{"id":4214,"date":"2020-12-21T21:27:32","date_gmt":"2020-12-21T19:27:32","guid":{"rendered":"https:\/\/das-lauferei.de\/?p=4214"},"modified":"2020-12-22T14:37:30","modified_gmt":"2020-12-22T12:37:30","slug":"der-unbebildete-blog","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/der-unbebildete-blog\/","title":{"rendered":"Der unbebildete Blog"},"content":{"rendered":"\n
Manchmal fragt man mich, wieso es auf meinem Blog kaum Fotos gibt. Die kurze Antwort auf diese Frage lautet einfach: Weil ich keinen Bock habe. Es geht aber auch l\u00e4nger, und dazu lade ich euch ein, mich bei einem fiktiven Fotolauf zu begleiten. Nehmen wir also an, ich w\u00fcrde Fotos machen wollen. Auf geht's zum \"Bildersturm\"!<\/pre>\n\n\n\n
Es sei ein wunderbarer Tag f\u00fcr ein L\u00e4ufchen. Die Luft mit etwa zehn Grad \u00fcber Null ist angenehm frisch, der Himmel zeigt sich im freundlichen Grau und \u00fcberhaupt: Ich habe Lust auf Bewegung in der Natur. Flugs ziehe ich mir die Laufklamotten an und habe die Hand schon am T\u00fcrgriff, als mir einf\u00e4llt, dass ich f\u00fcr den zu schreibenden Artikel zur Abwechslung ein paar Fotos machen k\u00f6nnte.<\/pre>\n\n\n\n
Also muss das Handy mit.<\/pre>\n\n\n\n
Das wiederum erfordert ein hierf\u00fcr Transportbeh\u00e4ltnis, weil ich zwar Schl\u00fcssel, Handschuhe (die ich heute nicht brauche, aber so ganz allgemein gesprochen) oder das f\u00fcr den dr\u00e4ngenden Besuch eines Geb\u00fcschs n\u00f6tige P\u00e4ckchen Papiertaschent\u00fccher in der Hand herumtrage, mit dem Handy als zus\u00e4tzliches Gep\u00e4ck wird mir das allerdings zuviel. Mithin greife ich zur Bauchtasche, die das per Gefrierbeutel wasserfest verh\u00fcllte digitale Universalger\u00e4t aufnehmen muss. Einfrieren will ich das Ding zwar nicht, aber schlie\u00dflich k\u00f6nnte es regnen - und ich eventuell ins Schwitzen geraten, weshalb feuchtigkeitsempfindliche Elektronik gesch\u00fctzt untergebracht wird. Sch\u00f6n festschnallen, damit nichts auf- und abh\u00fcpft, und los geht's.<\/pre>\n\n\n\n
Schon nach wenigen Minuten ersp\u00e4he ich auf einer Streuobstwiese, wie sie meinen Wohnort ebenso anschmiegsam umg\u00fcrten, wie die Bauchtasche mich selbst, ein Eichhorn. Anmutig astet es von H\u00fcpf zu H\u00fcpf, bevor es sich, an einer Nuss knabbernd, neben den Weg hockt. Leise und vorsichtig nestele ich den Gefrierbeutel aus der Bauchtasche, anschlie\u00dfend das Handtelefon aus demselben, um ein pulitzerpreisverd\u00e4chtiges Eichhornbild zu knipsen. Bestimmt ist vor mir noch niemand auf den Gedanken gekommen, ein Eichh\u00f6rnchen zu fotografieren, um es im Internet zu ver\u00f6ffentlichen.\nGeduldig warte ich, bis sich die Schei\u00dfkamera endlich scharf stellt und dr\u00fccke auf den Ausl\u00f6sebutton.\nNochmal, zur Sicherheit.<\/pre>\n\n\n\n
Ach wie s\u00fc\u00fc\u00fc\u00fc\u00df, jetzt reibt es sich die B\u00e4ckchen sauber!<\/pre>\n\n\n\n
Noch ein Foto!<\/pre>\n\n\n\n
Ach was, gleich eine Bilderserie. Schlie\u00dflich will ich der erst Mensch \u00fcberhaupt sein, auf dessen Blog Fotos eines sich putzigen putzenden Eichh\u00f6rnchens stehen. Man wird sich kaum satt sehen k\u00f6nnen! Als ich mich - und den Datentr\u00e4ger - f\u00fcr fotografisch genauso wohlgen\u00e4hrt erachte, wie das Tierchen seinen Magen, schicke ich mich zum Aufbruch an.\nWeil ich das Objekt schon \"im Kasten\" habe, bin ich beim Einr\u00e4umen bin ich weniger behutsam als vorher. Eine R\u00fccksichtslosigkeit, die meinem Model anscheinend gegen den Strich geht, denn flugs fl\u00fcchtet es. Einpacken und weiterlaufen.<\/pre>\n\n\n\n
Jenes Weiterlaufen lie\u00df mich kaum zehn Minuten sp\u00e4ter an einer wundersch\u00f6nen Stelle innehalten, wo sich, der Waldweg f\u00fchrt erh\u00f6ht am Hang entlang, zwischen den B\u00e4umen ein wundersch\u00f6nes Panorama auftat. Blick aus dem Walde \u00fcber das Tal auf den gegen\u00fcberliegenden Hang<\/em>, w\u00fcrde ich sp\u00e4ter titeln k\u00f6nnen. Leider findet sich dort eines jener Picknick-Ensembles aus Tisch und zwei B\u00e4nken, die mit fr\u00f6hlich picknickenden Picknickern belegt waren. Belegt waren auch ihre Brote zum Gl\u00fcck schon verzehrten Brote gewesen, weshalb Aufbruchsstimmung zu sp\u00fcren war, die ich mit entsprechender K\u00f6rpersprache (\"Drohstarren\") und h\u00f6flichem Fragen (\"Sie sind schon am Gehen, gell?!\") verst\u00e4rkte. F\u00fcr ein h\u00fcbsches Motiv wartete ich doch gerne ein paar Minuten, bis die Gruppe verschwunden war. Weitere Geduld war wegen der Spazierg\u00e4nger, die auf der anderen Talseite unterwegs waren, n\u00f6tig.<\/pre>\n\n\n\n
Jetzt aber!<\/pre>\n\n\n\n
Handtelefon auspacken, auf's Scharfstellen warten, Knipsen, fertig!<\/pre>\n\n\n\n
In Anbetracht der l\u00e4ngeren Unterbrechung erwog ich vor ein kurzes Aufw\u00e4rmprogramm, entschied mich letztlich doch dagegen. Gem\u00fctliches Angehen sollte ausreichen, um alsbald wieder in lockeren Trab zu fallen. Allzu lange brauchte ich ohnedies nicht warten, denn der sich im Walde dahinschl\u00e4ngelnde Bach bot ein gar zu verlockendes Fotomotiv. B\u00e4ume, Halbschatten, bemooste Steine und eben jener Bach - das kann \"man\" nicht links liegen lassen! Um dies zu tun, h\u00e4tte ich \u00fcbrigens die Richtung wechseln m\u00fcssen, befand ich mich doch links von ihm, mithin er sich an meiner rechten Seite.<\/pre>\n\n\n\n
Wie sch\u00f6n w\u00e4re es doch, wenn ich mich per Selbstausl\u00f6ser beim \u00dcberspringen des Baches fotografierte? Ein Bild voller Dynamik!<\/pre>\n\n\n\n
Nachdem ich eine hinreichend fotogene Stelle gesucht und nach einer Weile auch gefunden hatte, stellte sich die Frage: Wohin mit dem Handtelefon? Etwas mehr Zeit verging, um eine geeignete Astgabel ausfindig zu machen, in der ich das Handtelefon vorsichtig balancierend unterbrachte.\nTimer einstellen, auf die andere Seite wechseln, und....<\/pre>\n\n\n\n
Hat es jetzt schon gepiepst?<\/pre>\n\n\n\n
Nein, das Ding blinkt. Mist, das Licht steht schlecht, ich kann's nicht sehen.<\/pre>\n\n\n\n
Neuer Versuch.<\/pre>\n\n\n\n
Um es kurz zu machen: Es waren etliche Versuche n\u00f6tig, bei denen ich entweder zu fr\u00fch oder zu sp\u00e4t \u00fcber den Bach setzte. Manchmal passte zwar das Timing, nicht aber die Pose. Schlie\u00dflich will ich auf den Bildern halbwegs dynamisch und sportlich r\u00fcberkommen.\nEndlich war es (und ich) geschafft, und ich konnte meinen Weg nach drei weiteren \u00dcberquerungen fortsetzen.<\/pre>\n\n\n\n
Drei?<\/pre>\n\n\n\n
Ja, drei. Ich war so froh gewesen, dass ich mein Handy in der Astgabel verga\u00df. Also nochmal r\u00fcber, selbiges wieder verpacken, zur\u00fcckspringen und laufen.\n<\/pre>\n\n\n\n
Es gab dann noch ein paar Fotosessions auf dem Wege, wobei ich, wenn ich zur\u00fcckdenke, kaum etwas von der Landschaft oder Details am Wegesrand mitbekommen habe. Mein Hirn war nicht darauf eingestellt, das Au\u00dfenherum<\/em> wahrzunehmen, sondern auf die taugliche Fotomotive. Irgendwie scheint es mir zweifelhaft, drau\u00dfen unterwegs zu sein und nur an Bilder zu denken statt zu genie\u00dfen: Natur, Bewegung und mich selbst.<\/pre>\n\n\n\n
Als ich zuhause ankam, zeigte mir ein Blick auf die Uhr die Trainingsleistung an: Rund eineinhalb Stunden f\u00fcr sechs Kilometer. Mein Hirn krampft beim Gedanken, ich k\u00f6nnte irgend etwas davon ins Trainingslog eintragen. Soll ich es mir dadurch sch\u00f6nreden, das ich das Bachgeh\u00fcpfe als Sprungtraining verstehe? <\/pre>\n\n\n\n
Nicht, dass das Thema mit dem Heimkommen erledigt w\u00e4re, schlie\u00dflich wollen die Bilder auf den Computer \u00fcbertragen, betrachtet, sortiert und in den Artikel eingebunden werden. Den Artikel, den es noch zu schreiben gilt, versteht sich.\nEtwaige Nachbearbeitung der Fotos spare ich mir, das w\u00fcrde noch mehr Zeit kosten.<\/pre>\n\n\n\n
Verschwendete Zeit in meinen Augen.<\/pre>\n\n\n\n
Ich will trainieren und nicht fotografieren.<\/pre>\n\n\n\n
Wenn mir etwas einf\u00e4llt, schreibe ich anschlie\u00dfend dar\u00fcber. Falls jemand Lust auf sch\u00f6ne Naturfotos hat: Die gibt es in rauen Mengen im Internet, auch von der Gegend, in der ich unterwegs bin. Es ist wirklich sch\u00f6n hier!<\/pre>\n\n\n\n

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Manchmal fragt man mich, wieso es auf meinem Blog kaum Fotos gibt. Die kurze Antwort auf diese Frage lautet einfach: Weil ich keinen Bock habe. Es geht aber auch l\u00e4nger, und dazu lade ich euch ein, mich bei einem fiktiven Fotolauf zu begleiten. Nehmen wir also an, ich w\u00fcrde Fotos machen wollen. Auf geht’s zum … \u201eDer unbebildete Blog\u201c<\/span> weiterlesen<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[440,441,57],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4214"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=4214"}],"version-history":[{"count":8,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4214\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":4229,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4214\/revisions\/4229"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=4214"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=4214"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=4214"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}