{"id":3705,"date":"2018-12-30T19:54:58","date_gmt":"2018-12-30T17:54:58","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3705"},"modified":"2019-07-01T11:59:33","modified_gmt":"2019-07-01T09:59:33","slug":"sportler-des-jahres","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/sportler-des-jahres\/","title":{"rendered":"Was ist ein Sportler des Jahres?"},"content":{"rendered":"\n

Wie jedes Jahr werden auch dieses Mal wieder auf verschiedenen Feldern die Sportler des Jahres<\/em> gew\u00e4hlt. Ich will darauf hinweisen, dass ich diese Behauptung einfach so hier hinschreiben, denn sicher kann ich es nicht sagen, weil ich es nicht konkret mitbekommen, ebenso wenig recherchiert habe. Alleine die Erfahrung der Vergangenheit l\u00e4sst mich vermuten, dass 2018 keine Ausnahme bei derartigen Veranstaltungen darstellt. Dar\u00fcber hinaus erinnere ich mich daran, dass es fr\u00fcher viele Sportler des Jahres <\/em>in verschiedenen Disziplinen gab, und nat\u00fcrlich abh\u00e4ngig vom Geschlecht, was dem erw\u00e4hlten Sportler des Jahres das Binnen-I einbrachte, worauf der geschlechtsneutrale Gattungsbegriff „Sportler“ zum \/ zur SportlerIn wurde.<\/p>\n\n\n\n

Ich habe nie verstanden, was es eigentlich bedeutet, Sportler eines Zeitraumes zu sein.
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Den Gew\u00e4hlten gilt der Titel offenbar sehr viel, zeigen sie sich doch meistens hochbegl\u00fcckt ob der Ehre. Ich hingegen kann damit nichts anfangen. Eine Medaille, Meisterschaft oder pers\u00f6nliche Bestleistung vermag ich sportlich einzuordnen, hingegen scheint mir eine Wahl aus einer anderen Welt, der Politik, zu stammen, was sie unpassend macht f\u00fcr den Sport, wo der Erfolg einen klaren Bezug zur erbrachten Leistung hat.<\/p>\n\n\n\n

Eine Wahl hat doch mehr mit Beliebtheit als mit Leistung zu tun!<\/p>\n\n\n\n

Wir kennen das aus unserer Kindheit, in der Schule kamen Klassensprecher auf \u00e4hnliche Weise zu ihrem Job. Ein paar Sch\u00fcler taten ihr Interesse kund, woraufhin Zettel in einem Beh\u00e4lter landeten ausgez\u00e4hlt wurden. Danach stand der neue Klassensprecher fest. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns jemals mit der Eignung eines Kandidaten f\u00fcr die Rolle befasst, geschweige denn die Rolle selbst analysiert h\u00e4tten. Grundsch\u00fcler w\u00fcrde eine solche Analyse wohl \u00fcberfordert haben, daher w\u00e4re die Lehrerschaft gefragt gewesen, uns zumindest zum Nachdenken dar\u00fcber anzuregen, was so ein Klassensprecher denn tun soll. Letztlich wurden \u00fcblicherweise diejenigen zum Sprecher, die ziemlich gute Noten hatten (wieso auch immer, keine Ahnung wie unsere Sch\u00fclerhirne damals tickten), und sich \u00fcberdies durch einigerma\u00dfen sozialvertr\u00e4gliches Gebaren auszeichneten. Keine Chance f\u00fcr Nerds.
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Sympathie gab den Ausschlag.<\/p>\n\n\n\n

Und wer sind die Menschen, die zur Wahl stehen? Es sind erfolgreiche Sportler des Wahljahres. Ausnahmen m\u00f6gen wie bei der Oscarverleihung die bilden, die f\u00fcr ihre Lebensleistung geehrt werden. Generell k\u00f6nnte ich, w\u00e4re ich b\u00f6swillig genug, sagen: Wer hat, dem wird gegeben. \u00c4hnlich wie es mir absurd erscheint, wenn bekannte Unternehmensberater und Wirtschaftsf\u00fchrer von der Politik gebeten werden, Konzepte zu anstehenden Ver\u00e4nderungen zu entwickeln. Wenn ich positiven Zweifel will, w\u00fcrde ich genau eine Gruppe nicht<\/em> fragen: Die Etablierten. Die, die als Nutznie\u00dfer des Status Quo Teil des Problems sind. Aber das ist ein anderes Thema.<\/p>\n\n\n\n

Mit einer Vorauswahl, die die Kandidaten auf erfolgreiche Sportler einschr\u00e4nkt, bleiben jedoch all jene au\u00dfen vor, deren Ehrung durch andere Faktoren als den sportlichen Erfolg gerechtfertigt werden k\u00f6nnte. Man komme mir jetzt bitte nicht mit dem Hinweis auf irgendwelche Fairnesspreise. W\u00e4hlbar sind nicht alle, sondern ein kleiner Teil von allen, der durch sportliche Meriten auf sich aufmerksam gemacht hat und nun nach unklaren Kriterien ausgew\u00e4hlt werden kann.<\/p>\n\n\n\n

So frage ich mich, welche Aussagekraft hat eine solche Wahl?<\/p>\n\n\n\n

Und: F\u00fcr wen?<\/p>\n\n\n\n

Ich lasse die Interessen der Medien und Sponsoren au\u00dfen vor, sie d\u00fcrften auf der Hand liegen: Publikum unterhalten, Einschaltquoten und Klickzahlen, Abonnements und Werbeeinnahmen. Den Sportlern winkt m\u00f6glicherweise ein h\u00f6herer Marktwert, Feier mit leckerem Essen und das Gef\u00fchl, gemocht zu werden. Und, seien wir ehrlich: Ein bisschen Bauchpinseln tut uns allen gut.<\/p>\n\n\n\n

Aber die Konsumenten? Das Publikum?<\/p>\n\n\n\n

Als einzelner Mensch, der einen winzigen Teil dieser \u00d6ffentlichkeit darstellt, muss ich gestehen, dass ich damit nichts, aber auch rein gar nichts anzufangen wei\u00df. Selbst wenn ich mich bem\u00fche, einen Sinn zu erkennen, finde ich ihn nicht. Ich g\u00f6nne den Sportlern jeden Spa\u00df, jede Ehrung, wobei ich den Erfolg, der mich mitfreuen l\u00e4sst, zeitlich weitaus fr\u00fcher verorte. Dann n\u00e4mlich, wenn die Ziellinie \u00fcberquert ist – oder das entsprechende Pendant in anderen Sportarten. Was danach kommt, k\u00f6nnte ich vielleicht die emotionale Verarbeitung des Erfolges nennen, mit der ein Grundstein zum Weitermachen gefestigt wird, wobei ich das im Bewusstsein schreibe, dass, wenn der Weg das Ziel ist, ich hier von der \u00e4u\u00dferen H\u00fclle dessen rede, was im Menschen selbst passiert. <\/p>\n\n\n\n

Habe ich aber den eigentlichen Triumph, der im Bew\u00e4ltigen einer Herausforderung mit all ihren physischen und psychischen Komponenten besteht, mitbekommen, reduziert sich schon die Medaille f\u00fcr mich als Zuseher auf ein \u00e4u\u00dferes Ritual, dessen Funktion darin besteht, den emotionalen Zustand des Mitfreuens nochmal zu erleben. Die Sportlerwahl taugte mir nicht einmal als Erinnerung.<\/p>\n\n\n\n

Ich vermag dem nichts abzugewinnen, keine Bedeutung hineininterpretieren. Aber, hey, viel Spa\u00df den Feiernden beim Feiern.<\/p>\n\n\n\n

Eines steht f\u00fcr mich jedoch fest: 2018 war das Jahr des Jahres 2018.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"