{"id":3057,"date":"2015-09-01T22:39:59","date_gmt":"2015-09-01T20:39:59","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3057"},"modified":"2015-09-02T14:08:47","modified_gmt":"2015-09-02T12:08:47","slug":"mein-abendbrot-hommage-an-eine-banale-koestlichkeit","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/mein-abendbrot-hommage-an-eine-banale-koestlichkeit\/","title":{"rendered":"Mein Abendbrot. Hommage an eine banale K\u00f6stlichkeit."},"content":{"rendered":"

Essen. Facebook ist bekanntlich voll davon. \u00dcber dreiundneunzig Prozent aller dort geposteten Bilder zeigen Speisen, gefolgt Katzenfotos (vierundachtzig Prozent) und Katzen beim Essen (siebenundvierzig Prozent). Fotos von Katzen als <\/em>Essen landen mit nur 0,7 Prozent weit abgeschlagen am unteren Ende der Rangliste.<\/p>\n

Daf\u00fcr bestehen wiederum mehr als drei Viertel aller Kommentare aus Klugschei\u00dfereien. Zum Beispiel klugdef\u00e4kiert man gerne, dass die Zahlen oben weit mehr als hundert Prozent ergeben.<\/p>\n

Essen scheint also vielen Menschen wichtig.<\/p>\n

Theoretisch auch mir, besonders dann, wenn ich Hunger habe.<\/p>\n

Ich gebe aber zu, dass ich (ja, selbst ich als Sportler) oft zu faul bin, mir ein gescheites Mahl zu bereiten. Hunger ist akut, Essen machen braucht hingege Zeit, also gibt’s was Schnelles. Und kaum eine Mahlzeit geht schnella <\/em>als drei Essl\u00f6ffel Nutella<\/em>.
\nDas ist nat\u00fcrlich \u00fcbertrieben, gar so schlimm ist es nicht, denn auch als bekennender Fauler Sau<\/em> ist mir der Zusammenhang zwischen Ern\u00e4hrung und Wohlbefinden gel\u00e4ufig. Bekanntlich macht ja die Dosis das Gift, und auf Dauer hilft nur Hirnpower, also die Kunst, verstandesm\u00e4\u00dfige Erkenntnis in Verhaltens\u00e4nderungen umzusetzen.<\/p>\n

Wie praktisch ist doch da eine kleine Erk\u00e4ltung, die mich vom Trainieren ab-, und zur ges\u00fcnderen Lebensf\u00fchrung anh\u00e4lt.<\/p>\n

Also griff ich gestern abend nicht zum K\u00e4se am St\u00fcck, auch nicht zu Keksen oder dem beinahe obligatorisch gewordenen Spiegelei, sondern ich folgte meinem Bed\u00fcrfnis, etwas „Leichtes“ zu mir zu nehmen. Ein Tomatenbrot sollte es sein. Eigentlich zwei.<\/p>\n

Zwei Scheiben Kommi\u00dfbrot fanden ihren Weg aus dem Tiefk\u00fchlfach in den Toaster, um anschlie\u00dfend d\u00fcnn mit Frischk\u00e4se bestrichen zu werden (mehr dazu im Haushaltstipp). Salz und Pfeffer druff, Cocktailtomaten halbiert und darauf verteilt: welch ein Genuss!<\/p>\n

Haushaltstipp<\/em>: Frischk\u00e4se verklebt Brot und Tomaten, wodurch die Dinger beim Essen nicht runterkullern. Aus dem selben Grund erst Salz und Pfeffer drauf. Genial, was? \ud83d\ude42<\/p>\n

Was soll ich sagen? Klasse war’s, und lag nicht schwer im Magen.<\/p>\n

Hach, das einfache Essen. Ich bin nicht der erste Mensch, der dar\u00fcber schreibt: schon Otto Wallkes, der bekannte Experte f\u00fcr gesundes Leben beschrieb in einem seiner bekannten Vortr\u00e4ge die Zubereitung eines Tomatenbrotes. Aus Sicht der beteiligten Tomaten eher ein Gematsche, f\u00fcr meine Begriffe h\u00e4tte er auch eine Dose mit passierten Tomaten auf dem Brot verschmieren k\u00f6nnen. Das Ergebnis seines Tuns sah wirklich aus, als m\u00fcsste man fragen, was den passierten Tomaten denn passiert sei, denn die appetitlich-rote Urexistenz der Tomaten war l\u00e4ngst pass\u00e9.<\/p>\n

Ganz anders Wolfram Siebeck, der, ganz dem einfachen Leben verpflichtet, wie man ein simples Butterbrot zu schmieren habe. Nicht irgendein Brot, versteht sich, sondern ein echtes Poil\u00e2ne-Brot. Darauf bretonische Bauernbutter, auf welche Knoblauch und Tr\u00fcffeln geschnippelt werden. Oder gehobelt. M\u00f6glicherweise gar geraspelt. Als zweitoberste Schicht empfiehlt er einen Gruy\u00e8re. Zur Deckschicht schweigt er sich seltsamerweise aus, der Wolfram. Angesichts der gew\u00e4hlten Zutaten f\u00fcr ein so scheinbar bodenst\u00e4ndiges Mahl, und in Anbetracht seiner extatisch-detailverliebten Beschreibung von Herstellungsprozess und Zutaten glaube ich zu wissen, weshalb: mir scheint, ihm ist peinlich von seiner autoerotischen Erfahrung zu berichten. Und davon, dass er das Brot mit seinem eigenen Ejakulat, nun, deckt.<\/p>\n

Jedem Tierchen sein Pl\u00e4sierchen, sag‘ ich nur.<\/p>\n

K\u00e4sebrote machen mich sexuell nicht an, weshalb ich eher Senf nehmen w\u00fcrde.<\/p>\n

Oder Merrettich.<\/p>\n

Und dann beim Abendrot
\nmach‘ ich das Abendbrot<\/em><\/p>\n

Wer kennt sie nicht, diese witzige Weise aus dem Jahre 1929, und wir hoffen, dass nicht die Rede vom Sonntag, den F\u00fcnfzehnten war. In diesem Falle w\u00e4re zwei Tage zuvor Freitag der dreihzehnte gewesen, an dem es bekanntlich einen \u00fcblen B\u00f6rsencrash gegeben hatte. Mit genug Pech f\u00fcr die Dame, war der S\u00fc\u00dfe am Freitag pleite, das Segelboot verpf\u00e4ndet und die Segeltour nicht das Einzige, was an diesem Wochenende ins Wasser fiel.<\/p>\n

Tja, Abendbrot hatte sie auf dem Plan.
\nDa kommt mir in den Sinn – ja, in den Sinn kommt es, sonst nichts! – dass vielerorts selbst dann von Abendbrot die Rede ist, wenn \u00fcberhaupt kein Brot auf dem Tisch steht. Solche Benennungen werden einem ja praktisch in die Wiege gelegt, von klein auf praktiziert, bis sie in Fleisch und Blut \u00fcbergehen. So wie ein Tempo<\/em> auch dann dankbar genommen wird, wenn das Dargereichte von Softis <\/em>stammt. Eine Einladung zum Abendbrot <\/em> ist dann immer mit einem gewissen Risiko verbunden.<\/p>\n

„Magst du zum Abendbrot kommen?“
\n„Gerne, was gibt’s denn?“
\n„Spaghetti.“<\/p>\n

Da bin ich beinahe froh, dass bei uns zuhause von Abendessen die Rede war.<\/p>\n

Ich hatte gestern zum Abendessen ein Abendbrot.<\/p>\n

Verk\u00f6rpert durch ein Tomatenbrot.<\/p>\n

F\u00fcrwahr eine gute Entscheidung!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Wenn ich erk\u00e4ltungsbedingt schon trainingspausiere, kann ich doch wenigstens ern\u00e4hrungsm\u00e4\u00dfig auf dem rechten Weg wandern. Also gab’s gestern abend ein – Tomatenbrot. Und ich war begeistert.<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[279,281,280],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3057"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3057"}],"version-history":[{"count":6,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3057\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3061,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3057\/revisions\/3061"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3057"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3057"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3057"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}