{"id":719,"date":"2012-10-08T22:36:01","date_gmt":"2012-10-08T20:36:01","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=719"},"modified":"2012-10-08T22:36:01","modified_gmt":"2012-10-08T20:36:01","slug":"kusuh-2012","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/kusuh-2012\/","title":{"rendered":"KuSuH 2012"},"content":{"rendered":"

Wie n\u00e4here ich mich einem Ph\u00e4nomen an? Besonders einem Ph\u00e4nomen, das sich offenkundig zu einem Lieblingslauf entwickelt hat? Vielleicht, indem ich mir zun\u00e4chst den Anschein von Sachlichkeit gebe: Am letzten Septemberwochenende des Jahres 2012 fand der KuSuH, ein Trail \u00fcber 100 Meilen, in und um Oberderdingen statt. Nach den gelungenen Veranstaltungen 2010 und 2011 zog der KuSuH auch dieses Jahr wieder hoch zufriedene L\u00e4uflinge in den sch\u00f6nen Kraichgau.<\/p>\n

Genug der Sachlichkeit, nun zur Sache.<\/p>\n

Ich sehe den KuSuH als Gesamtkunstwerk. Schon die Anmeldeprozedur hebt den Trail von anderen Veranstaltungen ab. Email schreiben, gar ein Online-Formular? Vergesst es, Schneckenpost ist angesagt! Lakonischer Kommentar hierzu auf der Website: „wir kriegen halt gerne Post“. Dazu muss man wissen, dass Wolfgang H\u00f6fle, Organisator des KuSuH, notorischer Computerhasser ist. Und so schreiben die Anw\u00e4rter Briefe und Postkarten. Dass dies eine Kunst ist, die sich wieder zu entdecken lohnt, zeigen zwei einfallsreiche Bewerbungen, die in diesem Jahr zur allgemeinen Bewunderung ausgestellt waren.
\nKlar, ein Stadtmarathon mit tausenden Teilnehmern w\u00fcrde schnell an Grenzen sto\u00dfen, Wolfgang l\u00e4dt exakt 30 (drei\u00dfig!) L\u00e4uflinge zum KuSuH ein, entsprechend schnell bildet sich eine Warteliste. Und so stellt das Briefverfahren einen liebenswerten Anachronismus dar. Wer mag, kann eine Antithese zu unserer schnelllebigen Zeit hineininterpretieren, und in Wolfgang den Antipoden zu Leuten wie Steve Jobs sehen. Ja, auch der hat Charisma (Steve, meine ich). Ich finde es zur Abwechslung cool, zu Papier und F\u00fcller zu greifen. In sch\u00f6ner Schrift schreiben! Stil und Ausdruck praktizieren!<\/p>\n

Weil ein Gesamtkunstwerk einen K\u00fcnstler braucht, gibt es Wolfgang. Genau, das ist der ohne Computer. In Oberderdingen wohnend, kennt er die Gegend Kraichgau und Stromberg und Heuchelberg (womit die Frage beantwortet ist, was denn „KuSuH“ bedeutet) wie seine Westentasche. Und so fand er nicht nur f\u00fcr die Premiere eine wundersch\u00f6ne Strecke, es gelingt ihm auch Jahr f\u00fcr Jahr weitere Highlights in den KuSuH einzubauen. Wobei der Begriff „Highlight“ nicht zwingend eine Vereinfachung f\u00fcr die L\u00e4uflinge bedeutet. Nachdem er 2011 den Hard Rock Trail erfolgreich absolvieren konnte, lie\u00dfen ihm die Flussdurchquerungen nicht eher ruhen, als bis wenigstens eine kleine Bachdurchquerung f\u00fcr nasse F\u00fc\u00dfe sorgen konnte. Das war 2011. F\u00fcr 2012 blieb es dabei, jedoch ging das Ger\u00fccht durchs Feld, Wolfgang h\u00e4tte in Reichweite liegende Trittsteine eigenh\u00e4ndig aus dem Bachbett entfernt. Wer Wolfgang kennt, weiss, dass man sein Versprechen, 2013 zus\u00e4tzlich ein tieferes Gew\u00e4sser eingeplant zu haben, ernst nehmen muss. Vielleicht hat er eine Biberfamilie unter Vertrag genommen.<\/p>\n

Womit wir bei den Tieren w\u00e4ren. Die 100 Meilen f\u00fchren durch etwas, das
\nWolfgang als „Wildschwein-Wellness-Gebiet“ bezeichnet. Er selbst fand sich bei einer Erkundung mitten in einer Rotte wieder, andere Teilnehmer berichteten von hurtig quer zum Weg spurtenden Sauen, wie sie der Waidmann nennt.
\nDiese Information gibt Wolfgang anl\u00e4sslich des Briefings am Vorabend des KuSuH preis, eine Veranstaltung, die angesichts seines kom\u00f6diantischen Talents meiner Meinung nach selbst Nichtl\u00e4uflingen einen kurzweiligen Abend bescheren kann.
\nGanz wichtig, ich kann es gar nicht genug w\u00fcrdigen: Wir kriegen beim Briefing die Streckenmarkierungen zu sehen! Man erkl\u00e4rt uns, wo sie stehen („immer in Laufrichtung rechts. Rechts, nicht links!“).
\nSelbst der Start bedarf einer Erw\u00e4hnung (sowohl beim Briefing als auch hier). 8 Uhr morgens laufen L\u00e4uflinge los. Soweit nichts Besonderes. Aber: es gibt keinen Startschuss. Indes beginnt exakt Acht Minuten vor 8 Uhr die badische Nationalhymne, rockmusikalisch gebildete Menschen erkennen beim ersten Akkord „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin. Ordentlich gebrieft, gilt es, nach dem Ende des St\u00fcckes selbstst\u00e4ndig<\/em> los zu laufen. Mithin (ich meine, ich hatte es in einem anderen Beitrag schon geschrieben) besteht das Startsignal im Ausbleiben, bzw. dem Ende eines Ger\u00e4usches.
\nWo hat man das schon?<\/p>\n

Und wo findet man eine Verpflegungsstelle im Wohnzimmer? Mal ehrlich: w\u00fcrdet ihr euer in eurer guten Stube drei\u00dfig Trail-L\u00e4uflinge betreuen? Mal tags\u00fcber, mal mitten in der Nacht (die Laufrichtung wechselt von Jahr zu Jahr)? Nat\u00fcrlich bei jedem Wetter. Das bedeutet: es kann dreckig werden. Richtig dreckig, die Motorik selbst der r\u00fccksichtsvollsten L\u00e4uflinge leidet nach hundert Kilometern auf den Beinen.
\nSuppe kochen, Kuchen bereitstellen – und nach der Veranstaltung den geschundenen Parkettboden wieder saubermachen? Nein?
\nNun, Jutta und Georg tun genau das.
\nIhr erkennt: der KuSuH ist eine sehr famili\u00e4re Veranstaltung. Kleines Teilnehmerfeld, viele Wiederholungst\u00e4ter aus der Ultraszene und das unglaublich motivierte Helferteam machen den Reiz des KuSuH aus.<\/p>\n

Bevor ich weiter Euphorie verbreite: an der magischen Zahl „30“, welche die Gr\u00f6\u00dfe des Teilnehmerfeldes bestimmt, wird sich so schnell nichts \u00e4ndern. Und bei der Vergabe der Pl\u00e4tze herrscht strikte Fairness. Stichtag ist der 1.Februar, was vorher eingeht, wird nicht ber\u00fccksichtigt. Die ersten drei\u00dfig Bewerbungen (per Post, ihr erinnert euch?) l\u00e4dt Wolfgang ein, der Rest kommt auf die Warteliste. Dieses Jahr standen 28 L\u00e4uflinge am Start, es w\u00e4re sogar noch Platz gewesen. Ich glaube, ich brauche nicht extra zu sagen, dass auch die Einladungen per Post kommen. Ein pers\u00f6nliches Schreiben f\u00fcr jeden. Famili\u00e4r eben.<\/p>\n

Ach ja: ich bin nach nur 73 Meilen ausgestiegen. War leider nicht mein Wochenende. Irgendwie doch, denn wenigstens war ich beim KuSuH.
\nDas ist jener Hundertmeiler mit Charisma beim Briefing, Luftgitarre vor dem Start, Verpflegung im Wohnzimmer, Wildschweinen, J\u00e4gern, Natur, Wasser und unheimlich viel Spa\u00df!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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