Manch spontaner Entschluss stellt sich schlussendlich als goldrichtige Entscheidung heraus. Mir ging es zumindest so, nachdem ich letzten Samstag den „night52“ genannten Lauf in und um Bretten genossen hatte.
Nachdem ich eine gute Woche vorher auf den night52 aufmerksam gemacht worden war, handelte es sich in der Tat um eine recht spontane Aktion. Warum auch nicht? Es ist Sommer, und die Anfahrt bis Bretten hält sich mit einer knappen Stunde auch in Grenzen.
Der Name „night52“ sagt beinahe alles aus, was der interessierte Läufling wissen möchte: mit 52 Kilometern Länge, und ziemlich nachts, denn er wird um 18 Uhr gestartet, was die meisten Läuflinge bei Dunkelheit ins Ziel kommen lässt. Die beiden Erstauflagen – 2013 war die Dritte – begannen eine Stunde später, was den night52 noch nächtiger (ich weiss, dass „nächtlicher“ weniger grammatikalische Zweifel aufwirft. Ist mir aber wurscht, nächtig liest sich mächtig.) machte. Mir war die vorabendliche Startzeit sehr recht, denn ich bin weder Frühaufsteher, noch laufe ich allzu gerne bei sommerlicher Hitze.
Eine wesentliche Information geht aus dem Namen nicht hervor: die Strecke weist immerhin 900 Höhenmeter auf. Rein landschaftlich gesehen führt sie auf einer schönen Runde durch den Kraichgau und durchquert idyllische Orte. Weil auf Straßen, Feld- und Weinbergwegen gelaufen wird, ist die sehr gut markierte Route technisch gesehen sehr einfach zu laufen.
Wenn ich schriebe, die Organisation wäre für einen sehr jungen Lauf hervorragend, würde ich dem night52 Unrecht tun.
Viele etablierte Läufe könnten sich vom night52 gleich mehrere Scheiben abschneiden, oder von mir aus gleich die halbe Wurst mitnehmen.
Im Ernst: der angemeldete Läufling bekommt im Vorfeld ein wunderbares Infopaket per Email (einschließlich Roadbook), welches selbst die bange Frage nach einem geeigneten Parkplatz in Startnähe beantwortet.
Mit dem Vereinsheim des TV Bretten liegt die Infrastruktur (Duschen, Aufbewahrung von Taschen, Zielverpflegung) in direkter Nähe zu Start und Ziel.
A propos Ziel: auch die Zielverpflegung ist ausgesprochen üppig.
Der night52 ist übrigens eingebettet in den „Sparkasse Kraichgau CityCup“, der diverse Läufe für Jung und alt bietet. Die Koordination der einzelnen Läufe klappt hervorragend: während Punkt 18 Uhr die Läufer der 5 km-Strecke auf die Piste gehen, startet der night52 ein paar Minuten später. Das hatte den netten Effekt, dass wir auf der Runde durch die Altstadt von den führenden „Fünfern“ überholt wurden. Irgendwie witzig, hoffentlich funktioniert es auch dann noch, wenn die Teilnehmerzahlen steigen. Und ich bin sicher, dass sie es tun.
Mich deucht, als würde sich der Kraichgau als Zentrum des Ausdauersports etablieren: Anfang Juni starten Triathleten bei der Kraichgau-Challenge, einen Monat später finden gleichzeitig die Schwesterveranstaltungen CityCup und night52 statt, bis Ende September die Liebhaber von Ultratrails beim KuSuH über 100 Meilen auf ihre Kosten kommen.
Wie erging es mir daselbst? Wie meist ohne Uhr unterwegs, hatte ich mich zu einem für meine Verhältnisse zügigen Tempo entschlossen. No risk, no fun. Interessant fand ich bei diesem vergleichsweise kurzen Ultra den Unterschied im Denken. Als ich am 25 km – Schild vorbeikam, durchfuhr es mich: „oh, nur noch 27 km, da kannst‘ nicht nachlassen. Mal ’ne Viertelstunde locker ist nicht drin. Immer schön Druck auf die Beine geben.“
Immer hübsch Druck auf den Beinen belohnte mich mit immerhin 5:23:53 Stunden. Für 52 km mit 900 Höhenmetern bin ich hochzufrieden.
Ach ja: ich lag kurz vor zwei Uhr im Bett, um den größten Teil des Sonntags erstens im Delirium und zweitens auf der Couch zu verbringen. Meine schmerzenden Beine teilten mir freundlich mit, dass auch sie mit ihrer Leistung und dem Lauf hochzufrieden waren.
Ich interpretiere dies als Wunsch besagter Beine, nächstes Jahr wieder anzutreten. Da sind wir uns einig, meine Beine und ich.