{"id":509,"date":"2012-07-16T17:17:56","date_gmt":"2012-07-16T15:17:56","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=509"},"modified":"2012-07-20T11:18:36","modified_gmt":"2012-07-20T09:18:36","slug":"ich-habs-getan-b2run","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/ich-habs-getan-b2run\/","title":{"rendered":"Ich hab’s getan: b2run"},"content":{"rendered":"

\"b2run_start\"<\/a>
Das LauferEi am Start<\/figcaption><\/figure>
\nManche Dinge sind einfach peinlich. Irgendwie. Obwohl, vielleicht sogar weil, sie von vielen Menschen praktiziert werden. Masturbation zum Beispiel. Oder Firmenl\u00e4ufe. In Karlsruhe gibt es den b2run, an dem ich, ich oute mich, dieses Jahr schon zum dritten Mal teilnahm.
\nJetzt muss ich mich wohl erkl\u00e4ren.
\nFirmenl\u00e4ufe sind f\u00fcr den L\u00e4ufling, was dem Literaten Groschenhefte sind: \u00fcbelster Kommerz ohne jeden Anspruch. Genutzt von Banausen. Pfui!
\nJa, das Ding ist kommerziell: Setze ich die Teilnahmegeb\u00fchr von irgendwas um 14 Euro netto in Relation zu den 5,6km Streckenl\u00e4nge, komme ich auf stolze 2,5 Euro pro km! Dagegen sind selbst die mittlerweile teuer gewordenen St\u00e4dtemarathons ein Schn\u00e4ppchen, von den vom Idealismus gepr\u00e4gten kleineren L\u00e4ufen ganz zu schweigen.
\nNun gut, in den meisten F\u00e4llen zahlt’s die Firma. Wenn die etwas spendabler ist, mietet sie f\u00fcr weiteres Geld einen Firmenstand im Zielgel\u00e4nde. Der Veranstalter freut sich bestimmt, wenn er dazu noch die Shirts liefern kann. Oder gleich das Premiumpaket, welches neben 100 Startpl\u00e4tzen auch noch 100 Fan-Tickets (In den Zielbereich gelangt man nur mit g\u00fcltigem Ticket), zwei VIP Tickets und den Teamstand zum Schn\u00e4ppchenpreis von knapp 1800 W\u00e4hrungseinheiten beinhaltet. Das gilt f\u00fcr den g\u00fcnstigen Fr\u00fchlingstarif. Sommer kostet mehr. Keine Frage also, b2run will Geld verdienen.<\/p>\n

Was aber bewegt Menschen, sich beim Firmenlauf zu bewegen? Vermutlich eine Mischung aus Teamgeist und Gruppendruck. Ich habe bei Kollegen gesehen, mit welch ungeahntem Eifer sich Leute vorbereiten, die sich selbst jedweden sportlichen Ehrgeiz absprechen. Nach dem Lauf: reine Freude, unb\u00e4ndiger Stolz auf die eigene Leistung. Wer hier einmal das Strahlen in den Augen eines ansonsten unsportlichen Menschen gesehen hat, weiss, wovon ich rede. Hier liegt meines Erachtens, allen Unkenrufen zum Trotz, ein Verdienst von Firmenl\u00e4ufen: etwas mehr k\u00f6rperliche Aktivit\u00e4t wird angeregt. Und in der Tat tr\u00e4gt der Vergleich gelaufener Zeiten, die Freude \u00fcber das geleistete und das gemeinsame Nach-Lauf-Getr\u00e4nk im Ziel zur Teambildung bei. Macht Spa\u00df.<\/p>\n

Also nur was f\u00fcr Nichtl\u00e4ufer? Durch die sportliche Brille des Ultral\u00e4uflings betrachtet, ist ein Lauf mit 5,6 (in Worten: f\u00fcnfkommasechs) Kilometern wirklich nur unter dem Aspekt einer Tempoeinheit betrachtbar. Selbst ein schneller Mittelstreckler wird in diesem Rahmen nicht nach einer neuen pers\u00f6nlichen Bestzeit trachten. Nicht in dieser Enge.
\nVor dem Start stehen, nach Veranstalterangaben, viertausend Menschen dicht gedr\u00e4ngt auf einer Fl\u00e4che, die, w\u00fcrde es sich um Legehennen handeln, s\u00e4mtliche Tierschutzvereinigungen auf den Plan riefe. Aber mit L\u00e4uflingen kann man’s ja machen. Vermutlich, weil sie derlei Dinge in ihrer Freizeit tun und nicht von Berufs wegen, wie die Hennen. Mehr Raum? Da lachen ja die H\u00fchner. Und zwar die L\u00e4uflinge aus.
\nDamit die sauerstoff-lose halbe Stunde bis zum Start nicht zu lang wird, lauschen wir zwei Radiomoderatoren, die auf von einer Arbeitsb\u00fchne herab ihr Bestes geben, um gute Laune zu verbreiten. Sie werden zwischendurch von einer Fitnesstr\u00e4nerin unterbrochen, die auf ebenjener B\u00fchne Aufw\u00e4rm\u00fcbungen zu Musik vor\u00fcbt. Sie \u00fcbt vor, damit wir es nachmachen. Ohne Platz und Luft ist das nicht ganz einfach. Wir strecken unsere Arme nach oben, und versuchen, die Nasen unserer Nachbarn nicht zu brechen. Den meisten gelingt das.
\nW\u00e4hrendessen geriert sich die Vorturnerin als Gute-Laune-Bombe. Wie buchstabiert man eigentlich Lustschreie? „Houuuhuuuuuuuuuu“? Ihre mehrfach ge\u00e4u\u00dferte Bitte um Feedback („Seid ihr gut drauf“?) wurde vom drei Meter weiter unten stehenden Volk wahrheitsgem\u00e4\u00df mit „joooo schon“ beantwortet. Ich will endlich laufen.
\nNun denn, auf- und ab H\u00fcpfen geht ja, ist mir immer noch lieber, als stocksteif zu stehen.<\/p>\n

Dann, ziemlich p\u00fcnktlich um halb acht: der Start. Hurra!
\nUm sich ein Bild davon zu machen, stelle man sich vor, dass viertausend Menschen auf einer Strecke laufen wollen – m\u00fcssen!, die gerade mal drei Meter breit ist. Um das gew\u00fcnschte Tempo zu gehen, h\u00e4tte ich mich entweder gaaaaaanz weit vorne hinstellen m\u00fcssen (das ist dort, wo die Cracks sind, die weniger als zwanzig Minuten f\u00fcr die Strecke brauchen), oder nicht mitmachen. Aber ich wollte es ja. Und so bem\u00fche ich mich auf den beiden ersten Kilometern, zwischen Wiese, Geb\u00fcsch und auf der Strecke, um eine halbwegs konstante Geschwindigkeit. Dann lichtet sich das Feld, weil einem noch so gro\u00dfen Feld auf einer noch so kurzen Strecke nichts anderes \u00fcbrig bleibt, als sich auseinander zu ziehen. Das ist ein Naturgesetz.
\n\u00dcber die verbleibenden dreikommasechs Kilometer gibt es nicht viel zu berichten, au\u00dfer vielleicht, dass mir der kleine H\u00fcgel kurz vor dem Ziel ein kleines Erfolgserlebnis bescherte, denn ich habe ihn kaum gesp\u00fcrt. Wir merken uns: Ultratrails helfen beim Karlsruher Firmenlauf.<\/p>\n

Alles schlecht, oder was? Nein. Wenn dem so w\u00e4re, w\u00fcrde ich nicht dreimal teilgenommen haben. Ich wusste ja, was mich erwartet (erw\u00e4hnte ich das schon?). Und: als Tempolauf ins Wochenprogramm eingebaut, hilft’s sogar weiter, mit 23:02 Minuten ist die Zeit recht passabel, was ich nach der W\u00fcrgerei zu Beginn, und den anders gesetzten Schwerpunkten der Saison wirklich nicht erwartete. Ich endeckte gar unerwartet Wettkampfstimmung in mir, als ich einen Gedanken wahrnahm, der mir „die drei Sekunden h\u00e4tteste locker noch rausholen k\u00f6nnen“ vorfaselte.
\nDer Reiz liegt f\u00fcr mich aber woanders: im gem\u00fctlichen Beisammensein mit aktuellen und ehemaligen Kollegen. Danach dann.<\/p>\n

Ja, b2run will Geld verdienen, weshalb der l\u00e4uferische Idealismus bei solchen Veranstaltungen auf der (Lauf-)Strecke bleibt. Aber das weiss man vorher. Firma zahlt, Spa\u00df dabei, nette Gesellschaft danach. Firmenl\u00e4ufe muss man sportlich sehen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Manche Dinge sind einfach peinlich. Irgendwie. Obwohl, vielleicht sogar weil, sie von vielen Menschen praktiziert werden. Masturbation zum Beispiel. Oder Firmenl\u00e4ufe. In Karlsruhe gibt es den b2run, an dem ich, ich oute mich, dieses Jahr schon zum dritten Mal teilnahm. Jetzt muss ich mich wohl erkl\u00e4ren. Firmenl\u00e4ufe sind f\u00fcr den L\u00e4ufling, was dem Literaten Groschenhefte … \u201eIch hab’s getan: b2run\u201c<\/span> weiterlesen<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":542,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[50],"tags":[70,71,69],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/509"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=509"}],"version-history":[{"count":29,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/509\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":543,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/509\/revisions\/543"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/542"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=509"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=509"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=509"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}