{"id":2702,"date":"2014-11-30T22:34:28","date_gmt":"2014-11-30T20:34:28","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=2702"},"modified":"2014-11-30T22:34:28","modified_gmt":"2014-11-30T20:34:28","slug":"das-hunde-experiment","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/das-hunde-experiment\/","title":{"rendered":"Das Hunde-Experiment"},"content":{"rendered":"

Als ich neulich den Gladiator Bag testweise in meinen F\u00e4ngen hatte, erinnerte mich seine Form an einen Dackel. Ein Gedanke, der mich einerseits schmunzeln, mich im selben Augenblick jedoch ernsthaft an einen tierischen Tr\u00e4ningspartner denken lie\u00df.<\/p>\n

Warum, so fragte ich mich, sollte ich es nicht mit einem Hund versuchen?<\/p>\n

Zumal, das m\u00f6chte ich vorausschicken, in meiner Nachbarschaft ein geeignetes Exemplar wohnt. Helene von der Wiesenweide<\/em> ist eine zauberhafte Dackeldame mit kurzem, tizianroten Haar. Ob die adlig Geborene zum gemeinsamen Schwei\u00dfvergie\u00dfen ausf\u00fchren d\u00fcrfte? Zaghaft trug ich mein Ansinnen ihrem Herrchen vor. Selbstverst\u00e4ndlich<\/em>, gab er zur Antwort, ein wenig Sport hat sie schon lange n\u00f6tig!<\/em>
\nDergestalt offene T\u00fcren eingerannt habend, versagte ich mir den Gedanken zu \u00e4u\u00dfern, der mir auf den Lippen lag: wo doch auch Herrchen etliche \u00fcberfl\u00fcssige Pfunde, beinahe gar einen Zentner zuviel mit sich herumtr\u00e4gt. Sei’s drum, das Einverst\u00e4ndis ist gegeben, und nur das z\u00e4hlt.<\/p>\n

Es kann nicht schaden, im Zusammenhang mit dem Gladiator Bag meine diesbez\u00fcgliche Vorliebe f\u00fcr Dackel zu erl\u00e4utern. Zun\u00e4chst einmal weisen Dackel eine \u00e4hnliche Gr\u00f6\u00dfe auf, w\u00e4hrend das eine Ende des Bags vom Schweif des Hundes, das andere hingegen von dessen Schnauze widergespiegelt wird. Selbige Schnauze ist entscheidend: sie liegt wunderbar griffig in der geschlossenen Hand.
\nAm \u00e4u\u00dferen Umfang eines Gladiator Bags befinden sich bekanntlich drei weitere Griffm\u00f6glichkeiten, von denen zwei ihre Entsprechung in den Beinpaaren des Hundes finden. Gerade ein kurzbeiniger Teckel k\u00f6nnte also f\u00fcr sportliches Tun kaum besser geeignet sein! Lange Zeit schwankte ich, ob ich des zus\u00e4tzlichen Griffes wegen nicht besser nach einem R\u00fcden ausschau halten sollte, entschied mich schlussendlich jedoch f\u00fcr ein Weibchen – der Gr\u00f6\u00dfenunterschied zu den zusammengenommenen Beinen schien mir f\u00fcr ernsthaftes Tr\u00e4ning ungeeignet.<\/p>\n

Nun galt es noch ein Problem zu l\u00f6sen: Das Gewicht.<\/p>\n

Ich war an einen Gladiator Bag mit zw\u00f6lf Kilogramm Gewicht gew\u00f6hnt, w\u00e4hrend Helene lediglich derer acht auf die Waage bringt.<\/p>\n

Was tun?<\/p>\n

Meine Recherchen f\u00fchrten mich zu Michael W. aus Wuppertal-Oberbarmen, der es als Hundefl\u00fcsterer <\/em>zu bescheidenem Ruhm gebracht hat. An ihn wandte ich mich mit meinem Problem. Ich war nicht wenig erstaunt, als er mir er\u00f6ffnete, dass solche Gewichtsver\u00e4nderungen in Z\u00fcchterkreisen durchaus \u00fcblich seien. Durch eine kr\u00e4ftige Gewichtssteigerung k\u00f6nne, erkl\u00e4rte er mir, ein m\u00e4\u00dfig begabter Dackel auf Hundeschauen durchaus als kleinw\u00fcchsiger Sch\u00e4ferhund durchgehen.<\/p>\n

Er schien meinen zweifelnden Blick bemerkt zu haben, denn er kramte aus seinen Unterlagen ein Album hervor, welches die von ihm aufgestellte Behauptung anhand von Fotos und Urkunden eindrucksvoll belegte.
\nSeine Methode besteht darin, den nat\u00fcrlichen Fressdrang des Hundes dahingehend zu beeinflussen, dass dieser Appetit auf eine speziell von ihm erdachte Quarzsandmischung entwickelt. Diese w\u00fcrde sich durch biophysische Prozesse gleichm\u00e4\u00dfig im hundischen Leib verteilen, und so zur gew\u00fcnschten Gewichtszunahme f\u00fchren. Die Dosierung war \u00fcbrigens sehr simpel: einfach die fehlende Masse an Quarzsand zuf\u00fcttern.<\/p>\n

In der Folge des Einfl\u00fcsterns durch Herrn W. begann Helene tats\u00e4chlich den von ihr hochgesch\u00e4tzten Sand als Nachtisch zu verlangen. Ihr Gewicht stieg und stieg, bis sie eines Tages die 12 kg erreicht hatte. Nach einem weiteren Wochenendworkshop mit Hundehypnose kannte sie nur ein Ziel: Gewicht halten.<\/p>\n

Das Tr\u00e4ning konnte beginnen.<\/p>\n

Wir hatten unglaublich viel Freude, wenn wir im Garten miteinander herumtollten. Helene schien zu sp\u00fcren, wenn eine Tr\u00e4ningseinheit anstand, denn an diesen Tagen rannte sie mir auf ihren kurzen Beinchen besonders schnell entgegen. Ich gebe zu, dass der Anfang nicht frei von Schwierigkeiten war, weil Helene sich nach den Schleuder\u00fcbungen auf meinen Nacken zu erbrechen pflegte. Doch dies legte sich zum Gl\u00fcck recht schnell.<\/p>\n

So h\u00e4tte es immer weitergehen k\u00f6nnen.<\/p>\n

H\u00e4tte, denn nach einem Vierteljahr musste ich das Hunde-Experiment abbrechen.<\/p>\n

Zwei Monate im Tr\u00e4ning fiel mir eine leichte Steifheit in Helenes rankem K\u00f6rper auf. Zuerst dachte ich an verklebte Faszien, welche ich mit gezielten \u00dcbungen zu lockern hoffte. Eine Hoffnung, die mich leider trog. Helene wurde zusehends ungelenk. Ein Besuch beim Tierarzt offenbarte das Unglaubliche: der Quarzsand in ihrem kleinen K\u00f6rper hatte sich mit Wasser, welches sie trank und dem von einer nahe gelegenen Baustelle herbeigewehten Zement zu M\u00f6rtel verbunden.<\/p>\n

Nun steht Helene starr und steif, mit ruckartig wedelndem Schweif auf der Fensterbank, von wo aus sie mit traurigen Augen auf die St\u00e4tte unseres Gl\u00fcckes schaut. Ich glaube, das Wort Dackelblick bekommt erst jetzt, erst durch sie seine wahre Bedeutung. Nat\u00fcrlich, so haben mir alle konsultierten Fachleute, vom Veterin\u00e4r \u00fcber Herrn W. bis zum Bauingenieur versichert, baut M\u00f6rtel sich im Hundek\u00f6rper binnen einiger Woche ab, doch gemeinsamen Sport wird es danach nicht mehr geben.<\/p>\n

Denn mit 8 Kilogramm ist Helene ein allzu leichtes M\u00e4dchen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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