W\u00fcrde ein in sportlichen Dingen unbedarfter Mensch an die Strecke bei einem Traillauf zusehen, b\u00f6te sich ihm das folgende Bild: Sportliche, eigentlich topfit wirkende Menschen bewegen sich z\u00fcgigen Schrittes durch die Natur – und fast alle gehen am Stock. Nur einige wenige verstocke Ausnahmen machen ausschlie\u00dflich von ihren eigenen Beinen Gebrauch..<\/p>\n
Der Singular am Stock<\/em> ist nur die halbe Wahrheit, der moderne Traill\u00e4ufling verwendet, passend zur Zahl seiner H\u00e4nde, derer zwei. Ich bin \u00fcbrigens auch einer von denen<\/em>, die mit St\u00f6cken \u00fcber Stock und Stein st\u00f6ckelnd beim unbestockten Stockfisch mildes Kopfsch\u00fctteln ausl\u00f6sen.<\/p>\n In Fachkreisen \u00fcbrigens, das sind zum Beispiel Sportgesch\u00e4fte, Messest\u00e4nde oder Events<\/em>, gilt es, das Wort Stock<\/em> unter allen Umst\u00e4nden zu vermeiden. Wem es an der notwendig robusten Psyche gebricht, pikierte Blicke, genervtes Schnauben und in deutlichen Worten formulierte Belehrungen zu ertragen, sagt von vorne herein Poles<\/em>, gerne auch Trekking<\/em>, oder Hiking Poles<\/em>. Zur Bereicherung des Marketingsprech ist der Begriff Trailrunning Pole ebenfalls statthaft, w\u00e4hrend die Avantgarde ihr Gegen\u00fcber mit Sky Running Pole<\/em> in Verz\u00fcckung versetzt.<\/p>\n Dergestalt mental vorbereitet, schwebt das Fragezeichen der Neugier leicht blasser geworden \u00fcber dem Schopf des Fragenden.<\/p>\n Was machen die damit?<\/em><\/p>\n Womit er die * Ha! Ich bin mental stark genug, St\u00f6cke <\/em>zu sagen, jawoll! Macht mich halt an, disst mich, seid pikiert! Ich pikiere euch, meine St\u00f6cke seien die Piken in euren Waden, ich der Pikenier eurer Seele!<\/p>\n Doch gehen wir zur\u00fcck zur Frage, wozu die St\u00f6cke? Ist das schon alles? Mitnichten, einen Punkt habe ich noch nicht angesprochen. Historisch betrachtet, f\u00e4llt mir n\u00e4mlich das ber\u00fchmte R\u00e4tsel der Sphinx ein, die, als sie die Stadt Theben belagerte, Reisenden dieses R\u00e4tsel aufgab:<\/p>\n \u201eEs ist am Morgen vierf\u00fc\u00dfig, am Mittag zweif\u00fc\u00dfig, am Abend dreif\u00fc\u00dfig. Von allen Gesch\u00f6pfen wechselt es allein mit der Zahl seiner F\u00fc\u00dfe; aber eben wenn es die meisten F\u00fc\u00dfe bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder ihm am geringsten.\u201c<\/em><\/p>\n Die Sphinx fra\u00df denjenigen, der eine falsche Antwort gab. Ein ausgesprochen r\u00fcdes Verhalten, das den Tourismus in der Region beeintr\u00e4chtigt haben d\u00fcrfte.<\/p>\n \u00d6dipus (der in einer kreativen Phase seines Daseins den gleichnamigen Komplex erfunden <\/em>hat) l\u00f6ste das R\u00e4tsel, dessen Antwort \u201eder Mensch\u201c ist: Als Kleinkind krabbelt er auf allen vieren, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und im Alter braucht er einen Stock als drittes Bein. Als \u00d6dipus die richtige Antwort sprach, st\u00fcrzte sich die Sphinx von ihrem Felsen und starb.<\/p>\n Das ber\u00fchmte R\u00e4tsel w\u00fcrde der Sphinx heutzutage keinen Rechtfertigungsgrund liefern, um vorbeiziehende Reisende als Nahrungsquelle zu nutzen. W\u00fcrde sich ein in sportlichen Dingen unbedarfter Mensch an die Strecke bei einem Traillauf zusehen, b\u00f6te sich ihm das folgende Bild: Sportliche, topfit aussehende Menschen bewegen sich z\u00fcgigen Schrittes durch die Natur – und fast alle gehen am Stock. Sind Traill\u00e4ufer verstockte Zeitgenossen?<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[283,282,278],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3005"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3005"}],"version-history":[{"count":13,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3005\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":3073,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3005\/revisions\/3073"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3005"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3005"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3005"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}St\u00f6cke<\/del> Poles meint.
\nRein optisch gemahnen St\u00f6cke* an das Arbeitsger\u00e4t der Picadores <\/em>, welche den Nacken des Stieres mit kleinen Lanzen pieksen. Bunt genug sind sie allemal, und ob die im stierischen Nacken landen, oder tierischen Schmerz in der Wade des Vordermannes ausl\u00f6sen, ist ja nun wirklich egal. Allerdings, so ist es nicht. Selbst der ehrgeizigste Traill\u00e4ufling wird seine teuren Spitzen nicht mit dem billigen Blute der Konkurrenz besudeln. Au\u00dferdem gilt gerade im Gebirge der Grundsatz: wozu zu den Piken greifen, wenn der Abgrund liegt so nah?
\nWo ich von der Farbenpracht sprach: bekleidungstechnisch steht der typische Traill\u00e4ufling dem typischen Stierk\u00e4mpfer nur wenig nach: farbenfroh gleicherma\u00dfen, k\u00f6rperbetontes Beinkleid. Ob diese kurzen J\u00e4ckchen mit Goldstickerei beim Laufen unbedingt sein m\u00fcssen? Mein Geschmack w\u00e4r’s nicht, ich denke, das \u00fcberlassen wir dem iberischen Traditionssport.<\/p>\n
\nWer schon Trails gelaufen ist, kennt den praktischen Nutzen dieser Dinger. Selbst langj\u00e4hrige Stockmuffel ergreifen zunehmend ihre Griffe, um schneller, und vor allem sicherer, zu Berg und Tal unterwegs zu sein.<\/p>\n
\nAngesichts bestockter Traill\u00e4uflinge w\u00fcrde ihr vor Verwirrung die Nase abfallen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"