Wie es manchmal eben so ist: kaum zuhause angekommen, gab ich mich dem Bed\u00fcrfnis nach frischer Luft unverz\u00fcglich hin. Beinahe, denn ein kleiner Verzug entstand durch das obligatorische Umziehen. Laufen in Jeans muss ja nun wahrlich nicht sein.
\nWas war es, das mich nach drau\u00dfen gezogen hatte? Aus dem Auto konnte ich schon die herrliche Stimmung wahrnehmen, die von K\u00e4lte, Schnee und Nebel bestimmt wurde. Obendrein meldeten meine Beine h\u00f6chste Lauflust. Nichts wie hinaus!<\/p>\n
Kaum hatte ich den Lichtkreis der Ortschaft verlassen, umfing mich allumfassende Gr\u00e4ue. Nein, kein Grauen, wie ich es mir seinerzeit beim Schauerlauf gekonnt einzureden versuchte, sondern Gr\u00e4ue.<\/p>\n
Grau war die Farbe, die alles zu bestimmen schien. Ein Effekt, der auch dadurch erm\u00f6glicht wurde, dass es hell genug war, um ohne Lampe zu laufen. Der Schnee bot genug Helligkeit, selbst im Wald.
\nIch lief, begleitet vom Knirschen des Schnees bei jedem Auftreffen eines Fu\u00dfes. <\/p>\n
Au\u00dfer mir ist niemand unterwegs, Schnee und Nebel verwischen Konturen, schlucken Ger\u00e4usche. Es gibt nur mich inmitten einer Glocke der Sichtbarkeit, deren Grenzen die Grenzen meiner Welt bilden. Von Zeit zu Zeit betritt ein Busch, ein Zaunpfahl meine Bewusstseinsglocke, um sie einige Schritte weiter hinter mir wieder zu verlassen.<\/p>\n
Ich bin alleine in der grauen, konturlosen Welt.<\/p>\n
Wenn es einer Erfahrung bed\u00fcrfte, um die Idee des Solipsismus zu begreifen; dies w\u00e4re eine gute Gelegenheit.<\/p>\n
Nun bin ich kein Solipsist, wodurch mir eher die Assoziation an einen Traum in den Sinn kam. Eine Welt, wie sie in fr\u00fcheren (viel fr\u00fcheren) Jahren des Fernsehens als schwarz-wei\u00df<\/em> gel\u00e4ufig war. Allerdings stellt sich mir die Laufwelt verschwommener dar. Auf einer Kuppe, die ich, wie ich wei\u00df, \u00fcberqueren muss, damit ich zum Wald komme, sehe ich – nichts. Grau der Schnee unter mir, etwas dunkler grau der Nebel um mich herum. Nach einigen Minuten, in denen ich nach Gef\u00fchl bergab laufe, n\u00e4here ich mich einem dunklen Schatten: der Wald. Ich begl\u00fcckw\u00fcnsche mich zu meiner punktgenauen Navigation, als ich in den Wald eintauche.<\/p>\n Eine gute Stunde sp\u00e4ter betrete ich meine Wohnung.<\/p>\n Sehe Farben.<\/p>\n Fast scheint es mir, als w\u00fcrde ich mich des Farbsehens erinnern.<\/p>\n Ich bin wieder wach.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Als ich vorletzte Woche abends zum Laufen aus dem Haus ging, betrat ich eine Welt in Graustufen. Die folgende Stunde an der frischen Luft scheint mir auch jetzt, beinahe zwei Wochen danach, noch wie ein Traum.<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[323],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3410"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3410"}],"version-history":[{"count":3,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3410\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3414,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3410\/revisions\/3414"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3410"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3410"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3410"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}