Serie: Maslow, ganz oben.

Das Paradies liegt jenseits des Mainstreams. Kleine, feine Marken mitgut durchdachten Produkten. Dahinter steht ein begeistertes Team mit einem offenen Ohr für Sportler. Ich mag sowas! Zeit für eine kleine Serie, in der ich coole Marken und die Typen dahinter vorstelle!

Wäre ich Goscinny, würde ich mein eigenes klassisches Zitat aus Asterix abwandeln: “Die ganze Sportwelt wird von einigen wenigen großen Marken beherrscht. Die ganze? Nein, einige kleine Firmen trotzen der Übermacht…”. Nun fehlt mir Goscinnys Klasse; ein Mangel, der mich dazu nötigt, ganz profan die Mainstreamkultur der Sportartikel zu beklagen.

Beklagen? Einspruch!

Ich widerspreche mir ganz entschieden!

Es gibt nichts zu beklagen, ganz im Gegenteil: ich darf frohlocken! Denn es gibt viele kleine, feine Unternehmen auf dem Markt, die richtig coole Produkte liefern. Dass ich ein Faible dafür habe, sollte mittlerweile bekannt sein, wünschte ich mir doch jüngst erst mehr Unternehmermentalität herbei. Mir kommt es sogar vor, als gäbe es in den letzten Jahren mehr Vielfalt auf dem Markt. Es kann natürlich sein, dass ich aufmerksamer geworden bin.
Egal, ich finde es cool, wenn hinter einer Marke ein Gründer steckt. Jemand, der Idealismus und Herzblut hineinsteckt. Und, vor allem: in dessen Produkten Originalität steckt!

Produkte und Produzenten
Startups, Gründungen, Gründer, Unternehmer. Was treibt diese Leute an? In den meisten Fällen ist es die Spitze der Maslow’schen Bedüfnispyramide: Selbstverwirklichung. Es geht nicht um Geld, sondern um Ideen und um die eigene Überzeugung. Das liefert uns so interessante Schuhen wie Hoka OneOne – und den “Dealer” dazu.
Als Sportler freue ich mich dann über Kleidung aus Merinowolle (Mainstream ist das erst, seit die großen Labels aufgewacht sind), über richtig gute Barfußschuhe von Sole Runner, und darüber, dass sich mit André Kossmann jemand in der Nähe meines Wohnortes mit Laufkleidung auf eigene Füße gestellt hat. Dabei ist es egal, ob ich die Sachen benutze, ich finde es einfach gut.
Gründern wirft man ja gerne vor, sie seien zu produktverliebt. Und in der Tat merkt man das den Produkten oft an. Zum Glück. Denn ein Idealist wird Kompromisse vermeiden, wenn er kann. Das tut dem Ergebnis meistens gut, weil der Benutzer begeistert ist, statt nur zufrieden zu sein. Nicht “OK”, sondern “WOW”!

Machen und Markt
Die “Kleinen” haben gegenüber großen Marken den Vorteil, dass sie schnell handeln können. Statt Verwaltung, Marktanalyse und Quartalszielen herrscht Kreativität, und anstelle von hinter Kennzahlen versteckter Versagensangst finden wir Freude am unternehmerischen Risiko. Spaß am Gestalten!
Bis ein Konzept wie jenes, nach dem die Jungs von Hafervoll ihre Riegel – Verzeihung, ihre Flapjacks – herstellen, bei Nestlé durch sämtliche Gremien hindurchgenehmigt wäre, sind sie schon längst im Markt etabliert. Abgesehen davon wäre das, was sich kaufen lässt, mit der ursprünglichen Idee nur noch entfernt verwandt. Mainstream heißt nämlich in erster Linie “viel”. Und das bedeutet nicht unbedingt “gut”. Ich will die Massenproduktion nicht verdammen, es ist mir jedoch darum zu tun, auf das Quäntchen mehr an Originalität aufmerksam zu machen, welches für einen Massenmarkt kaum machbar scheint.

Authentizität
Wer meinen Blog ab und zu liest, erinnert sich vielleicht an die Kamleika Cap von OMM. Ein englischer Hersteller – Familienbetrieb. Weil OMM eben nicht nur den Hersteller erstklassiger Laufbekleidung, sondern auch den gleichnamigen Wettbewerb benennt, findet sich die Familie Williams bei den Events ein. Für uns als Läufer heißt das, wir können mit den Leuten reden, die unsere Klamotten “machen”. Mir gefällt es, wenn mir jemand erklärt, was er sich bei einem Detail an Jacke, Schuhen, Rucksack gedacht hat. Oder wie er auf den Namen für sein Baby kam: Triple2 ist nach der Nummer eines Trails am Gardasee benannt: 222. Authentischer geht’s kaum!

Die Serie
Wieso schreibe ich in meinem Laufblog über – worüber eigentlich? – über Wirtschaftsthemen? Ganz einfach: ich finde es geil wenn jemand seinen Gestaltungswillen umsetzt. Und ich finde, es lohnt sich, jenseits der Massenlabels Ausschau zu halten, und wenn’s nur deswegen ist, weil die meistens sogar die besseren Detaillösungen bieten. Ja, ich will der Herzblutfraktion Gehör verschaffen!
Als “Gearfreak”, Sympathisant jedweden Startups und Läufer schaue ich eigentlich dauernd nach ungewöhnlichen und neuen Lösungen; ich stoße immer wieder auf hochinteressante Produkte, Typen und Gründerstories.

Solche Firmen will ich in loser Folge hier vorstellen. Lasst euch überraschen!

p.s. ein Satz, der “es” treffend beschreibt, lautet “just do it”. Der stammt von einem der Großen, ist aber wie für die Kleinen gemacht.

p.p.s.die Fragen
Damit meine Portraits einigermaßen strukturiert bleiben – und ich nichts vergesse – habe ich den Machern einige Fragen geschickt. Fragen, die meiner Meinung nach interessante Aspekte beleuchten.

Bislang habe ich diese Liste:

– Wann hast du beschlossen, dein eigenes Label zu gründen?

– Was treibt dich an? (anders ausgedrückt: warum machst du das?)

– Dein lehrreichster Fehler war….?

– Wie groß ist das Kernteam?

– Wo siehst du dich in fünf Jahren?

– Wo kann man deine Produkte kaufen?

– Was dürfen wir von euch produktseitig noch erwarten?

– Auf welchen Gebieten seid ihr besonders stark?

– Was macht dir am meisten Freude in deinem Business?

– Wie sportlich bist du selbst?