{"id":3756,"date":"2019-03-17T20:10:43","date_gmt":"2019-03-17T18:10:43","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3756"},"modified":"2019-07-01T12:00:03","modified_gmt":"2019-07-01T10:00:03","slug":"gedanken-zum-komfort-und-seiner-zone","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/gedanken-zum-komfort-und-seiner-zone\/","title":{"rendered":"Gedanken zum Komfort und seiner Zone"},"content":{"rendered":"\n

Den Slogan „Raus aus der Komfortzone“ haut man uns bisweilen um die Ohren, freilich mit Begr\u00fcndung, denn „Wachstum findet au\u00dferhalb der Komfortzone statt“.<\/p>\n\n\n\n

Ich wei\u00df nicht, welche Assoziationen das bei euch ausl\u00f6st, ich erinnere mich an Bilder von grimmig dreinblickenden Menschen mit nass im Gesicht klebenden Haarstr\u00e4hnen. Ganz der Absicht des den Slogan ge\u00e4u\u00dfert habenden Menschen folgend, sehen wir M\u00e4nner mit gut trainiertem K\u00f6rper, dessen obere H\u00e4lfte uns entbl\u00f6\u00dft entgegenruft, wie unfit wir doch selbst sind, beim offenkundig f\u00fcnfhundertsten Klimmzug, w\u00e4hrend die Damen, nicht minder kr\u00e4ftig, w\u00e4hrend des f\u00fcnfhundertsten Liegest\u00fctz abgelichtet wurden. Selbstredend mit knappem Top, damit…\u00e4h…weitere Assoziationen geweckt werden.<\/p>\n\n\n\n

Anstelle klimmziehender oder liegest\u00fctzender Sportler d\u00fcrfen wir auch an eine Seglerin denken, die mit dr\u00e4uendem Blick dem Sturm trotzt. Einhandsegelnd, versteht sich, weil der Mensch jenseits der Komfortzone grunds\u00e4tzlich alleine zu leben hat. Alternativ darf es auch ein Gipfelst\u00fcrmer sein, der sich nach der Erst\u00fcrmung desselben auf dem Gipfel seiner selbst sieht, stolz in die Ferne sehend. In den Niederungen menschlichen Daseins erfreut uns hingegen der Anblick eines Dschungels, darin im Schlamm ein Menschlein.<\/p>\n\n\n\n

Wenn ich es recht bedenke, w\u00fcsste ein Fliesenleger wohl auch einiges \u00fcber das Leben jenseits der Komfortzone zu erz\u00e4hlen, oder ein alleine erziehender Mensch, der mit geringem Einkommen versucht, seinen Kindern eine ordentliche Erziehung, Ausbildung, Jugend etc. zu erm\u00f6glichen. Schon bleibt der aufmunternde Zuruf „Wachstum findet au\u00dferhalb der Komfortzone statt“ im Halse des Rufers stecken.<\/p>\n\n\n\n

Doch zur\u00fcck zum Sport.<\/p>\n\n\n\n

Wer w\u00fcrde beim Begriff Komfortzone <\/em>nicht an ein gem\u00fctliches Wohnzimmer, besonders an die darin befindliche Couch denken? So nahe liegend, und doch so fern von der Wahrheit. Liegt dem Wort doch das so genannte Drei-Zonen-Modell zugrunde, welches von Komfort-, Wachstums- und Panikzone spricht. In ersterer bedarf es keiner nennenswerten mentalen Anstrengung, um den momentanen Zustand aufrechtzuerhalten, was in der Wachstumszone eben anders ist. Ich lasse an dieser Stelle mal Motivationsmodelle weg, obwohl sie mich zum Ziehen einiger Parallelen einladen. Betritt man jedenfalls die Wachstumszone, so stellt sich der Theorie nach ein Gew\u00f6hnungseffekt ein (jetzt klingelt das W\u00f6rtchen ‚Training’…), und der Mensch wird besser, sprich: Er w\u00e4chst.<\/p>\n\n\n\n

Daraus folgt nat\u00fcrlich, dass der Ausspruch, wonach Wachstum jenseits der Komfortzone stattfindet, nichts weiter ist als die Wiederholung dessen, was das Modell sowieso beschreibt. So weit, so belanglos.<\/p>\n\n\n\n

F\u00fcr mich steht allerdings ein anderer Gedanke im Vordergrund, denn ich sinniere schon seit L\u00e4ngerem \u00fcber eine andere Facette der Komfortzone. Renne ich zum Beispiel, wie k\u00fcrzlich geschehen, bei einigen wenigen Plusgraden, str\u00f6mendem Regen und Sturm zwei Stunden durch die Gegend, so befinde ich mich (Obacht, These!) in einer f\u00fcr mich selbst kontrollierbaren und komfortablen <\/em>Situation. Komfortabel deswegen, weil es ein bekanntes Szenario ist, und ich \u00fcber das Instrumentarium verf\u00fcge, es zu steuern. Diesem Gedanken folgend, kann ich kaum behaupten, dass sich etwa ein Triathlet bei seinem zwanzigsten Ironman in der Wachstumszone bewegt, oder ein erfahrener H\u00f6henbergsteiger, der den Mont Blanc erklimmt.<\/p>\n\n\n\n

Wohlgemerkt zweifle ich das Drei-Zonen-Modell nicht an, es mag wissenschaftlich haltbar sein oder nicht, immerhin ist es ein eing\u00e4ngiges, leicht verstehbares Modell. Ich will auf etwas anderes hinaus: Der jeweilige Mensch in meinen Beispielen oben bleibt insofern in seiner Komfortzone, weil er auf bew\u00e4hrte Werkzeuge, auf sein einge\u00fcbtes Instrumentarium von mentalen Verhaltensweisen zur\u00fcckgreifen kann, und weil er Aktivit\u00e4ten in Situationen verfolgt, die f\u00fcr ihn inhaltlich „komfortabel“ sind. F\u00fcr allf\u00e4llige Herausforderungen bringt er das intellektuelle und psychische R\u00fcstzeug mit, will sagen: Er verf\u00fcgt \u00fcber das Wissen und die mentale St\u00e4rke.<\/p>\n\n\n\n

Wo aber w\u00e4re nach meiner \u00dcberlegung die Wachstumszone zu finden?<\/p>\n\n\n\n

Allzu weit brauche ich nicht gehen. Fragen wir einfach einen Gewichtheber, ob er Lust hat, eine Runde laufen zu gehen. Lustlosigkeit bis hin zu Entr\u00fcstung w\u00e4re wohl die Reaktion, ebenso wie beim typischen Ausdauersportler, der zum Krafttraining aufgefordert wird.<\/p>\n\n\n\n

Ich gehe noch n\u00e4her heran, an mich selbst n\u00e4mlich. Als ich letztes Jahr einige Tage zur v\u00f6lligen Sportlosigkeit verdammt war, konnte ich die Herumsitzerei nur durch geistige Besch\u00e4ftigung mit Sport ertragen. Eine Woche im Wellnesstempel mit Schlammpackung, Duftkerzen und Hot Stone Massagen d\u00fcrfte mich dann wohl ‚wachsen‘ lassen, vor allem, wenn man mir auch noch ein Buch verweigert.<\/p>\n\n\n\n

Da laufe ich doch viel lieber ganz komfortabel im Schneeregen.<\/p>\n\n\n\n

Wobei, es geht noch \u00fcbler: Man stecke mich in einen Tanzkurs, mithin mitten in die Panikzone.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Den Slogan „Raus aus der Komfortzone“ haut man uns bisweilen um die Ohren, freilich mit Begr\u00fcndung, denn „Wachstum findet au\u00dferhalb der Komfortzone statt“.<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3756"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3756"}],"version-history":[{"count":24,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3756\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3811,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3756\/revisions\/3811"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3756"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3756"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3756"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}