Viele wollen es, wenige tun’s: einfach mal was anderes. Die Rede ist vom Ausgleichssport. Wenn man schon mal die Sportklamotten am Leib hat, kann man schlie\u00dflich gleich richtig …. eben nicht im Alltagssporttrott weitermachen! Zum Gl\u00fcck kennt das Lauferei einen Ausweg.<\/p>\n
Alternatives Alternativtr\u00e4ning hei\u00dft die bis heute hochgeheime Zauberformel. Der geheimste Geheimtipp, mit dessen unheimlicher Entheimlichung alle anderen Geheimtipps heimgehen k\u00f6nnen.<\/p>\n
Ich pr\u00e4sentiere: Staubsauging<\/em>.<\/p>\n Ganz recht. Staubsauging. Arbeiten mit dem Staubsauger.<\/p>\n Wir alle kennen schlie\u00dflich das Problem, welches durch das Bed\u00fcrfnis ausgel\u00f6st wird, eine dauerhaft reinliche Behausung zu bewohnen. Ob und wann Ma\u00dfnahmen ergriffen werden m\u00fcssen – Staubsaugen, daf\u00fcr hat ein jeder seine eigene Methode.<\/p>\n Ich f\u00fcr meinen Teil bezog meine Inspiration von Berichten \u00fcber Kanarienv\u00f6gel, die zu fr\u00fcheren Zeiten in Bergwerken als Gaswarner dienten. Zuviel Kohlenmonoxid, und der Piepmatz fiel von der Stange. Zeit, die Zeche zu l\u00fcften.<\/p>\n Mein Indikator f\u00fcr notwendige Saugarbeiten sind Wollm\u00e4use. Eine faszinierende Spezies, die sich unheimlich schnell und wie aus dem Nichts heraus vermehrt: Kaum habe ich ein paar Monate nicht geputzt, bev\u00f6lkern sie die Wohnung.<\/p>\n Dann ist es Zeit, der Wollmauspopulation den Garaus zu machen.<\/p>\n Dann ist Zeit f\u00fcr Staubsauging.<\/p>\n Staubsauging unterscheidet sich vom Staubsaugen in erster Linie durch die innere Haltung. Staubsaugen ist Putzen, Staubsauging ist Sport. Ausgleichssport. In jedweder Hinsicht mindestens genauso herausfordernd wie Laufen, und vielleicht gerade deshalb eine ideale Erg\u00e4nzung.<\/p>\n Weshalb?<\/p>\n Beginnen wir mit den rein k\u00f6rperlichen Belastungen, die auf den K\u00f6rper einwirken. Der typische Staubsauger ist schwer. Schwer genug, um bereits beim Tragen, mehr noch beim Hinterherziehen einen Belastungsreiz f\u00fcr die Rumpfmuskulatur zu setzen. Ein Reiz, der jedes Mal, wenn das Ger\u00e4t sich mal wieder an irgendeiner Ecke verfangen hat, aufs Neue auftritt. Die zuf\u00e4llige Folge der Hemmungen, noch dazu die unterschiedlichen Winkel, in denen das sogenannte Freiziehen erfolgen muss, vermeiden einseitiges Tr\u00e4ning.<\/p>\n Obendrein entspricht die dem Sauger entstr\u00f6mende Abluft in etwa dem, was der typische Stahlkocher zu inhalieren gewzungen war. Im 19. Jahrhundert. Vor der Erfindung von Schutzanz\u00fcgen und Filtern. Abluft? Abgas w\u00e4re zutreffender. W\u00e4ren nur die physischen Tr\u00e4ningseffekte, ich k\u00f6nnte mein Pl\u00e4doyer f\u00fcr Staubsauging an dieser Stelle beenden, m\u00fcsste mir jedoch den Einwand gefallen lassen, ich h\u00e4tte die wichtigsten Punkte verschwiegen. Ein Vorwurf, der mich vollkommen berechtigt tr\u00e4fe.<\/p>\n Denn der wahre Nutzen von Staubsauging liegt in seiner Wirkung auf des L\u00e4uflings Psyche.<\/p>\n Staubsauging ist in erster Linie mentales Tr\u00e4ning.<\/p>\n Bereits das Ger\u00e4usch k\u00f6nnte psychisch instabile Menschen durch Tonlage und Lautst\u00e4rke in wenigen Minuten in den Wahnsinn treiben. L\u00e4uflinge bringen dagegen von Haus aus eine robuste, ausgeglichene Pers\u00f6nlichkeit mit, die sie in die Lage versetzt, auch gr\u00f6\u00dfere Wohneinheiten ohne bleibende Sch\u00e4den zu reinigen. Vor zehn Jahren stand zu lesen, Kreuzfahrtschiffe w\u00fcrden sich mit L\u00e4rmkanonen als nicht-t\u00f6dliche Waffen gegen Piratenangriffe wappnen. Leute, rufe ich ihnen zu, ihr braucht die Dinger nicht erfinden. Stellt ein paar Staubsauger an Deck auf. Das gen\u00fcgt, um hoffnungsvolle Piraten zur\u00fcck ins Meer und in den Wahnsinn zu treiben. Am st\u00e4rksten ist der positive Einfluss von Staubsauging allerdings auf das Durchhalteverm\u00f6gen. Auf Hartn\u00e4ckigkeit. Langmut. Geduld. Demut. Hindernisse lassen sich wegl\u00e4cheln.<\/p>\n Denn der Staubsauger als Tr\u00e4ningspartner ist ein Hindernis. Und wenn er selbst keines zu sein vermag, findet er eines, an dem er sich festhaken kann. Wer dann kr\u00e4ftig am Schlauch zieht, hat bereits verloren.<\/p>\n Wenn du etwas verst\u00e4rken willst, musst du es bek\u00e4mpfen.<\/em> Wer diesen Satz pr\u00e4gte, kennt das Staubsaugen.<\/p>\n Der Staubsauger ist der Esel des einunzwanzigsten Jahrhunderts: st\u00f6rrisch, unwillig, stur. Und nichtmal mit roher Gewalt zu seiner origin\u00e4ren Aufgabe, seinem Wesenszweck zu bewegen. Nein, bevor hier friedvolle L\u00f6sungswege propagiert werden: er l\u00e4sst sich auch nicht mit Liebe zu irgendetwas bringen. Ein Staubsauger kann zum Arbeiten weder gezwungen, noch geliebt werden. Auch nicht geduldet.<\/p>\n Inoffiziell kann ich best\u00e4tigen: Des Dalai Lamas Anfall ist authentisch. Er geschah, als er bei einem meiner Seminare staubsaugte. Glaubt etwa jemand, ich sauge mir das aus den Fingern? Eben.<\/p>\n Wer Staubsauging betreibt, ist mental stark genug f\u00fcr jeden Ultramarathon. Wenn, was ich hoffe, k\u00fcnftig akkubetriebene Saugger\u00e4te auf den Markt kommen, werden damit Tr\u00e4ningseinheiten auf den angestammten Laufstrecken m\u00f6glich. Neben dem grandiosen Tr\u00e4ningseffekt hat diese Option einen weiteren Vorteil: die W\u00e4lder werden sauber.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Viele wollen es, wenige tun’s: einfach mal was anderes. Die Rede ist vom Ausgleichssport. Wenn man schon mal die Sportklamotten am Leib hat, kann man schlie\u00dflich gleich richtig …. eben nicht im Alltagssporttrott weitermachen! Zum Gl\u00fcck kennt das Lauferei einen Ausweg. 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\nHei\u00df, \u00fcbelriechend, trocken. Viertelst\u00fcndlich gelingt es einem einzelnen Luftmolek\u00fcl, sich zusammen mit dem Miasmenstrom durch die H\u00f6llenmaschine zu mogeln. Der saugende Sportler schnappt danach (von dieser Handlung leitet sich der Begriff Schnappatmung <\/em>ab), ist gl\u00fccklich und bleibt am Leben.
\nWer regelm\u00e4\u00dfig saugt, dem wird weder die hei\u00dfe Luft der Sahara, noch die d\u00fcnne Atmosph\u00e4re im Gebirge etwas anhaben k\u00f6nnen.<\/p>\n
\nMit solchen nicht-t\u00f6dlichen Waffen machen Millionen Menschen ihre Wohnung sauber.<\/p>\n
\nStaubsauging bef\u00e4higt den praktizierenden Staubsauger (womit der Sportler gemeint ist, nicht das Ger\u00e4t), in Situationen ruhig und gelassen zu bleiben, in denen ein Dalai Lama, nach dem dritten Tobsuchtsanfall, mit blutunterlaufenen Augen die zu Krallen gebogenen Finger mit hasserf\u00fclltem Blick fixiert. Wer im Staubsaugetr\u00e4ning steht, l\u00e4chelt entspannt w\u00e4hrend er sich \u00fcber hektische Yogis wundert, die sich \u00fcber jede Kleinigkeit aufregen.<\/p>\n
\nEr l\u00e4chelt W\u00fcsten nass und Fl\u00fcsse trocken. Berge legen sich vor ihm in den Staub. Denn er wei\u00df: nichts kann so schlimm sein wie Staubsaugen.<\/p>\n