarre, sondern schlicht um Stauraum, der bequemen Zugriff bietet. Nachdem ich andernorts schon über das knappe Angebot für vorne gefällt mir die Idee einer Tasche nur vorne überaus gut. Von der Sorte gibt’s bei HPG gleich mehrere. Mein Favorit fürs Laufen wäre übrigens das Modell Rekon mit zusätzlichen Befestigungsgurten: das wäre mein Platz für eine Lampe.
Wenn ein Rucksack den Namen Tarahumara trägt, weist das deutlich auf seinen Verwendungszweck hin. In der Tat ist er als Rucksack zum Laufe, Mountainbiken, Langlaufen etc. konzipiert. Darüber hinaus kann er als „Beiboot“ auf einen größeren Rucksack geschnallt werden. Für Läuflinge vielleicht weniger relevant, aber es ist gut zu wissen, dass man könnte, wenn man wollte.
Der Clou: mit dem separat erhältlichen Runner’s Harness lassen sich Tarahumara und sämtliche Fronttaschen kombinieren.
Mein Lieblingsstück ist – jetzt kommt’s! – der Mountain Serape. Ein universell verwendbarer Gegenstand, der sich als Decke, Schlafsack, Poncho und Mantel verwenden lässt. Mit leichter Füllung aus Primaloft etwa so warm wie ein Sommerschlafsack, und leidlich wasserabweisend befriedigt er meine milde Obsession, was die Ruhephasen bei Outdoor-Aktivitäten betrifft. Ich stelle mir zum Beispiel vor, dass ich nach einem langen winterlichen Lauf nicht bibbernd und nassgeschwitzt am Auto stehen muss, sondern entspannt den Serape überziehe, um mich darunter umzuziehen. Oder der lange, oft bitterkalte, Rückweg vom Ziel des 50 km Laufes in Rodgau zur Dusche. Serape drüber, fertig. Nächtliche Pause beim 24-Stundenlauf, oder auf ’nem 100 Meiler? Campingstuhl und Serape machen den Powernap gemütlich.
Kurzum: der Mountain Serape begeistert mich! Ich werde ihn in einem separaten Artikel würdigen.
Für die nächste Zukunft können wir eine Reihe weiterer großer und kleiner Rucksäcke erwarten, außerdem wird Hill People Gear mehr Bekleidung anbieten.
Kaufen kann man übrigens bei HPG direkt, mit TACWRK gibt es auch einen Anbieter in Deutschland.
die Vision
Hill People Gear setzt auf das vielgerühmte organische Wachstum; sie sind über den Punkt hinaus, an dem die Gründer alles selbst machen können (und wollen). Angesichts der vielseitigen Outdoor-Aktivitäten von Evan, Scott & Co. dürfen wir uns auf ein breiter werdendes Spektrum robuster, praktischer, zeitloser Ausrüstungsteile freuen.
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