Als Bewohner der Rheinebene sehe ich mich zuweilen genötigt, der Flachheit durch Flucht in den nahen Oden- oder Schwarzwald zu entfliehen. Um mir für hügelige Trails zusätzlich vertikale Träningseinheiten zu verpassen, entsann ich mich der Himmelsleiter, die hinter dem Heidelberger Schloss hinauf zum Königsstuhl führt.
Die Eckdaten versprechen viel: internette Quellen nennen 270 Höhenmeter bei 1200 Stufen. Mein Garmin meint gar, wir hätten 290 vertikale Meter zurückgelegt; der horizontale Anteil ist verglichen damit nicht der Rede wert. Wirklich nicht, glaubt’s mir.
Bevor der Läufling sich genüsslich an den Aufstieg macht, muss er natürlich erstmal zum Startpunkt kommen. Ich nahm das Auto, was im konkreten Fall bedeutete, dem körperlichen ein mentales Training voranzustellen. Dazu muss man wissen, dass Auto fahren in Heidelberg ungefähr genauso viel Freude bereitet wie auf dem Jahrestag der Metzger-Innung für vegane Ernährung zu werben. Oder die ersten drei Kilometer bei einem Stadtmarathon, im vorletzten Startblock Haken um nordische und andere Walker schlagend.
Nachdem ich das überstanden, und einen schönen Parkplatz gefunden hatte, machte ich mich frisch ans Werk und auf den Weg. Mein Vorhaben war, sie schön gleichmäßig in jenem Pulsbereich zu laufen, der landläufig GA2 genannt wird. GA2 klappte auf Anhieb, an „Laufen“, war nicht zu denken. Laufen, das Ding mit der Flugphase. Keine Chance, um mein Herz mit der Zielfrequenz schlagen zu lassen, genügte mir ein zügiges Gehen völlig. Geil! Darauf reimt sich: steil. Und steil ist sie, die Himmelsleiter. Als Treppe bezeichnet, hat sie nichts vom Rhythmus, den wir von anderen Treppen kennen. Unregelmäßig geformte Natursteine unterschiedlicher Breite und Höhe wechseln sich ab mit, von Zeit zu Zeit, geringfügig flacheren, Single Trail ähnlichen Abschnitten, die vielleicht alle drei bis vier Meter ein kleine Stufe aufweisen. Die gefühlt längste „Verschnauf-„Pause dieser Art ist vielleicht 50 Meter lang, da nehme ich schon die drei, vier Schotterstraßen, die überquert werden, gerne zur Erholung an, sind es doch jeweils mindestens vier ungewohnt flache Meter.
Ich lief, ging, stieg über rund 20 Minuten, bis ich am oberen Ende, nahe der Bergstation der Seilbahn, anlangte.
Abwärts geht es naturgemäß etwas einfacher, allerdings gehen die zum Teil recht tiefen Stufen auch gehörig auf die Knochen. Konzentration ist ebenfalls gefragt, denn der Untergrund ist nicht ganz einfach.
Unten angekommen, wandte ich mich zum Auslaufen gen Felsenmeer, wohin eine verhältnismäßig flache Schotterstraße führt. Hin und zurück macht das etwa eine Stunde zum Beine lockern, Aussicht genießen, etc.
Die Himmelsleiter: Vertikalträning in konzentrierter Form!