{"id":3026,"date":"2015-08-09T18:37:41","date_gmt":"2015-08-09T16:37:41","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=3026"},"modified":"2015-08-09T18:37:41","modified_gmt":"2015-08-09T16:37:41","slug":"byebag","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/byebag\/","title":{"rendered":"Byebag"},"content":{"rendered":"<p><a href=\"http:\/\/das-lauferei.de\/wordpress\/wp-content\/uploads\/2015\/08\/byebag2.jpg\"><img loading=\"lazy\" decoding=\"async\" src=\"http:\/\/das-lauferei.de\/wordpress\/wp-content\/uploads\/2015\/08\/byebag2-150x150.jpg\" alt=\"byebag2\" width=\"150\" height=\"150\" class=\"alignright size-thumbnail wp-image-3031\" \/><\/a>Ein jegliches Ding hat ein Ende, dieser Binsenweisheit gesteht der Dichter lediglich eine einzige Ausnahme in Gestalt der Wurst zu, welche bekanntlich \u00fcber zwei Enden verf\u00fcgen darf. Sporttaschen, und speziell der Besitz derselben verhalten sich in Bezug auf Binsenweisheiten v\u00f6llig regelkonform, was wiederum bedeutet, dass ich mich von meiner alten Sporttasche trenne &#8211; bevor ein offener Rei\u00dfverschluss zum Verlust von Laufutensilien f\u00fchrt, was wiederum einen Lauf in die sprichw\u00f6rtlichen Binsen gehen lassen k\u00f6nnte.<\/p>\n<p>Lange hat sie mir gedient, sch\u00e4tzungsweise zwanzig Jahre oder noch l\u00e4nger. Eher mehr. Damals, in jener Phase meines sportlichen Daseins, als zehn Kilometer weit waren, und ein Marathon als theoretische Gr\u00f6\u00dfe zwar bekannt, aber keineswegs erwogen wurde. Wenn ich die etlichen Male erinnere, in denen sie meine schwei\u00dftriefenden Klamotten im au\u00dfenliegenden Netzfach aufnahm, kann nur sagen: Alle Achtung!<\/p>\n<p>Bisweilen habe ich mir eine wasserdichte Tasche gew\u00fcnscht. Bei meinem ersten Lauf \u00fcber 24 Stunden zum Beispiel, oder einem Hunderter mit dem optionalen (und darob gerne genommenen) Wolkenbruch h\u00e4tte ich mir das Hantieren mit M\u00fcllsack (um Tasche) und Tasche (im M\u00fcllsack) sparen k\u00f6nnen.<\/p>\n<p>Erfreulicherweise darf ich konstatieren, dass die Rei\u00dfverschl\u00fcsse nach wie vor tadellos funktionieren. Ich weiss, dass ich im ersten Absatz vom offenen Zipper geschrieben habe; jene an der Tasche sind von Zipperlein verschont geblieben. Wenn ich von Versagens\u00e4ngsten rede, meine ich sie beispielhaft im \u00fcbertragenen Sinne.<br \/>\nNachgiebig, gar aufgel\u00f6st sind andere Dinge, namentlich das Innenleben. Br\u00f6ckchen um Br\u00f6ckchen l\u00f6st sich eine Schicht am Inneren der Tasche, um sich fetzenweise in den transportierten Kleidungsst\u00fccken zu finden &#8211; die der \u00d6sterreicher bei hinreichendem Alter ebenfalls Fetzen nennen w\u00fcrde, um sogleich hinterher zu schieben, dass sich Gleich und Gleich eben gern gesellte. Eine Einsch\u00e4tzung, die ich nicht teile. Laufklamotten und Tascheninnenlebenfetzen sind f\u00fcr mich zwei verschiedene, getrennte Dinge. <\/p>\n<p>Obendrein neigen die Innenlebenfetzen dazu, sich allzu innig mit dem Rei\u00dfverschluss zu verbinden. Ich missbillige das entschieden, schlie\u00dflich wissen wir doch alle, wohin sowas f\u00fchren kann. <\/p>\n<p>Und dann zeigt auch noch die Netztasche Aufl\u00f6sungserscheinungen in Form von L\u00f6chern, die deutlich gr\u00f6\u00dfer sind als jene, die das Netz von Haus aus mitbringt. Freilich kommt dadurch noch mehr Luft hinein, mehr Mief hinaus, allerdings unter Umst\u00e4nden nicht nur der, sondern auch getragene, und somit geruchstragende Kleidung. F\u00fcr Socken reicht&#8217;s schon.<\/p>\n<p>Deshalb fiel, frei nach Schiller, mein Entschluss: der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.<br \/>\nIch zelebriere den Abschied also mit einem Artikel, einem Wortspiel &#8211; nur: welches Wortspiel w\u00e4re dem Anlass wohl angemessen?<\/p>\n<p><em>Byebag<\/em>? Klingt als Alliteration nicht schlecht, taugt auch als \u00dcberschrift, aber sonst?<\/p>\n<p>Oder etwas Melancholisches sein in der Art von <em>time to say goodbye<\/em>? Echt nicht, bei solchem Jammergesang w\u00fcrde ich freiwillig mit in die M\u00fclltonne h\u00fcpfen, um meine Ruhe zu haben.<\/p>\n<p><em>Tasche To Go<\/em>? Da denkt doch jeder gleich an Kaffee, und mindestens hundertvierzig von hundert Menschen hat lautmalerisch das Land namens Togo im Kopf, was so falsch nicht ist, denn Togo z\u00e4hlt zu den L\u00e4ndern, die Kaffee exportieren. <\/p>\n<p>Bei <em>Tschau Tasche<\/em>, vom italienischen Ciao geklaut und in Form einer Alliteration gepr\u00fcgelt, fangen meine Finger an zu krampfen. Sie wollen&#8217;s ums Verrecken nicht tippen. Nur mein Versprechen, dass auch dieser Abschiedsgru\u00df als verworfenes Beispiel ebenso wie die anderen auf dem M\u00fcllhaufen der Geschichte landen wird, n\u00f6tigt sie zum widerwilligen Gehorsam.<\/p>\n<p><a href=\"http:\/\/das-lauferei.de\/wordpress\/wp-content\/uploads\/2015\/08\/byebag1.jpg\"><img loading=\"lazy\" decoding=\"async\" src=\"http:\/\/das-lauferei.de\/wordpress\/wp-content\/uploads\/2015\/08\/byebag1-150x150.jpg\" alt=\"byebag1\" width=\"150\" height=\"150\" class=\"alignright size-thumbnail wp-image-3030\" \/><\/a>Beim Blick auf jene Exempel niederer Origialit\u00e4t muss ich meinen Fingern Recht geben. Die kann man allesamt in die Tonne treten. Wie die Tasche gestern, obwohl ich sie nicht trat, sondern sanft stopfte.<\/p>\n<p>Nun ist also die Tasche tot, es lebe die Tasche.<\/p>\n<p>Nur welche?<\/p>\n<p>Es ist Zeit f\u00fcr eine neue Tasche, die mich idealerweise wieder zwanzig Jahre klag- und problemlos zu Sportveranstaltungen begleitet und gerne mal das Wochenendgep\u00e4ck aufnimmt.<\/p>\n<p>Die Suche beginnt&#8230;<\/p>\n<p>&#8230;5&#8230;<\/p>\n<p>&#8230;4&#8230;<\/p>\n<p>&#8230;3&#8230;<\/p>\n<p>&#8230;2&#8230;<\/p>\n<p>&#8230;1&#8230;<\/p>\n<p>jetzt.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"<p>Dass jedwedes Ding ein Ende hat, ist eine Binsenweisheit, und warum sollte dem Besitz einer Sporttasche anderes widerfahren? Dennoch verdient die treue Begleiterin einen w\u00fcrdigen Nachruf.<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3026"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3026"}],"version-history":[{"count":4,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3026\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3032,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3026\/revisions\/3032"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3026"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3026"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3026"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}