{"id":1848,"date":"2013-07-24T23:09:47","date_gmt":"2013-07-24T21:09:47","guid":{"rendered":"http:\/\/das-lauferei.de\/?p=1848"},"modified":"2013-07-25T11:32:55","modified_gmt":"2013-07-25T09:32:55","slug":"das-olen-und-zen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/das-olen-und-zen\/","title":{"rendered":"Das \u00d6len und Zen"},"content":{"rendered":"

„Verdammte Hitze“. Mit diesem Gedanken wache ich seit Tagen auf, denn es ist Hochsommer. Die Zeit, in der mir die Sonne schon am fr\u00fchen morgen auf den…jedenfalls f\u00fchlt es sich an, als w\u00fcrde sie ihn mir versengen. Ich stehe auf, um die Jalousien herunter zu lassen. Verdunkelung ist keineswegs nur in Kriegszeiten notwendig.<\/p>\n

Mein Kreislauf und ich gehen in dieser Zeit getrennte Wege. Ich stehe auf, um mein Tagwerk zu verrichten, er bleibt im Bett. Abends geselle ich mich wieder zu ihm. Ob er sich dar\u00fcber freut? Ich weiss nicht recht, er wirkt eher unbeteiligt. Vielleicht nimmt er mir \u00fcbel, dass ich nicht im K\u00fchlhaus \u00fcbernachte. Zickiges Kerlchen, so ein Kreislauf. Wie gut, dass ich auch ohne ihn klarkomme. <\/p>\n

„Schei\u00df Hitze“. Allein die Vorstellung, bei sengender Sonne Sport zu treiben, treibt mir den Schwei\u00df auf die Stirn. Ich bin schon beim Anziehen ersch\u00f6pft.
\nWie hei\u00df es ist? Keine Ahnung. So hei\u00df jedenfalls, dass das Thermometer die Drei\u00dfig-Grad-Marke schon lange hinter sich gelassen hat. Im R\u00fcckspiegel kann es diese Marke vielleicht gerade noch erkennen. Aber ich weiss es wirklich nicht, denn schaue schon lange nicht mehr aufs Thermometer. Kann dessen flehenden Blick nicht ertragen, mit dem es mich um Schatten bittet.<\/p>\n

Und die Schwitzerei. Alles ist klebrig, \u00f6lig. Die ganze Haut mit einer Schmierschicht \u00fcberzogen. Kaum habe ich frische Klamotten an, sind sie nassgeschwitzt und ich versp\u00fcre den Drang sie zu wechseln. Ekelhaft.<\/p>\n

Ich hoffe t\u00e4glich auf ein Gewitter, mag die Show. Schw\u00fcle, dann ziehen Wolken auf, aus der Ferne l\u00e4sst sich ein Grollen vernehmen. Wetterleuchten, Wind kommt auf. Dann das ganze Programm. Tags darauf ist die Luft gereinigt, es ist k\u00fchl.<\/p>\n

Von wegen.<\/p>\n

Kein Gewitter.<\/p>\n

Stabile Wetterlage, hochsommerlicher Art.<\/p>\n

Ich suche nach einer alternativen Formulierung f\u00fcr „die Sonne knallt unerbittlich…“. Mir kommt es vor, als w\u00fcrde seit Karl May keinem mehr was anderes einfallen als die Worte Sonne und unerbittlich in einen Satz zu packen, wenn es darum geht, Hitze zu beschreiben. Kara Ben Nemsi hat bei seinen Reisen, die ihn nicht nur durch die W\u00fcste gef\u00fchrt haben, gewiss noch mehr W\u00e4rme abbekommen als wir hier.
\nJetzt f\u00e4llt mir etwas ein: „gnadenlos“ wir auch gern genommen, damit bekommen wir Westernatmosph\u00e4re, wir erinnern uns an die alten Holywoodschinken, in denen es nie regnet. Staubfahnen h\u00e4ngen \u00fcber der Pr\u00e4rie, der obligatorische Kugelbusch kullert hinterdrein. Und zwei Typen stehen einander gegen\u00fcber, belauern sich. Irgendwann schie\u00dft einer, der andere f\u00e4llt. Zumindest dann, wenn’s der B\u00f6se ist. Die Guten treffen immer, ballern zwanzig Mal aus dem f\u00fcnfsch\u00fcssigen Revolver. Durst l\u00f6schte man damals \u00fcbrigens mit Whisky. Das waren noch Zeiten.
\nDamals, als die Sonne noch – nein, nicht „sang“ – als sie noch sengte.
\nSonne sengt von jeher, wahrscheinlich, weil sich aus dem Verb „sengen“ mit dem Gestirn eine Alliteration basteln l\u00e4sst. Die sengende Sonne. <\/p>\n

Sengen, das tut sie.<\/p>\n

Schei\u00df Hitze.<\/p>\n

Es ist Sommer.<\/p>\n

Ich komme vom Laufen zur\u00fcck, der K\u00f6rper gl\u00fcht. Erfrische mich mit einem leckeren Mix aus ACE und Milch. Trockenes T-Shirt dr\u00fcber, um einen gef\u00fchlten Hektoliter Schwei\u00df aufzunehmen, damit nicht die ganze Wohnung geflutet wird.
\nNach endlos langer K\u00fchlphase springe ich kurz unter die Dusche, um mir kurz danach die Sinnfrage zu stellen. Wozu?
\nIch \u00f6le wieder ein.<\/p>\n

Die stickige Luft im Schlafzimmer kommt mir nicht mehr gar so \u00fcbel vor, am n\u00e4chsten Morgen kitzelt mich die Sonne wach. Der Tag verspricht wieder hei\u00df zu werden.
\nIrgendwie bin ich munterer als noch vor einer Woche, nicht schon vom Aufstehen v\u00f6llig platt, geschweige denn vom Laufen.<\/p>\n

Ich muss grinsen, als ich mich f\u00fcr mein Kettlebelltraining aufw\u00e4rme. Kalt sind die Muskeln wahrlich nicht. Erstaunlich: es ist hei\u00df, ich schwitze wie sonstwas, halte aber mein Pensum ohne Weiteres durch. <\/p>\n

„Ganz sch\u00f6n hei\u00df heute“.<\/p>\n

Die abendliche Laufrunde – immer noch weit \u00fcber drei\u00dfig Grad – f\u00e4llt etwas k\u00fcrzer aus.<\/p>\n

K\u00fcrzer und langsamer war geplant.<\/p>\n

Es ist halt warm. Ich genie\u00dfe die warme Luft auf meiner Haut, dank des Netzleibchens gibt es reichlich Kontaktfl\u00e4che. Schwei\u00df scheint mich zu \u00fcberfluten, rinnt und flie\u00dft, badet mich. Klatschnasse Haare. Ich grinse mir eins und ziehe das Tempo an. Die Hitze alleine macht einen schon fertig, aber ein Tick kann ich noch draufgeben.
\nNach dem Lauf klaube ich ein altes Shirt aus der W\u00e4sche, setze mich auf ein Handtuch.
\nHeute mal k\u00fchles Wasser mit Holundersirup, den meine Tante „Hollersaft“ nannte. In der Tat: \u00d6sterreicherin.
\nMit dem Glas in der Hand \u00f6le ich entspannt vor mich hin.<\/p>\n

„Geiler Lauf, coole Hitze“ *<\/p>\n

Es ist Sommer.<\/p>\n

Ein richtig sch\u00f6ner, hei\u00dfer Sommer.<\/p>\n

Im Sommer bin ich genauso leistungsf\u00e4hig wie sonst, nur ben\u00f6tigt mein Leib einen Teil der Leistung daf\u00fcr, mit der Hitze klarzukommen. Das tut er sehr gut.
\nIch schwitze eben, wenn’s notwendig ist auch den ganzen Tag. Einen Satz wie „Ich mache mich mal frisch“ kann ich in seiner Bedeutung erst richtig w\u00fcrdigen. Sch\u00f6n ist es, aus dem k\u00fchlen Nass zu steigen. Abtrocknen spare ich mir, zu sch\u00f6n ist die K\u00fchle auf der Haut.
\nNoch vor einer Woche haderte ich mit jedem Grad, jedem Schwei\u00dftropfen. Jetzt denke ich nichtmal mehr dran.<\/p>\n

Es ist, wie es ist.<\/p>\n

Es ist Sommer.<\/p>\n

* f\u00fcr das Wortspiel klopfe ich mir auf die Schultern: Coole Hitze. Ein Oxymoron.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

„Verdammte Hitze“. Mit diesem Gedanken wache ich seit Tagen auf, denn es ist Hochsommer. Die Zeit, in der mir die Sonne schon am fr\u00fchen morgen auf den…jedenfalls f\u00fchlt es sich an, als w\u00fcrde sie ihn mir versengen.<\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/1848"}],"collection":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=1848"}],"version-history":[{"count":11,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/1848\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":1859,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/1848\/revisions\/1859"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=1848"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=1848"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/das-lauferei.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=1848"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}