OMM klingt meditativ, ist es aber nur im übertragenen Sinne. Am kommenden Wochenende findet in Wales die 25. Auflage des „Original Mountain Marathon“ statt. Kurz: OMM.
Morgen früh – sehr früh, um 4:45 Uhr wird mich der Wecker aus dem Schlaf reißen – mache ich mich zu Zug und Flug gen Wales auf. Endlich kann ich wieder ein wenig Aufregung vor der Reise ins Ungewisse genießen. Marathons, Ultras, Trails – alles längst Routine.
Was ist beim OMM anders?
Zunächst geht der OMM über zwei Tage, übernachtet wird irgendwo mitten in den Brecon Beacons, einem Nationalpark im südlichen Wales. „Mitten in“ bedeutet, dass wir campen dürfen, womit wir bei einer weiteren Besonderheit wären, denn beim OMM laufen wir in Zweierteams. Mit von der Partie ist mein Freund Noel Kienzle, der im September seinen ersten Lauf über vierundzwanzig Stunden über die Bühne brachte.
Nun denkt sich der Veranstalter offenbar, dass es schon genug Gruppenreisen mit Rucksack im Angebot gibt, weshalb wir sämtliches Equipment mit uns führen dürfen: Zelt, Kocher, Schlafsack, und, und, und. Auf dass individuellen Bedürfnissen in puncto Verpflegung Rechnung getragen werde, dürfen wir sie selbst mitnehmen. Von der Organisation gibt es Wasser: Samstag morgens vor dem Start – und im Camp, womit für ausreichend Flüssigkeit für das Abendessen und ein leckeres Sonntagsfrühstück gesorgt wäre.
Dementsprechend sah unsere Nahrungssuche aus: Kalorien zählen mit anderem Vorzeichen. Dazu werde ich mich gesondert auslassen, ich kriege das Dauergrinsen kaum aus dem Gesicht, wenn ich daran denke, wie ich die Packungsaufdrucke diverser Müslipackungen und Riegel studiert habe.
Eins ist sicher: der Rucksack wird über das Wochenende leichter!
Bevor noch jemand grübelt, wie groß die zu laufende Strecke wohl sein mag: ich habe auch keine Ahnung. Zur konsequenten Selbstverpflegung dürfen wir die Routenfindung in Eigenregie hinzufügen. Wie beim Orientierungslauf wird jedem Team am Start eine Karte mit anzusteuernden Punkten ausgehändigt.
GPS? Vergesst es! Handy wird ausgeschaltet und versiegelt, Karte und Kompass führen zum Ziel. Das Gehirn darf seinen Teil zum Erfolg beitragen.
In den Vorjahren kamen je Tag rund vierzig Kilometer mit etwa 2500 Höhenmetern zusammen. Wobei die Wahl des rechten Weges vollkommen dem einzelnen Team überlassen bleibt. Als Deutscher kann man sich so etwas kaum vorstellen: es interessiert keinen, ob man auf Wegen läuft oder querfeldein.
Das hiesige Bürokratenhirn würde beim bloßen Gedanken an eine solche Veranstaltung in Schnappatmung verfallen. In Großbritannien (und nicht nur dort) sieht man derlei offenkundig lockerer.
Eine Sache brauche ich wohl nicht ansprechen, tue es der Vollständigkeit halber trotzdem. Wir schreiben den 27. und 28. Oktober. In Wales. Auf den Britischen Inseln. Auch wenn das Wetter dort viel besser ist, als es Vorurteile Glauben machen; alle Lebenserfahrung spricht dafür, dass es wahrscheinlich eines wird: usselich. Ich habe mich mental auf 5 Grad (über Null) und Dauerregen eingestellt. Wenn es besser wird: umso besser. Außerdem laufe ich gerne bei Regen.
Am Sonnntag werde ich wissen, ob ich recht habe mit meiner Vermutung: körperliche Anstrengung ergibt zusammen mit der intellektuellen Herausforderung eine köstliche Mischung.
Nächste Woche werde ich berichten.