{"id":3467,"date":"2018-01-14T20:23:12","date_gmt":"2018-01-14T18:23:12","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3467"},"modified":"2018-01-14T21:50:50","modified_gmt":"2018-01-14T19:50:50","slug":"eine-beeindruckende-begegnung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/eine-beeindruckende-begegnung\/","title":{"rendered":"Eine beeindruckende Begegnung"},"content":{"rendered":"

Bleibt uns jemand angenehm im Ged\u00e4chtnis, sagen wir: „Ich bin beeindruckt“. Es gibt allerdings auch die Kehrseite der Medaille, n\u00e4mlich dann, wenn der Eindruck zwar ein bleibender, jedoch keineswegs positiver ist.<\/p>\n

Wie stets, breite ich den Deckmantel der Anonymit\u00e4t \u00fcber die mich inspiriert habenden Menschen, um ihre Pers\u00f6nlichkeitsrechte zu schonen. Ich tue das, obwohl ich der Ansicht bin, dass wegen der Rolle, die die beiden hier erw\u00e4hnten Personen beruflicherweise einnehmen (Obacht, ich baue hier Spannung auf: „Welche Rolle nehmen sie ein? Los, jetzt sag‘ schon!“) Schonung im konkreten Falle fehl am Platz ist. Trotzdem halte ich mich zur\u00fcck – und das nicht nur, weil ich die Namen eh‘ vergessen habe.<\/p>\n

Eigentlich begann alles mit Vorfreude. Viel Vorfreude auf einen Kettlebell-Workshop gemeinsam mit meiner lieben Freundin Bea. Ich kenne \u00fcbrigens keine andere Frau, die auch barf\u00fc\u00dfig Stilettos im Dominastil zu tragen scheint. Dabei ist sie, wie man in Bayern sagt, a ganz liabe<\/em>. Lieb, virtuos im Umgang mit Kettlebells und psychisch stabil. Eine Eigenschaft, die ich mir ebenfalls zuschreibe, und die wir beide im weiteren Verlauf des Tages, von dem ich erz\u00e4hlen werde, sehr gut gebrauchen konnten.<\/p>\n

Wie gesagt, freuten wir uns wie die Schneek\u00f6nige auf einen konstruktiven Workshop, denn als Teilnehmer hatten sich Tr\u00e4ner eines Fitness-Studios angesagt, die wir in die Geheimnisse des Kettlebelltr\u00e4nings einf\u00fchren sollten.
\nDiverse Hochschuldiplome im Fach Sportwissenschaften, Tr\u00e4nerausbildungen und fertige Physiotherapie-Ausbildung(en) lie\u00dfen uns einen Workshop erwarten, der neben Sport und Spa\u00df auch eine geistige Herausforderung versprach. Wir rechneten mit kritischem Fragen, Hintergrundwissen und sehr konstruktiven Gespr\u00e4chen.<\/p>\n

Gibt es etwas langweiligeres als Workshop-Teilnehmer, die anhimmelnd an den Lippen des Leiters kleben?<\/p>\n

Eben.<\/p>\n

Zudem war eine Yoga-Instruktorin als Teilnehmerin dabei. Mal ehrlich – die Frage richtet sich eher an die M\u00e4nner, die Damen sind gerne eingeladen, interessiert mitzulesen, was stellt ihr euch vor, wenn ihr Yoga-Instruktorin<\/em> h\u00f6rt?
\nMeine Assoziationen sind: schlank, anmutig, beweglich, h\u00fcbsch (ich gebe zu, Letzteres ist Wunschdenken), tr\u00e4gt enges Oberteil und weite Hose.
\nMeine Erwartungen erf\u00fcllten sich nur in Bezug auf die weite Hose, die an ihr allerdings recht eng sa\u00df….<\/p>\n

Besagte Dame vermochte recht fr\u00fch mit brillianten Aussagen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, so kam auf die Information, dass die Unterschenkel beim Kreuzheben (und somit auch bei einem sauber ausgef\u00fchrten Swing) beinahe senkrecht sein sollen, und keinesfalls \u00fcber die Knie nach vorne wandern d\u00fcrfen, folgende Replik:<\/p>\n

Ich habe neulich bei einem Seminar gelernt, dass die Knie bei der Kniebeuge \u00fcber die Zehen d\u00fcrfen.<\/em>“<\/p>\n

Ja.<\/p>\n

D\u00fcrfen sie.<\/p>\n

Bei der Kniebeuge.<\/p>\n

Wir reden aber vom Kreuzheben.<\/p>\n

Etwas sp\u00e4ter folgte der zweite Streich, als sich bei den ersten Gehversuchen mit dem Swing eine leichte, nun, ich nenne es mal Schw\u00e4che im Umgang mit Zahlen bemerkbar machte.
\nIch hole kurz aus: Wenn man Swings lernt, f\u00fchrt man anfangs nur eine Wiederholung aus: hoch, runter, abstellen. Der Fachmann spricht von Dead Stop Swings.<\/p>\n

Eigentlich ganz einfach: rauf, runter, abstellen.<\/p>\n

Sie: rauf, runter, rauf, runter, rauf, runter,… bis ich zum Hinstellen aufforderte.<\/p>\n

Ich: Nur ein Swing bitte: rauf, runter, abstellen.<\/p>\n

Sie: rauf, runter, rauf, runter, rauf, runter,… bis ich zum Hinstellen aufforderte.<\/p>\n

Das Spiel ging \u00fcber drei, vier Runden, bis ich nach dem ersten Swing „Abstellen<\/em>“ rief.<\/p>\n

Man sagt manchen Menschen nach, sie seien zu d\u00e4mlich, um bis drei <\/em>zu z\u00e4hlen….<\/p>\n

Soll ich wirklich noch ein paar Worte \u00fcber die F\u00e4higkeit (oder die Bereitschaft?) verlieren, Feedback in ver\u00e4nderte Bewegung umzusetzen? Stichwort: Bewegungsintelligenz…. Muss ich erw\u00e4hnen, wie „gut“ die Bewegungen ausgef\u00fchrt wurden? Vielleicht soll ich, ich mag aber nicht. Ihr k\u00f6nnt es euch sicher vorstellen.<\/p>\n

Zum Ende der Veranstaltung kam noch die Pointe mit der Physis.<\/p>\n

Beim abschlie\u00dfenden Geplauder vertrat ein anderer Teilnehmer mit akademischem und physiotherapeutischem Hintergrund die Ansicht, Kettlebelltraining sei sehr gut, in „seinen“ Kursen k\u00f6nne er das aber nicht anwenden, denn – und das ist ein originalgetreues Zitat: „Die Leute haben die Physis nicht<\/em>„.
\nPhysis, ich habe extra recherchiert, meint den K\u00f6rper. Den K\u00f6rperbau.<\/p>\n

Er kann nicht mit Kettlebells arbeiten, weil seine Teilnehmer keine Physis haben<\/em>? Wen in aller Welt trainiert er? Geister?
\nUnd falls es Menschen sein sollten, w\u00e4re es nicht seine Aufgabe als Trainer, die vorhandene (!) Physis mit ihnen zu entwickeln? Deswegen hei\u00dft es doch Training, oder etwa nicht?<\/p>\n

Sapere aude, sag‘ ich da nur.
\nSapere hat nichts mit Sabbern zu tun, auch wenn die Vorstellung von Kant als sabberndem Greis einen gewissen Reiz auf mich aus\u00fcbt. Nein, bekanntlich forderte er mit diesem Ausruf den Menschen auf, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Mit etwas Nachdenken sollte den beiden Prachtexemplaren auffallen, welchen Stuss sie reden und wie d\u00e4mlich ihr Verhalten wirkt.<\/p>\n

Sapere aude: Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Manche Menschen sind erschreckend mutlos.<\/p>\n

Nachtrag:
\nEs bedurfte \u00fcbrigens nicht nur unserer gesammelten psychischen Stabilit\u00e4t (Beas und meiner), um das erlittene Trauma zu verarbeiten, dar\u00fcber hinaus war ein Nachmittag Dauergespr\u00e4ch, sowie ein weiterer Abend am Telefon notwendig, um das Erlebte zu verarbeiten.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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