{"id":16,"date":"2012-04-06T13:16:51","date_gmt":"2012-04-06T11:16:51","guid":{"rendered":"http:\/\/ezzgo.de\/wordpress\/?p=16"},"modified":"2012-05-29T11:02:39","modified_gmt":"2012-05-29T09:02:39","slug":"sport-macht-worte","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/das-lauferei.de\/sport-macht-worte\/","title":{"rendered":"Sport macht Worte"},"content":{"rendered":"

Sprache lebt. Eigentlich bedarf es keines weiteren Beispiels daf\u00fcr, dass neue Worte hinzukommen, w\u00e4hrend andere in Vergessenheit geraten. Dieses besondere Wort scheint mir jedoch eine Erw\u00e4hnung wert, denn es deutet viel darauf hin, dass es seinen Ursprung in der Welt des Sports hat.
\nIch rede von einem Begriff, der die deutsche Sprache, seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts bereichert: dem „sehrsehr“.
\nDer Urheber dieses wundersch\u00f6nen Neologismus liegt im Dunkel der Geschichte verborgen; ich meine mich zu erinnern, dass es zuerst in Interviews mit Sportlern auftauchte: „es war ein sehrsehr harter Wettkampf“.
\nSehrsehr \u00e4hnelt dem vervielf\u00e4ltigten Dank (vielen, vielen Dank) und dem verst\u00e4rkten Lob (ganz, ganz toll), wird jedoch wie ein einzelnes Wort ausgesprochen.<\/p>\n

Mittlerweile ist „sehrsehr“ sehrsehr weit verbreitet. \u00dcber alle Bev\u00f6lkerungsgruppen hinweg.
\nIch habe im Duden nachgelesen. Der sagt mir, „sehr“ z\u00e4hlt zur Wortart der Modaladverbien. Die dienen dazu, eine Sache oder einen Vorgang zu erweitern oder einzuschr\u00e4nken.
\n„Wie war dein Marathon?“ „Sehr hart.“<\/p>\n

Haare spaltend mag man auf der Sachebene einwenden, dass Marathons immer hart sind. Steht der L\u00e4ufling besser im Training vielleicht nicht ganz so hart. Hat er einen schlechten Tag, wird’s h\u00e4rter.
\nDemnach m\u00fcssen H\u00e4rtegrade benannt werden k\u00f6nnen, wof\u00fcr es Modaladverbien gibt, und zwar nicht nur eines, sondern sehrsehr viele, daher auch der Plural.<\/p>\n

Der Online-Duden liefert alleine f\u00fcr „sehr“ eine F\u00fclle von Synonymen, in die unser Bauchgef\u00fchl eine Abstufung hineindeutet. „\u00e4u\u00dferst“ hart scheint mir h\u00e4rter als „arg hart“, wenn auch nicht ganz so hart wie „m\u00f6rderisch hart“. Und ein uns\u00e4glich harter Marathon war gewiss h\u00e4rter als ein sehr harter.
\nWie hart ist sehrsehr hart? H\u00e4rter als sehr hart. Sagen wir: \u00e4u\u00dferst hart.
\nUnd wenn es ganzganz hart war? So hart wie noch nie?
\nWende ich dann ein anderes Modaladverb an, und sage „m\u00f6rderischm\u00f6rderisch hart“? Alternativ kann ich meinen Wortschatz weiter eingeschr\u00e4nkt lassen, indem ich weiter \u00fcber die Vervielfachung steigere:
\n„ein sehrsehrsehr harter Lauf.“<\/p>\n

Eventuell k\u00f6nnen wir uns dem Ph\u00e4nomen von einer anderen Seite ann\u00e4hern, indem wir fragen, wie wir einen Diminutiv einf\u00fchren w\u00fcrden. Was w\u00e4re das Gegenteil von sehrsehr? Lasst uns „weniger“ als dem „sehr“ entgegen gesetzt annehmen. Wenigersehr ist mithin nicht nur schw\u00e4cher als sehrsehr, sondern auch schw\u00e4cher als sehr, denn der erste Teil einer Doppelung wirkt nicht auf das Adverb, sondern auf das Modaladverb „sehr“. Die Verdoppelung steigert daher nicht linear, sondern sie potenziert!<\/p>\n

Bevor ich nun weiter sinniere, sage ich vielenvielen Dank f\u00fcrs Lesen. Es hat mir argarg Spa\u00df gemacht, \u00fcber sehrsehr nachzudenken: zum Beispiel weiss ich jetzt, was ein Modaladverb ist.
\nDas gef\u00e4llt mir sehrsehr gut.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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