{"id":4233,"date":"2021-02-18T20:41:50","date_gmt":"2021-02-18T18:41:50","guid":{"rendered":"https:\/\/das-lauferei.de\/?p=4233"},"modified":"2021-02-18T20:43:20","modified_gmt":"2021-02-18T18:43:20","slug":"lektioenchen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/lektioenchen\/","title":{"rendered":"Lekti\u00f6nchen"},"content":{"rendered":"\n
Erfahrung sei, so eine Redewendung, die Summe aller bisher gemachten Fehler. Ich finde das etwas einseitig, denn schlie\u00dflich l\u00e4sst sich auch aus Erfolgen lernen. Und oft besteht der Lerneffekt darin, Annahmen konkreter zu fassen oder neue Perspektiven zu entdecken. Sei es, wie es sei: Ich habe meine Lekti\u00f6nchen gelernt.<\/pre>\n\n\n\n
Ich mache es kurz, indem ich drei Lekti\u00f6nchen - Lektion<\/em> kommt gar so gro\u00dfspurig daher, eine Nummer kleiner tut's auch - beschreibe, die ich im Laufe meines Lauflebens mitgenommen habe.<\/pre>\n\n\n\n

Lektion 1: Daumenl\u00f6cher<\/h4>\n\n\n\n
Was war ich hin, weg und auch wieder zur\u00fcck gewesen, als ich erstmals ein Leibchen mit Daumenl\u00f6chern sah. Dieses spezielle verf\u00fcgte sogar noch \u00fcber kleine S\u00e4ckchen, die sich handschuhartig \u00fcber die Finger st\u00fclpen lie\u00dfen (mittlerweile habe ich auch so eines, ist ganz nett aber auch nur das). Daumenl\u00f6cher nenne ich \u00fcbrigens alles am Ende eines \u00c4rmels, wodurch ich meinen Daumen schieben kann, also auch Daumenschlaufen, obwohl die keineswegs das versprechen, was ich mir von Daumenl\u00f6chen versprach.\nDaumenl\u00f6cher also.\nIm Grunde genommen reden wir \u00fcber etwas l\u00e4ngere \u00c4rmel, die en passant noch die Funktion eines Pulsw\u00e4rmers erf\u00fcllen. Sehr praktisch, sehr viel versprechend wenn's k\u00fchl wird. Erfreulicher Nebeneffekt: Lebt der gemeine L\u00e4ufling das Zwiebelpinzip, rutscht der \u00c4rmel nicht zur\u00fcck, wenn man in eine weitere Kleidungsschicht schl\u00fcpft. Wer schon versucht hat, sich verdreht habende und ineinander verhakte \u00c4rmel soweit zu justieren, dass beide in \"Funktionsl\u00e4nge\" am Arm sind, wei\u00df diese Fixierungshilfen genauso zu sch\u00e4tzen wie ich.<\/pre>\n\n\n\n
Es w\u00e4rmt. Ein wenig.<\/pre>\n\n\n\n
Rein geometrisch betrachtet umh\u00fcllt so ein l\u00e4ngerer und daumengelochter \u00c4rmel mehr Arml\u00e4nge. Sagen wir mal bis etwa zur Mitte der Hand, in g\u00fcnstigen F\u00e4llen bis zum Beginn der Finger, was gewiss eine feine Eigenschaft ist. Biege ich die Finger nach hinten, werden sie fast komplett bedeckt, bleiben warm und machen Handschuhe so weitgehend \u00fcberfl\u00fcssig.\nSo dachte ich jedenfalls, allerdings hatte ich eines nicht bedacht:<\/pre>\n\n\n\n
Der Daumen bleibt kalt.<\/pre>\n\n\n\n
Das namensgebende Loch bringt es naturgem\u00e4\u00df mit sich, dass der durch jenes hindurchgesteckte Daumen exponiert ist und bleibt. Also k\u00fchlt er aus, w\u00e4hrend sich die Finger im \u00c4rmelabschluss w\u00e4rmespendend aneinander schmiegen, muss der Daumen f\u00fcr sich selbst sorgen. Eine Aufgabe, der er die sprichw\u00f6rtliche kalte<\/em> Schulter zeigt.\nEs bleibt also der Ausweg, auch den Daumen mit in den \u00c4rmel zu nehmen, und mit warm geballter Faust seines Weges zu traben.<\/pre>\n\n\n\n
Durch das Daumenloch str\u00f6mt nat\u00fcrlich kalte Luft hinein.<\/pre>\n\n\n\n
Das wiederum hei\u00dft, dass ein besonders langer \u00c4rmel die insgesamt bessere L\u00f6sung w\u00e4re, als das Daumenloch. Freilich lie\u00dfe sich ein eigenes S\u00e4ckchen f\u00fcr den Daumen anbringen, was das Kleidungsst\u00fcck meiner Meinung nach insgesamt verkomplizieren w\u00fcrde. Der Weg zum (Faust-) Handschuh ist nur noch ein winzig kleiner.<\/pre>\n\n\n\n
Anziehen geht mit langen \u00c4rmeln \u00fcbrigens vortrefflich (auch ohne Daumenl\u00f6cher und extra lange Arme), wenn entweder die Materialpaarung passt oder die zum Anzug geballte Faust das \u00c4rmelende ergreift. Eine Technik, die man \u00fcblicherweise im Kindergartenalter lernt.\nMein Fazit w\u00e4re also: Daumenl\u00f6cher sind ganz nett, f\u00fcr mich aber kein Kaufkriterium mehr. Hinreichend lange (also: besonders lange) \u00c4rmel w\u00e4ren mir lieber.<\/pre>\n\n\n\n

Lektion 2: Trinkblasen<\/h4>\n\n\n\n
Geiler Schei\u00df, dachte ich mir, als Trinkblasen vor Urzeiten auf breiter Front aufkamen. Beim Wort aufkamen<\/em> ist ein leiser Zweifel angebracht, denn ich bin unsicher, ob ich sie nicht erst dann entdeckte, als meine Laufstrecken l\u00e4nger wurden. Dennoch: Ich war froh, als ich mir nicht mit einem halben Liter im G\u00fcrtel und einem weiteren halben Liter in der Hand behelfen musste. Wurde es noch l\u00e4nger, so deponierte ich zuvor weitere Flaschen an der Strecke.\nMit eineinhalb bis (in meinem Fundus jedenfalls) drei Litern bin ich gewiss gut bedient und nach wie vor zufrieden.<\/pre>\n\n\n\n
Mit einer Einschr\u00e4nkung.<\/pre>\n\n\n\n
Auf langen Ultratrails reicht eine Tankf\u00fcllung nicht aus, folglich darf unterwegs nachgetankt werden. Das bedeutet, vor allem dann, wenn der Trinkrucksack mit Pflichtausr\u00fcstungsklamotten gef\u00fcllt ist: An der Tanke stehenbleiben (soweit ist noch alles in Ordnung), Blase aus dem Rucksack, irgendeinen mehr oder minder fummeligen oder von Zucker festgeklebten Verschluss \u00f6ffnen, Auff\u00fcllen (auch das ist unkritisch), wieder verschlie\u00dfen (fummelig und \/ oder verklebt) und anschlie\u00dfend den ganzen Schei\u00df wieder in den Rucksack packen.<\/pre>\n\n\n\n
Hatte ich erw\u00e4hnt, das ich \u00fcber einen gepackten Rucksack rede?<\/pre>\n\n\n\n
Wabbelige Blase in gepackten Rucksack bringt weiteres Gefummel mit sich: Beispielsweise hilft es, die Kompressionsgurte zu lockern, unter Umst\u00e4nden gr\u00f6\u00dfere Teile auspacken - und zwar auch dann, wenn es ein eigenes, sogar von au\u00dfen zug\u00e4ngliches Trinkblasenfach gibt. \nA propos: Ab- und wieder aufsetzen muss ich den Rucksack nat\u00fcrlich auch.<\/pre>\n\n\n\n
Das nervt.<\/pre>\n\n\n\n
Das nervt besonders mitten in der Nacht, wenn ich schon etliche Stunden unterwegs war und mein zartes Hirn anderes tun will, als feinmotorische anspruchsvolle Dinge zu tun. Bevor jemand einen Einwand erhebt: Nachts und sehr erm\u00fcdet sind die meisten Aktivit\u00e4ten feinmotorisch.\nMeine erkenntnissaugenden Blicke galten oft den Mitl\u00e4uflingen, die am Verpflegungsstand ihre Flaschen aus der Halterung zogen, geschwind f\u00fcllten und sich wieder davon trollten. Wobei der Inhalt nicht ganz gef\u00fcllter Flaschen gluckern und schwappen kann, ein Zustand, der sich relativ schnell einstellt, wenn daraus getrunken wird.  <\/pre>\n\n\n\n
Mein Fazit: Ich werde mal Softflasks ausprobieren - und mich mit Rucks\u00e4cken befassen, die eine Aufbewahrung vorne erlauben, denn absetzen will ich das Ding nat\u00fcrlich nicht. Blasen sind super, solange ich nicht nachf\u00fcllen muss.<\/pre>\n\n\n\n

Lektion 3: Stehkragen mit rei\u00dfverschluss<\/h4>\n\n\n\n
Ich mag sie immer noch: Hohe Stehkragen mit sehr langem Rei\u00dfverschluss. Mein Ideal ist ein Kragen, der relativ eng anliegt, ohne einzuschn\u00fcren und sehr hoch hinauf geht. Wie hoch? Sagen wir: Vorne \u00fcber den Adamsapfel, hinten bedeckt er den Nacken. Der Rei\u00dfverschluss m\u00f6ge zwischen Nabel und Brustbein enden, wobei ich mir bewusst bin, dass dies eine K\u00e4nguruhtasche ausschlie\u00dft. Sei's drum. In der Praxis sind Rei\u00dfverschl\u00fcsse und Kragen deutlich k\u00fcrzer, auch wenn es r\u00fchmliche Ausnahmen gibt. Mein Punkt ist jedoch ein anderer, der sich in einem Satz darstellen l\u00e4sst:<\/pre>\n\n\n\n
Zieh' mal mehrere solcherart ausgestatteter Leibchen \u00fcbereinander.<\/pre>\n\n\n\n
Das merkte ich an einem frischen Wintertag vor ein paar Jahren. Ich griff zur Basisschicht (Stehkragen, Rei\u00dfverschluss), zum warmen Midlayer (Stehkragen, Rei\u00dfverschluss), und zog dar\u00fcber eine Windjacke (Stehkragen, Rei\u00dfverschluss). Dann zog ich alle Rei\u00dfverschl\u00fcsse zu und hatte das Gef\u00fchl, einen Bleistift zwischen Kinn und dem oberen Ende meines Brustbeines zu haben.<\/pre>\n\n\n\n
Zum Gl\u00fcck war er stumpf.<\/pre>\n\n\n\n
Der Bleistift.<\/pre>\n\n\n\n
Eng war's au\u00dferdem am Hals. Nicht direkt wie eine Garrotte, aber ausreichend, um meine Klamottenkombination zu \u00fcberdenken. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich mich damals tats\u00e4chlich nochmal umzog, oder einfach zwei Rei\u00dfverschl\u00fcsse offenlie\u00df, vom Grundsatz her achte ich seither auf die geeignete Kombination und darauf, dass ich auch Leibchen mit Rundhals im Fundus habe.<\/pre>\n\n\n\n

Lernen ist sch\u00f6n!<\/h4>\n\n\n\n
Wie gesagt: Erfahrung kann nicht nur aus Fehlern bestehen; alles was ich oben beschrieben habe, hat seinen jeweiligen Anwendungsfall, in dem es f\u00fcr mich super funktioniert. Ich finde es deswegen nett, wenn ich gelernt habe, wo Grenzen liegen.<\/pre>\n\n\n\n
Eine Sache ist allerdings hundertprozentig sicher: Eine Kapuze muss eng anliegen und nur die Augen offenlassen. Ninja-Style. Das ist so klar wie....<\/pre>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Erfahrung sei, so eine Redewendung, die Summe aller bisher gemachten Fehler. Ich finde das etwas einseitig, denn schlie\u00dflich l\u00e4sst sich auch aus Erfolgen lernen. Und oft besteht der Lerneffekt darin, Annahmen konkreter zu fassen oder neue Perspektiven zu entdecken. Sei es, wie es sei: Ich habe meine Lekti\u00f6nchen gelernt.<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[445,415,442,444,443,29,294],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4233"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=4233"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4233\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":4235,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4233\/revisions\/4235"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=4233"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=4233"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=4233"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}