{"id":3861,"date":"2019-08-12T15:51:08","date_gmt":"2019-08-12T13:51:08","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3861"},"modified":"2019-08-13T11:30:02","modified_gmt":"2019-08-13T09:30:02","slug":"ich-fuehle-gefuehle","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/ich-fuehle-gefuehle\/","title":{"rendered":"Ich f\u00fchle Gef\u00fchle"},"content":{"rendered":"\n
Ich m\u00f6chte \u00fcber meine Gef\u00fchle reden. \u00dcber Gef\u00fchle, die in meinem Kopf sind, seitdem ich mich dazu entschlossen habe, eine sportliche Herausforderung anzunehmen: Tortour de Ruhr 2020. Und wahrlich, ich sage euch: Meine Gef\u00fchle sind stark.<\/pre>\n\n\n\n

Tortour de Ruhr 2020<\/h2>\n\n\n\n
Die TTdR und ich. Ich bei der TTdR https:\/\/www.tortourderuhr.de\/<\/a>, einem langen, sehr langen Lauf, \u00fcber den ich schon viele positive, beinahe euphorische Anekdoten h\u00f6rte. Hei\u00df soll es sein (meistens), und lang nat\u00fcrlich. Au\u00dferdem eine Teamleistung, ist der gemeine L\u00e4ufling doch dazu aufgefordert, sich von einem Team unterst\u00fctzen zu lassen.<\/pre>\n\n\n\n
Alleine das finde ich schon h\u00f6chst reizvoll. Dann w\u00e4re da noch ich, beziehungsweise, um es konkret zu formulieren: Meine sportliche Entwicklung. Ich hatte in den letzten Jahren l\u00e4uferisch sehr kleine Br\u00f6tchen gebacken, hie und da mal zehn, zwanzig Kilometer, alles ohne System und Ambition, bereitete mir das Gewichtheben doch den Reiz des Neuen und ein Ventil f\u00fcr mein Bed\u00fcrfnis nach pers\u00f6nlichem Wachstum. Und doch sp\u00fcrte ich in letzter Zeit verst\u00e4rkt, dass mir die langen L\u00e4ufe in der Natur fehlten. Bilder von Ultratrails im Gebirge erschienen mir, in rosarotes Licht getaucht, vor meinem geistigen Auge.<\/pre>\n\n\n\n
Ich habe wieder Lust auf lange Distanzen!<\/pre>\n\n\n\n
F\u00fcr den Wiedereinstieg - die l\u00e4uferische Resozialisierung - schien mir eine Herausforderung angebracht. 100 km oder ebensoviele Meilen qualifizieren sich angesichts meines aktuellen Trainingsstands anstandslos, allerdings kenne ich meinen Kopf, der mir einredet: \"Hast du schon gemacht, das gen\u00fcgt nicht. Du brauchst mehr.\".
An dieser Stelle kommt die TTdR ins Spiel. 230 km in m\u00f6glicherweise gro\u00dfer Hitze kommen meinem Wunsch nach einer dicken Karotte vor der Nase gleich doppelt entgegen. Mein Entschluss, zum Behufe eines Startplatzes bei Jens, dem Organisator, anzufragen, war ein gar spontaner gewesen: Posting auf Facebook gesehen und ohne weiteres Nachdenken war meine Mail abgeschickt.<\/pre>\n\n\n\n
Kurz darauf stand ich auf der Warteliste f\u00fcr einen der begehrten Startpl\u00e4tze. Einige Wochen sp\u00e4ter dann Jens' Frage, ob ich denn noch Interesse h\u00e4tte - und eh' ich mich versah, war es da: Das JA!<\/pre>\n\n\n\n
Ein JA<\/em>, das eben jene Gef\u00fchle in mir ausl\u00f6ste, \u00fcber die zu schreiben ich eingangs angek\u00fcndigt hatte. Es handelt sich um gro\u00dfe <\/em>Gef\u00fchle, soviel kann ich jetzt schon sagen. Nicht ganz so gro\u00df wie Liebe <\/em>(das Thema ist zu pers\u00f6nlich, als dass ich es hier publizieren will) oder Hunger,<\/em> aber durchaus von betr\u00e4chtlichem Format und beeindruckender Intensit\u00e4t.<\/pre>\n\n\n\n
Die Gef\u00fchle, die ich f\u00fchle, sind Freude <\/em>und Angst<\/em>.<\/pre>\n\n\n\n

Freude<\/h2>\n\n\n\n
Nat\u00fcrlich freue ich mich tierisch \u00fcber die Herausforderung, freue ich mich auf das intensive k\u00f6rperlich - mentale Erleben, darauf, dass ich etwas tue, was ich noch niemals vorher<\/em> getan habe. Auch finde ich die Aufgabe, das Projekt als Team zu bearbeiten, \u00fcberaus reizvoll. Nachdem ich jahrelang Projekte f\u00fcr E-Commerce und Software geleitet habe, ist so ein Sportprojekt etwas v\u00f6llig anderes. Dass ich als L\u00e4ufling dabei eine wesentliche Rolle spiele, macht die Aufgabe nicht einfacher. Zudem gilt es, mich mit dem Thema Support-Team zu befassen. So sammle ich bereitwillige Kandidaten, die am fraglichen Wochenende Zeit haben. Sportler, das musste ich bereits feststellen, sind wegen ihrer Affinit\u00e4t zum Sport nahe liegende Ansprechpartner, allerdings ist das Pfingstwochenende in den meisten Sportarten f\u00fcr Veranstaltungen beliebt, was die Zahl verf\u00fcgbarer Mitstreiter einschr\u00e4nkt. Ich werde mich auch mit (meinen) Anforderungen ans Team befassen - und um diese kennenzulernen, von erfahrenen TTdR-Teilnehmern lernen. Schlie\u00dflich mache ich das zum ersten Mal.<\/pre>\n\n\n\n
Bei jedem Trainingslauf - die l\u00e4nger und h\u00e4ufiger werden - und jeder Runde auf dem Fahrrad in der letzten Zeit ist eine leichte Euphorie mit dabei, selbst beim Gewichtheben. Ich freue mich, Grenzen zu erleben, die deutlich schneller da sind, als noch vor ein paar Jahren - wie soll's auch anders sein. Genauso freue ich mich \u00fcber meinen Kopf, der ebenjene Grenzen als durch Training leicht \u00fcberwindbar erkennt; eine Erst\u00fcberwindung<\/em> ist augenscheinlich mental schwieriger als ihre Wiederholung. Weil ich dabei altbekannte Genussmomente neu erlebe, ist das ein zus\u00e4tzliches Schmankerl f\u00fcr mich.<\/pre>\n\n\n\n
Ja, ich freue mich auf die TTdR! Ich freue mich auf den Prozess, der mich, auch eingedenk des Risikos eines DNF, zum Finish bef\u00e4higt, der mich meine eigene Steigerung erleben l\u00e4sst. Bei einem solchen Vorhaben ist ganz klar auch der Weg das Ziel.<\/pre>\n\n\n\n

Angst<\/h2>\n\n\n\n
Der siamesische Zwilling dieser Vorfreude ist Angst. Wenn ich in mich hineinhorche - vielmehr: hineinsp\u00fcre, wir reden schlie\u00dflich \u00fcber Gef\u00fchle, also muss ich sp\u00fcren, um sie zu charakterisieren, erkenne ich mehr als nur milde Todesangst. Nein, es handelt sich um kalte, nackte Panik, die ihre Bl\u00f6\u00dfe mit einer an strategischer Stelle platzierten Startnummer bedeckt. Mein Dank geb\u00fchrt dem vorhandenen Startnummerband, ohne das meine Angst ihren Unterleib mit Sicherheitsnadeln h\u00e4tte durchbohren m\u00fcssen.<\/pre>\n\n\n\n
So aber tr\u00e4gt sie das sportive Feigenblatt mit W\u00fcrde und Fassung.<\/pre>\n\n\n\n
Dennoch bleibt die Angst, die l\u00e4hmend sein k\u00f6nnte, w\u00fcrde es sich um eine angsttypische Angst handeln, die vor dem hohen Berg, der im Gewande von 230 Kilometern in wahrscheinlich gro\u00dfer Hitze daherkommt. Habe ich das Zeitlimit von 38 Stunden schon erw\u00e4hnt? Nein, habe ich nicht. Jetzt wisst ihr es. Eine durchgemachte Nacht also, bei gleichzeitiger Bewegung an der frischen Luft. Wobei frisch <\/em>nicht gleichzeitig k\u00fchl <\/em>bedeuten muss.<\/pre>\n\n\n\n
Zur\u00fcck zur untypischen Angst. Es ist keine l\u00e4hmende, sondern durch gutes Zureden meines Verstandes, eine bewegende, antreibend gewordene Angst. Letzteres Attribut als Fremdwort geschrieben, ist sie motivierend<\/em>. Ich merke, wie die Karotte vor der Nase Wirkung zeigt, wie eine innere Stimme mir sagt: \"Junge, du hast viel vor. Hau' rein! Werde besser!\". Ich ziehe Parallelen zu verschiedenen Modellen aus der Motivationstheorie, besonders zum High Performance Cycle, der eigentlich einen eigenen Artikel wert w\u00e4re. Das Bewusstsein der Selbstwirksamkeit - Ich habe es in der Hand<\/em> - f\u00fchlt (schon wieder Gef\u00fchle...) sich super an, eine Welle von Kraft scheint mich zu durchfluten. Klingt pathetisch, mir f\u00e4llt blo\u00df grade keine andere Formulierung ein.<\/pre>\n\n\n\n

Das hei\u00dft…<\/h2>\n\n\n\n
Ich freue mich total auf das zielgerichtete Training.<\/pre>\n\n\n\n
Fuck, worauf habe ich mich nur eingelassen.<\/pre>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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