{"id":3932,"date":"2019-09-17T12:41:43","date_gmt":"2019-09-17T10:41:43","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3932"},"modified":"2019-09-18T13:58:02","modified_gmt":"2019-09-18T11:58:02","slug":"in-der-hirnzone-mentale-vorbereitung-fuer-den-rkc-snatchtest","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/in-der-hirnzone-mentale-vorbereitung-fuer-den-rkc-snatchtest\/","title":{"rendered":"In der Hirnzone: Mentale Vorbereitung f\u00fcr den RKC Snatchtest"},"content":{"rendered":"\n
Sportlicher Erfolg beruht zu neunzig Prozent auf physischer St\u00e4rke, mentale St\u00e4rke liefert die restlichen neunzig Prozent. Mathematiker m\u00f6gen bitte schweigen, oder den RKC Snatchtest absolvieren. Er dauert nur f\u00fcnf Minuten, die es allerdings in sich haben. F\u00fcnf Minuten hochintensive Beanspruchung setzen ausreichend physische Fitness voraus, sie stellen aber auch hohe Anforderung an die Psyche des Sportlers. In diesem Artikel beschreibe ich meine mentale Vorbereitung f\u00fcr den RKC Snatchtest.<\/pre>\n\n\n\n

Zum Geleit – oder: was du wissen solltest, bevor du diesen Artikel liest<\/h4>\n\n\n\n
Was ist \"RKC\"?<\/em>
RKC steht f\u00fcr Russian Kettlebell Challenge<\/em>. Dabei handelt es sich um eine anspruchsvolle Zertifizierung f\u00fcr Kettlebell-Instruktoren. RKC hat einen extrem hohen Qualit\u00e4tsstandard was die Qualifikation der Instruktoren betrifft.

Was ist der RKC Snatchtest?<\/em>
Eine der Pr\u00fcfungen, die es beim Zertifizierungsworkshop zu bestehen gilt, ist der Snatchtest: 100 Snatches in 5 Minuten.

Worum geht es in diesem Artikel - und worum nicht?<\/em>
Es handelt sich um meine mentale Vorbereitung, um die Methoden, die ich tats\u00e4chlich f\u00fcr die erfolgreich bestandene Zertifizierung genutzt habe - und hier wiederum auf den Snatchtest beschr\u00e4nkt. Der Transfer auf andere Bereiche ist ohne Weiteres m\u00f6glich, du musst ihn aber in Eigenregie schaffen. ;-)<\/pre>\n\n\n\n

Analyse eines Misserfolgs<\/h4>\n\n\n\n
Dezember 2016, ich scheitere beim Zertifizierungswochenende am Snatchtest. Soweit ich mich erinnere, gelangen mir knapp achtzig Wiederholungen in etwa vier Minuten, bevor ich mit einer Atemfrequenz, die ein rammelndes Karnickel als hektisch bezeichnet haben w\u00fcrde, die Kugel hinstellte und aufgab.
Auch in der Nachfrist von 90 Tagen, in denen ich den Test h\u00e4tte nachliefern k\u00f6nnen, kam ich nicht recht ins Training, und das war's dann gewesen.
Dieser hatte zwei Konsequenzen: Erstens hatte ich logischerweise nicht bestanden, zweitens war eine Rechnung offen geblieben, die ich zu begleichen gedachte.
2019 fiel dann mein Entschluss, es zu tun.
Achtet auf meine Wortwahl - ich schrieb bewusst \"es zu tun\"<\/em> und nicht \"es nochmal zu probieren\"<\/em>. Doch hierzu sp\u00e4ter mehr.<\/pre>\n\n\n\n
Der Entschluss bedeutete f\u00fcr mich, dass ich mich zun\u00e4chst mit dem damaligen Mi\u00dferfolg auseinandersetze, und das bittesch\u00f6n so objektiv und realistisch wie m\u00f6glich. Ich behaupte: Wir k\u00f6nnen uns selbst nichts verheimlichen, und sind vielleicht gerade deshalb besonders gut darin.<\/em> Was meine ich damit?
Stellt euch folgende Aussage vor: \"Das klappte nicht, weil ich schlecht geschlafen habe, weil der Nachbar nachts um halb zwei noch geduscht hat\". Wirklich? Dann ist also der Nachbar schuld? Hei\u00dft das umgekehrt, dass man sich f\u00fcr einen Erfolg dem Nachbarn bedanken muss, wenn er nicht duschte?
Oder ist stattdessen nicht eher die Frage angebracht, ob derjenige \u00fcberempfindlich war, der sich wegen der anstehenden Aufgabe ins Hemd machte?<\/pre>\n\n\n\n
Den Nachbarn trifft gewiss keine Schuld.<\/pre>\n\n\n\n
Also Analyse meiner selbst und des fehlgeschlagenen Tests.
Sunzi wird gerne mit den Worten zitiert \"Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu f\u00fcrchten.<\/em>\"
Das liest sich nett, und lie\u00df, als Sunzi vor einigen Jahren kurz in Mode war, gewiss Horden von Managementnachw\u00fcchslern mit den K\u00f6pfen nicken und eifrig mitschreiben, nur: Es passt nicht.
Ich habe keinen Feind.
Die Kettlebell ist, auch wenn ich die Dinger gerne als meine Kuschelkugeln bezeichne, ein St\u00fcck Metall. Ein Objekt ohne Empfindungen, weshalb es auch unangebracht ist, zu schreiben, ihr sei egal was ich tue. Das Ding ist weder gut noch b\u00f6se, es hat keine Meinung. Es ist<\/em>. Metaphysische Betrachtungen \u00fcber das Sein finden hier \u00fcbrigens auch nicht statt. Die Kettlebell ist. Und zwar ein Sportger\u00e4t.<\/pre>\n\n\n\n
Was also war seinerzeit schief gelaufen? Ich liste einige Stichpunkte, die sich beim Nachdenken herauskristallisiert haben.<\/pre>\n\n\n\n
Fokus und physische Vorbereitung.<\/em>
Ich vermag beide Punkte nicht zu trennen, weshalb ich sie gemeinsam behandle. In der Vorbereitungsphase, mehr noch w\u00e4hrend der Nachfrist, hatte ich viele Projekte gleichzeitig: Im Job viel zu tun, Vorbereitung f\u00fcr die Zertifizierung zum Projektleiter (wer will, kann das Stichwort \"PMP\" recherchieren), Studium (die beiden Pr\u00fcfungen hatte ich damals auch versemmelt, mittlerweile beide bestanden) und Gewichtheben. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen.
Eine systematische Vorbereitung auf eine physische Herausforderung wie den Snatchtest war demnach schlicht nicht drin gewesen. Nicht aus Zeitmangel, sondern weil meine Aufmerksamkeit von einer Aufgabe zur anderen sprang. Ich hatte mehr abgebissen, als ich schlucken konnte, und ich klopfe mir heute noch auf die Schulter, weil ich erstens selbst gemerkt hatte, dass ich nicht mehr zur Ruhe kam und zweitens konsequent die Rei\u00dfleine zog: Job, heim, entspannen. Nach drei, vier Wochen habe ich dann dosiert wieder Dinge begonnen auf die ich Lust hatte.
Die drei Pr\u00fcfungen (zweimal Studium und der Snatchtest) waren sowieso perd\u00fc, ich w\u00fcrde sie zu gegebener Zeit nachholen.
Wie gesagt: Ich war schon im Dezember f\u00fcr den Snatchtest nicht ausreichend trainiert gewesen, danach fehlte dann der Fokus, dessen es bedurft h\u00e4tte, um dies zu korrigieren. Damit geht \u00fcbrigens einher, dass ich ohne diesen Fokus keine Strategie, keine systematische Herangehensweise an die Vorbereitung hatte.<\/pre>\n\n\n\n
Ogottogott, der Snatchtest<\/em>
Es m\u00fcsste sich wirklich mal jemand die M\u00fche einer Auswertung machen, wie hoch der Anteil an Blogartikeln zum Thema RKC-Zertifizierung ist, die den Snatchtest als den gef\u00fcrchteten Snatchtest (oder so \u00e4hnlich) darstellen. Ich k\u00f6nnte mir, w\u00fcrde es etwas bringen, zum Vorwurf machen, dies nicht hinterfragt und einer rationalen Einsch\u00e4tzung zugef\u00fchrt zu haben. Stattdessen habe ich ihn auf einen Sockel gestellt, um ihn mit Ehrfurcht zu begaffen.
Warum ist er so gef\u00fcrchtet?
Was g\u00e4be es zu bef\u00fcrchten?
Der Snatchtest ist kein Monster, sondern eine konkrete Aufgabenstellung.
Polemisch k\u00f6nnte ich formulieren: Ich habe zugelassen, den Test in diffuser, Furcht einfl\u00f6\u00dfender Erscheinung wahrzunehmen. Das f\u00fchrt mich zum n\u00e4chsten Punkt.<\/pre>\n\n\n\n
Unqualifizierte Erwartung<\/em>
Freilich geisterte ein Bild - gleicherma\u00dfen diffus und durch nichts gest\u00fctzt - in meinem Kopf herum. Das Bild eines locker gemeisterten Snatchtest, mit reichlich Puffer zum f\u00fcnfmin\u00fctigen Zeitlimit. Ist eh' klar, oder? Angesichts der Tatsache, dass ich in der eher zufallsgesteuerten Vorbereitung nicht einmal in die N\u00e4he der Belastung kam - wieviel ich gemacht hatte, habe ich vergessen, w\u00e4re die Frage an mein damaliges Selbst angebracht, woher ich denn diesen Gedanken genommen habe.
Ein sportlicher Dunning-Kruger-Effekt, w\u00fcrde ich sagen.
Hohe, \u00fcberzogene Erwartungen angesichts einer Aufgabe, die ich in ihrer Bedeutung eindeutig nicht begriffen hatte, das kommt bekannt vor, oder? Klar die Haltung des Mi\u00dferfolgsmeiders (hierzu unten mehr).<\/pre>\n\n\n\n
Last not least: Keine mentale Vorbereitung.<\/em>
Dass der Kopf eine gro\u00dfe Rolle bei sportlicher Belastung spielt, war und ist mir nat\u00fcrlich bewusst. Wie oft hatte ich mir bei Ultramarathons nachts gew\u00fcnscht, ich w\u00fcrde umknicken und mich verletzen (gerade so viel, dass ich nicht w\u00fcrde weiterlaufen k\u00f6nnen), so dass ich mich hinlegen und schlafen kann.
Der Transfer blieb leider aus, ich hatte, paradoxerweise, den gef\u00fcrchteten <\/em>Snatchtest gleichzeitig zu schwer (siehe oben) und zu leicht genommen.
Damit gehen Zieldefinition (\"irgendwie bestehe ich das schon\" ist kein Ziel!) und mithin Zielbindung (woran auch, es war keines definiert) einher.<\/pre>\n\n\n\n
Soweit also meine pers\u00f6nliche Analyse des Vergangenen, und jetzt nichts wie hin zu dem, was ich daraus gemacht habe.<\/pre>\n\n\n\n

Folgerungen und Umsetzung<\/h4>\n\n\n\n
Ich verstehe unter Mentaltraining die Anwendung von Techniken (ja, es sind Mentaltechniken), die dazu gedacht und geeignet sind, psychische Hemmnisse ab- und f\u00f6rdernde Gedanken aufzubauen. Auf gar keinen Fall irgendso einen komischen Kram aus der Mottenkiste, \u00fcber den ich mich vor Jahren schon mokiert habe (hier ist der Link dazu http:\/\/das-lauferei.de\/was-denkbar-ist-ist-auch-moeglich\/<\/a>).
Wenn dich das Thema interessiert, und du mehr lesen willst: Bei den einzelnen Techniken habe ich mich an das Vokabular von Ebersp\u00e4cher (2012) <\/em>gehalten, den ich dir auch als Einstieg ins Thema empfehle.<\/pre>\n\n\n\n
Zieldefinition und -bindung<\/em>
Ich hatte es oben nicht ausdr\u00fccklich geschrieben, aber \"Ich will den Snatchtest bestehen\" taugt nicht als Ziel, jedenfalls tat es das f\u00fcr mich nicht. Selbst wenn ich mich an das h\u00fcbsche Merkwort halte, wonach ein Ziel s.m.a.r.t. (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, mit Termin) sein soll, und ein Datum dazupacke, f\u00e4llt das Modell auf die Nase, sobald der Aspekt \"realistisch\" dazukommt. Dazu steht weiter unten mehr.
Ein erster Schritt bestand f\u00fcr mich darin, das Ziel spezifisch festzuzurren - ein simpler, gar primitiver Schritt:
Hundert Snatches in f\u00fcnf Minuten<\/em>
Damit hatte ich phantastischen Gedanken \u00e0 la \"vielleicht schaffe ich es ja in vierzwanzig\" sofort den Boden entzogen. Erfreulicher Nebeneffekt dieser Konkretisierung ist nat\u00fcrlich, dass ich bei einem so klar formulierten Ziel sehr deutlich merke, wenn ich es erreicht habe. Anders formuliert: Wo kein Ziel, da auch kein Weg. So wei\u00df ich sehr genau, wann ich angekommen bin, beziehungsweise gebe mir \u00fcberhaupt die Gelegenheit zum Ankommen.
Interessanterweise fiel mir mit dem Moment, in dem ich mich auf Hundert Snatches in f\u00fcnf Minuten<\/em> fokussierte, die Bindung ans Ziel leicht - es bedurfte keiner eigenen Besch\u00e4ftigung damit. Klar, dass auch mein besser organisiertes sonstiges Dasein eine Rolle spielte, ich bin schlie\u00dflich lernf\u00e4hig.
Ein kleiner rhetorischer Schlenker lie\u00df die anstehende Aufgabe einfacher erscheinen: Ich habe f\u00fcnf Minuten Zeit f\u00fcr hundert Snatches<\/em>.
Die Aufgabe blieb dieselbe, es liest sich halt - irgendwie locker. Wie praktisch, wenn ich mich mit einem kleinen Perspektivwechsel unterst\u00fctzen kann.
Ich hatte mein Ziel formuliert: Ich nehme mir f\u00fcnf Minuten Zeit, in denen ich hundert Snatches mache.<\/pre>\n\n\n\n
Selbstgespr\u00e4chsregulation<\/em>
Selbstgespr\u00e4che f\u00fchren wir im Geiste alle. Wir k\u00f6nnen uns damit fertig machen (\"das schaffe ich nie\") oder auch nicht. Mit mehr \u00dcberlegung, System und der Anwendung passender Strategien kann ich das mir zur Verf\u00fcgung stehende Potential nutzen - sprich: Die Leistungsf\u00e4higkeit, die ich mir antrainiert habe, auch nutzen. Genau darum ging's schlie\u00dflich.

Als Kopfmensch reagiere ich sehr gut auf Rationalisierungsstrategien<\/em>. Ich habe den Snatchtest also zuerst von seinem Sockel heruntergeschubst, was letzten Endes schon mit der Zieldefinition erledigt war. F\u00fcnf Minuten, hundert Snatches. So einfach, so banal. Ob ich das zuhause mache, im Wald, in der Fu\u00dfg\u00e4ngerzone oder anl\u00e4sslich des Zertifizierungswochenendes, macht keinen Unterschied. Hundert Snatches bleiben hundert Snatches, und f\u00fcnf Minuten bleiben f\u00fcnf Minuten.

Mein Gekeuche war mir noch in guter Erinnerung, und ich entsann mich, dass ab etwa zwei Minuten die anaerobe Energiebereitstellung stark ab- und die aerobe zunimmt. Sprich: Der K\u00f6rper braucht vermehrt Sauerstoff, um seine Leistung zu erbringen. Ein Zusammenhang, der sich mit dem Geschnaufe in Einklang bringen l\u00e4sst, das ein jeder Pr\u00fcfling um die drei-Minuten-Marke herum erlebt. Freilich f\u00fchlt sich das immer noch beschissen an, nur f\u00e4llt mir das Durchhalten leichter, wenn ich wei\u00df: Das ist so, weil mein K\u00f6rper grade auf aerob umschaltet.

Dar\u00fcber hinaus half mir ein Satz, der einige Zeit vor dem Workshop in meinem Kopf war. Keine Ahnung, was ihn dort hineingebracht hat, ich nehme an, er war die Reaktion auf einen Gedanken in der Art von \"wenn jetzt aber....\". Irgendwas Negatives eben.

\"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em>

Was, wenn ich nicht ausgeschlafen bin?
\"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em>

Am Wochenende vor der Zertifizierung hatte ich Schnupfen.
\"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em>

Ein echter Test als Generalprobe fiel wegen des Schnupfens aus.
\"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em>

W\u00e4hrend des Snatchtests war die Luft stickig in der Halle
\"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em>

Diese Selbstinstruktion <\/em>hat f\u00fcr mich super funktioniert. Ein Nebeneffekt - ich interpretiere es so - hiervon ist \u00fcbrigens, dass ich Schwierigkeiten und negative, bef\u00fcrchtende Gedanken anerkennen konnte. Die stickige Luft war ja tats\u00e4chlich vorhanden gewesen, sie w\u00fcrde nicht besser geworden sein, wenn ich mir etwas anderes einzureden versucht h\u00e4tte. Mit \"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em> sagte ich nichts weiter als: Ja, mir ist zu warm, mehr Sauerstoff w\u00e4re toll - aber ich werde hundert Snatches in f\u00fcnf Minuten machen.

Diese Selbstinstruktion hatte ich mir \u00fcbrigens auch als Probleml\u00f6sungsstrategie<\/em> zurechtgelegt, falls das Dreiminutengeschnaufe wieder eingesetzt h\u00e4tte: Die Luft wird knapp.
\"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em>
Die Knappheit blieb aus (mehr dazu weiter unten beim Ergebnis), allerdings hatte ich einen Punkt tats\u00e4chlich nicht bedacht: Der Snatchtest findet am Nachmittag des zweiten Tages statt, was bedeutete, dass wir keineswegs frisch waren, sondern nach eineinhalb Tagen mit einer ordentlichen Portion Vorerm\u00fcdung ins \"Rennen\" gingen.
\"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\"<\/em>
Hat funktioniert!<\/pre>\n\n\n\n
Prognosetraining<\/em>
Wie war das nochmal? Ich hatte weder eine klare Zielvorstellung gehabt, noch meine eigene Leistungsf\u00e4higkeit belastbar einsch\u00e4tzen k\u00f6nnen. Der Schl\u00fcssel, um ein realistisches Selbstkonzept herausbilden, und mir somit meiner Selbstwirksamkeit bewusst werden zu k\u00f6nnen, war logischerweise die physische Vorbereitung. Dankenswerterweise schlug mir Robert Rimoczi, Master RKC, \"escalating density training\" vor. Ich machte die vorgegebene Zahl Snatches im Minutenrhythmus, wobei die Gesamtzahl der Minuten von Woche zu Woche sank, w\u00e4hrend die Anzahl der min\u00fctlich zu machenden Snatches stieg. Am Anfang waren das 200 Snatches in 20 Minuten - wie cool, mehr Umfang, denn beim Test brauche ich ja \"nur\" die H\u00e4lfte machen - am Schluss w\u00e4ren es 140 in 7 Minuten gewesen. Da kam der Schnupfen dazwischen, aber \"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt\".<\/em>
Angesichts des systematischen EDT-Trainings, welches ich mit schweren ein- und zweiarmigen Swings erg\u00e4nzte, war mir klar, dass ich die Aufgabe w\u00fcrde bew\u00e4ltigen k\u00f6nnen. Ich erfuhr meine Selbstwirksamkeit, erlebte \u00fcbrigens auch, wie (vielmehr: dass) sich auch mit heftigem Geschnaufe noch trefflich snatchen l\u00e4sst.
Ein Aufgaben-F\u00e4higkeits-Fit, k\u00f6nnte ich schreiben. Also das, was eine erfolgsmotivierte Strategie \u00fcberhaupt erst m\u00f6glich macht.

Interessanterweise hatte sich auch meine Haltung zum Test ge\u00e4ndert: Keine Spur von Pr\u00fcfungssituation, stattdessen war ich schon Tage davor im Wettkampfmodus. Ich war geil auf den Snatchtest, wollte ihn endlich machen! Beim Lesen dieses Satzes wird mir ein wesentlicher Unterschied zwischen der Wahrnehmung einer Aufgabe als Pr\u00fcfung, und der als Wettkampf deutlich. W\u00e4hrend ich im einen Fall mehr Objekt bin, also jemand, der fremdbestimmt gepr\u00fcft wird<\/em>, bin ich im Wettkampf als Subjekt aktiv und habe so Einfluss auf das Ergebnis. Ich bin selbstwirksam<\/em>.<\/pre>\n\n\n\n
Aufmerksamkeitsregulation<\/em>
Im Idealfall liegt meine Aufmerksamkeit w\u00e4hrend des Snatchtests auf eben dem Snatchtest, ich bin also ganz auf meine Aufgabe konzentriert. Dummerweise geschieht es bisweilen, dass dieser Fokus verloren geht.

Stell' dir zum Beispiel vor, du l\u00e4ufst einen Marathon. Mit einem Mal stellst du fest, dass der Typ schr\u00e4g vor dir beim Atmen eigenartige T\u00f6ne von sich gibt, au\u00dferdem gehen dir die Zuschauer auf die Nerven (wahlweise st\u00f6rt dich die Abwesenheit von Zuschauern). \"Verdammt, ich bin schon acht Minuten hinter meiner Sollzeit<\/em>\" denkst du dir, \"so wird das nichts mit den drei Stunden drei\u00dfig<\/em>\". Du stellst fest, dass sich deine linke Wade eigenartig anf\u00fchlt, und: meldet der Fu\u00df nicht eine beginnende Blase?
Und so weiter, bis du dich fragst, wozu du dir das \u00fcberhaupt antust.

Kurzum wandert die Aufmerksamkeit immer weiter von der eigentlichen Aufgabe weg, was ihre Bew\u00e4ltigung in Frage stellt.
Ich kenne es von langen L\u00e4ufen sehr gut, wobei ich es da immer sehr gut hinbekommen habe, erstens weiterzulaufen und zweitens meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Nun ist eine hochintensive Belastung wie der Snatchtest einerseits etwas anderes, weil bedeutend weniger Zeit zur Verf\u00fcgung steht, und die Intensit\u00e4t von mir sowieso mehr Konzentration verlangt (beim Tempotraining ist's \u00fcbrigens \u00e4hnlich: Je schneller ich renne, um so mehr muss ich mich auch geistig anstrengen, damit ich es halte), andererseits brauche ich mich zeitlich nicht so lange abm\u00fchen.

So lag die L\u00f6sung nahe, mich im Falle des Fokusverlustes - du erinnerst dich daran, dass der Snatchtest sehr anstrengend ist, was dazu einl\u00e4dt, Erm\u00fcdungssignale von K\u00f6rper und Geist sehr deutlich wahrzunehmen? - mit Hilfe meines Mantras wieder in die Spur zu kriegen.
Ich nahm mir also vor, mir f\u00fcr den Fall dass ich schnaufen, schwitzen, oder zunehmend unrund werdende Bewegungen ausf\u00fchren sollte, falls sich alles v\u00f6llig kacke anf\u00fchlen sollte, im Kopf den hilfreichen Satz \"Schei\u00df drauf, ich mach' das jetzt<\/em>\" zuzurufen. Gegebenenfalls erg\u00e4nzt um den Hinweis, mich auf die Aufgabe des Snatches zu konzentrieren. Des <\/em>Snatches, denn hundert Snatches sind hundert Mal hintereinander genau ein <\/em>Snatch, und genau auf diesen konkreten Snatch gilt es, sich zu fokussieren.

Erfreulicherweise brauchte ich diese Technik nicht anwenden, aber das Bewusstsein, dass ich noch ein paar Asse im \u00c4rmel gehabt h\u00e4tte, freut mich ungemein.<\/pre>\n\n\n\n
Vorstellungsregulation<\/em>
Bilder, also geistige Vorstellungen, funktionieren bei mir sehr gut, insofern habe ich mir oft den Moment vorgestellt, in dem ich die Kettlebell nach dem hundertsten Snatch abstelle. Immer und immer wieder - so hatte ich meinen Geist auf den Erfolg einjustiert.

Mit ideomotorischem Training nahm ich den Snatchtest am Abend vorher im Bett vorweg. Beim ideomotorischen Training versuchst du, dich in dich selbst beim Ausf\u00fchren der Bewegung hineinzuversetzen, um so z.B. deine Erm\u00fcdung oder den Zug der Kugel an der Hand von innen nachzuempfinden.
Das hei\u00dft: Ich lag mit geschlossenen Augen im Bett, dr\u00fcckte auf die Stoppuhr und \"snatchte\". Genau einhundert Mal. Ich atmete in der Frequenz, in der ich snatchte, snatchte im geplanten Rhythmus (zehn links, Handwechsel, zehn rechts, abstellen, zwei tiefe Atemz\u00fcge und beim Start der n\u00e4chsten Minute von vorne). Ergebnis waren, soweit ich mich erinnere, 4:52 Minuten.<\/pre>\n\n\n\n

Ergebnis<\/h4>\n\n\n\n
Ich habe das Ding gerockt.

Was ich jetzt schreibe, d\u00fcrfte sich wie die durch die rosa Brille betrachtete Zusammenfassung des oben geschriebenen aus der Erfolgsperspektive lesen: \"Wie ist es, wenn alles klappt?\". Aber, bedenke: Es hat sich exakt so zugetragen.

Mit dem Start snatchte ich genau im vorgestellten Rhythmus: Zehn links, Handwechselswing, zehn rechts. Kugel abstellen, zwei tiefe Atemz\u00fcge und mit Beginn der folgenden Minute ging es weiter. EMOM (Every Minute On the Minute) in reinster Form. Ich arbeitete wie ein Uhrwerk.

Meine Gedanken waren ausschlie\u00dflich beim Snatchen, beim Rhythmus, und es ist an dieser Stelle nicht \u00fcbertrieben wenn ich sage, dass ich eins war mit meiner Aufgabe. Ich nahm die Zweieinhalb-bis-Dreiminutenmarke eher fl\u00fcchtig dadurch wahr, dass ein h\u00f6heres Ma\u00df an willentlicher Anstrengung n\u00f6tig wurde. Das wusste ich vorher, war darauf eingestellt, tat es.
Die Ansagen von Daniel Kirchmaier (RKC II), dem Pr\u00fcfer, der mir jede Wiederholung laut z\u00e4hlte, drangen beil\u00e4ufig an mein Unterbewusstsein. Ich erinnere mich daran, wie ich vor dem Test von einer anderen Teilnehmerin gefragt wurde, ob ich denn angeschrien werden wolle. Wollte ich nicht, allerdings h\u00e4tte ich davon auch nichts mitbekommen, schlie\u00dflich war ich woanders: Bei meiner Aufgabe.

Csikszentmihalyi hat als eine Voraussetzung f\u00fcr den Flow-Zustand unter anderem benannt, dass die Anforderung auf der H\u00f6he der F\u00e4higkeiten oder leicht dar\u00fcber liegt. Ich will nicht alle Kennzeichen auflisten, an denen er einen Flow-Zustand festmacht, erinnere jedoch zwei davon sehr deutlich: Ein Gef\u00fchl des H\u00f6henflugs, und ich hatte die ganze Zeit \u00fcber die Gewissheit, dass ich die Situation kontrolliere.

Ich war im Flow.

Kein Wunder also, dass meine Probleml\u00f6sungsstrategien ungenutzt bleiben konnten. Aber, wie gesagt: Sch\u00f6n, wenn noch ein Ass im \u00c4rmel h\u00e4ngt.

Anschlie\u00dfend gab's gleich nicht nur ein, sondern gleich zwei Sahneh\u00e4ubchen obendrauf, indem Moritz Rammensee (Senior RKC) meinte, die Snatches seien durchweg sehr sauber gewesen (f\u00fcr Snatchtest-Verh\u00e4ltnisse), w\u00e4hrend mir Daniel beim Abschlussfeedback sagte, ihm h\u00e4tte das Zusehen und Z\u00e4hlen angesichts des uhrwerkartigen Rhythmus Spa\u00df gemacht.

Kurzum: Meine physische und mentale Vorbereitung waren perfekt gewesen.<\/pre>\n\n\n\n

Ein paar anmerkungen, oder: Was du nicht unbedingt lesen brauchst<\/h4>\n\n\n\n
Misserfolgsmeider und Erfolgssucher<\/em>
Es finden sich in der Literatur auch misserfolgsmotiviert \/ erfolgsorientiert und vergleichbare Begriffe. Damit sind unterschiedliche Orientierungen von Menschen in Bezug auf Aufgaben und ihre Bewertung von Erfolg bzw. Misserfolg gemeint, die auch Selbstwahrnehmungskonzepte widerspiegeln.

Was musst du dir darunter vorstellen?
Nehmen wir an, ein Misserfolgsmeider hat Erfolg, so wird er sagen: \"Es war ja auch leicht\". Im Fehlerfall sieht er seine Selbstwahrnehmung best\u00e4tigt: \"Ich hab' halt nichts drauf\".
Der Erfolgsmotivierte reagiert mit \"Sch\u00f6n, dass es geklappt hat, ich war gut vorbereitet.\" beziehungsweise \"Was mache ich beim n\u00e4chsten Mal besser?\".

Kleine Anmerkung: Meiner Ansicht nach sind bestimmte Motivationsmodelle (High-Performanche Cycle!) nur schl\u00fcssig, wenn man Erfolgsorientierung voraussetzt.<\/pre>\n\n\n\n
Der Artikel, die Mentaltechniken und ich<\/em>
Wenn du jetzt Eindruck haben solltest, ich h\u00e4tte mich mit einem riesengro\u00dfen Zeitaufwand \"auf Erfolg programmiert\", muss ich dich entt\u00e4uschen. Dem war nicht so. Dass diese Art von \"Programmierung\" nicht funktioniert wie beim Schreiben von Software, sollte ohnehin klar sein. Ich habe vor allem deshalb ausf\u00fchrlich beschrieben, was ich wie getan habe, um dich eventuell zu inspirieren. Allerdings fallen die angef\u00fchrten Methoden nicht per Fingerschnippen in dein Bewusstsein, du musst sie genauso \u00fcben wie zum Beispiel den Snatch. Techniken wie das ideomotorische Training anzuwenden f\u00e4llt mir pers\u00f6nlich sehr leicht, vielleicht verlangt es bei dir mehr Zeit und M\u00fche. <\/pre>\n\n\n\n

Literatur<\/h4>\n\n\n\n
Csikszentmihalyi, M. (2008): Flow
Ebersp\u00e4cher, H. (2012): Mentales Training
Konopka, P. (2012): Sportern\u00e4hrung
Mayer, J., Hermann, H-D. (2015): Mentales Training
Rheinberg, F. (2008): Motivation
Zintl, F., Eisenhut, A. (2009): Ausdauertraining

...sowie diverse Skripte der FernUniversi\u00e4t Hagen zur Arbeits- und Organisationspsychologie<\/pre>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Sportlicher Erfolg beruht zu neunzig Prozent auf physischer St\u00e4rke, mentale St\u00e4rke liefert die restlichen neunzig Prozent. Mathematiker m\u00f6gen bitte schweigen, oder den RKC Snatchtest absolvieren. Er dauert nur f\u00fcnf Minuten, die es allerdings in sich haben. F\u00fcnf Minuten hochintensive Beanspruchung setzen ausreichend physische Fitness voraus, sie stellen aber auch hohe Anforderung an die Psyche des … \u201eIn der Hirnzone: Mentale Vorbereitung f\u00fcr den RKC Snatchtest\u201c<\/span> weiterlesen<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[394,190,210,393],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3932"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3932"}],"version-history":[{"count":47,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3932\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3992,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3932\/revisions\/3992"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3932"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3932"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3932"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}