{"id":3368,"date":"2016-09-04T21:42:01","date_gmt":"2016-09-04T19:42:01","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3368"},"modified":"2016-09-05T09:32:13","modified_gmt":"2016-09-05T07:32:13","slug":"total-geflasht","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/total-geflasht\/","title":{"rendered":"Total geflasht!"},"content":{"rendered":"

Vergangenen Mai hatte ich mir eine Langhantel zugelegt, die ich lediglich zum Kreuzheben verwenden wollte – jedenfalls war das mein urspr\u00fcnglicher Plan. Ein Vorsatz, der ziemlich genau nichtmal ungef\u00e4hr eine Sekunde hielt.
\nFreilich war mir vorher schon klar gewesen, dass sich mit der langen Hantel deutlich mehr anfangen l\u00e4sst, aber wie es halt so ist im Leben…<\/p>\n

Langhanteln als Sportger\u00e4te waren in meinem Hirn mit dem Sport Gewichtheben <\/em>fest verdrahtet. Gewichtheben wiederum wurde von dicken M\u00e4nnern betrieben, die zentnerschwere Gewichte irgendwie \u00fcber den Kopf wuchteten.<\/p>\n

Ach, was war ich damals ahnungslos.<\/p>\n

Ahnungslos, obwohl ich es h\u00e4tte besser wissen k\u00f6nnen, sind doch die von mir so geliebten und eifrig benutzten Kettlebells auch nicht wirklich leicht zu nennen. Und der der sachgerechte Umgang mit ihnen erfordert doch ein ger\u00fcttelt Ma\u00df an Fertigkeit.
\nZu meiner Ehrenrettung kann ich immerhin berichten, dass ich mich im selben Moment, in dem ich mich dazu entschieden hatte, es nicht bei profanen Deadlifts bewenden zu lassen, mit den anderen <\/em>\u00dcbungen zu befassen begann. Meine Kuschelkugeln raunten mir zu, auch das Training mit der Langhantel gebiete eine fundierte Anleitung durch f\u00e4hige Instruktoren. Ihr Raunen traf meine weit ge\u00f6ffneten Ohren, eine flugs angestellte Internetsuche f\u00fchrte mich schnurstracks zum Kraftsportverein Durlach<\/a>, der sogar einen Einsteigerkurs \u00fcber drei Monate anbietet. Welch ein Luxus, Ausbildung in unmittelbarer N\u00e4he!<\/p>\n

Der Kurs entpuppte sich als endgeil, mit einer coolen Truppe als Teilnehmer und zwei kompetenten Trainern – Kevin und Marlon. Eine der ersten Aussagen war „wir lernen erst die Technik, und wenn die sitzt, k\u00f6nnen wir sie beladen.“. Auch bei uns (RKC) ist das ein ehernes Prinzip, welches wir mit \u00dcberzeugung leben. Ich f\u00fchlte mich sofort zuhause.<\/p>\n

A propos zuhause.<\/p>\n

Wie schnell w\u00fcrde ich mich mit den \u00dcbungen anfreunden? <\/p>\n

Rei\u00dfen und Sto\u00dfen, die beiden haupts\u00e4chlichen Disziplinen des olympischen Gewichthebens, lie\u00dfen mich jedem Gewichte hebenden Gewichtheber Abbitte leisten. Welcher Vollhonk hat dicke M\u00e4nner<\/em> und hochwuchten<\/em> gesagt?<\/p>\n

Ach.<\/p>\n

Ich.<\/p>\n

Oh.<\/p>\n

Der Snatch (wer Lust hat, darf den Begriff auch gerne \u00fcbersetzen, dann hei\u00dft es – Rei\u00dfen!) mit einer Kettlebell gilt zu Recht als explosive, komplexe \u00dcbung, die dem Sportler viel Kraft und Koordination abverlangt, gerade weil er (wie auch Swings und Cleans) sehr schnell abl\u00e4uft. Sprich: es ist verflucht wenig Zeit f\u00fcr Korrekturen. Allerdings handelt es sich dabei um eine zyklisch ablaufende Bewegung, was dem Routinier eine gewisse Kontrolle gestattet. Man kann von einem Regelkreis sprechen.<\/p>\n

Wie gesagt: sehr anspruchsvoll.<\/p>\n

Rei\u00dfen mit der Langhantel setzt da noch einiges drauf.<\/p>\n

Zum Beispiel m\u00fcssen noch mehr Muskelgruppen koordiniert werden, und es steht noch weniger Zeit zur Verf\u00fcgung. Regelkreis? Bei der n\u00e4chsten Wiederholung eine Nuance nachregeln? Vergiss‘ es! Selbst wenn du Dead Stop Swings, oder Dead Stop Snatches ausf\u00fchrst, hast du mehr Zeit. Rei\u00dfen und Sto\u00dfen sind zackig schnell ablaufende Bewegungen, die sitzen m\u00fcssen. Hochkomplex, sehr explosiv. <\/p>\n

Und mobil.<\/p>\n

Es gr\u00fc\u00dft meine herausragend miese Schultermobilit\u00e4t. Das Sprunggelenk darf sich \u00fcbrigens auch angesprochen f\u00fchlen.<\/p>\n

Dennoch liegt eine Frage nahe: Gibt es – gab es – Transfer von den Kettlebells zur Langhantel? Das Herz-Kreislauf-System ist beim Gewichtheben nicht gefordert, eine ordentliche Sauerstoffaufnahme (VO2-Max) zu haben ist sch\u00f6n, aber nicht notwendig. Was das betrifft, d\u00fcrfen Herz und Lunge beim Snatchen deutlich h\u00e4rter arbeiten. Aber sonst? Wie sieht es mit der mechanischen Komponente aus? Im Nachhinein w\u00fcrde ich von Fluch und Segen des Kettlebelltrainings sprechen. Explosivit\u00e4t in der H\u00fcfte lie\u00df sich sehr gut \u00fcbertragen, und viele Bewegungsmuster \u00e4hneln sich, was schon die \u00dcbersetzung der deutschen Begriffe ins Englische zeigt:<\/p>\n

Rei\u00dfen – Snatch<\/p>\n

Umsetzen – Clean<\/p>\n

Etc.<\/p>\n

Aber…vielmehr: aaaaaaber! Genau in dieser \u00c4hnlichkeit der Bewegungsmuster liegt der springende Punkt, weil sie sich eben nur \u00e4hneln<\/em>. Durch das Fenster feiner Unterschiede winkt der Teufel im Detail und grinst sich eins. Was tut der geneigte Sportling? Er \u00fcbt und \u00fcbt und bildet eine neue Variante seiner eingeschliffenen Bewegungen heraus.<\/p>\n

Beispiel gef\u00e4llig?<\/p>\n

H\u00e4ltst du eine Kettlebel, so ist! das! Handgelenk! gerade!<\/p>\n

Wenn du dagegen eine Langhantel st\u00fctzt, tust du dieses auf nach hinten geklappten H\u00e4nden.<\/p>\n

Mechanisch l\u00e4sst sich das ganz simpel begr\u00fcnden, weil der Schwerpunkt einer Kettlebell exzentrisch zum Handgelenk liegt, bei der Langhantel nicht. Einfache Statik, was den Inschen\u00f6r erfreut, wenn er im Geiste Kraftlinien zeichnet. Der Sportler hingegen kann sich einen typischen Lernprozess am, beziehungsweise mit dem eigenen Leib demonstrieren: Bewusstmachen der eingeschliffenen Bewegung, Variante visualisieren, Ent-Lernen des vorhandenen Bewegungsmusters im neuen Kontext, Variante ein\u00fcben, Variante einschleifen.<\/p>\n

Wobei der beschriebene Lernprozess nat\u00fcrlich aus einer Vielzahl von Einzelschritten besteht, aus dem Zerlegen der komplexen Bewegungen in Einzelschritte, f\u00fcr die unsere Trainer uns wiederum eigene \u00dcbungen auszuf\u00fchren hie\u00dfen.
\nIch bekenne, dass ich in schwachen Momenten eine milde Bewegungslegasthenie an mir zu erkennen glaubte. Bilder von ungelenken Lauffreunden tauchten in meinem Kopf auf, wie sie tollpatschig \u00fcber die Agilit\u00e4tsleiter trampeln. Zum Gl\u00fcck z\u00e4hlt ein Satz wie das lerne ich nie<\/em> nicht zu meinem Repertoire. Mir war klar: irgendwann platzt der Knoten.<\/p>\n

Eine Gewissheit, die durch sich h\u00e4ufende Erfolgserlebnisse gest\u00fctzt wurde.<\/p>\n

Bis, ja, bis sich vergangenen Donnerstag das unausweichliche Schicksal des besagten Knotens erf\u00fcllte: es zerriss ihn! Sowohl Rei\u00dfen als auch Sto\u00dfen gelang mir in passabler Technik, das entsprechende Feedback der Trainer machte mir bewusst, dass es nicht nur meine Eigenwahrnehmung gewesen ist, die mir ein Jippieee, endlich!<\/em> zurief.<\/p>\n

Seitdem bin ich geflasht, Wolke Sieben, zufrieden, motiviert, begeistert,… die Liste lie\u00dfe sich endloch fortf\u00fchren.
\nEin hart erarbeiteter Erfolg ist halt einfach geil!<\/p>\n

Um mich noch mehr zu motivieren, mache ich mir einen meiner Lieblingss\u00e4tze bewusst: Der Amateur trainiert, bis er es richtig macht. Der Profi trainiert, bis er es nicht mehr falsch machen kann.<\/em><\/p>\n

Was steht an? Korrekte Bewegungsmuster einschleifen, stabilisieren. Und nat\u00fcrlich das Mobilit\u00e4tsthema in Schultern und Sprunggelenken.<\/p>\n

Barbell, here I come.<\/p>\n

YEEEAH!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Nachdem ich mir Ende Mai eine Langhantel geg\u00f6nnt hatte, entschloss ich mich schnell dazu, den Umgang mit ihr ordentlich zu lernen. Ein wahrlich steiniger Weg, m\u00fchsam wie die Ern\u00e4hrung des Eichhorns. Und erfolgreich! <\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1,10],"tags":[303,313,314],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3368"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3368"}],"version-history":[{"count":6,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3368\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3374,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3368\/revisions\/3374"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3368"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3368"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3368"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}