{"id":3342,"date":"2016-07-25T22:20:10","date_gmt":"2016-07-25T20:20:10","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3342"},"modified":"2016-07-25T22:47:31","modified_gmt":"2016-07-25T20:47:31","slug":"wieder-zuhause","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/wieder-zuhause\/","title":{"rendered":"Wieder zuhause"},"content":{"rendered":"

Ich habe hin- und her \u00fcberlegt, gerechnet, mich zu erinnern versucht: immer kam dasselbe Ergebnis heraus. Den letzten l\u00e4ngeren Lauf mit mehr als drei\u00dfig Kilometern und Startnummern hatte ich in Form des Cactus Rose (50 Meilen) im November 2014. Zweitausendundvierzehn. Kein Tippfehler!<\/p>\n

Meine G\u00fcte.<\/p>\n

Durststrecke? Ja.<\/p>\n

Durchh\u00e4nger? Auch.<\/p>\n

Neustart? Ich will’s doch hoffen!<\/p>\n

Andere Autoren vergleichen solch eine Situation gerne mit der erneuten Anbandelung lange voneinander getrennt gewesener Liebender. Da ist die Rede vom scheuen Herantasten (auch im physischen Sinne, nat\u00fcrlich), vom Beobachten der eigenen Gef\u00fchlswelt – ist es wie fr\u00fcher?, es wird z\u00e4rtlich gez\u00e4rtelt, Vorsicht waltet anfangs, dann schwindet sie zun\u00e4chst, bis sie schlussendlich komplett abgelegt wird. Hierin teilt sich das Los der Bekleidung. Auch diese wird abgelegt. Gro\u00dfe Gef\u00fchle wallen wieder auf. So will es das Drehbuch zum Happy End. <\/p>\n

Happy?<\/p>\n

Absurd.<\/p>\n

Mir schiene vielmehr, dass gerade ein erneutes Entdecken von einstmals Verbindendem das Trennende hervorhebt und stabilisiert. Beim Laufen und mir ist das anders, denn wir hatten uns nicht getrennt, sondern eher eine Pause eingelegt.
\nUnd, nein, ich tappe keineswegs in eine selbst aufgestellte Falle, indem ich den Begriff Pause <\/em>verwende, schlie\u00dflich ist eine Trennung eine bewusst herbeigef\u00fchrte Entscheidung, eine Pause ist eben nur das. Eine Auszeit.<\/p>\n

Dessen ungeachtet war ich gespannt. Zun\u00e4chst ganz profan darauf, wie sich zweiundfuffzich Kilometer anf\u00fchlen, wo die l\u00e4ngsten Strecken der letzten Monate gerade mal knapp drei\u00dfig Kilometer lang waren. Und auch das ausgesprochen selten. Nun gut, dachte ich mir, gehen wir das Ganze entspannt an. Betont entspannt. Laufen, Gehen, locker in Bewegung bleiben und genie\u00dfen. Alles was der K\u00f6rper nicht hinkriegt, darf der Kopf \u00fcbernehmen. Ich vertraue meiner mentalen St\u00e4rke, mich irgendwie ins Ziel zu hoppeln.<\/p>\n

Es traf sich gut, dass ich dergestalt geistig ger\u00fcstet – h\u00f6chst tiefenentspannt (ich hoffe, das Wortspiel f\u00e4llt dir auf, lieber Leser) – am Start stand, denn es war sakrisch schw\u00fcl. Ich kann Hitze nicht ausstehen.<\/p>\n

Schw\u00fcle Hitze noch weniger.<\/p>\n

Das war mir aber egal.<\/p>\n

Wahrgenommen habe ich es, mehr aber auch nicht. Wie hei\u00dft der Satz? Akzeptiere deine Situation so, wie sie ist. Ich musste diesen Gedanken nicht mal bewusst fassen. Die Haltung muss ich mir merken, dann brauche ich k\u00fcnftig nicht einmal mehr wegen des Wetters motzen. Womit ich mich dann besch\u00e4ftige? Mir wird schon was einfallen.<\/p>\n

Ein erstes Schl\u00fcsselerlebnis hatte ich kurz nach einer Verpflegung nach vielleicht sechzehn Kilometern als drei, vier Kinder jubelnd am Streckenrand standen. H\u00e4nde reckten sich mir entgegen – Rufen, L\u00e4cheln, Abklatschen! Zehn Schritte weiter war ich alleine mit meiner Bewegung.<\/p>\n

So erinnere ich diese herrlichen Wechsel zwischen Trubel und Ruhe.<\/p>\n

Ich empfand mich als zuhause angekommen.<\/p>\n

Einige Zeit sp\u00e4ter stellte ich fest, wie meine Beine die Geschwindigkeit, Schrittl\u00e4nge, Laufen und Gehen wie von selbst anpassten. Bergauf langsamer, wenn’s steiler wurde, verfielen sie in z\u00fcgiges Gehen, w\u00e4hrend mein Gehwerkzeug Ebene und leichtes Gef\u00e4lle von selbst im lockeren Trab nahm.<\/p>\n

Hallo Reflexe<\/em>, begr\u00fc\u00dfte ich sie, sch\u00f6n, wieder mit euch zu laufen!<\/em><\/p>\n

Etwas weniger erfreulich, wenngleich nicht minder vertraut, erlebte ich trockene Kehle (habe ich schon erw\u00e4hnt, dass es verflucht hei\u00df war?) und Steine in den Schuhen. Da gefiel mir die Stimmung nachts alleine im endlich etwas k\u00fchler gewordenen Wald schon besser! Auch dieses Hurra, endlich Luft!<\/em> ein altbekanntes Gef\u00fchl, wie auch die sich wohlverdient benutzt anf\u00fchlenden Beine.<\/p>\n

Ich bin wieder zuhause.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Egal wie ich es drehe und wende, der diesj\u00e4hrige Night 52 in Bretten ist seit eindreiviertel Jahren der erste Ultra gewesen. Und wahrlich, ich sage euch, es f\u00fchlte sich wie ein Heimkommen an!<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[311],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3342"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3342"}],"version-history":[{"count":6,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3342\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3348,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3342\/revisions\/3348"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3342"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3342"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3342"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}