{"id":2018,"date":"2013-09-26T14:46:38","date_gmt":"2013-09-26T12:46:38","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=2018"},"modified":"2013-09-26T19:24:37","modified_gmt":"2013-09-26T17:24:37","slug":"als-das-wetter-fieber-hatte-kein-stueck-in-drei-akten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/als-das-wetter-fieber-hatte-kein-stueck-in-drei-akten\/","title":{"rendered":"Als das Wetter Fieber hatte. Kein St\u00fcck in drei Akten."},"content":{"rendered":"

\"Sonne_Fieber.png\"<\/a>Erster Akt,
\nworin Menschen sich an der Sonne erfreuen.
\nDie Temperatur erregt Besorgnis.<\/em><\/p>\n

Vor nicht allzu langer Zeit, als das junge Eis in den gleichnamigen Dielen wuchs, begaben sich die Menschen Tag um Tag in die Natur, wo sie sich an der Sonne erg\u00f6tzten.
\nAllzu gut erinnerten sie sich an den langen, dunklen Winter.<\/p>\n

W\u00e4hrend der sch\u00f6nen Tage stieg die Temperatur auf f\u00fcnfundzwanzig Grad. Welch sch\u00f6ner Sommer!
\nL\u00e4uflinge griffen zu knappster Laufkleidung, lange \u00c4rmel sah man allenfalls auf Fotos von Traill\u00e4ufen. Im Gebirge.<\/p>\n

Bei \u00fcber drei\u00dfig Grad zur Mittagszeit trennte sich die Spreu derer, die entweder am fr\u00fchen Morgen oder \u00fcberhaupt nicht liefen, vom Weizen. Jene L\u00e4uflinge hatten sich angepasst, sie rannten schwei\u00df\u00fcberstr\u00f6mt durch die trockener werdende Natur.<\/p>\n

Als die Quecksilbers\u00e4ule schlie\u00dflich \u00fcber siebenunddrei\u00dfig Grad Celsius kletterte, wo sie tagelang verharrte, blickten L\u00e4uflinge auf verdorrte Pflanzen, die ihre letzte Kraft aufboten, um ein wenig Schatten zu spenden. Wer genug Fl\u00fcssigkeit im Leibe hatte, vergolt die Spende, indem er von seinem \u00dcberschuss abgab. Nicht wenige L\u00e4uflinge sahen sich in einer Schicksalsgemeinschaft mit der Pflanzenwelt. Ihre miktionsgelben T-Shirts mit dem Aufdruck „Ich bin ein Miktant“ sollten der heimischen Flora vor allem eines zeigen: eure Schattenspende soll nicht umsonst gewesen sein!<\/p>\n

Andere hingegen erinnerten sich daran, dass ein Mensch oberhalb von 37\u00b0 K\u00f6rpertemperatur krank ist.
\nBange Blicke hafteten auf den Messger\u00e4ten, bis allen klar wurde: das Wetter hat Fieber!<\/p>\n

Was tun?<\/p>\n

Ein fiebernder Mensch tut gut daran, sich zuhause – im Bett – aufzuhalten. Er bleibt Schule, B\u00fcro und Baustelle fern, er ruht sich aus.
\nIndes bleibt dies dem Wetter versagt. Es ist immer im Dienst. Ein Tag ohne Wetter? Undenkbar!<\/p>\n

Zweiter Akt.
\nEin L\u00e4ufling hat eine rettende Idee.<\/em><\/p>\n

F\u00fcr guten Rat h\u00e4tten wir damals jeden Preis bezahlt, w\u00e4re er denn feilgeboten worden. Manchen schien es sinnvoll, einige Tranchen wohlfeilen Geldes in s\u00fcdliche L\u00e4nder zu \u00fcbertragen – in der Hoffnung, von dort wenigstens einen rettenden Hinweis zu erhalten.
\nAndere dagegen pflegten eine Auspr\u00e4gung sportlichen Tuns, die ich als „gut beh\u00fctet“ bezeichne: Kopfbedeckungen aller Art konnten auf L\u00e4uflingsh\u00e4uptern bewundert werden: M\u00fctzen, T\u00fccher, Buffs, selbst Strohh\u00fcte konnte man sehen.<\/p>\n

Dazu achteten sie penibel darauf, immer und \u00fcberall gut hydriert zu sein. Viele hingen beim Thema Hydration der Vision pittoresk Font\u00e4nen verspr\u00fchender Hydranten nach, wie wir sie von Bildern aus New York kennen. Diese blieben leider aus, zudem denken die meisten wohl insgeheim, dass selbst im Land der unbegrenzten Wasservorr\u00e4te nur f\u00fcr Fotografen mit Wasser gespielt wird. Alle anderen – so auch wir – hingen an der Flasche.<\/p>\n

Und sinnierten, wie dem fiebernden Wetter wohl zu helfen sei.<\/p>\n

Eines Tages wurde ein L\u00e4ufling vom Blitz getroffen. Von einem Geistesblitz, um genau zu sein. Wenn, so dachte er, dem Menschen kalte G\u00fcsse und Wadenwickel Linderung versprechen, dann sollte es beim Wetter genauso wirken!<\/p>\n

Flugs machten er und viele, viele andere sich auf die Suche nach des Wetters Waden.
\nWeil jeder mithelfen wollte, stieg die Zahl der gelaufenen Wochenkilometer rapide an. Fieberhaft wurde nach den Waden des Wetters Ausschau gehalten, allerdings ohne, dass irgend jemand f\u00fcndig geworden w\u00e4re. Kalte G\u00fcsse ergossen sich blo\u00df in M\u00fcnder und benetzten bedeckte K\u00f6pfe.<\/p>\n

Besorgnis erregte die Gem\u00fcter der ach so hilfsbereiten L\u00e4uflinge, die dennoch unverzagt ihre Runden am Busen der Natur drehten (den zu ber\u00fchren sie \u00fcbrigens ebensowenig im Stande waren, wie bei des Wetters Waden).<\/p>\n

Dritter und letzter Akt,
\nworin das Wetter zeigt, was es kann.<\/em><\/p>\n

Die Situation spitzte sich weiter zu – es war unertr\u00e4glich schw\u00fcl geworden, und dunkle Wolken zogen auf.<\/p>\n

Ach k\u00e4me doch nur ein Gewitter!<\/p>\n

Zwei Tage lang hielt dr\u00fcckende Schw\u00fcle auch die hartgesottensten unter den L\u00e4uflingen von ihrer Lieblingsbesch\u00e4ftigung fern. Die meisten jedenfalls.
\nBis, ja bis eines Tages eine musterg\u00fcltige Schau dargeboten wurde. Wie nach einem Drehbuch hielt das Wetter, das sich offenkundig auf dem Weg der Genesung befand, eine perfekte Dramaturgie ein.<\/p>\n

Zuerst wurde es noch ein wenig schw\u00fcler. Stickig. Kein Blatt bewegte sich.<\/p>\n

Die Luft, nun, h\u00e4tte man gewollt, man h\u00e4tte sie in Brocken mit sich herumtragen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Dunkle, sehr dunkle Wolken am Horizont.<\/p>\n

Leichter Wind, der bald auffrischte.<\/p>\n

T\u00fcren schlugen, Gie\u00dfkannen wurden umgeweht.<\/p>\n

Dumpfes Grollen, Wetterleuchten aus der Ferne.<\/p>\n

Und dann ging es los: Blitz und Donner, Sturm mit Hagel und kalten G\u00fcssen, es sch\u00fcttete wie aus Kannen, der Himmel \u00f6ffnete seine Schleusen, Wolkenbruch, Wolken erbrachen sich \u00fcber die Landschaft, um Mensch und Natur zu erfrischen!<\/p>\n

Gewitter, sie bieten eine tolle Show und k\u00fchlen gleichzeitig ab.
\n„Donnerwetter!“ sagen wir anerkennend.<\/p>\n

Einunddrei\u00dfig Grad am n\u00e4chsten Tag.<\/p>\n

Das Wetter war wieder gesund.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Erster Akt,
\nworin Menschen sich an der Sonne erfreuen.
\nDie Temperatur erregt Besorgnis.<\/em><\/p>\n

Vor nicht allzu langer Zeit, als das junge Eis in den gleichnamigen Dielen wuchs, begaben sich die Menschen Tag um Tag in die Natur, wo sie sich an der Sonne erg\u00f6tzten.
\nAllzu gut erinnerten sie sich an den langen, dunklen Winter.<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[6],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2018"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2018"}],"version-history":[{"count":25,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2018\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":2032,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2018\/revisions\/2032"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2018"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2018"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2018"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}