{"id":4133,"date":"2020-02-08T18:40:16","date_gmt":"2020-02-08T16:40:16","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=4133"},"modified":"2020-02-08T18:42:59","modified_gmt":"2020-02-08T16:42:59","slug":"lippenbekenntnisse-das-schmalzbrot","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/lippenbekenntnisse-das-schmalzbrot\/","title":{"rendered":"Lippenbekenntnisse – das Schmalzbrot"},"content":{"rendered":"\n
Fragte ich eine Gruppe von Menschen, welche typische Sportnahrung ihnen  spontan einfiele, so w\u00fcrde wohl haupts\u00e4chlich Gels, Riegel und  vielleicht noch Bananen genannt. Schmalzbrot<\/em> k\u00e4me, wenn \u00fcberhaupt, nur aus den M\u00fcndern derjenigen, die konkrete Erfahrungen vorzuweisen haben. So wie ich zum Beispiel.<\/pre>\n\n\n\n
Nur damit wir uns recht verstehen: Ich meine nat\u00fcrlich, dass das Wort  dem Munde entweicht, nicht das Schmalzbrot selbst.<\/pre>\n\n\n\n
Doch zur\u00fcck zum Thema. Schmalzbrot f\u00fcr Sportler? Ist das sein Ernst? Ja, in der Tat. Ich springe, um mich zu erkl\u00e4ren, zur\u00fcck ins Jahr Zweitausendunddrei, eventuell auch Zweitausendundvier. Jenes Jahr, in welchem ich am Rennsteiglauf teilnahm. Wer den Lauf nicht kennt: Es handelt sich dabei um einen Landschaftslauf, der von Eisenach nach Schmiedefeld f\u00fchrt. Damals rund 73 km, ein paar H\u00f6henmeter und rundum eine sehr sch\u00f6ne Strecke. Die wunderbaren Verpflegungsstellen bieten neben dem, was der erfahrene L\u00e4ufling bei solchen Veranstaltung gew\u00f6hnt ist, zwei Besonderheiten: \"Schleim\", also trinkbarer Haferbrei, teils mit Fruchtgeschmack und ein wahrhafter Genuss, der schon manch \u00fcbellaunigen L\u00e4uflingsmagen wieder ins Lot ger\u00fcckt hat, und eben  Schmalzbrote. Mit Gurke drauf.<\/pre>\n\n\n\n
Wie gesagt, bis dato befanden Schmalzbrote und Laufen sich in zwei von einander getrennten Bereichen meines Ged\u00e4chtnisses, ohne jegliche mentale Br\u00fccke dazwischen. Bis zu eben jenem Rennsteiglauf.<\/pre>\n\n\n\n
Damals war ich in Sachen Landschaftslauf - von Trails wusste ich noch \u00fcberhaupt nichts! - \u00fcberaus unerfahren, und so ging ich konsequenterweise unausger\u00fcstet an den Start. Angetan mit kurzer Tight und T-Shirt (Nein, weder M\u00fctze noch Buff) stand ich bei unangenehm luftfeucht-schw\u00fclen 15 Grad um sechs Uhr fr\u00fch am Start. Das H\u00f6henprofil des Laufes ist so halbwegs trapezf\u00f6rmig, d.h. erst geht's hinauf, dann wellig, aber leidlich horizontal und gegen Ende hinab. Hinauf<\/em> ist ein wichtiges Stichwort, denn oben war's diesig und deutlich k\u00fchler als unten, was mir zun\u00e4chst sehr recht war. Das \u00e4nderte sich indes nach ein paar Stunden, und um die 40 km-Marke war ich platt und fror erb\u00e4rmlich, so dass ich aus meinen Klamotten das Maximum an D\u00e4mmung herausholte, was eben ging: Ich steckte das Shirt in die Hose.  <\/pre>\n\n\n\n
Als ich schlappen Schrittes dem Verpflegungsstand bei km 45 entgegenwankte, hielt ich zun\u00e4chst nach einem Hei\u00dfgetr\u00e4nk Ausschau. Selten war mir ein Tee derart willkommen gewesen. Dann nahm mein Auge das ausgelegte Futter war, und ich h\u00f6rte eine Stimme in meinem Inneren gebieterisch rufen:<\/pre>\n\n\n\n
Junge, nimm ein Schmalzbrot!<\/em><\/pre>\n\n\n\n
Da ich meinem Leib vertraue, wenn es um die bestm\u00f6gliche Bearbeitung der Aufgaben geht, die ich ihm stelle (sprich: Er wird schon wissen, wie er sie am besten l\u00f6st), griff und biss ich zu.
Ich erinnere mich noch gut an den Anblick der halbrunden Brotscheibe mit der mitteldicken Schmalzschicht und der kleinen, halbierten, Gew\u00fcrzgurke drauf. Wozu die wohl dienen mag?
Nachdem ich das Brot inhaliert und noch ein Cola hinterhergekippt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg.<\/pre>\n\n\n\n
Auf der restlichen Strecke ging's mir gro\u00dfartig, und da frage ich mich doch: Wie kam's?<\/pre>\n\n\n\n
Gewiss will ich auch dem zuckerbombenhaften Cola einen Einfluss auf die schnelle Wirkung meiner Mahlzeit zugestehen, jedoch d\u00fcrfte bekannt sein, dass dieser Effekt \u00e4hnlich schnell verpufft, wie er eintritt. Es hilft \u00fcber den Berg, aber auch nur das. Wobei das oft gen\u00fcgt, wenn andere Nahrungsmittel ihre Energie verz\u00f6gert und daf\u00fcr dauerhafter bereitstellen.
Schmalzbrot also.
Alle zuvor denkbar gewesenen Zweifel, wie sich eine so fettige Mahlzeit beim Laufen anf\u00fchlen k\u00f6nnten, traten gar nicht erst auf, denn, wie gesagt, ging es mir super.<\/pre>\n\n\n\n
Im Nachhinein reimte ich mir zusammen, dass die Kombination aus sofort verf\u00fcgbarer Energie durch die Cola-Kohlenhydrate, gepaart mit den langsamer verarbeiteten N\u00e4hrstoffen des Brotes nebst dem noch mehr verz\u00f6gert wirkenden Schmalz vielleicht genau die richtige Dosierung der rechten Substanzen war, um meine Beine wieder fl\u00fcgge werden zu lassen. Dar\u00fcber hinaus ist es auch gut gewesen, dass ich etwas im Magen hatte.<\/pre>\n\n\n\n
Eine genauere Analyse k\u00f6nnte sich wirklich lohnen, ich bin seitdem jedenfalls vom Schmalzbrot als ernstzunehmender Nahrung bei Ausdauerwettk\u00e4mpfen \u00fcberzeugt, denn ich habe den Nutzen des Schmalzbrotes am eigenen Leib versp\u00fcrt.<\/pre>\n\n\n\n
Vielleicht war's auch nur die Gurke.<\/pre>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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